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Offener Wettbewerb | 11/2022

Neubau Betriebsgebäude Energie Kreuzlingen (CH)

2. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

bürge wendel architekten gmbh

Architektur

Pascal Oggenfuss Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Rolf Soller AG

Bauingenieurwesen

Krattiger Engineering AG

Bauingenieurwesen

Eisenbart und Partner AG

TGA-Fachplanung

Studer + Strauss Bauphysik

Bauphysik

Neroc GmbH

TGA-Fachplanung

rendervalley

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung und die Gestaltung des Aussenraums wurden beibehalten. Sie haben in der ersten Beurteilung überzeugt und wurden folgerichtig nicht verändert. Die gewünschte spätere Erweiterbarkeit wird neu mit einem Attikageschoss nachgewiesen, das sich gut in den ortsbaulichen Kontext einfügt und auch die Volumetrie der Hautgeschosse adäquat ergänzt.
Der architektonische Ausdruck schöpft sich aus dem Thema des Entwurfs, der einheitlichen Tragstruktur für alle Nutzungen. Dieses Thema ist klar erkennbar in der Fassaden -wie auch in der Grundrissgestaltung.
Die damit verbundenen Nachteile konnten aber nicht in allen Punkten verbessert werden. Die aussenliegende Tragstruktur aus Holz wird im Erdgeschoss durch Betonstützen ersetzt und in den oberen Geschossen wird detailliert gezeigt, wie der Stützenfuss geschützt werden kann. Diese Massnahmen werden gewürdigt, sind letztlich aber nur ein Notbehelf und es bleibt trotz grosser Wertschätzung des ansprechenden architektonischen Ausdrucks fraglich, ob sich der Entscheid, die Tragstruktur vor der Fassade anzuordnen, konstruktiv rechtfertigen lässt. Die zahlreichen Fassadendurchdringungen der Träger sind dabei ebenso kritisch zu betrachten.
Der grossen Raster ist gleichzeitig Stärke wie auch Schwäche des Entwurfs. Er bietet eine maximale Flexibilität, doch lässt sich das ungünstige Verhältnis von Nutzfläche zu Volumen mit der vorgeschlagenen Nutzungsverteilung kaum optimieren. Um die Galerie über dem Lager zu erschliessen, wird ein zusätzlicher Warenaufzug eingeplant, was aus betrieblicher Sicht eine vertretbare Lösung darstellt. Während der Eingang mit der Kundenzone wie gewünscht umgestaltet wurde, konnten die Inputs, welche die erdgeschossigen Büros betreffen, nur teilweise umgesetzt werden. Als deutliche Verbesserung wird die Aufweitung der Verbindung zwischen Lager und Fahrzeughalle gewertet. Zur Erleichterung der Manövrierbarkeit wurde zudem der Stützenraster verdoppelt. Im Bürogeschoss ist aus Kostengründen die Anzahl der Innenhöfe reduziert, wobei die Belichtungssituation weiterhin sorgfältig bearbeitet ist und die räumliche Qualität bewahrt wurde.
Die zu niedrigen Abstellplätze unter der Rampe entfallen, doch haben die Parkdecks an sich keine Anpassung erfahren. Der witterungsgeschützte Zugang zu den Büros gehört zu den Vorteilen, die auch in der Überarbeitung nochmals erwähnt werden sollen. Es wird zwar aufgezeigt, wie bei einer späteren Umnutzung eine zweibündige Anordnung erreicht werden könnte, doch ist im aktuellen Nutzungslayout die unwirtschaftliche Lösung nicht behoben.
Die wesentlichen Qualitäten des Tragwerks der ersten Stufe werden übernommen: die nicht unterkellerte Bodenplatte auf Pfählen, die darauf abgestellten Stützenreihen und die beiden langgezogenen, stabilisierenden massiven Kerne in der Gebäudemitte. Der Mittelteil besitzt nach wie vor massive Decken und die Seitenteile sind aus Holzträgern und Holz-Beton-Verbunddecken aufgebaut. Die Bodenplatte liegt unverändert auf der vom Hochwasserschutz geforderten Kote. Neu wird im Erdgeschoss in der Lagerhalle ein doppelter Stützenabstand eingeführt. Die entsprechende Abfangung der Lasten geschieht über fachwerkartige Streben im 1. Obergeschoss. Die aussenliegenden Holzstützen beschränken sich neu auf die beiden oberen Geschosse. Im Erdgeschoss bestehen sie wie schon erwähnt aus Beton.
Die Fassadenvorsprünge schützen den oberen Teil dieser Stützen, nicht aber deren Fuss. Der Vorschlag überzeugt so immer noch nicht. Für die Gebäudetechnik werden Varianten dargestellt, die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit zeigen. Der Vorschlag, Photovoltaik- Elemente in die Fassade zu integrieren, wird positiv aufgenommen und als angemessene Gestaltung für ein Betriebsgebäude verstanden. Ob der Mehrnutzen dieser Paneele im Schatten der Bäume, Nachbarbauten und Fassadenauskragungen tatsächlich relevant ist, bleibt offen. Zu den nennenswerten Kostentreibern gehört neben dem grossmaschigen Raster und der aufwändigen Fassadenkonstruktion auch die unwirtschaftliche Parkierung, was sowohl die Anordnung wie die Raumhöhe betrifft.
Der Entwurf weist weiterhin eine überdurchschnittliche Kubatur, Geschossfläche und Fassadenabwicklung auf, was sich in hohen Erstellungskosten niederschlägt. Die Überarbeitung zeigt die Grenzen der Overall-Lösung deutlich auf. Der Entwurf wirkt als übergrosses Regal, worin unterschiedliche Nutzungen eingeschoben und ausgetauscht werden können, doch sind die Erstellungskosten sehr hoch. Ob die überdurchschnittliche Flexibilität tatsächlich genutzt wird und ob dies den Preis rechtfertigt, ist fraglich.
Der Entwurf konnte aufgrund der konzeptionellen Grundidee nur in Teilbereichen verbessert werden. Das Festhalten an der konstruktiv unvorteilhaften Fassadengestaltung verdeutlicht überdies die strenge entwerferische Haltung, dem Konzept den Vorrang einzuräumen, und schränkt damit die Anpassungspotenziale zu stark ein.
Die architektonische Sorgfalt und Kompetenz bei der Ausgestaltung der Innenräume und deren Belichtung verleiht dem Entwurf eine überzeugende Raumstimmung und verspricht eine interessante Arbeitswelt.