Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße 1, ehem. KGB-Gefängnis

Das Entwurfskonzept sieht die weitestgehend mögliche Sicherung des gegenwärtigen Zustandes von Bestandsgebäude und ehemaligen Gefängnishof ohne Überformungen vor und weist dem separaten Neubau neben seiner inhaltlichen Funktion eine ordnende Rolle für das Gelände zu. Klassische städtebauliche Determinanten und Betrachtungsweisen sind, obwohl sich das Grundstück im Geltungsbereich der Denkmalbereichssatzung befindet, aufgrund der Bedeutung der Nutzung dahinter zurückgetreten.

Der Baukörper des Neubaus ist als Teil der Einfassung des Bestandsgebäudes konzipiert und so angeordnet, daß die zum Altbau hingewandte Raumkante die Demarkation des ehemaligen Gefängnishofes nachzeichnet. Dadurch teilt sich das Gelände in den Teil, der im wesentlichen dem ehemaligen Gefängnisbereich entspricht, und die dem Neubau zur Großen Weinmeisterstraße hin vorgelagerte neu gestaltete Fläche. Die Abgrenzung zu den Nachbarparzellen, als auch auch der Neubau selbst, bilden einen Rahmen für das ehemalige KGB-Gefängnis und den Gefängnishof.

Der Zugang zum ehemaligen Gefängnisgelände erfolgt vom Vorplatz an der Großen Weinmeisterstraße durch den Neubau hindurch über eine Freitreppe hinab auf das Niveau des ehemaligen Gefängnishofes. Das Gebäude hat somit eine Tor- bzw. Schwellenfunktion, die der Informationsvermittlung für den Besucher dient.

Die in der Zugangsrichtung erzielte Transparenz dokumentiert den sachlichen Charakter der Gedenk- und Begegnungsstätte und vermittelt dem Besucher den Kontrast zur repressiven Enge der Räumlichkeiten innerhalb des Bestandsgebäudes. Gleichzeitig dokumentieren die gegensätzlichen Ausblicke auf den desolaten Altbau auf der einen Seite und die malerische Parklandschaft in Richtung des Pfingstberges auf der entgegengesetzten Seite die Radikalität des historischen Eingriffs ohne zu Inszenieren.