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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2009

Dienstleistungs- und Verwaltungsgebäude für die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU)

Zur Überarbeitung aufgefordert

rasmussen | brunke

Architektur

TPlan Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

rasmussen | brunke | sauer

Architektur

Erläuterungstext

Wettbewerb Neubau BSU

Erläuterungsbericht Gebäudekonzept


Städtebauliche Konfiguration und Landschaftliche Integration

Städtebaulich orientiert sich die Planung für den Neubau der BSU zunächst an dem Masterplan von Jo Coenen & Co und Agence Ter und den damit verbundenen Beziehungen zum umgebenden Stadt- bzw Landschaftsraum. So ergibt sich ein im Grundriss L-förmiger Baukörper, dessen beide Flügel in der Schnittstelle zu einem Hochpunkt kulminieren. Der Gebäudeteil entlang der Neuenfelder Strasse schafft zu dieser Seite ein Rückrat für das Gelände während er gemeinsam mit dem Gebäuderiegel der angrenzenden Berufsschule einen länglichen Grünhof fasst, der gleichzeitig als fußläufige Passage verwendet wird. Allerdings wird hier bewusst auf die westliche Schließung des Hofes verzichtet und so in Kombination mit der Staffelung der oberen Geschosse eine gute Belichtung des Berufsschulgebäudes ermöglicht.
Die tatsächliche städtebauliche Strategie des Konzeptes erschließt sich jedoch nicht allein durch den Grundriss. Unter Einhaltung der wichtigen städtebaulichen Kanten setzt sich der landschaftliche Kontext im Gebäude fort. Es entsteht eine dreidimensionale durchschreitbare Gebäudelandschaft mit zahlreichen Gründächern die als attraktive Aufenthaltsflächen für die Nutzer des Neubaus dienen.
Die Struktur des Gebäudes ermöglicht auch eine Gliederung der großen Gebäudemasse und schafft so die Möglichkeit zu unterschiedlichen Wahrnehmungstiefen und Maßstabsbezügen. So kann man das Gebäude von weitem, beispielsweise aus den IGS Gelände, als Großform lesen, während von nahmen die verspringende Oberkante der Kolonnade die darunter liegenden Räume definiert und ihnen eine Maßstäblichkeit verleiht.
Mit der unmittelbaren baulichen Umgebung kommuniziert das Gebäude zum einen über die flacheren Gebäudeteile bis 24müNN zum anderen über den Turmbau (ca. 54müNN), der gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Hotelturm ein kommunikatives Ensemble bildet. Gleichzeitig wirkt der Turm als weitsichtbares Erkennungszeichen der BSU und schafft Orientierung.


Äußere Erschließung

Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den am Turm gelegenen Haupteingang bzw. für die Mitarbeiter direkt über den ihrer Abteilung zugeordneten Erschließungskern. Die Haupteinfahrt zur Tiefgarage liegt, im Grünraum des Vorplatzes integriert, an der Neuenfelder Strasse. Im Norden befindet sich rückwärtig noch eine zweite Einfahrt, welche von den Nutzern der Berufsschule angefahren werden kann. Hier befindet sich auch die Verkehrsgewerbeaufsicht mit den zugehörigen Stellplätzen, die so einfach anzufahren ist, ohne den restlichen Betrieb des Gebäudes zu behindern. Östlich der Verkehrsgewerbeaufsicht befindet sich die Anlieferung und Entsorgung der BSU, die über eine lang gestreckte Laderampe die unterschiedlichen Funktionen des Hauses versorgt.
Entlang der Neuenfelder Strasse werden die einzelnen öffentlichen und externen Nutzungen. direkt vom Vorplatz aus betreten.


Funktionale Organisation

Die Tiefgarage befindet sich im untersten Geschoss auf + 1.00müNN und beinhaltet neben den Stellplätzen notwendige Technikflächen. Im Geschoss darüber auf +4müNN befindet sich auf der Seite der Neuenfelderstrasse das Stadtmodell, die Kantine und die externen Nutzer. Unter dem Hochhaus und im nördlichen Gebäudeteil befinden sich das Gros der zentralen Sonderflächen die zum Betrieb des Gebäudes dienen, wie Beispielsweise die Kantinen Küche, die Archive, die Hausdruckerei, die Poststelle, der Fahrradraum, die Labore, der zentrale Müllraum, usw., sowie die der Anlieferbereich. Auf 7,5müNN befindet sich das Hauptfoyer, welches and den Vorplatz des Turmes anbindet. Nördlich erreicht man den, durch eine Glastrennwand visuell verbundenen Konferenzbereich. In den Geschossen darüber befinden sich die Bürobereiche. Diese sind, versetzt meandrierend angeordnet, so dass sich zum einen nach einer Seite offene Höfe ausbilden, zum anderen begehbare Gründächer entstehen, welche den landschaftlichen Bezug bis tief ins Gebäude holen und so zur Attraktivität der Arbeitsplätze beitragen.
Die Arbeitsplätze sind in einer lichten Trakttiefe von 12,70m bzw. teilweise 14,50m in Form von Zellen- und Kombibüros organisiert mit einem Achsraster von 1,30m. Bei der Konzeption wurde darauf geachtet die Gebäudestruktur so flexibel wie möglich zu halten. So wird beispielsweise durch den Einsatz hochintegrierter Decken eine durchgehende lichte Höhe der Bürobereiche von 3,0m ermöglicht, um so bei Bedarf auch problemlos Großraumbüronutzungen unterzubringen. Dies wird noch unterstützt durch die Beschränkung der Brandabschnitte auf unter 400m², so dass weitere Brandschutztechnische Anforderungen entfallen. Den Büros zugeordnet sind jeweils die im Achsraster integrierten Abteilungsbezogenen Sonderflächen, sowie die in Kernnähe befindlichen Stockwerksbezogenen Sonderflächen.
Einen Sonderbereich in den Büroflächen stellt die Behördenleitung dar, welche im obersten Geschoss des Turmes angesiedelt ist. Hier können offizielle Gäste in repräsentativen Rahmen empfangen werden. Gleichzeitig bietet diese Positionierung auch den höchsten Sicherheitsgrad im Gebäude.


