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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Erneuerung und Erweiterung des Verwaltungszentrums VBS in Bern (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Schneider & Schneider Architekten

Architektur

S+B Baumanagement AG

Projektentwicklung

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Basler & Hofmann AG

Bauingenieurwesen, Verkehrsplanung

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein in der Höhe gestaffeltes und mit sechs Höfen durchbrochenes Volumen bildet den südlichen Rand der mit Militärbauten gesäumten Papiermühlestrasse. Mit einem parallel zur Strasse gelegenen zweigeschossigen Baukörper wird die bestehende Gebäudeflucht aufgenommen und der Auftakt des sich in der Höhe entwickelnden Bauvolumens gebildet. Leicht zurückversetzt von der geschützten Pferdesportanlage wird zwischen der Letzteren und dem Neubau ein Bereich freigespielt, der als Adresse und Ankunftsort sowohl für den von der Papiermühlestrasse kommenden Fussgängerverkehr als auch für die über die Mingerstrasse anfahrenden Fahrzeuge dient. Durch die Lage der Loge wird die Grosszügigkeit des Ankunftsbereichs besonders an der Papiermühlestrasse leider etwas eingeschränkt. Die im Schnitt formulierte Abtreppung in Ost-West-Richtung gibt dem Baukörper Leichtigkeit und eine kontextuelle Angemessenheit, die in Anbetracht der Grösse des Bauvolumens positiv überrascht.

Der Besucher betritt das Gebäude an dessen nördlicher Ecke, nachdem er über die freigestellte Loge zum Haupteingang gelangt ist. Eine üppig begrünte, langgezogene, teilweise zweigeschossige Eingangshalle mit Galerie sowie Kommunikations- und Begegnungszonen entlang der Papiermühlestrasse wirkt als Filter zwischen der Strasse und den dahinter liegenden hochgesicherten Räumen. Entlang der Eingangshalle befinden sich folgerichtig die vier gut auffindbaren Zugänge zu den Organisationseinheiten. Über diesen Zugang gelangt man entlang belichteter Innenhöfe zur Haupttreppe jeder Nutzungseinheit, die als zentrales vertikales Element ausgebildet sind und damit viel zur Übersichtlichkeit der inneren Struktur beitragen.

Die Organisationseinheiten entwickeln sich jeweils aus dieser vertikalen Haupterschliessung heraus, wobei sich die Büro- und Projektraummodule jeweils entweder im Mittelteil selbst oder in den angrenzenden Längstrakten befinden. Belichtet werden die meisten Büroeinheiten von innenliegenden Höfen, was vor allem im breiten Mittelteil zu ungünstigen Lichtverhältnissen in den Arbeitsbereichen führt. Die Erschliessungen der Büro- und Projektraummodule wurden von den Verfassern fälschlicherweise zur Hauptnutzfläche gerechnet; dies bewirkt eine Reduktion der verlangten Arbeitsplatzzahl um total ca. 350 Arbeitsplätze, was vom Preisgericht als Negativpunkt bewertet wird. Die innenliegenden, begrünten Höfe werden durch die vertikalen Abtreppungen des Baukörpers aufgelockert, wobei die drei nach Südosten orientierten Höfe durch zusätzliche sogenannte «Landschaftsfenster » in den unteren Geschossen vom Ausblick in die östlich gelegene Naherholungszone profitieren.

Die Konstruktion des Gebäudes erfolgt mit unterschiedlichen Bauweisen. So wird vorgeschlagen, den vorgelagerten öffentlichen Gebäudeteil in einer Hybridbauweise aus Lehm und Beton, den auf Flexibilität ausgerichteten Büroteil hingegen in Massiv- und Holzhybridbauweise zu erstellen. Die im Mittelteil gelegenen Kommandoeinheiten werden als einheitliche Massivbauten vorgeschlagen. Die Grundhaltung einer pro Gebäudeteil abgestimmten Volumetrie setzt sich somit auch in der Konstruktion und Materialisierung konsequent fort.

Die Verfasser schlagen ein gelungenes und gleichzeitig kleinteiliges Freiraumkonzept vor, basierend auf umwelt- und klimatischen Lösungsansätzen. Die Entwicklung von Gründächern, bepflanzten Innenhöfen, dem baumbestandenen «grünen Platz» und den «Landschaftsfenstern», die sich südöstlich des Geländes zum Springpark hin öffnen und den grosszügigen Landschaftsraum in die Innenhöfe miteinbeziehen. Die darunter liegenden Retentionsvolumen sind in gelungener Weise in die Freiraumgestaltung integriert, halten Regenwasser zurück und geben dieses wieder langsam an den Boden ab. Der mit einem Eichenhain überstandene «grüne Platz» wird in Form von locker aneinandergereihten Baumsequenzen von der stringenten Boulevardstruktur in Richtung Mingerstrasse geführt. Die Verbindung zwischen den beiden Parks östlich und westlich des Perimeters wird von den Verfassern hervorgehoben und trägt zu einem gelungenen Übergang bei, der hilft, den Baukörper in den Kontext zu integrieren.

Die Etappierungsmöglichkeiten des Projekts, welche die Verfasser gleich in zwei Varianten aufzeigen, erfolgt in der Horizontale und kann jeweils pro Hof erfolgen. Ob die Zwischenetappen auch städtebaulich zu überzeugen vermögen, wäre noch zu prüfen.

Die gute Gesamtwirkung des Projekts mit der abgestuften Volumetrie und dem differenziert austarierten räumlichen und architektonischen Ausdruck zwischen Halle und Büroteilen vermögen die Jury zu überzeugen. Das Projekt weist eine klare Struktur sowie eine gute Hierarchisierung der einzelnen Raumeinheiten auf. Die Anzahl der benötigten Arbeitsplätze wird durch die fehlende Erschliessung innerhalb der Büromodule jedoch empfindlich reduziert. Fragen wirft auch die Kleinstruktur der einzelnen Büros auf, von denen vor allem diejenigen mit Ausblicken in eher kleine Innenhöfe nicht zu überzeugen vermögen.