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Offener Wettbewerb | 11/2021

Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen in Berlin-Lichtenberg

Perspektivische Darstellung des Wartenberger Boulevards

Perspektivische Darstellung des Wartenberger Boulevards

Anerkennung

Preisgeld: 4.800 EUR

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Stadtplanung / Städtebau

Schieferdecker Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

PLATTE MEETS KIEZ
Der Entwurf für das neue Zentrum Neu-Hohenschönhausen ergänzt die bestehenden Gebäude und Nutzungen durch eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen, Natur, Kunst und Kultur.
Durch die Setzung der neuen Baumassen werden gefasste, am menschlichen Maßstab orientierte Stadträume geschaffen. Die monotonen und unbelebten Resträume nördlich und südlich der Falkenberger Chaussee werden durch aneignungsoffene, vielfältig nutzbare öffentliche Räume ersetzt. Grundlage des Konzeptes ist ein Freiraumgerüst, welches an den Biotopverbund entlang der Bahn anknüpft und diesen mit den neu geschaffenen Kiezen verzahnt.

Das neue Kultur- und Bildungszentrum (KuBiZ) und die Quartiersgarage (Park’n Play) schirmen die rückwärtige (nördliche) Wohnbebauung des ‚Brunnenkiezes’ vom Lärm der Falkenberger Chaussee ab und schaffen einen sozialen Ort der Bildung, Kultur und Bewegung in direkter Nähe zum Kino. Ein mit Bäumen bestandener Boulevard schafft zwischen diesen Nutzungen einen neuen öffentlichen Begegnungs- und Aufenthaltsraum. Die Grünstruktur des ‚Wustrower Aktivbandes’ findet durch diesen grünen Boulevard von Osten kommend bis zum ‚Linden-Center’ eine Fortführung und trägt zur Verbesserung des Stadtklimas, der Biodiversität und der Lebensqualität in Neu-Hohenschönhausen bei.

Plätze unterschiedlicher Größe und Programmatik werden durch den Grünen Boulevard miteinander verbunden. Der Prerower Platz wird zum multifunktionalen Marktplatz „Share & Care“, der für Veranstaltungen, Wochen- und Trödelmärkte genutzt werden kann und mit einem Wasserspiel zur Erfrischung und zum interaktiven Spiel einlädt. Vor dem Kino und dem KUBIZ wird der „Teppich“ ausgerollt, baumbestandene Sitzskulpturen machen den öffentlichen Raum am „Cine-Art Plaza“ zum beliebten Treffpunkt und Kommunikationsraum über Kunst und Kultur. Der Mobility Hub am BVG Jelbi wird durch die Verlegung der Tram- und Bushaltestelle mit einer guten Anbindung an den ÖPNV, Bike-Station und E-Ladesäulen zum neuen „Umsteiger“ für nachhaltige Mobilität.

Zwischen dem KuBiz und der Falkenberger Chaussee wird die steile Böschung neu modelliert und durch Baumpflanzungen zu einem lockeren Stadtwald generiert, der einen angenehmen Sicht- und Lärmschutz bietet. Die ehemals als Parkplätze genutzte Fläche wird entsiegelt und zukünftig zu einem Naturspielplatz und Ort der Begegnung für Jung und Alt entwickelt. Rampen- und Treppenanlagen erschließen diesen neuen Stadtraum barrierefrei und verbinden KUBIZ, KINO und Park & Play fußläufig mit der Falkenberger Chaussee.

Die Wohnquartiere südlich der Falkenberger Chaussee erhalten durch Vor- und Rücksprünge der Baufluchten einerseits halböffentliche Flächen, die einen grünen Puffer zur stark befahrenen Straße bilden, und andererseits geschützte, südexponierte private Freiräume, die durch Baum- und Strauchpflanzungen räumlich gefasst werden. Quartiersplätze schaffen eigenständige Adressen und verbinden die neuen Wohnquartiere miteinander.
Ein übergeordnetes Ziel für das Städtebaulich- Freiraumplanerische Konzept war die Berücksichtigung des Baumbestandes, die Erhaltung des Großgrüns und Ergänzung durch zahlreiche Neupflanzungen. Die Baumscheiben wurden dabei durch breite Grünstreifen ersetzt, die mit artenreichen Ansaaten unterpflanzt werden, welche den Fuß der Bäume vor dem Austrockenen schützen, den Boden mit Nährstoffen anreichern und die Biodiversität erhöhen. In diesen Pflanzstreifen kann zum Teil auch das Oberflächenwasser versickert, gesammelt und zur Baumbewässerung genutzt werden.

Erschließung: Die Wustrower Straße wird nur noch zweispurig geführt, so dass der Straßenquerschnitt reduziert und die fußläufige Verbindung zwischen KUBIZ und Lindencenter optimiert werden kann. Der PKW-Verkehr wird auch in der Wartenberger Straße auf nur eine Spur reduziert, so dass Fuß- und Radverkehr in diesem Stadtraum Priorität haben. Die Fahrradwege an der Falkenberger Chaussee werden durchgehend auf 2,50m Breite ausgebaut, so dass sie in beide Richtungen befahrbar sind und eine Querung der Falkenberger Chaussee vermieden werden kann.

Das Ensemble aus BVG-Hub, Tram/Bushaltestelle und ‚Falkenturm‘ markieren den Standort des neuen Zentrums Neu-Hohenschönhausen visuell im gesamtstädtischen Kontext. Durch die Bündelung der Mobilitätsangebote in Verbindung mit zwei Quartiersgaragen in direkter Nähe zur Falkenberger Chaussee wird der MIV und Parkverkehr weitestgehend aus dem neuen Zentrum herausgehalten. So sind die öffentlichen Räume dem Aufenthalt der Menschen vorbehalten und unterstützen das soziale Miteinander der umliegenden Großwohnsiedlungen.

