Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020
Erneuerung und Erweiterung des Verwaltungszentrums VBS in Bern (CH)
©Boltshauser Architekten AG und JAEGER BAUMANAGEMENT AG
3. Rang / 3. Preis
Preisgeld: 40.000 CHF
Architektur
Projektsteuerung
MAURUS SCHIFFERLI, LANDSCHAFTSARCHITEKT
Landschaftsarchitektur
Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Tragwerksplanung
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
TGA-Fachplanung
Brandschutzplanung
BSB + Partner, Ingenieure und Planer
Verkehrsplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Im Quervergleich nimmt der vorliegende Beitrag eine Sonderstellung ein. Als einziges Projekt integriert er den bestehenden Bau auf der Ostseite und verteilt die Nutzungen frei auf ein «Ensemble» aus drei unterschiedlichen Baukörpern â ein Akt, der im Umfeld der zumeist nach einer Grossform strebenden Positionen vorerst irritiert. Die stĂ€dtebauliche Vertiefung fuÌhrt die Motivationen dieses Entscheides aber schluÌssig vor Augen: WĂ€hrend andere ProjektvorschlĂ€ge durch Volumenstaffelungen und -gliederungen oder gar durch (verglaste) DurchlĂ€ssigkeiten den Massstab der Grossform zu brechen versuchen, erledigt sich die Frage der massstĂ€blichen Eingliederung hier wie von selbst. Zwar handelt es sich beim neuen Verwaltungszentrum um eine starke staatliche Institution, deren IdentitĂ€t sich durchaus in einem zusammenhĂ€ngenden Baukörper reprĂ€sentieren lĂ€sst. Die Kontextanalyse zeigt aber auf, dass die institutionellen Bauten der Umgebung (Kaserne, Zeughaus und Stallungen) sich als «Konstellationen» manifestieren, die durch additive Kompositionsmuster gekennzeichnet sind. Das sogenannte «Pentagon» bleibe in der historischen Ordnung deshalb ein «Fremdkörper», so die Autoren. In diesem Sinne bettet sich der Vorschlag auf zeitgemĂ€sse Weise â d.h. in Abkehr der spiegelsymmetrischen Prinzipien seiner historischen Nachbarn â in den gewachsenen Kontext ein und offeriert befreiende DurchlĂ€ssigkeiten, aber auch grossen Weitblick fuÌr die BuÌroeinheiten. Durch die Konstellation von drei zusammengehörigen, da in ihrer Sprache verwandten, aber zueinander in starker Beziehung stehenden Körpern entsteht nicht nur ein Ensemble von erkennbarer Zusammengehörigkeit, sondern auch eine sehr gute Etappierbarkeit.
Ăber diese Aspekte hinaus sollen Massnahmen im Grundriss zur Zusammengehörigkeit der Teile beitragen: Das siebengeschossige, H-förmige Volumen im Zentrum uÌbernimmt auf Erdgeschossebene eine Art Scharnierfunktion, indem die zentrale, allerdings zu unbestimmt ausformulierte Halle eine Mitte fuÌr die angrenzenden Bauten formen soll. Die Zugehörigkeit zu einer Sequenz von HallenrĂ€umen, welche die drei Bauten auf Erdgeschossebene rĂ€umlich verschrĂ€nken soll, fĂ€llt auf dem vorliegenden Stand aber zu schwach aus. Das Gleiche gilt auch fuÌr die unterirdische Verbindung, welche die physische Entflechtung des Organismus mit den bekannten Nachteilen kompensieren muÌsste. Ein in Nutzersicht besonders gravierendes Handicap stellt zudem die Tatsache dar, dass die uÌberhohen Kommando- und StabsrĂ€ume, die den jeweiligen Abteilungen zugeordnet sind, nur im Hofbau mit seiner grösseren Geschosshöhe angeordnet werden können. Die angestrebte FlexibilitĂ€t wird dadurch stark eingeschrĂ€nkt. Der enorm minimalistische FlĂ€chenzuschnitt der Grundrisse verschĂ€rft diese MĂ€ngel aus Nutzersicht auf empfindliche Weise.
Die PrĂ€senz der Bauten im Strassenraum wird kontrovers diskutiert: Einerseits gelingt es ihnen gut, sich als Reihung von Protagonisten mit ihren EingĂ€ngen und KollektivrĂ€umen zu diesem in direkte Beziehung setzen. Andererseits prĂ€sentiert sich der Auftritt des Besuchereingangs in Form eines Logenpavillons als zu schwach und zu peripher. Etwas abrupt und eher abweisend tritt auch der Bestandesbau mit seiner «Blindfassade» zur Strasse hin in Erscheinung; im Kopfbereich hĂ€tte er wohl eine umfassendere Erneuerung vertragen. Auch die Gesamtanmutung der Anlage fuÌhrt in der Jury zu sehr kontroversen Diskussionen: Einerseits verfuÌhrt die Absicht der Verfasser, «Nahbarkeit» und «Diskretion» durch die vorgestellte SĂ€ulenordnung und einen hohen Glasanteil auf innovative Weise zu verschrĂ€nken, andererseits werden die formal differenzierten Ausformungen der TrasskalksĂ€ulen als zu forciert eingeschĂ€tzt.
