Realisierungswettbewerb | 06/2021
»Neues Eickhaus« in Essen
©ARCHITEKTEN BRÜNING REIN
Blick Willy-Brandt-Platz
1. Preis
Preisgeld: 45.000
Architektur
WLP-Ingenieure / Löschmann + Partner
Bauingenieurwesen
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Arbeit 2023 gelingt es, durch ein sehr gut dimensioniertes und proportioniertes Neubauvolumen eine überzeugende bauliche Erweiterung des Bestands als „Neues Eickhaus“ zu formulieren.
Die konsequente Fortführung der südlichen Fassadenflucht und die von seiner Gesamtkubatur her angemessene und klar gesetzte Aufstockung unter Beibehaltung der Bestandsfassaden – auch die des Derendorfhauses – wird vom Preisgericht als schlüssige Alt/Neu-Dialektik gesehen. Auch aus Sicht des Denkmalschutzes erscheint der Umgang mit dem historischen Bestand respektvoll und verträglich.
Die Eckausbildung zur Kapuzinergasse/Kettwiger Straße mit zweifach nach oben verspringenden Baukörpern ist maßstäblich plausibel und wird durch die vorgeschlagenen Dachgärten, die auf den Versatzflächen angeordnet werden, sinnfällig ergänzt. Diese können für die Büroräume als qualitäts-volle Außenbereiche genutzt werden und setzen die Durchgrünung des Stadtraums konsequent in die Vertikale fort.
Die moderne und gleichzeitig filigran erscheinende Fassadenstruktur des Entwurfs wird durch die Darstellung als Nachtansichten überzeugend vermittelt, allerdings ist es für die Jury unerlässlich, dass diese Erscheinung von Leichtigkeit auch bei Tageslicht vorhanden sein muss. Dabei ist ein bei Glasfassaden notwendiger, für den Bestands- und den Neubau korrespondierender Sonnenschutz mit einzuplanen, der das Aussehen ebenfalls nicht beeinträchtigt – hierfür ist unbedingt die Denkmalpflege mit einzubeziehen!
Der gesamte Erschließungskern ist geschickt so zur Rathenaustraße hin angeordnet, dass im EG und im 1. OG gut proportionierte und damit optimal nutzbare Einzelhandelsflächen entstehen; die großzügige Lobby in diesem Bereich, die über 2 Geschosse geht, erscheint zeitgemäß und forciert die Adressbildung. Der in den Obergeschossen komprimierte Kern mit kleinem „Footprint“ generiert einen hohen Anteil an Büroflächen, allerdings ist die Fortführung des unter Denkmalschutz stehenden Bestandstreppenhauses auch über das 3. OG hinaus zu gewährleisten, ebenso eine kleinteiligere Gliederung der Büroflächen.
Die Gastronomie im Dachgeschoss sitzt sinnfällig auf der Südseite Richtung Willy-Brandt-Platz, aus-reichende und gestaltverträgliche Technikflächen sind auf dem Dach allerdings ebenso vorzusehen. Die Tragstruktur aus Stahlbeton mit aussteifendem Kern und hochverdichteten Stützen ist plausibel und erzeugt flexible Raumstrukturen, die für ein nachhaltiges Gebäudekonzept grundsätzlich notwendig sind.
Insgesamt handelt es sich bei dem Entwurf 2023 um eine überzeugende Arbeit, die eine erfolgreiche Umsetzung erwarten lässt.
©ARCHITEKTEN BRÜNING REIN
Blick Kapuzinergasse