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Einladungswettbewerb | 01/2007

Büro- und Geschäftshaus Kempten, Fischerstraße

2. Preis

Oskar Leo Kaufmann | Albert Rüf ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das neue „Büro- und Geschäftshaus“ liegt am südlichen Ende der ehemaligen Reichsstadt in Kempten. Dieses Viertel ist von einer kleinteiligen, altstadtgemäßen Bebauung mit
3-4 Geschossen geprägt.

Der Neubau greift die kontextuellen Merkmale auf und interpretiert sie neu:

Das Volumen stellt sich als ein L-winkliges, symmetrisches Satteldachgebäude dar. Es entspricht so in Grösse und Ausrichtung dem bestehenden, abzureissenden Geschäftshaus.
Durch eine präzise Detailausbildung sowie Material- und Konstruktionstransformationen wird die an die traditionelle Bebauung angelehnte Form abstrahiert und in eine zeitgemäße Architektursprache übersetzt.

Das Prinzip der in der Umgebung vorherrschenden Lochfassade wird aufgegriffen. Die Beschränkung auf eine quadratische Proportion trägt der über alle Geschosse durchgehenden Nutzung als „Geschäfts- und Bürogebäude“ Rechnung. Die Lochfenster sind in einem regelmässigen Raster an allen notwendigen Stellen über den Baukörper verteilt („gemappt“).

Dabei werden zwei verschiedene Fenstertypen ausgebildet:
Alle festverglasten Scheiben liegen aussenbündig in der Fassade.

Zugänge und Loggien sind durch zurückspringende Scheiben gekennzeichnet. So entsteht in den Eingängen ein innenliegender überdachter Eingangsbereich und es kann auf ein Vordach verzichtet werden.

Die Erschliessung von beiden Gebäudeteilen erfolgt über die Fischerstrasse.
Gegenüber einem Bürozugang über die Zwingerstrasse sprechen für einen Eingang aus der Fussgängerzone: die attraktivere Adresse, der klar geschnittene Verkaufsraum durch die Verschiebung des Treppenhauses und die Möglichkeit, auf einen zweiten Lift zu verzichten.

Ein zusätzlicher Anlieferungs- und Personaleingang auf der Zwingerstraße ermöglicht eine klare Trennung zwischen Waren- / Personal- und Kundenverkehr des Geschäftslokals.

Ein Innenhof an bestehender Stelle gewährleistet die Belichtung aller Geschosse. Durch Bodenverglasungen im Erdgeschoss kann über den Hof auch die Tiefgarage natürlich belichtet werden. Auf allen Ebenen kann der Hofraum über Balkone betreten werden.

Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss ist das Geschäftslokal angeordnet. Eine interne Treppe in der Nähe der Kasse gewährleistet kurze Wege und einen kontinuierlichen Einkaufsweg. Über eine einfache Steuerung ist der Lift als behindertengerechte Verbindung zwischen beiden Ebenen des Geschäftslokals nutzbar.
Im Falle einer Neuvermietung kann das 1. Obergeschoss durch geringe Baumassnahmen auch getrennt vermietet und über das Bürotreppenhaus erschlossen werden.

Die Büroflächen im 2. und 3. Obergeschoss sind durch die regelmässige Fassade frei einteilbar: kleinteilige Zellenbürostrukturen sind ebenso realisierbar wie offene Grossraumbüros. Durch einen hohen Kniestock kann auch das 3. Obergeschoss als Vollgeschoss vermietet werden.
Eine eingezogene Ebene direkt unter dem Dach mit einer vermietbaren Fläche von etwa 100 m² ist zusätzlich vorstellbar.

Der Neubau ist als massive Konstruktion aus Stahlbeton geplant. Die mit Weisszement und anderen Zusätzen optimierte Sichtoberfläche des Betons fügt sich homogen in die von Putzfassaden dominierte Umgebung ein und setzt dennoch einen feinfühligen Akzent.
Durch zusätzliche Behandlungen (z. B. Schleifen oder Stocken) sind Betonungen einzelner Bereiche, z. B. der Sockelzone angedacht.

Der Beton kann durch Bauteilaktivierung, in möglicher Kombination mit Erdwärmesonden, als Heizung und Kühlung genutzt werden. Zusammen mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung entsteht so ein sehr nachhaltiges, wirtschaftliches Klimasystem.

Technischen Leitungen, Akustikpaneele und Beleuchtungen werden in den Beton eingelegt. Alternativ erlaubt die lichte Raumhöhe von 2,90 m auch die Installation einer abgehängten Decke von 35 cm, die bündig mit der Fensteroberkante abschliessen würde.