Erstaunlich ist die Kompaktheit der Gesamterscheinung im Quervergleich. Sie ist der einfachen Grundorganisation mit tiefen Baukörpern und â je nach Typ â den intelligent positionierten Erschliessungskernen zu verdanken, fuÌhrt aber zu streckenweise engen Erschliessungssituationen und zur erwĂ€hnten EinschrĂ€nkung der FlexibilitĂ€t. Trotz vorbildlicher Haltung in Bezug auf eine ressourcenschonende Erstellung durch ModularitĂ€t, Materialwahl (CO2-arme Materialien wie Holz, Lehm, Trasskalk und Recyclingbeton) oder kombinierte PV- und Beschattungsvorrichtungen ist mit einem erhöhten Unterhalts-aufwand zu rechnen.
Der Entwurf fuÌgt sich mittels dreier GebĂ€ude massvoll in den Kontext des Quartiers ein. Die so entstandenen FreirĂ€ume bilden eine abwechslungsreiche Raumabfolge, einen grossen Innenhof, eine attraktive Erschliessung und einen Wassergarten, der vom anfallenden Regenwasser gespeist wird. Das Freiraumkonzept ist von einer poetischen Pflanzenkomposition und einer funktionalen Verwendung des anfallenden Regenwassers geprĂ€gt. Die Zusammensetzung der Landschaftstypologien â der wasserreiche und durch natuÌrliche Evaporation gekuÌhlte Innenhof, der zwischen den GebĂ€uden liegende Wassergarten, sich schlĂ€ngelnde Wege und die baumbestandenen AussenparkplĂ€tze â bietet eine gelungene Vielfalt. Die grosse OberflĂ€che der unterirdischen ArchivrĂ€ume fuÌhren trotz des locker bebauten Erscheinungsbilds zu einer grossflĂ€chigen Versiegelung. Eine bessere landschaftliche Integration des Sicherheitszauns wĂ€re erwuÌnscht gewesen, insbesondere bei den öffentlich zugĂ€nglichen Bereichen. Der fuÌr den Lieferverkehr vorgesehene Wendeplatz ist sehr prĂ€sent im Vergleich zu den VorschlĂ€gen der KonkurrenzbeitrĂ€ge. VeloabstellplĂ€tze umgeben das GebĂ€ude und wirken sehr prĂ€sent.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr eigenstĂ€ndigen Beitrag, der den unbestrittenen Herausforderungen der Aufgabenstellung durch einen stĂ€dtebaulichen Befreiungsschlag auf uÌberraschende, ja scheinbar «leichtfuÌssige» Weise begegnen kann. Im Quervergleich stellen aber seine funktionalen Defizite hinsichtlich der seitens VBS angestrebten «Einheit unter einem Dach», der erwuÌnschten synergetischen Verlinkung der Abteilungen sowie der grossen Vorbehalte gegenuÌber dem minimalistischen FlĂ€chenzuschnitt allzu grosse Risiken fuÌr eine erfolgreiche Umsetzung dar.
Ăber diese Aspekte hinaus sollen Massnahmen im Grundriss zur Zusammengehörigkeit der Teile beitragen: Das siebengeschossige, H-förmige Volumen im Zentrum uÌbernimmt auf Erdgeschossebene eine Art Scharnierfunktion, indem die zentrale, allerdings zu unbestimmt ausformulierte Halle eine Mitte fuÌr die angrenzenden Bauten formen soll. Die Zugehörigkeit zu einer Sequenz von HallenrĂ€umen, welche die drei Bauten auf Erdgeschossebene rĂ€umlich verschrĂ€nken soll, fĂ€llt auf dem vorliegenden Stand aber zu schwach aus. Das Gleiche gilt auch fuÌr die unterirdische Verbindung, welche die physische Entflechtung des Organismus mit den bekannten Nachteilen kompensieren muÌsste. Ein in Nutzersicht besonders gravierendes Handicap stellt zudem die Tatsache dar, dass die uÌberhohen Kommando- und StabsrĂ€ume, die den jeweiligen Abteilungen zugeordnet sind, nur im Hofbau mit seiner grösseren Geschosshöhe angeordnet werden können. Die angestrebte FlexibilitĂ€t wird dadurch stark eingeschrĂ€nkt. Der enorm minimalistische FlĂ€chenzuschnitt der Grundrisse verschĂ€rft diese MĂ€ngel aus Nutzersicht auf empfindliche Weise.
