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Mehrfachbeauftragung | 06/2019

Entwicklung eines Gesamtkonzepts für den Campus Kartause in Köln

Perspektive Kartäuserwall

Perspektive Kartäuserwall

2. Rang

Preisgeld: 20.500 EUR

npa - nebel pössl architekten

Architektur

Knüvener Architekturlandschaft

Landschaftsarchitektur

Kim Leiermann Brandschutzkonzepte

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Stadträumliche Lage
Das Plangebiet zwischen Kartäuserwall und Kartäusergasse im südlichen Innenstadtbereich Kölns gelegen in Nachbarschaft von Ulrepforte und Severinstorburg ist Teil des Areals der historischen Kartause Köln und beherbergt bisher die Einrichtungen Melanchton-Akademie, Jugendpfarramt sowie die Familienbildungsstätte des Evangelischen Kirchenverbandes Köln
und Region.

Leitidee
Das Areal soll neu gegliedert werden, zu den vorhandenen, weitere neue Nutzungen aufnehmen, die historische Umgebung berücksichtigen und gleichzeitig als einladende Vermittlung zum angrenzenden Stadtquartier wirken und eine Schnittstelle zwischen kirchlicher Arbeit, evangelischer Bildungsarbeit und täglichem städtischen Lebensalltag bilden. Stadträumlich treffen hier zwei Strukturen aufeinander, nämlich einerseits die stark orthogonal ausgerichtete Struktur der nördlich und westlich des Grundstücks gelegenen Bebauung des übrigen Kartausen-Areals und andererseits die Blockrandbebauungen des angrenzenden städtischen Umfeldes, insbesondere des Kartäuserhofs sowie des Kartäuserwalls. In unserer Planung sind drei freistehende Gebäude vorgesehen, die ein gemeinsames Ensemble bilden und einen inneren Platzbereich umschließen.

Städtebauliches Konzept
In der ersten Bauphase entsteht zum Kartäuserwall hin ein straßenraumbildendes Gebäude in Verlängerung der vom Kartäuserhof laufenden Blockrandbebauung. Dieses Gebäude bildet im Zusammenspiel mit dem während der ersten Bauphase noch vorhandenen Altgebäude der Melanchton-Akademie eine Torsituation, die das dahinter liegende, sich dem städtischen Raum öffnende Areal erschließt. Durch den Neubau des ebenfalls in der ersten Phase entstehenden Hauses der Bildung entwickelt sich ein innerer Platz. Die drei Baukörper definieren einen neuen Hof, der sich entsprechend seiner vorrangigen Nutzung der Bildung und Fortbildung zur Öffentlichkeit zum Kartäuserwall hin öffnet. Die Erschließung erfolgt selbstverständlich
über diesen Hof, die eher privaten Bereiche befinden sich damit auf den abgewandten Seiten.
Zu diesem Zeitpunkt wird im wesentlichen Teil auch die Tiefgarage gebaut, die alle zunächst notwendigen Stellplätze ausweist.

In der zweiten Bauphase wird das Altgebäude, welches im Westen an das Alten- und Pflegeheim des Clara-Elisen-Stiftes grenzt, ersetzt durch den Neubau, der neben dem Evangelischen Verwaltungsverband Köln-Nord, die Nutzungen Studierendenwohnen, inklusives Wohnen und Evangelische Kommunität aufnimmt. Dieses neue Gebäude richtet sich – ebenso wie sein Vorgänger - an der vorhandenen Struktur der weiteren Bebauung der Kartause aus und weitet die öffentliche Erschließungsfläche im Übergang zum inneren Platz. Gleichzeitig gibt es von dieser Stelle die Blickbeziehung zur Ulrepforte frei. Das neue Haus der Bildung, welches im Zentrum des Grundstücks liegt und gleichsam seinen Schwerpunkt bildet, vermittelt zwischen den beiden
stadträumlichen Strukturen und wirkt platzbildend und räumlich fassend. Sein Haupteingang befindet sich am Ende des neu entstehenden inneren Platzes des Campusgeländes und liegt gleichzeitig ab Beginn des Übergangs vom Kartäuserwall auf das Campus-Gelände zentral im Blickfeld des Besuchers.

Während die beiden flankierenden Neubauten 5-geschossig geplant sind, ist das zentrale Haus der Bildung mit 4 Vollgeschossen vorgesehen. Da aufgrund der Nutzungen hier größere Geschosshöhen konzipiert sind, entwickeln alle Gebäude ähnliche Wandhöhen. Im jeweils obersten Geschoss der beiden flankierenden Gebäude befinden sich Rücksprünge und Versätze, die überleiten zur benachbarten Bebauung.

