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kooperative Planungskonkurrenz | 03/2018

Fassadengestaltung des Zentrums für Ressourcen und Energie (ZRE) in Hamburg

ein 3. Preis

Design Erick van Egeraat

Architektur

Erläuterungstext

Schönheit der Nachhaltigkeit
Die gegenwärtige Wirtschaft transformiert sich sicherlich schneller und schneller in Kreisläufen. So auch unserer Versorgung. Wir konsumieren mehr, aber machen das gleichsam täglich auch nachhaltiger. Wir werfen nichts weg. Was heute noch Müll ist, wird zu neuen Rohstoffen und Energie. Der Recyclingprozess ist sauber; so sauber, dass die bisherige Assoziation einer Müll verarbeitenden Anlage als umweltbelastender Un-Ort Vergangenheit ist.
Möglich ist dies alles nur, aufgrund einer hoch avancierten Technik.

Die Gestalt des Zentrums Für Ressourcen und Energie ZRE in Hamburg sollte deshalb sowohl die technische, wie auch die ökologische Innovation der Anlage repräsentieren.
Es gibt dabei nichts zu verhüllen. Genauso wenig gibt es auch keinen Grund für Hybride-Cross-Over-Spielereien. Das ZRE ist keine Skipiste, kein Schwimmbad oder ein Amazonasurwald.
Die Fassadengestaltung des Zentrums muss in Bezug auf Innovation auf Augenhöhe mit der Anlagentechnik sein. Sichtbar, einfach und direkt.

Das Haus für das ZRE ist am besten eine Ökologische -Saubermacher und -Energie Zentrale. Nicht mehr, aber auch nicht Weniger. Es ist was es ist und das ist schon ganz viel.
Dieses Zentrum effektvoll zu gestalten, das ist hier die Aufgabe. Eine Aufgabe von Saubermachen und Schönheit. Das ist keine technokratische Aufgabe, sondern ein realer Wunsch nach Schönheit. Wie macht man so etwas? Eine wichtige Frage.

Die Gestaltung folgt bewusst der Schönheit der Recycling Technik und der Schönheit der ökologischen Werte, die diese Technik vorbringt. Eine Architektur ohne dem Pathos der Maschinen Ästhetik des letzten Jahrhunderts. Gemacht wie wir das heutzutage tun, aufrichtig und effektiv. Bewusst auch nicht ‚aus einem Guss‘ gebildet. Die vorliegende Vorplanung der Gebäude und dessen Technik führt uns nicht in dieser Richtung.
Deswegen folgt die Gestaltung des neuen ZRE’s der federführenden Technik. Die Formgebung ist absichtlich ein wenig eklektisch, immer aber raffiniert und von allen Seiten und Standpunkten höchst attraktiv. Ein beeindruckendes Zentrum der Sauberkeit und technischer Schönheit.

Wenn so die Identität des ZREs reflektiert und repräsentiert wird, wäre es überflüssig, die Gebäudehülle zusätzlich mit „anlagen-fremden“ Elementen wie Photovoltaik, Windturbinen aufzuwerten. Wenn es gelingt, das neue Zuhause des ZREs, zeigen zu lassen wie das ZRE funktioniert und was es produziert, verdient ein solches Haus vollkommen gerechtfertigt einen prominenten Platz in der Stadt Hamburg.