Die PrĂ€senz der Bauten im Strassenraum wird kontrovers diskutiert: Einerseits gelingt es ihnen gut, sich als Reihung von Protagonisten mit ihren EingĂ€ngen und KollektivrĂ€umen zu diesem in direkte Beziehung setzen. Andererseits prĂ€sentiert sich der Auftritt des Besuchereingangs in Form eines Logenpavillons als zu schwach und zu peripher. Etwas abrupt und eher abweisend tritt auch der Bestandesbau mit seiner «Blindfassade» zur Strasse hin in Erscheinung; im Kopfbereich hĂ€tte er wohl eine umfassendere Erneuerung vertragen. Auch die Gesamtanmutung der Anlage fuÌhrt in der Jury zu sehr kontroversen Diskussionen: Einerseits verfuÌhrt die Absicht der Verfasser, «Nahbarkeit» und «Diskretion» durch die vorgestellte SĂ€ulenordnung und einen hohen Glasanteil auf innovative Weise zu verschrĂ€nken, andererseits werden die formal differenzierten Ausformungen der TrasskalksĂ€ulen als zu forciert eingeschĂ€tzt.
Erstaunlich ist die Kompaktheit der Gesamterscheinung im Quervergleich. Sie ist der einfachen Grundorganisation mit tiefen Baukörpern und â je nach Typ â den intelligent positionierten Erschliessungskernen zu verdanken, fuÌhrt aber zu streckenweise engen Erschliessungssituationen und zur erwĂ€hnten EinschrĂ€nkung der FlexibilitĂ€t. Trotz vorbildlicher Haltung in Bezug auf eine ressourcenschonende Erstellung durch ModularitĂ€t, Materialwahl (CO2-arme Materialien wie Holz, Lehm, Trasskalk und Recyclingbeton) oder kombinierte PV- und Beschattungsvorrichtungen ist mit einem erhöhten Unterhalts-aufwand zu rechnen.
Der Entwurf fuÌgt sich mittels dreier GebĂ€ude massvoll in den Kontext des Quartiers ein. Die so entstandenen FreirĂ€ume bilden eine abwechslungsreiche Raumabfolge, einen grossen Innenhof, eine attraktive Erschliessung und einen Wassergarten, der vom anfallenden Regenwasser gespeist wird. Das Freiraumkonzept ist von einer poetischen Pflanzenkomposition und einer funktionalen Verwendung des anfallenden Regenwassers geprĂ€gt. Die Zusammensetzung der Landschaftstypologien â der wasserreiche und durch natuÌrliche Evaporation gekuÌhlte Innenhof, der zwischen den GebĂ€uden liegende Wassergarten, sich schlĂ€ngelnde Wege und die baumbestandenen AussenparkplĂ€tze â bietet eine gelungene Vielfalt. Die grosse OberflĂ€che der unterirdischen ArchivrĂ€ume fuÌhren trotz des locker bebauten Erscheinungsbilds zu einer grossflĂ€chigen Versiegelung. Eine bessere landschaftliche Integration des Sicherheitszauns wĂ€re erwuÌnscht gewesen, insbesondere bei den öffentlich zugĂ€nglichen Bereichen. Der fuÌr den Lieferverkehr vorgesehene Wendeplatz ist sehr prĂ€sent im Vergleich zu den VorschlĂ€gen der KonkurrenzbeitrĂ€ge. VeloabstellplĂ€tze umgeben das GebĂ€ude und wirken sehr prĂ€sent.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr eigenstĂ€ndigen Beitrag, der den unbestrittenen Herausforderungen der Aufgabenstellung durch einen stĂ€dtebaulichen Befreiungsschlag auf uÌberraschende, ja scheinbar «leichtfuÌssige» Weise begegnen kann. Im Quervergleich stellen aber seine funktionalen Defizite hinsichtlich der seitens VBS angestrebten «Einheit unter einem Dach», der erwuÌnschten synergetischen Verlinkung der Abteilungen sowie der grossen Vorbehalte gegenuÌber dem minimalistischen FlĂ€chenzuschnitt allzu grosse Risiken fuÌr eine erfolgreiche Umsetzung dar.
©Boltshauser Architekten AG und JAEGER BAUMANAGEMENT AG
©Boltshauser Architekten AG und JAEGER BAUMANAGEMENT AG
©Boltshauser Architekten AG und JAEGER BAUMANAGEMENT AG