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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2018

Neubau Gemeindeverwaltung in Oberwil

Grande rue

1. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

BGM ARCHITEKTEN BSA

Architektur

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Suisseplan Ingenieure AG

Verkehrsplanung

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasserinnen und Verfasser legen ihrem Entwurf eine äusserst tiefe und umfassende Analyse nicht
nur der Entwicklungsgeschichte von Oberwil, sondern auch der Entwicklung der engsten Umgebung des Gemeindehauses zugrunde. Im Wesentlichen geht es darum, der für ein bäuerliches Strassendorf typische und heute noch ablesbare Wechsel von Bauernhäusern, baumbestandenen «Grüntaschen», ehemaligen Bauerngärten und Hofvorfahrten wieder zu stärken. Die Verfassenden stellen fest, dass mit dem Bau der heutigen Gemeindeverwaltung, ohne Akzentcharakter, diese starke Komposition an
der Kreuzung Stephan Gschwind-Strasse weitgehend zerstört wurde. Sie verstehen ihren Entwurf als «kritische Rekonstruktion».
Es gelingt mit dem neuen Gemeindehaus überzeugend, den Dorfplatz ins historische Dorfzentrum zurückzuholen. Der neu gewonnene Gemeindehausplatz wird zugleich Eingangsvorplatz des Gemeindehauses, Vorbereich des ehemaligen Däge-Lädeli und Aufakt einer spannungsvollen Freiraumkaskade, welche das hangseitige Ensemble von öfentlichen Bauten wieder an die Hauptstrasse anbindet.
Das Gemeindehaus wurde konsequent auf diese städtebauliche Zielsetzung hin entwickelt.
Der minimale Fussabdruck ist die Voraussetzung, die beengte Situation freizuspielen. Das 6-geschossige Volumen setzt dafür einen wichtigen Akzent an der Kreuzung. Es bildet einen in allen Richtungen sichtbaren «Eckturm». Die leichte Verschränkung von zwei Volumen unterschiedlicher Höhe verleihen dem Gebäude eine Unverwechselbarkeit. Die hohe Hauptfassade unterstreicht die Bedeutung als Eingangsfassade
und die Lage zum Dorfplatz.
Zudem wird die steigende Topografie sichtbar. Durch den tieferen Gebäudeflügel fügt sich das Gemeindehaus gut in die Höhen der Gebäude an der Hauptstrasse und der Schulstrasse ein. Die Sockelpartie als Übergang zur Schulstrasse aber auch im Anschluss an die Freiraumkasskade ist noch nicht schlüssig erkennbar und präzise gelöst.
Der architektonische Ausdruck vermittelt trotz der flexiblen inneren Bürostruktur den Eindruck eines Hauses im Dorf.
Der markante Baukörper nimmt sich in seiner Farbigkeit zurück und bindet sich in die
markante Dachlandschaf ein. Der Baukörper bildet zu allen Seiten eine Fassade aus und unterstreicht damit, zusammen mit der Wertigkeit des Fassadenmaterials Kunststein und den Holzfenstern, seine Bedeutung als öfentliches Gebäude.
Der neu geschafene Gemeindeplatzwird mit einer Sitztreppe mit dem höherliegenden Wehrlinplatz verbunden, sozusagen als Aufakt einer «Freiraumkaskade» im öfentlichen Zentrum der Gemeinde (Gemeindehaus, Wehrlinhalle, Schulhaus). Vor der Wehrlinhalle spannt sich eine ofene Platzfläche, auf deren Randpartien verschiedene Nutzungen konzentriert sind. Gegen die Schulstrasse nimmt ein Velounterstand den bestehenden Notzugang zur Zivilschutzanlage auf.
Die Schulstrasse wird als Begegnungszone gestalterisch integriert und die Besucherparkplätze sowie die Veloabstellplätze in dieser Zone organisiert. Einzelbäume und kleine Baumgruppen verteilen sich über die Platz- und Strassenräume.
Durch die Positionierung und die Ausrichtung des Neubaus gelingt es den Verfassenden eine städtebauliche stimmige Platzsituation zu schafen.
Die grosszügige Sitztreppenanlage setzt ein starkes Zeichen und kann als Aufakt zu der angestrebten «Freiraumkaskade» verstanden werden. Die gestalterische Integration
der Schulstrasse spielt die direkte Umgebung des Neubaus frei und ermöglicht unterschiedliche Nutzungen.
Die Zonen sind angemessen möbliert, einzig die Vorzone an der Hauptstrasse wirkt
breit und leer. Die Veloabstellplätze im direkten Eingangsbereich der Gemeindeverwaltung fehlen. Die innere Organisation orientiert sich am Verständnis einer für alle ofenen Gemeindeverwaltung. Das Gemeindehaus zeigt Ofenheit und Transparenz. Nach dem Eintritt durch den Eingang weitet sich das Erdgeschoss zu einer übersichtlichen Eingangshalle, sozusagen als Fortsetzung des Dorfplatzes aus.
Es ist schlüssig organisiert und weist ein gutes Ambiente auf. Der durch das ganze Gebäude geführte Lichthof vermittelt einen guten Überblick. Der Personalzugang ist im ersten Obergeschoss, von der Eingangshalle unabhängig angeordnet. Die Geschosse sind gut strukturiert. Unmittelbar neben der Vertikalerschliessung liegen pro Geschoss ein kleines Sitzungszimmer für Kundengespräche und in Sichtweite des Treppenhauses ein Empfangsdesk. Durch die klare Trennung von tragender Struktur und Ausbau bleibt die Raumaufeilung langfristig äusserst flexibel.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch die, aus der Analyse des Ortes herausgearbeitete, subtile städtebauliche Setzung und architektonische Ausgestaltung. Es ist ein Beitrag zur Klärung und Stärkung der ortsbaulichen Situation von Oberwil. Im Innern vermittelt das Gebäude die Vorstellung eines ofenen Gemeindehauses und einer transparenten, bürgernahen Verwaltung. Die Organisation ist schlüssig.
Die Gebäudestruktur flexibel und langfristig anpassbar.
© BGM ARCHITEKTEN GmbH / Hager Partner AG

© BGM ARCHITEKTEN GmbH / Hager Partner AG