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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Quartiersentwicklung Reese-Kaserne Ost in Augsburg

Lebendige Wohngassen

Lebendige Wohngassen

Anerkennung

bodensteiner fest Architekten BDA Stadtplaner PartGmbB

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Eine zweigeschossige Sockelzone wird von einem vielfältigen Nutzungsmix aus Läden, Atelier-Wohnen, Hand-werk-Wohnen, Einzelhandel-Wohnen, sowie Gemeinschaftsnutzungen belebt. Die konsequent horizontale Schichtung lässt klar definierte urbane und autofreie Räume ohne Konflikte zwischen privat und öffentlich entstehen.

SOCKEL
Der zweigeschossige Sockel bietet alle möglichen Kombinationsformen von Arbeiten und Wohnen, kleinen Läden, Werkstätten und Büro-Arbeitsplätzen. Beide Geschosse können aber auch unabhängig voneinander über das Gemeinschaftstreppenhaus erschlossen werden. Gemeinschaftsräume sind jeweils am Eck des Blocks angeordnet. Die
Geschäfte, Praxen und Werkstätten profitieren von der unmittelbaren, barrierefreien Präsenz im öffentlichen Raum.
Auch sehr kleine Einheiten für Gründer oder weniger lukrative Geschäftsmodelle sind im öffentlichen Raum sichtbar und wirken belebend fürs Viertel.

STADTRÄUMLICHE BEZÜGE UND ÜBERGEORDETE STRUKTUR
Abwechslungsreiche, räumlich klar gefasste Stadträume bilden den atmosphärischen Rahmen für die vielfältige und intensive Nutzung des urbanen Quartiers. Im Inneren der Blöcke entstehen ruhige Oasen hoher Aufenthaltsqualität. Subtil wahrnehmbare Abstufungen der Privatheit und der Zugehörigkeit bieten die Voraussetzungen für eine lebendige Nachbarschaft.

RÜCKZUGSMÖGLICHKEIT ALS VORAUSSETZUNG FÜR EIN KOMMUNIKATIVES MITEINANDER


STRASSEN FÜR MENSCHEN
Während die Innenhöfe der Blöcke halbprivaten bis teilweise sogar privaten Charakter besitzen, reicht der öffentliche Raum zwischen den Blöcken bis an die Hauswand heran. Wie im gemischt genutzten Altbau-Quartier ist an der Schnittstelle zwischen öffentlichem Raum und Gebäude keine Filterfunktion erforderlich: Die fürs Wohnen gewünschte
Privatheit im Erdgeschoß wird durch ein optionales Hochparterre hergestellt. Darüber hinaus können schutzbedürftiger Räume zum Innenhof hin, oder im (Maisonette-) Geschoß darüber angeordnet werden.

ARCHITEKTUR
Einschnitte in Form von Dachterrassen und Loggien strukturieren die Fassaden und bieten jeder Wohnung einen möglichst uneinsehbaren Freibereich. Die Parzellierung ermöglicht Geschoßwohnungsbau gleichermaßen wie Townhouses, Reihenhäuser und Doppelhäuser - alles als Teil des Blocks. Das Farbkonzept sieht fein aufeinander abgestimmte, erdige Töne vor.

SENIOREN UND KINDER ÜBERALL
Es gibt keine Mehrgenerationenhäuser, keine Seniorenwohnungen, sondern eine integrative Durchmischung im gesamten Quartier. Der Mix verschiedener Wohn-typologien, gepaart mit einem sozialen Hilfsdienst ermöglicht Hilfebedürftigen das Leben im inklusiv gemischten, sozialen Umfeld. Überschaubare Nachbarschaften teilen sich gemeinsame Außenräume (Höfe) zum miteinander sein.

GEMEINSCHAFT
Am Eck jedes Blocks befindet sich ein Gemeinschaftsraum. Seine Orientierung zum Durchgang erlaubt es Feste auch bei Regen ins Freie zu erweitern. Auf der gegenüberliegenden Seite des Durchgangs befindet sich eine Mobilitätsstation mit Paketstation und Müllplatz.
Hier leiht man sich das Lastenrad, repariert den Anhänger und holt sich abends die Pakete. Innerhalb der Sockelzone sind über den Gemeinschaftsflächen kleine Appartements angeordnet, die dauerhaft vermietet werden oder tageweise als Gästewohnungen den Bewohnern des Blocks zur Verfügung stehen.Als Ausgleich für
verlorene Geschoßfläche, aber auch zur Akzentuierung im Karrée erhält dieser Bereich jeweils ein zusätzliches Geschoß obenauf.

DACHTERRASSEN ÜBERALL
Die Dachnutzung der Mehrfamilienhäuser ist zu 70% der Hausgemeinschaft und zu 30% den obersten Wohnungen zugeordnet. Das Dach des „HUB“ wird für
Solarenergienutzung vorgesehen und versorgt damit das Quartier.

