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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Neugestaltung Wupperinsel in Solingen Ortsteil Burg

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

2. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ausgangspunkt für die Neugestaltung der Wupperinsel ist der Talraum der Wupper, die die Solinger Industriegeschichte über Jahrhunderte beeinflusst und geprägt hat. Das idyllische Landschaftsbild des Naturraums Wupper mit dem bewegten Fluss, den von Erlen, Eschen und Weiden geprägten Auen, den steil ansteigenden, dicht bewaldeten Hängen und der alles überragenden Burg hat schon im 19. Jahrhundert Menschen aus nah und fern zu Ausflügen und Naturerkundung angelockt. Jedoch sind die Gastronomie, die Qualität des öffentlichen Raumes sowie die touristische Infrastruktur insgesamt in die Jahre gekommen. Das Konzept will die Geschichte, die denkmalgeschützte Bausubstanz und die Natur neu erfahrbar machen und einen spannenden Erlebnisort am Fuße des touristischen Highlights Schloss Burg schaffen.

Der dynamische, ursprünglich im Bereich der heutigen Wupperinsel verlaufende Flussverlauf der Wupper, wird nachgezeichnet durch die Wupperpromenade, dem zentralen Gestaltungselement des Entwurfes. Sie spannt sich auf zwischen dem Platz an der Eschbachbrücke, der als zentraler Willkommens- und Orientierungsort dient und dem Seilbahn-Platz vis-à-vis der Talstation. Er ist Vernüpfungspunkt zum oberen Wanderweg und bildet gleichzeitig das Entrée zur Spiel- und Picknickwiese sowie zur die Landschaft. Er bietet außerdem Platz für ein mobiles Gastronomieangebot wie z.B. einen Kaffeewagen und dient als Wende- und Zufahrtsbereich für Feuerwehr und Unterhaltungsfahrzeuge. Quer zur Fließrichtung der Wupper schaffen von Hecken flankierte Landschaftsfenster weite Sichtbeziehungen über die Wupper und machen neugierig auf das jeweils andere Flussufer.

Die Wupperpromenade wird als Shared Space mit einem gelbgrau changierenden farbigen Asphaltbelag ausgebildet. Unter einer Baumreihe von schattenspendenden Blüten- oder Obstbäumen können die Besucherinnen und Besucher flanieren, die Wupper erleben, Rad fahren, beobachten und verweilen. Gleichzeitig dient sie der Erschließung der neu geordneten, konsequent auf der Hangseite angeordneten Stellplätze, die durch geschnittenen Hecken gerahmt und in die vorhandene Gartenstruktur integriert werden. Insgesamt können 60 Stellplätze (inkl. 3 Behinderten- und 4 optionalen Stellplätzen) auf der Wupperinsel angeboten werden. Die touristische Infrastruktur wird durch 24 Fahrradanlehnbügel, eine E-Bike-Lade- und Verleihstation und ein öffentliches WC, das ebenfalls von Hecken gerahmt wird, ergänzt. Zum Schutz der wertvollen Uferbereiche, bündelt die Wupperpromenade die Ausstattungselemente und Besucherströme, vermeidet unnötige Eingriffe in das Flussufer und schafft Raum für eine eigendynamische Entwicklung des Flussufers.

Als wiederkehrendes Element und ablesbares Modul, werden an den Stellen, von denen der Flussraum am besten überblickt und erlebt werden kann, vier besondere Aufenthaltsplätze, die sogenannten Wupper-Orte vorgeschlagen. Zwei sind angedockt an die Wupperpromenade, einer befindet sich auf Höhe der Spiel- und Picknickwiese, der vierte ist oberhalb der Wupperinsel am Hangweg angeordnet. Die Wupper-Orte werden mit großformatigen Betonplatten befestigt und sind jeweils mit einer langen Bank und einer ca. 3 m hohen Informationsstele ausgestattet. Sie bieten Informationen zu den Themen „Naturraum Fluss“, „Naturraum Aue“, „Naturraum Wald“ und zum Thema „Industriegeschichte“ und sind wie die gesamte Wupperinsel unterhalb des Hangweges barrierefrei erreichbar. Einzelne Betonplatten erhalten mittels eines speziellen Fotoabdruck-Verfahrens eine Fotobeton-Oberfläche, die visuell zur thematischen Wissensvermittlung beiträgt und die Besonderheit des Ortes betont.

