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Einladungswettbewerb | 06/2021

Quartiersentwicklung und Neubau Gebäudekomplex in Hamburg-Eimsbüttel

4. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Das Landschaftsarchitekturkonzept unterstützt das städtebauliche Leitbild, greift historisch gewachsene Strukturen auf und erzeugt unterschiedliche, den Nutzungen entsprechende, hohe Aufenthaltsqualitäten.

Der Signal Iduna Baukörper als zentraler Baustein dieses Gesamtensembles erhält zur Moorweide hin einen repräsentativen, großzügig gestalteten Vorplatz. Locker verteilte Sitzelemente unter dem malerisch gewachsenen Baumbestand laden zum Verweilen ein. Alle verkehrlichen Funktionen werden behutsam in die Gestaltung integriert. Konträr zur gegenüberliegenden Moorweide entsteht hier eine dem Ort angemessene Balance aus urbaner Vorplatzsituation mit parkähnlichem Charakter.

Auf dem Vorplatz begleitet ein kostbarer Belagsteppich aus changierenden, beigefarbigen Natursteinplatten die Besucher - über den Haupteingang durch das Foyer - hin zum Innenhof. Umlaufende Arkaden kreieren im Zusammenspiel mit der im vorderen Teil des Hofes gelegenen historischen Brunnenanlage eine einzigartige Stimmung. Im hinteren Teil fasst ein hoch aufgeastetes Baumdach aus geschnittenen, klimaangepassten Stadtbäumen den Raum und bietet hohe Aufenthaltsqualitäten, speziell in den Sommermonaten. Außengastronomie, lose verteilte Sitzobjekte aus Naturstein und ein Trinkbrunnen ergänzen das Angebot.

Dern zweiten, nördlich gelegenen, öffentlichen Hof sehen wir als besonderen Ort mit einer eigenen Charakteristik. Große, malerisch gewachsene Robinien stehen auf wassergebundener Wegedecke, artifizielle Lichterketten hängen zwischen ihnen und kreieren in den Abendstimmungen eine Wohlfühlatmosphäre. Drei massive Podeste aus Holz, die bewusst eine natürliche Patina entwickeln sollen sowie einzelne, lose im Raum stehende und frei kombinierbare Stühle bieten Angebote zum Verweilen, zur Diskussion in Gruppen oder zum Genuss eines Glases kühlen Chardonnay an einem lauen Sommerabend. Ein bewusst in die Achse zum östlich gelegenen Alsterufer und zur westlich gelegenen Warburgstraße platzierter Trinkbrunnen erweitert das Angebot an diesem zukünftig hoffentlich sehr lebendigen, hochwertigen Stadtraum.

Der dritte, eher private Hof mit der Möglichkeit zur Unterbringung einer Kitafreifläche im Südosten zeigt ein deutlich grüneres Gesicht. Er zeichnet sich durch eine fast parkartige Charakteristik mit topografisch modellierten Grünflächen aus, bestehend aus offenen Rasenflächen und natürlichen Gräser- und Pflanzflächen. Natürlich gewachsene Parkbäume mit malerischem Erscheinungsbild erzeugen in den unterschiedlichen Jahreszeiten eine Vielfalt in Blatt und Farbe und laden zum Verweilen im lichten Schatten ein. Vorstellbar sind einzelne, dezentral platzierte Sport- und Freizeitelemente sowie musikalische Elemente für alle Generationen als Anreiz zur aktiven Bewegung und Bespielung des Ortes. Die unmittelbare Nähe zum denkmalgeschützten Gebäude der alten Musikschule und seine frühere Nutzung findet man im übertragenen Sinn nun im Außenraum wieder - als musikalisches, „grünes“ Vorzimmer.