AUSSENRAUMQUALITÄTEN
Das Quartier wird durch das sparsam möblierte und vielseitig bespielbare Erschließungsnetz geprägt. Der als Mischfläche konzipierte Außenraum ist immer wieder von durchgrünten Versickerungsflächen durchzogen. Autos sind nur in Ausnahmefällen zum Be- und Entladen zugelassen und für Rettung. Hier findet informelle Begegnung statt. Den Hauseingängen zugeordnet gruppieren sich immer wieder Fahrradabstellmöglichkeiten für Besucher und einige Bänke für den längeren Ratsch. Der öffentliche Individualverkehr verbleibt auf der Sommestraße und wird von dort in das Parkhaus (HUB) geleitet. Die Innenhöfe bieten halbprivate ruhige Räume für die Bewohner. Hier spielen die Kleinen, die Nachbarschaft trifft sich und auf Wusch kann je nach EG-Nutzung eine kleine Teilfläche privat genutzt werden.

QUARTIERSPLATZ
Zwischen Abraxas und neuem Quartier entsteht ein Platz, der über die Funktion des Quartiersplatzes hinaus auch auf das weitere Umfeld ausstrahlt. Er gibt Raum für die Aktivitäten des Quartiers wie für die des Kulturzentrums und unterstützt die Vernetzung des neuen Quartiers im Umfeld. Angrenzend an den Platz überdacht der hier auskragende Baukörper des „HUB“ eine Fläche von 15 x 51 Meter in einem lichten Raumprofil von 6 Metern Höhe. Neben der Alltagsnutzung für die Außenbewirtschaftung von Osteria und Bar dient die Fläche als Bühne für Open-Air Veranstaltungen und für
Feste. Die Nordfassade des HUB kann dabei als Projektionsfläche genutzt werden.

QUARTIERSGARTEN
Als charakterlicher Gegenpol zum Quartiersplatz entsteht der Quartiersgarten am Westrand zum Park. Neben dem Erhalt der dortigen Baumgruppe unter der naturnahes Spiel angeboten wird trifft man sich hier vor allem auch zum gemeinsamen Gärtnern.

Beurteilung durch das Preisgericht

In der klaren, einfachen städtebaulichen Grundanlage mit sechs Hoffiguren im südlichen und einem ebenfalls einfach strukturierten Nordbereich kann dieser Beitrag weitgehend überzeugen. Die Dimensionierung und Proportionierung der Freiräume ist ausgezeichnet. Der Stadtplatzbereich im äußersten Nordosten er-füllt mit seiner Formlosigkeit die Erwartungen an einen einladenden Auftakt für den Reesepark nicht. In der Baugestaltung überrascht der Beitrag mit einem ausgeprägt urbanen Duktus. Das Schaubild zeigt eine schöne Einheitlichkeit der architektonischen Durchbildung, großteilige Fassadengliederungen und noble zweigeschossige Eingangsausbildungen verdienen Anerkennung.
Die zu engen und zu kleinen Baublöcke stoßen auf große Bedenken. Qualitätsvolle Wohnungsgrundrisse ließen sich insbesondere in den Baublockecken kaum entwickeln. Der Vorschlag diese Ecken im Erdgeschoss mit Gemeinschaftsräumen zu besetzten wird begrüßt.
Durch die kompakten Blöcke und die geschlossene Hofstruktur ist eine enge Abstimmung und Kooperation bei der Planung und Realisierung erforderlich, sollten die Blöcke aufgeteilt und an mehrerer Akteure vergeben werden. Es ist grundsätzlich möglich, unterschiedliche Typologien zu realisieren, die Blöcke passgenaue aufzuteilen und kleinteilig zu vergeben.
Auch die Freibereiche und Grünräume im Südteil präsentieren sich überzeugend. Der neue Quartiersplatz verklammert das Abraxas-Jugendkulturzentrum und das neue Stadtquartier vorteilhaft. Auch der Gartenplatz am Westrand ist attraktiv.
Das Erschließungskonzept basiert sinnvoll auf dem Abfangen des MIV in der Mobilitätsstation am Quartiersrand. Im Übrigen bleibt aber unklar wie mit den Sonderverkehren umgegangen wird. Die Bedürfnisse des ÖPNV werden mit zwei Haltestellen an der Sommestraße ausreichend berücksichtigt. Insgesamt stellt sich der Entwurf als Beitrag von beträchtlichem Potenzial dar, das in einigen Bereichen noch nicht ausgeschöpft ist.
Lebendige Wohngassen

Lebendige Wohngassen

Lageplan und Konzept

Lageplan und Konzept

Grundriss Vertiefungsausschnitt

Grundriss Vertiefungsausschnitt

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

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