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Einladungswettbewerb | 03/2015

Hohe Straße 52

ein 3. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

Lindener + Partner

Architektur, Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Wir haben einen Baukörper entwickelt, der sich an der prominenten Nachbarschaft und der historischen Bebauung des Grundstücks orientiert. Prägend für diesen Innenstadtbereich um das zu beplanende Grundstück sind das ehemalige Kaufhaus Tietz, jetzt Kaufhof, sowie das Palatium mit seinen neoklassizistischen, stark vertikal gegliederten Fassadenstrukturen. Beide Gebäude wurden vom Architekten Wilhelm Kreis Anfang des 20.Jahrhunderts als Handels-/ Warenhäuser errichtet.

Diese Baukörper wurden in voller Höhe, ungeachtet der Bedeutung der Straßen auch in die Nebenstraßen geführt. So wurde ein sehr homogenes Stadtbild geschaffen.

Auffallend sind bei dem unmittelbar benachbarten Palatium und auch der historischen Bebauung des Grundstücks, dass hier jeweils 2 Geschosse mittels säulen- oder arkadenartiger Bauteile zusammengefasst und so großzügige Fassadenstrukturen geschaffen wurden. Auch der Kaufhof weist im 2. + 3. Obergeschoss solche Fassadenelemente auf. Für die Fassadenbekleidung wurde ein für diese Zeit üblicher Sandstein verwendet.

Das Höhenkonzept der Stadt Köln sieht für den Stadtbereich, in dem das neue Warenhaus entstehen soll, eine maximale Höhe von 22,50 M vor. Der von uns entwickelte Baukörper soll seine Höhe von 20 Metern auch in den, gegenüber der Gürzenichstraße deutlich schmaleren Hohe Straße bzw. Großen Sandkaul beibehalten; nicht alleine, um die historische Bebauung an dieser Stelle zu würdigen, sondern auch um wieder klare Straßenräume zu definieren.

Auch unser Entwurf sieht vor, Erdgeschoss und das erste Obergeschoss sowie die oberen beiden Geschosse formal zusammen zu fassen. Dies ermöglicht eine 2-geschosshohe Shopfront im EG und 1.OG, die für die Einzelhandelsdarstellung besonders wichtig ist.

Die gewünschte massive Präsenz des neuen Warenhauses erschwert die vom Auslober des Wettbewerbs gewünschte Öffnung der Ecke in Richtung Schildergasse. Unser Entwurfskonzept sieht vor, die statisch erforderlichen breiten Fassadenstützen in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen aus den Gebäudeecken einzurücken, um diese ´offen ´ gestalten zu können. Auch die 2-geschossige Eingangsecke entspricht den Wünschen des Einzelhandels.

Das Einfügen deutlich schlankerer Fassadenstützen in das Primärraster verfolgt in erster Linie das Ziel, ähnliche Fassadenstrukturen wie in der prominenten Nachbarschaft zu schaffen. Dieses Gestaltungsmittel wird aber auch dazu eingesetzt, durch diese scheinbare zufällige Gliederung der Fassade die gewünschte ´offene ´ Ecke zu ermöglichen. Der spielerische Rhythmus der Fassadenstützen im Straßenraum lässt nutzungsbedingt erforderliche Flexibilität in Bezug auf Ladenteilungen, großzügige Schaufensterdekorationen und Eingangsanlagen zu.

In den oberen beiden Geschossen verdichtet sich die Anzahl der Stützen, um den Anteil geschlossener Flächen zu erhöhen. Die horizontale Gliederung erfolgt über ein hohes massives Steinband im Bereich der Geschossdecke des 2. Obergeschosses.

Die langgestreckte Anordnung des Treppenhauses in der Großen Sandkaul lässt die Weiterführung der offenen Fassade in diesem Bereich nicht zu. Hier wurde das Gestaltungsprinzip des Entwurfes umgekehrt und schlanke Fensterschlitze in die massive Fläche eingefügt, um diese zu strukturieren. So schaffen wir den Bezug zu den Fassaden Gürzenichstrasse und Hohe Strasse. Die Zugangstüren zu den Treppenhäusern sind in Fensterschlitze integriert, die sich über die gesamte Gebäudehöhe erstrecken. Diese beinhalten auch die nach Landesrecht erforderlichen Fensteröffnungen.

Das Dachgeschoss ist als typisches Staffelgeschoss konzipiert und umfasst die Fläche, die notwendig ist, die auf dem Dach positionierte Technik zu umschließen. Die auf dem Dach angeordneten Sichtschutzwände umschließen die Lüftungstechnik vollständig, verlaufen parallel zu den Außenwänden des Gebäudekörpers und springen in der Regel um das Maß ihrer Höhe über Attika von der Außenkante zurück.

Der Entwurf der Fassade berücksichtigt wirtschaftlich sinnvolle Abmessungen für die Schaufensterflächen und liegt damit bezüglich der Kosten für die Fassade im normalen Bereich für Kaufhausfassaden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit präsentiert eine Fassade, die die Anforderung an die Nutzflächenmaximierung erfüllt und in vergleichbarere Art und Materialität als neuzeitliche Geschäftshausfassade in vielen Großstädten Einzug gehalten hat. Sie ist erkennbar unproblematisch zu realisieren.

Die unregelmäßig gegliederte Obergeschossfassade erlaubt eine flexible Bürounterteilung, das Erdgeschoss und 1. Obergeschoss öffnen sich großflächig zu den Fußgängerzonen.
Nicht verständlich ist die Gegenüberstellung der klassisch 3-zonig gegliederten Nachbarbauten Kaufhof und Paladium zur 2-zonig gegliederten Fassade des Entwurfs, die die etwas missglückte Proportionierung dokumentiert. Die fehlende Eckstütze an der Kreuzung Hohe Str. / Gürzenichstraße bringt das Gliederungsgefüge aus dem Gleichgewicht.

In Verbindung mit der wenig Plastizität ausstrahlenden Fassadenhaut und des optisch "nicht vorhandenen" Dachgeschosses stellt der Beitrag zwar eine mögliche Lösung im städtebaulichen Zusammenhang dar, vermag jedoch nicht ganz die Erwartung an eine besondere Adressbildung zu erfüllen.