Die einzelnen Straßenräume werden sensibel mit dem vorhandenen Baumbestand weiterentwickelt und in Teilen ergänzt. Die Gehwegbereiche sollen nach Möglichkeit verbreitert und der ruhende Verkehr, dort, wo es möglich ist, verdrängt werden. Es soll eine für den Menschen angenehmere Zonierung mit Außengastronomie und ausreichend Platz zum Flanieren und Spazierengehen an diesem prominenten Ort ermöglicht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben sich entschieden, den ursprünglichen Entwurf zu modifizieren und nun ein zusammenhängendes Ensemble zu entwickeln, welches an die denkmalgeschützte Villa anschließt und drei unterschiedlich gestaltete Höfe enthält. Das Preisgericht ist jedoch der Auffassung, dass die Bildung eines geschlossenen Baublocks an dieser Stelle städtebaulich nicht die beste Lösung ist. Hier hätte man sich sowohl eine Unterteilung in mehrere Gebäude als auch eine Öffnung des Blocks mit öffentlicher Durchwegung, insbesondere des historischen Brunnenhofs gewünscht. Dennoch wird die Großzügigkeit der weiten Innenhöfe mit ihren unterschiedlichen Atmosphären ausdrücklich gewürdigt. Auch die gekonnte Aufweitung der Warburgstraße mit der zusätzlichen Baumreihe vermag die Qualität der Erdgeschosszone mit ihren urbanen, vielfach gastronomischen Nutzungen deutlich zu erhöhen. Nach dem Motto „Vielgestaltigkeit in der Einheit“ wird versucht, die Baumasse, insbesondere an der Warburgstraße, durch unterschiedlich gestaltete Fassaden optisch in mehrere Häuser zu unterteilen, eine Maßnahme, die mangels innerer Logik nicht überzeugt. Auch die vorgeschlagenen Fassadenmaterialien von Naturstein bis Putz repräsentieren in ihrer Anmutung nicht das gewünschte Bild einer modernen Firmenzentrale. Die Bebauung des südlichen Hofes mit dem Brunnenensemble ist neuer Hauptsitz der SIGNAL IDUNA Gruppe. Das Gebäude erhielt eine großzügige, repräsentative Eingangshalle an der Moorweide mit viel Transparenz und Durchblick in den Innenhof. Die Bürowelten der Obergeschosse sind hier, wie auch in den anderen Teilen des Ensembles, routiniert durchgearbeitet und als gut strukturierter Dreibund mit hoher Nutzungsflexibilität und kurzen Wegen entwickelt. Die Arbeit hat unbestrittene Qualitäten und schafft großzügige Außenräume selbst bei einer hohen Flächeneffizienz. Gleichwohl vermisst man bei diesem Ensemble die konzeptionelle Klarheit und Strahlkraft, die diesen wichtigen Stadtraum zu einem besonderen Ort machen könnte. Das Konzept der Freiflächen bietet differenzierte Räume an. In diesem Kontext ist die bestehende Brunnenanlage in einem der beiden Atriumhöfe wohl situiert, sichtbar vom Eingangsbereich des SIGNAL IDUNA Hauptgebäudes. Die beiden Innenhöfe bieten generell differenzierte Nutzungen sowie intensive Begrünungen durch Solitärbaumpflanzungen für eine höhere Aufenthaltsqualität und differenzierter Nutzung an. Der nördliche, an das Ensemble angrenzende Freiraum, wird im Duktus eines Parkcharakters in Richtung vorhandener Bebauung fortgeschrieben. Die Warburgstraße sowie Alsterterrasse erhalten ebenfalls solitäre Baumpflanzungen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität in den hausnahen Bereichen. Der Übergang von der Moorweide zum Gebäudeensemble der SIGNAL IDUNA Gruppe wird durch informale Pflanzinseln mit Gräsern und Solitärbaumpflanzungen atmosphärisch und identitätsstiftend ergänzt. Die vorgeschlagene Ost-Westverbindung mit öffentlichem Charakter im nördlichen Bereich wirkt isoliert und nicht identitätsstiftend.
Lageplan

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