Freiraumkonzept
Das Areal der Evangelischen Kirche mit ihren vielfältigen Institutionen auf dem Gelände der ehemaligen Kartause in Köln hat einen räumlich starken Charakter: Stimmungsvolle Höfe werden von Gebäuden eingefasst, die wiederum in attraktiven Grünflächen liegen. Diese historisch verankerte Konstellation wird fortgeführt und weiterentwickelt.

Der Hof schafft für die anliegenden unterschiedlichen Funktionen die Möglichkeit, sich ins Freie zu erweitern. Er erhält ein abwechslungsreiches Pflaster in verschiedenen Richtungen und Formaten, dass die Vielfalt der Nutzungen andeutet und ein Echo der vielen historischen Schichten des Ortes ist. Zum Beispiel leitet ein „Läufer“ von der Straße bis zum großen Veranstaltungsraum. Drei wohl platzierte Solitärbäume schaffen Anziehungspunkte im Hof und bieten Sitzgelegenheiten. Im Zentrum liegt ein Brunnen. Nach Norden hin öffnet sich der Hof und lässt den Blick auf die Kartäuserkirche fallen; hier ist auch ein Weg, der entlang der Grundstückgrenze bis zur Kartäusergasse führt und Fußgängern eine neue Querungsmöglichkeit bietet.

Nach Westen hin befinden sich die Freibereiche des studentischen Wohnens und des evangelischen Verwaltungsverbands, nach Norden, entlang des neuen Wegs, liegt ein Spielplatz für ältere Kinder, eine Tischtennisplatte und eine Fitnesskombi. Nach Osten folgen Freibereiche für das Draußen-Seminar und die Kinderbetreuung mit einem Kleinkindspielplatz. Hier könnte auch die Niederschlagswasserversickerung über eine Rigole stattfinden. Bäume und Sträucher gliedern diese Bereich. Gebäudenah sind Terrassen und Rasenfläche vorgesehen, während im Hintergrund Blumenwiesen und Vogelnährgehölze einen blühenden und ökologischen Aspekt einbringen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der detailliert ausgearbeitete Entwurf schlägt drei freistehende Gebäude vor, die einen gemeinsamen Hof umschließen. Die vier- bzw. fünfgeschossigen Gebäude werden durch unterschiedliche Geschosshöhen geschickt zu einem Ensemble einheitlicher Gebäudehöhen zusammengefasst. Die gewünschte städtebauliche Mitte ist gelungen. Das Ensemble fügt sich ruhig und selbstverständlich in den Kontext ein. Der Anbau an das Bestandsgebäude am Kartäuserwall mit schmaler Fuge und Flachdach kann hingegen nicht überzeugen.

Kontrovers diskutiert wird die Ausrichtung des nördlichen Baukörpers parallel zum Wall. Sie stellt keine Bezüge zu dem historischen Areal her, lässt aber eine interessante polygonale Platzform entstehen. Der Hof formuliert als räumliche Mitte eine einladende Geste und ist gelungen. Die eindeutigen Zuwegungen ermöglichen eine gute Adressbildung für die unterschiedlichen Nutzungen.

Die Grundrisse sind klar und funktional organisiert. Der großzügige Veranstaltungsraum liegt richtigerweise im Zentrum des Campus, ist beidseitig belichtet und öffnet sich sowohl ins Viertel als auch in den Außenraum. Der spirituelle Raum auf dem Dach wird in Anordnung und Ausprägung kontrovers diskutiert. Er bietet zwar eine passende Umgebung für kontemplative Erfahrungen und eröffnet gleichzeitig spannende Blickbezüge zur Kartäuserkirche. Jedoch können der Weg dorthin über vier Geschosse und die Überleitung aus dem Treppenhaus nicht überzeugen.

Darüber hinaus sind die übrigen Nutzungen schlüssig verortet und präzise geplant.

Die Architektursprache des Entwurfs wird im Ansatz positiv aufgenommen, lässt aber die gewünschte Eigenständigkeit und Bezüge zum Viertel vermissen. Die großzügigen Freianlagen sind mit privaten und halböffentlichen Bereichen sehr gut gegliedert. Sie lassen eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten und bieten einen Mehrwert auch für die Nachbarschaft. Die z-förmige Wegeführung vom Kartäuserwall zur Kartäusergasse ermöglicht Blickbezüge zur Kartäuserkirche und wirkt nicht überinszeniert.

Der Beitrag überzeugt als eine in sich schlüssige, klare Arbeit mit geglückter Innen- und Außenraumgestaltung, welche die Vorgaben der Aufgabenstellung gut umsetzt.
Perspektive Kartäuserwall

Perspektive Kartäuserwall

Lageplan

Lageplan

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