Wir schlagen für das Zentrum Für Ressourcen und Energie ZRE folgende Maßnahmen vor:
1. Die Stahlskelett Konstruktionen der Maschinenhallen – die Anlagenteile in denen die
Transformation in Energie erfolgt – erhalten eine Hülle aus polierten Metall-Panelen.
Die dreieckigen Sandwich-Elemente sind aufgrund der dreidimensionalen Geometrie
selbstragend und können – am Kopfpunkt abgehängt - mit einer minimierten
Unterkonstruktion auf das vorhandene Stahlskelett montiert werden. Die facettierte,
glänzende Oberfläche löst die simple, schachtelartige Geometrie der einzelnen Halle in
ein komplexes Bild auf. „State of the art“ Anlagentechnik trifft auf „State of the art“
Fassadentechnologie.
2. Der architektonische Hauptkomplex des ZRE – Müllbunker, Kesselhaus,
Hausmüllaufbereitung, Turbinenhalle. Trafos, BHKW – wird mit einem „grünen,
schwebenden Schirm“ zusammengefasst. Eine filigrane Seilnetz Konstruktion fungiert
als Rankhilfe für bodengebundene bzw. in Trögen wurzelnde Kletterpflanzen.
Blühende und farbwechselnde Pflanzen wie Glycinen (Wisteria Sinensis) oder Wilder
Wein (Parthenocissus Tricuspiota) ergeben ein jahreszeitlich wechselndes
Erscheinungsbild, das die perfekte glänzende Metallfassade komplementiert.
3. Die Kipphalle – der von der Straße sichtbarste Teil – wird von den rostbraunen
Trapezblechen befreit und erhält eine transparente, transluzente Hülle
4. Die Gebäude für die Bioabfallaufbereitung, Trocknerhalle und Rottegebäude – die
Anlagenteile in denen die Anlieferung, Sortierung, Lagerung erfolgt - sind überwiegend
Stahlbeton Konstruktionen. Diese zum Hauptkomplex peripher angeordneten, flachen
Gebäude bilden keinen qualitativen Raum, sind daher eher als Landschafts-Elemente
zu betrachten. Die Oberflächen der Betonfassadenelemente werden so verändert,
dass sich biologische Organismen wie Moose, Flechten, Algen oder Pilze ansiedeln und
entwickeln können. Die Technologie ist seit einigen Jahren in Erprobung und eignet
sich auch für die STB-Wände der Bestandgebäude wie z.B. dem Müllbunker
5. Das Besucherzentrum und der Skywalk fungieren als „Super-Zeichen“.
Eine spektakuläre Aussichtsplattform, von der aus Besucher die Gesamtanlage
erfassen können, ist attraktiver, wie ein geschlossener Gang der die einzelnen
Dachflächen verbindet. Die Erschließung des Besucherzentrums erfolgt über den
Erschließungskern des Kesselhauses mit einem Sonderaufzug für Besuchergruppen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zielt darauf ab, durch das Einführen von vier neuen architektonischen Elementen das als heterogen + disparat wahrgenommene Konglomerat der geplanten Anlage zu ordnen. Auf Erdgeschossebene soll mittels Biobetonfassaden eine gestalterische Aufwertung erfolgen.

Die darüberliegenden Geschosse erhalten eine mittels Kletterpflanzen berankte „grüne Vorhangfassade“, die als positiver Imageträger die mit dem ZRE assoziierten Themen wie Ökologie + Nachhaltigkeit transportieren soll, aber auch dem grünen Kontext des Volksparks sowie des grünen Rings gerecht zu werden sucht.

Der über allem schwebende Skywalk krönt als dreieckige Großform die gesamte Anlage, bietet attraktive Ausblicke und bindet in Kombination mit dem darunterliegenden Quadrat des „grünen Vorhangs“ das heterogene Formenkonglomerat zu einer architektonischen Großform mit Wiedererkennungswert zusammen. Als viertes Element werden Teile der Anlage mittels gefalteter Aluminiumfassade formal aufgewertet.

Die Realisierung des Skywalks hinsichtlich seiner Konstruktion und Umsetzbarkeit
innerhalb des Budgetrahmens wird kontrovers diskutiert.

Die Realisierbarkeit einer durchgängigen Fassadenbegrünung wie abgebildet wird bezweifelt. Dies wird nicht zuletzt in Frage gestellt, da eine Bepflanzung der Fassade selbst nicht möglich scheint und jegliche andere Anpflanzungsvorrichtungen nicht dargestellt sind.