modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 12/2012

Neubau des Feuerwehrhauses

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

HEIN architekten

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der Neubau ist an die südliche Grundgrenze gerückt und mit minimaler Gebäudetiefe organisiert, so dass ein möglichst großer nutzbarer Abstand zur Bundesstraße entsteht. Die Orientierung der verglasten Stellhalle zur Straße ermöglicht eine direkte Ausfahrt und präsentiert das neue Feuerwehrhaus und seinen Zweck wie selbstverständlich zur Straße. Die notwendige Anbindung des Grundstücks 1675/1 erfolgt über die PKW-Zufahrt östlich des Hauses. Der Turm (als höchster Bauteil) verankert das neue Feuerwehrhaus an der Straße und zoniert die Außenflächen.

ARHCHITEKTUR / MATERIALISIERUNG
Das Feuerwehrhaus ist ein Zweckbau und soll als solcher in Erscheinung treten. Die Materialwahl ergibt sich aus den Erfordernissen an die Robustheit und Langlebigkeit, den Brandschutz sowie die gewünschten thermischen Eigenschaften: Die Stellhalle hat besonderen Bedarf an einer hohen Speichermasse (Massivbau) um bei winterlichen Einsätzen den kurzzeitig hohen Wärmeverlust durch das Öffnen der Tore kompensieren zu können. Der Mannschaftsbereich mit seinen kürzeren Nutzungszeiten und damit geringen internen Wärmeeinträgen sollte lediglich auf einer Grundtemperatur gehalten und kurzfristig erwärmt werden können. Hierfür bietet sich ein leichter Ausbau (Innendämmung) ohne besondere Masse an. Generell soll das Gebäude farblich zurückhaltend gestaltet werden und den roten Feuerwehrautos die Identitätsstiftung überlassen. Außenräumlich sind funktional bedingt große versiegelte Flächen notwendig. Als Ausgleich dazu könnten die weniger frequentierten PKW Stellflächen mit Schotterrasen oder Beton-Rasen-Elementen belegt und somit begrünt werden um auch die nötige Fläche für die Versickerung der Oberflächenwasser zu garantieren.

FUNKTION
Der Grundriss Erdgeschoss ist so entwickelt, dass die oft trainierten Abläufe im Einsatzfall baulich unterstützt werden und mit minimiertem Zeitaufwand ausgerückt werden kann. Ein eigener Alarmeingang hält auch während anderweitiger Nutzung des Obergeschosses den Einsatzbereich frei. Die zentrale Umkleide ist eine „Durchgangsstation“ auf dem Weg zu den Fahrzeugen. Aufgrund der geringen Grundstückstiefe ist eine Anordnung der Werkstatt und der Atemschutzpflege im hinteren Stellhallenbereich nicht sinnvoll möglich. Aus diesem Grund werden die beiden Funktionen ins UG verlagert. Diese räumliche Trennung gleicht ein optimal positionierter und palettentauglicher Lift aus (der zudem das OG barrierefrei erschließt). Das OG ist bei Bedarf über einen eigenen Eingang erreichbar. Durch die verglasten Büros wird man am Ende der Treppe von einem überraschenden Weitblick und ausreichend Tageslicht empfangen. Bereitschafts- und Schulungsraum lassen sich mittels mobiler Trennwand zu einem gemeinsamen, großen Raum zusammenlegen. Ein kleiner und geborgener Sozialbereich neben der Teeküche bietet eine großzügige Blickverbindung in die Stellhalle.

ÖKOLOGIE / ENERGIE
Der Mannschaftsbereich kann durch entsprechende Dämmung der Außenwände und thermisch optimierte Verglasungen in Passivhausstandard konzipiert werden. Die Stellhalle ist nicht in dieser Hülle mit eingerechnet, sondern dient als Pufferzone. Über eine thermische Solaranlage (auf dem Dach) kann im Winter die große Speichermasse aktiviert und die Halle somit über die Sonne temperiert werden. Überschüssige Energie kann zur Erwärmung des Wassers zur Fahrzeugwäsche verwendet werden (Wasserspeicher). Entscheidend für die Wintertauglichkeit der Halle ohne Einsatz von Deckenstrahlern ist jedoch auch das Nutzerverhalten: Im Einsatzfall müssen die Tore unmittelbar nach Ausfahrt aus dem Gebäude (z.B. per Fernbedienung oder aus dem Nachrichtenraum) geschlossen werden, um ein nachhaltiges Auskühlen zu vermeiden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude orientiert sich nach zwei Seiten: die Fahrzeughalle zur Straße und die Mannschaftsräume nach Osten. Im Zusammenhang mit dem freigestellten Turm führt dies zu einer anspruchsvollen Gebäudekomposition. Bedauerlicher Weise wird dieses im Modell und im Schaubild aufgezeigte Entwurfskonzept bei der Fassadengestaltung nicht konsequent weiterverfolgt. Auch in der Grundrissdisposition wird diese Idee nur teilweise wiedergefunden. Bei einer zukünftigen Bebauung des östlichen Grundstücks mit einer weiteren Gemeinschaftseinrichtung ist allerdings die deutlich formulierte Ausrichtung nach Osten in Frage zu stellen. Im Vergleich mit Projekt 1 tritt der freigestellte Turm an diesem Ort und für diese Aufgabe zu dominant in Erscheinung. Die Funktionsabläufe für die Feuerwehr sind gut erfüllt. Besonders gewürdigt wird der überdachte Eingangsbereich auf der Ostseite. Insgesamt ein wirtschaftliches Projekt mit gut durchdachten Funktionen und anspruchsvoller Gestaltung.