Innere Erschließung

Die vertikale Erschließung erfolgt über regelmäßig angeordnete Kerne, die sowohl den notwendigen Treppenlauf, als auch je einen Aufzug beinhalten. Die Geschosse des Hochhauses werden über drei Aufzüge inklusive Feuerwehraufzug angefahren. Die Kerne sind so angeordnet, dass die unterschiedlichen Abteilungen jeweils direkt erschlossen werden können und so eine ungewollte Durchquerung anderer Territorien vermieden wird. Auch eine eventuelle Untervermietung der einzelnen Abschnitte ist so ohne weiteres zu realisieren. Durch die Begrenzung der Brandabschnitte auf unter 400m² wird eine hohe Flexibilität in der Grundrissorganisation erreicht.
Das Sicherheitszonenkonzept unterscheidet zwischen öffentlich, halböffentlich und intern. Dabei sind die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss nach Süd Westen entlang der Neuenfelder Strasse organisiert. Die halböffentlichen wie beispielsweise der Konferenzbereich schließen unmittelbar an den öffentlichen bereich an, sind aber räumlich getrennt und somit auch kontrollierbar. Ansonsten ist vorgesehen die Bürobereiche, welche mit stärkerem Besucherfrequenzen zu rechnen haben in Turmnähe unterzubringen und somit vom zentralen Foyer erreichbar zu machen. So ist hier auch eine optimale Kontrolle möglich.
Versorgt wird das Gebäude über die Anlieferung im Nord Osten. Von hier aus ist auf der Ebene +4.0müNN die Aufzugsbatterie des Turms erreichbar, von der aus alle Geschosse angesteuert werden können.


Fassade

Die konzipierte Fassade ist das Ergebnis der Einbindung zahlreicher Einflussfaktoren. Zum einen existieren ganz unmittelbare Anforderungen wie beispielsweise an den Schallschutz, die den Einsatz eines Doppelfassadensystems als mögliche Lösung nahe legen. Zum anderen ist der Wunsch nach einer energetisch wirksamen Fassade verwirklicht worden. Unser System baut auf einer zwei bzw. teilweise Dreischichtigkeit auf. Die äußere Schicht besteht aus rahmenlos gleitenden Schiebelementen. Die zweite Schicht ist die eigentlich thermisch trennende. Sie besteht aus einem Brüstungsanteil und einer Raum hohen, über eine Achse gehende, 3fach-Verglasung. Raumseitig wird die Hälfte der Fensterfläche mit PCM(Phase Change Material) Modulen bestückt. (siehe Beschreibung auf den Plänen) Diese funktionieren zusammen mit Prismengläsern, die ihnen in der ersten Schicht vorgelagert sind. Diese reflektieren im Sommer die Strahlungswärme und leiten sie im Winter in die Speichermodule, welche sie dann beim Abkühlen an den Raum abgeben. Gleichzeitig lassen die PCM Module aufgrund ihrer Transluzens diffuses Licht ins innere, welches zu einer angenehmen Lichtstimmung am Arbeitsplatz sorgt. Die übrige Fensterfläche gewährt freien Ausblick nach Draußen. Hier kommt ein individuell regelbarerer in der Zone zwischen Isolierverglasung und äußerer Schicht liegender Sonnenschutz zum Einsatz. Vor den Brüstungselementen wird bedrucktes Glas eingesetzt um den gemeinsam mit den vorgenannten Elementen ein flächiges Gesamterscheinungsbild zu generieren.


Äußeres und inneres Erscheinungsbild

Der, die Büros fassende Baukörper scheint in seiner klar formulierten kräftigen baukörperlichen Ausformulierung über der dazu kontrastierenden, in warmen Farben gehaltenen, Sockelzone zu schweben. Während das Erdgeschoss den Besucher klar in das Haus einlädt, zum einen durch die dort angesiedelten Funktionen, zum anderen durch den hohen Grad an Transparenz, agiert der Körper in den oberen Geschossen diffuser. Er gibt sich weder der Illusion totaler Transparenz hin, noch möchte er eine ausschließlich introvertierte Rolle übernehmen. Im ‚Dazwischen‘ spielt sich hier die Wahrnehmung ab. Blinkwinkel und Lichteinfall spielen eine große Rolle bei der Wahrnehmung und erzeugen einen in der Gesamtwahrnehmung homogenen Körper, der in sich jedoch extrem heterogen ist. Dieses Spiel wird in der Nacht invertiert. Während die hellen Flächen des Tages stetig abdunkeln wird die Fassade nun von der Belichtung einzelner Büros bzw. Abteilungen in einen funkelnden Leuchtkörper verwandelt. Der Turm trägt diese Geste der Offenheit und Neugier in die Ferne.
Die Innenräume in den Bürobereichen sind zum einen durch eine sehr gute natürliche Belichtung zum anderen durch eine Vielzahl unterschiedlicher Aus und Durchblicke zu den Höfen dem umgebenden Grün und zu anderen Bürobereichen charakterisiert. Insgesamt entsteht eine kommunikative Gesamtstruktur die die Grundlage für ein produktives und angenehmes Arbeitsumfeld schafft.