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Offener Wettbewerb | 02/2021

Erweiterung Campus Handwerk der Handwerkskammer Koblenz

Perspektive Entwurf

Perspektive Entwurf

Anerkennung

Preisgeld: 3.667 EUR

Heinrich + Steinhardt GmbH

Architektur

Knüvener Architekturlandschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept
Mit dem Umzug der Verwaltung der Handwerkskammer Koblenz bietet sich die Chance der Neuordnung und Qualifizierung der Freiräume auf dem neuen „Campus Handwerk“. Ziel ist es, dem repräsentativen Anspruch der HWK gerecht zu werden und gleichzeitig einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität und ökologischem Wert zu schaffen.

Der Verwaltungsneubau und die Parkgarage an der August-Horch-Straße bilden mit dem Campusplatz die Adresse zu Stadt, der direkt anschließende Campuspark verbindet die neuen und bestehenden Gebäude miteinander zu einem Ensemble.

Der Platz empfängt alle Auszubildenden, Mitarbeiter und Besucher durch seine offene Gestaltung. Der Haupteingang mit Foyer und Ausstellungsraum liegen hier und können dadurch nach draußen erweitert werden; große Veranstaltungen können im Freien stattfinden. Ein Punktraster gliedert spielerisch die Fläche und schafft mit Gräsern und Solitärbäumen Grünaspekte. Die Gräserauswahl bietet mit unterschiedlichen Wuchsformen und Farbaspekten Abwechselung das ganze Jahr über, ähnlich wie auch die Ahornsorten mit ihrer intensiven Herbstfärbung. Bushaltestelle und Fahrradstellplätze sind ebenfalls hier angeordnet und bilden gleichsam eine Mobilitätshub. Eine Dachscheibe ist der meeting point auf dem Platz mit einem zusätzlichen Informationsterminal.

Der Park ist die grüne Lunge des Campus und schafft viel Raum, sich im Freien aufzuhalten. Diagonale Wege verbinden die umliegenden Gebäude und befestigte Flächen schieben sich ins Grüne, so dass z.B. vor der Mensa ein attraktive Terrasse für die Pause entsteht. Durch die Wege gliedert sich die Fläche in eine intensiver gestaltete Mitte mit Gräserpflanzungen und Sitzgelegenheiten, zu den Rändern hin folgen Bereiche mit ökologischer Funktion wie der Regenwasserretention in offenen Mulden und eine Geländemodellierung aus Aushub als Sichtschutz hin zu den benachbarten Gewerbebauten. Eingefasst wird der Campus zur Straße und an den Seiten von Reihen heimischer Bäume (Tilia cordata und Quercus petreae), die gleichermaßen Sichtschutz bieten wie auch ökologisches Potential haben. Lange Gräserstreifen (Deschampsia cespitosa) bilden den Übergang zum öffentlichen Raum und schaffen mit langen Halmen ein schönes Spiel vor den Fassaden der beiden Neubauten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Verfasser gelingt mit dem 10-geschossigen Hochhaus für die Verwaltung und dem liegenden 4-5 geschossigen Baukörper des Garagengebäudes eine selbstbewusste städtebauliche Figur. Dieses Ensemble bildet mit dem zwischen den Gebäuden ausgebildeten Campus-Platz einen attraktiven Auftakt für das Bildungszentrum der HWK Koblenz. Die Adressbildung ist in der sehr heterogenen umgebenden Bebauung überzeugend formuliert. Durch die auf dem Parkplatz vorgesehene Erweiterung der Anlage wird das Entwurfskonzept allerdings geschwächt. Nördlich dieses Ensembles wird ein ebenerdiger Parkplatz angeordnet. Der Bestand wird über den Campus-Park mit schmalen diagonalen Verbindungswegen angebunden. Hier wird die Ausbildung einer inneren Mitte der Gesamtanlage mit einer entsprechend ausgeformten Verbindung zwischen Neubauten und Bestand vermisst. Dem Campus-Platz zugewandt wird eine Bushaltestelle angeordnet. Die Freiraumgestaltung wird insgesamt positiv beurteilt, ist aber leider nur schematisch dargestellt. Die rückwärtigen Gebäude werden durch Erschließungen an den Grundstücksgrenzen erreicht. Der Zugang zum neuen Verwaltungsgebäude liegt richtig an der nördlichen Ecke des Campus- Platzes. Die Zu- und Ausfahrt zum Parkhaus erfolgt im südlichen Bereich direkt von der August-Horch-Straße. Das neue, 10-geschossige Verwaltungsgebäude weist eine Grundstruktur mit tragenden Fassadenstützen und einem tragenden Treppenhauskern auf. Die Decken überspannen die Nutzflächen stützenfrei und sind für alle gängigen Bürostrukturen gut geeignet. Dies ist in den vielfältigen Grundrissen ablesbar. Einige Nutzungen werden geschossübergreifend über interne Verbindungstreppen zusammengefasst. Die Flächen des Ideenteils werden im 8. und 9. Obergeschoss untergebracht. Der Verfasser schlägt eine Holzhybridbauweise vor. Die Aussteifung der Konstruktion erfolgt über den betonierten Treppenhauskern. Ob die vorgeschlagene Konstruktion die brandschutztechnischen Anforderung an ein 10- geschossiges Verwaltungsgebäude erfüllen kann, bedarf einer intensiven Auseinandersetzung. Die Fassaden sind ruhig und stringent gestaltet. Sie verleihen der Hochhausscheibe eine wohltuende Eleganz. Die Verteilung der Nutzungen und die Organisation verschiedener Abteilungen über mehrere Ebenen werden trotz der hier vorgesehenen Verbindungstreppen kontrovers diskutiert. Das Parkhaus wird als Split-Level-Gebäude ausgebildet. Mit diesem Gebäudetypus wird eine sehr leistungsfähige und funktionale Erschließung der Parkpaletten erreicht. Die barrierefreie Haupterschließung liegt richtigerweise am Campus-Platz. Die Konstruktion erfolgt als Stahlskelett in Verbindung mit Stahlverbunddecken. Die Fassaden werden mit einer Streckmetallhülle versehen. Durch den metallischen Schimmer werden Bezüge zu den metallischen Verkleidungen am Verwaltungsgebäude gesucht. Das Brandschutzkonzept erscheint sehr aufwändig. Die baulichen Rettungswege im Verwaltungsbau werden über ein Sicherheitstreppenhaus gewähr leistet. Das Gebäude wird mit einer Brandmeldeanlage versehen. In Teilbereichen, insbesondere in den Nutzungseinheiten, die über Verbindungstreppen zu einer Einheit zusammen geschaltet werden, ist eine automatisierte Feuerlöschung erforderlich. Nach Außen treten die Holzbauteile nicht in Erscheinung, da das Gebäude mit Blechpaneelen verkleidet wird. Das Energie-/Technikkonzept erscheint mit einer Vielzahl von einzelnen Komponenten sehr ambitioniert und bedarf einer Überprüfung auf seine Wirtschaftlichkeit. Die Bruttogeschoßfläche des Verwaltungsgebäudes liegt leicht über dem Durchschnitt. Das Parkhaus weist sehr wirtschaftliche Kennwerte auf. Der Lösungsansatz formuliert eine überzeugende städtebauliche Figur, die allerdings in ihrer Grundrissanordnung und Gebäudefigur für die gewünschten Nutzungen der Handwerkskammer als nicht angemessen betrachtet werden.
Entwurf S1

Entwurf S1

Entwurf S2

Entwurf S2

Entwurf S3

Entwurf S3

Perspektive Entwurf

Perspektive Entwurf