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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018

BAU2020 - Kasseler Sparkasse

Eisfeld Engel Kasseler Sparkasse

Eisfeld Engel Kasseler Sparkasse

2. Preis

Preisgeld: 68.700 EUR

Eisfeld Engel Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee
Der Entwurf entwickelt aus den vielfältigen städtebaulichen, baurechtlichen und funktionalen Anforderungen der Aufgabe eine plastisch gegliederte Figur aus zwei eigenständigen aber eindeutig verwandten Baukörpern. Durch die Aufteilung des Gesamtvolumens entstehen Stadtbausteine angemessener Maßstäblichkeit, die, da sie den gleichen Kompositionsprinzipien folgen, ein Ensemble bilden und gleichzeitig dem Wunsch des Bauherren nach Flexibilität in der zukünftigen Entwicklung Rechnung tragen.

Städtebauliche Einbindung
Die Umgebung des Neubaus ist geprägt von heterogenen Baustrukturen unterschiedlicher Höhenentwicklung, Körnigkeit und Materialität. Zwei einfache, leicht verdreht zueinander angeordnete Baukörper besetzen dem Straßenverlauf folgend die beiden Grundstücksteile nördlich und südlich der Stichstraße und bilden klare Raumkanten. Sie reagieren sowohl im Grundriss als auch im Aufriss auf ihre direkten Nachbarn und nehmen städtebauliche Bezüge auf. Durch ihre differenzierte Höhenstaffelung erhalten sie ihren eigenen Charakter. Das Hauptgebäude der Kasseler Sparkasse auf dem Grundstücksteil Kölnische Straße bildet einen Rücken zum angrenzenden Parkhaus und gibt durch den Hochpunkt an der Ecke Kölnische Straße/Spohrstraße dem Vorplatz der Kurfürstengalerie eine adäquate räumliche Fassung Richtung Westen. Hier wendet der Neubau sein Gesicht Richtung Königsplatz und schafft eine klare Adressierung. Er korrespondiert mit dem gegenüberliegenden Hochpunkt des GWH-Hochhauses, ordnet sich der Dominante des ehemaligen EAM-Hochhauses am Beginn der Treppenstraße jedoch eindeutig unter.

Gebäudekonzept und Nutzungsverteilung
Alle öffentlichen und halböffentlichen Funktionen der Sparkasse befinden sich im Gebäudeteil Kölnische Straße. Über eine behindertengerechte Rampe und eine Treppenanlage erreicht man von der Ecke Kölnische Straße/Spohrstraße aus die zweigeschossige Kundenhalle, die das Herzstück des Gebäudes bildet und von der aus alle weiteren Funktionsbereiche über die beiden zentralen Treppenhäuser erschlossen werden. Um die Kundenhalle gruppieren sich im ersten Obergeschoss die Besprechungs- und Veranstaltungsräume mit großzügigen Galerien, die bei Großveranstaltungen miteinbezogen werden können. Das Betriebsrestaurant schließt sich im Erdgeschoss Richtung Spohrstraße an die Kundenhalle an und kann bei Bedarf auch separat genutzt werden. In den Obergeschossen sind der Beratungszimmerpool sowie die Vertriebs- und Stabsbereiche angeordnet. Private Banking und der Vorstandsbereich befinden sich in den drei Geschossen des Hochhauses mit Blick Richtung Königsplatz und direkt angegliedertem VIP-Bereich.

Materialkonzept und Gestaltung
Die stringente innere Struktur des Gebäudes bildet sich auch in der Fassade ab. Sich nach oben dreidimensional verjüngende helle Natur- oder Werksteinlisenen unterschiedlicher Maschenweite gliedern den Baukörper und betonen die Höhenstaffelung. Die Architektur knüpft hier Bezüge zu den Kassel prägenden Gebäuden der 50er Jahre, modernisiert jedoch deren rationale Abstraktheit zugunsten einer Poesie, die aus der Rhythmisierung der Fassadengliederung und der Filigranität durch die sich verjüngende Ausbildung der Vertikalelemente entsteht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln mit dem Vorschlag zweier unabhängiger, skulptural wirkender Solitäre einen überraschen flexiblen und vielfältigen Lösungsansatz. Einerseits wird selbstverständlich auf die Masstäblichkeit des Stadtkontextes reagiert, andererseits entsteht durch die Hochpunktsetzung des Hauptgebäudes eine starke, städtebauliche Markanz. Durch das kubische und gliedernde Kompositionsprinzip lassen sich verschiedene, situative Raumsituationen erzeugen, die von starker Plastizität sind und auf die städtebauliche Umgebung durch Aufnehmen von Bezügen reagieren. Durch die klare
Gestaltung erscheinen die Baukörper verwandt, gleichzeitig vermag die Fassade elegant und vermitteln die Abstraktion der Gebäude zu stärken, was auch aufgrund der Zusammenfassung mehrerer Geschosse gelingt. Die feine Reliefierung der Fassade durch durchgehende, klar gegliederte Lisenen, wirkt gliedernd und gleichzeitig leicht.
Der Zugang ist einladend und selbstverständlich, die Kundenhalle wirkt beinahe unterrepräsentiert in ihrer Höhe und es stellt sich die Frage, ob sie ihrer Nutzung als Veranstaltungsraum gerecht wird. Die Gebäudestruktur ist klar und die Trennung der Kundenströme und die Orientierung gut gelöst. In jedem Fall sollte eine Verbindung der beiden Gebäude erfolgen, da die Kommunikation und der Austausch der Mitarbeiter untereinander wesentliches Ziel der Sparkasse ist. Das Raumprogramm wird gut erfüllt, lediglich 5 Beraterzimmer fehlen. Die Anordnung der Technik im 3. Untergeschoss wird kritisiert, da sie zu hohem Aufwand führt. Aufgrund dessen, aber auch wegen der zusätzlichen Fassadenflächen durch zwei Baukörper und das vorgeschlagenen Lüftungskonzeptes ist die Wirtschaftlichkeit nicht optimal. Eine höhere Kompaktheit wäre anzustreben, beispielsweise im Gebäudeteil Spohrstrasse. Der Brandschutz ist gewährleistet, jedoch muss im Turmzimmer des Gebäudeteils Spohrstrasse ein Sicherheitstreppenhaus und ein zweiter Rettungsweg vorhanden sein. Dieser Gebäudeteil ist aus Sicht der Jury, in Bezug auf die Nutzung der Büroflächen, was die Lage und Größe des Atriums betrifft, zu modifizieren. Die Zufahrt der Tiefgarage sollte über die Kleine Rosenstrasse erfolgen.
Insgesamt ist die Lösung von hoher architektonischer Qualität und besticht auch durch die Möglichkeit einer selbstverständlichen Fremdnutzung und Adressierung des Gebäudeteils Spohrstrasse.
Eisfeld Engel Kasseler Sparkasse

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