Die Abstandsflächen zwischen der Falkenberger Chaussee und dem nördlichen Teil des Mühlengrundviertels werden durch eine drei- bis sechsgeschossige Wohnbebauung mit öffentlicher Erdgeschossnutzung in Wert gesetzt. Der ‚Falken Kiez‘ reduziert die Breite des ausufernden Straßenraums der Falkenberger Chaussee auf eine städtische Dimension.
Hybride Gebäudetypologien mit vielfältigen gemeinschaftlich nutzbaren Höfen und grünen Gärten schaffen neue Wohn- und Arbeitsformen im Stadtgebiet Neu-Hohenschönhausen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt den menschlichen Maßstab in den Vordergrund der Betrachtung und hat es sich zum Ziel gemacht, stadträumlich angemessen proportionierte Gebäude und Freiflächen zu schaffen. Typologisch markiert ein südöstlicher Hochpunkt an der Brücke, das Turmkarrée, das Quartier. Südlich der Falkenberger Chaussee entstehen bandartige neue freistehende Gebäude für Wohnen und Gewerbe, die eine gute Durchlässigkeit zur Falkenberger Chaussee sowie zur Schule (ISS) erlauben. Die bandartige Wohnbebauung wird aufgrund der dortigen Verkehrs- und Lärmbelastung sowie der vorhandenen Dichte und Höhe des Bestandes mit entsprechender Verschattung hingegen kritisch beurteilt. Nördlich der Falkenberger Chaussee sind drei kompakte und sehr niedrige Baukörper positioniert. Diese beidseitige Fassung erscheint sehr/zu kleinmaßstäblich für den Straßenraum der Falkenberger Chaussee.

Östlich und westlich des Kinos wird eine nachvollziehbare offene Blockstruktur für Wohnen vorgeschlagen. Positiv hervorzuheben ist die Umnutzung bzw. Aufstockung des bestehenden Gewerbebaus zugunsten einer „Kunst Box“ mit Tiertafel, Seniorenwohnen und Tagespflege im EG. Ge-würdigt wird das insgesamt vielfältige und differenzierte Wohnungsangebot, welches Sonderwohnformen wie Bordinghouse, Clusterwohnungen, betreutes Wohnen mit gemeinschaftlichen EG-Zonen vorschlägt.

Das zentral gelegene KuBiZ nimmt viel Raum ein und bietet somit wertvolle Andockpunkte im Quartier. Die Wartenberger Straße wird zum Shared Space umgewandelt und soll als Boulevard fungieren, zu dem sich das KuBiZ orientiert. Ein Platz als Ersatz des überbauten Brunnenplatzes wird allerdings nicht entwickelt. Die Konzentration der gewerblichen Nutzungen an dieser Stelle scheint sinnvoll.

Die Verlegung der Tramhaltestelle ins Quartier hinein bildet einen neuen verkehrlichen Schwerpunkt – ein zentraler Mobilitätspunkt als Gelenk für Tram, Bus sowie Fahrrad- und Ausleihstation. Dieser Bereich wird gestalterisch und lagetechnisch geschickt verstärkt und gewinnt augenscheinlich an Attraktivität. Der neu geschaffene Kulturplatz östlich des KuBiZ verbindet die Haltestelle mit der vorgeschlagenen Mobilitätsbrücke über die Gleise. Dieser Ansatz wird vom Preisgericht gewürdigt, kann jedoch insbesondere hinsichtlich einer Realisierbarkeit (Bedenken hinsichtlich des Verlustes der kurzen Wegebeziehung von der Tram- an die derzeitige S-Bahn Haltestelle) nicht überzeugen.

Die Arbeit schafft ein vielschichtiges Freiraumangebot mit großem Potential zur Identifikation für die Nutzer*innen und verknüpft das Gebiet konsequent bis über die S-Bahn-Station hinaus. Kritisch gesehen wird die Unterbrechung des freiräumlichen Kontinuums am ehemaligen Brunnenplatz. Die Gliederung in Bauabschnitte ist gegeben, das geforderte Raumprogramm wurde grundsätzlich abgebildet, liegt jedoch im Vergleich unter dem Durchschnitt.

Der Arbeit gelingen angemessen differenzierte Stadträumen und Wohnungsangebote, die dem Anspruch der Verfasser*innen nach dem menschlichen Maßstab gerecht werden und Verknüpfungen in die Nachbarschaft zulassen. Insgesamt schafft der Beitrag jedoch kein zufriedenstellendes Gesamtbild aufgrund der hohen Kleinteiligkeit in den Strukturen und fehlender Hierarchien.
Perspektivische Darstellung des Wartenberger Boulevards

Perspektivische Darstellung des Wartenberger Boulevards

Perspektivische Darstellung des Gesamtensembles aus nord-östlicher Richtung

Perspektivische Darstellung des Gesamtensembles aus nord-östlicher Richtung

Perspektivische Darstellung des Gesamtensembles aus nord-östlicher Richtung

Perspektivische Darstellung des Gesamtensembles aus nord-östlicher Richtung

Ausschnitt Konzeptplan und Schnittansicht Nord-Süd

Ausschnitt Konzeptplan und Schnittansicht Nord-Süd

Ausschnitt Konzeptplan und Schnittansicht Nord-Süd

Ausschnitt Konzeptplan und Schnittansicht Nord-Süd

Plan 1

Plan 1

Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 2

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Plan 4

Plan 4

Plan 4

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Plan 5

Plan 5

Plan 5

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Modellfoto Ansicht von Westen

Modellfoto Ansicht von Westen