Die großzügige Spiel- und Picknickwiese steht insbesondere Familien zur Verfügung. Unter dem Thema „Fluss-Wunder“ wird das Unterwasserleben der Wupper und das Leben am Fluss abstrahiert dargestellt und Kindern auf spielerische Art näher gebracht. Überdimensionale Groppen, Neunaugen, Algen und Libellen laden an der Stelle des ehemaligen Flussbettes der Wupper zum Kletten, Wackeln und Entdecken ein. Von der Spiel- und Picknickwiese führt ein schmaler Kletterpfad den Hang hinauf und bietet einen Anschluss an vorhandene Wanderwege. Ein weiteres Spielangebot kann durch eine optional vorgeschlagene Seilbrücke über die Wupper geschaffen werden. Die filigrane Seilkonstruktion mit relativ geringen Eingriffen in das Ufer ermöglicht es mutigen Kindern und Erwachsenen auf ungewöhnlichem Weg den Fluss zu erleben und auf das andere Ufer zu gelangen. Der relativ lange Weg zwischen Wupperinsel und Unterburg entlang der Hauptstraße wird ebenfalls aufgewertet, die Querung über die Eschbachstraße mittels eines neuen Belages und optischer Markierungen für Fußgänger erleichtert. Der Seitenraum der Solinger Straße erhält wie die Plätze auf der Wupperinsel einen neuen, hochwertigen Kleinsteinpflasterbelag aus heimischer Grauwacke. Kleinkronige Bäume, Grasbänder und einige Bänke finden Platz auf dem zur Zeit recht eintönigen Fußweg zur Talstation.

Der Bereich um die Talstation, Startpunkt vieler Touristen für einen Besuch von Schloss Burg, wird durch die Gestaltung unter Ausnutzung der vorhandenen Höhensituation neu zum Flusslauf der Wupper ausgerichtet. Die Brüstungsmauer entlang der Hauptstraße wird im Bereich des zum Wasser orientierten Wiesenhangs geöffnet und mit Rasenstufen und Natursteinsitzmauern aus Grauwacke abgetreppt, so dass ein direktes Betreten der Hangwiese und Hinablaufen in Richtung Fluss möglich wird. Unter dem Motto „Burg-Welten“ können Kinder mit Blick auf den Burgberg auf einem Seil- und Kletterparcours Mauern und Anstiege erobern. Fahnen in den Wappenfarben der Grafen von Berg und kindgerechte Informationen tragen zur spielerischen Vermittlung von Geschichte bei. Die landschaftliche Stufenanlage im Wiesenhang geht fließend in eine neue einladende Treppe zur Talstation über. Die Talstation selbst, Startpunkt der traditionsreichen, überregional bekannten Seilbahn, wird in ein weites, den Fluss imaginär überspannendes buntes Blütenband aus Pflanzen der heimischen Bergwiesenwelt eingebettet. Im oberen Abschnitt des Hanges finden die beliebten Ziegen weiterhin ihr Zuhause. Das Blütenband schafft Lebensraum für zahlreiche Insekten und Pflanzen und trägt zur Artenvielfalt in diesem Abschnitt des Gewässersystems der Wupper bei.

Wesentlicher Teil des Ausstattungkonzeptes ist die Schaffung eines einheitlichen Leit- und Orientierungssystems. Ausgehend von der vorhandenen Stelenfamilie des Leitsystems Bergisches Städtedreieck werden die unterschiedlichen Informationsebenen und Wanderweg-Informationen in einheitlicher Form präsentiert. Die Anordnung ergibt sich aus dem räumlichen Konzept der Entréeplätze als Orientierungs- und Ankunftsorte, der Vermittlung der Landschafts- und Geschichtsthemen an den Wupper-Orten und der Wegweisung z.B. durch einfache Zeichen (Metallsignets) bzw. dezente Hinweisschilder an untergeordneten Weg- und Kreuzungspunkten z.B. eines neuen Denkmalpfades, der Wanderrouten etc. Auf den Wupper-Orten werden Infostelen mit Zugang zur digitalen Stadtinformation sowie lange Bänke aus Naturwerkstein (z. B. Grauwacke) mit Holzauflagen und Rückenlehne aufgestellt. Die sonstigen Bänke werden passend zur schlichten Ausstattungsfamilie gewählt und sind ebenfalls aus pulverbeschichtetem Metall mit Holzauflagen gefertigt. Die Beleuchtung wird aus Gründen möglicher schädlicher Einflüsse auf die Nachtfauna auf das Wesentliche reduziert. Sie wird auf den Bereich der Plätze und der Promenade beschränkt und erfolgt durch floral anmutende, filigranen Mastleuchten mit einem dezenten, warmweißen Licht. Streulichteffekte werden auf ein Minimum reduziert.

Neben den Aspekten des Naturschutzes und der ökologischen Weiterentwicklung der dynamischen Flusslandschaft nutzt das Konzept zur Neugestaltung der Wupperinsel die Chance, einen unverwechselbaren Willkommensort zur Erkundung der Bergischen Natur und Geschichte zu schaffen, die Wupper neu in den Mittelpunkt des Freizeit- und Naturerlebens zu stellen und Solingen-Burg wieder zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Touristen und Besucher aus nah und fern mit Strahlkraft über die Region hinaus zu machen.
Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Schnitt M 1:100

Schnitt M 1:100

Blick über die Wupperinsel

Blick über die Wupperinsel

Spielplatz "Burg-Welten" mit Blick auf Seilbahnhang

Spielplatz "Burg-Welten" mit Blick auf Seilbahnhang

"Wupper-Ort"

"Wupper-Ort"