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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2014

Umbau / Erweiterung des Feuerwehrhauses

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

SML:architektur

Architektur

Carsten Radloff - Brandschutzingenieur

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Einfügung
Als Basis für den Umbau und die Erweiterung dient das bestehende Feuerwehrhaus aus dem Jahre 1963. Der zweigeschossige Bau bildet den Ausgangspunkt und gibt die Lage und Ausrichtung für die neuen Funktionseinheiten vor.
Die neue Fahrzeughalle führt die bestehende Gebäudeausrichtung entlang der Münsterstraße als eingeschossiger Anbau weiter und bildet mit dem Kerngebäude eine zusammengefügte Einheit. Die zweite neue Funktionseinheit besteht primär aus den Umkleide- und Sozialräumen und fügt sich über eine Erschließungsfuge verbunden im rückwärtigen Bereich ebenfalls als eingeschossiger Baukörper an den Bestand an. Der bestehende Anbau wird hierzu teilweise rückgebaut und mit der neuen Funktionseinheit überformt. Die neuen Baukörper folgen in ihren Abmessungen und Höhenentwicklungen den funktionalen Anforderungen und fügen sich maßstäblich und baukörperlich in die bestehenden heterogenen Gebäudestrukturen ein. Das neue Feuerwehrhaus reagiert mit seinem ruhigen und zurückhaltenden linearen Baukörper auf die bestehende Situation und stärkt als raumbildendes Element das bestehende Umfeld.

Erschließung
Eine, der Hauptgebäudestruktur vorgelagerte, als verbindende Spange dienende Verglasungsebene bildet den neuen Auftakt und stärkt die nach außen wirksame Gebäudefront zur Münsterstraße. Sie fügt Alt und Neu optisch als auch erschließungstechnisch zusammen und bildet die neue Adresse. Die Glasfront nimmt in Verbindung mit dem auskragenden Vordach sämtliche Arten von Öffnungsfunktionen, wie Haupt- und Nebeneingang und die Toranlagen der Fahrzeughalle auf. Durch ihre, auf die notwendige Torhöhe abgestimmte, Höhe verringert sie optisch die Abmessung der Fahrzeughalle und vermittelt zwischen dem zweigeschossigen Kerngebäude und dem angegliederten neuen Hallenbaukörper. Die verkehrliche Erschließung erfolgt über die im Westen positionierte Zufahrt mit insgesamt 40 Stellplätzen. Von hier aus erreichen die Feuerwehrkameraden im Alarmfall schnell und sicher die angrenzenden Umkleidebereiche über die rückwärtigen direkten Zugänge. Im Zuge einer Alarmauslösung über die Funkschleife der Meldeempfänger werden die Schließsysteme der Umkleidetüren durch die Einsatzleitzentrale freigeschaltet, sodass ein schneller und unkomplizierter Zugang für die Einsatzkräfte gewährleistet ist. Sowohl die direkte Wegeführung als auch die Möglichkeit der technischen Erschließung und Zugänglichkeit ermöglicht einen schnellen und reibungslosen Ablauf im Ernstfall.

Funktionen
Die vorgefundene Gebäudestruktur des Bestandsgebäudes wird ausgehend von den Geschoss- und Raumhöhen in optimaler Weise umgenutzt. Das Erdgeschoss teilt sich in die unterschiedlichen Werkstattbereiche mit zugehörigen Lager- und Büroräumen. Die vorgelagerte Glasspange sowie die rückwärtige Glasfuge verknüpfen als zentrale Verbindungselemente die einzelnen Funktionsbereiche auf kurzem Wege miteinander. Eine durchgesteckte Foyerzone ermöglicht den direkten Zugang von der Münsterstraße und dient als Verbindungs- und Erschließungszone sowohl für Mitglieder der Feuerwehr als auch für externe Besucher.
Das Obergeschoss beinhaltet die Räume für Ausbildung, Aufenthalt und Verwaltung. Hier dient eine Aufweitung mit Pantry als zentraler Verteiler und Aufenthaltsbereich, über den die weiteren Räumlichkeiten erschlossen werden. Transparente bzw. transluzente Trennwände zum Stabsraum sowie zu den Bürobereichen weiten die Raumstrukturen optisch auf und schaffen einen Verbund untereinander. Die hohe Aufenthaltsqualität der Bewegungs- als auch Arbeitsbereiche schafft optimale Voraussetzungen für die unterschiedlichen Aufgabenstellungen, wie Schulungsangebot, Verwaltungsdienste und Einsatzkoordination etc.
Die Fahrzeughalle beinhaltet die geforderten 6 Fahrzeugstellplätze zuzüglich einer Waschhalle sowie den Schwarzbereich mit Stiefelwäsche etc. Der Hallenbaukörper folgt dem Geländeverlauf und ist um ca. 60 cm tiefer gesetzt als das Kerngebäude. Eine Erweiterung um 1 bis 2 Stellplätze ist gegeben. Die Anbindung zum Bestandsgebäude und somit zu den Lager- und Werkstattflächen erfolgt auf kurzem Wege über entsprechende Rampen. Die Umkleiden im rückwärtigen Baukörper sind ebenfalls direkt über das flache Rampensystem angebunden, sodass eine optimale Wegeführung, sowohl im Alarmfall als auch in der täglichen Verwaltungs- und Wartungsarbeit, gewährleistet ist. Der teilweise rückgebaute ehemalige Schulungsraum wird zum Jugendraum inklusive Teeküche umgenutzt und um einen kleinen Freisitz mit direkter Freiraumanbindung ergänzt, sodass ein attraktiver Ort für den Nachwuchs bereitgestellt werden kann.
Sämtliche Funktionsbereiche sind klar und übersichtlich gegliedert. Die kurze und prägnante Wegeführung garantiert sowohl einen wirtschaftlichen Betrieb als auch einen optimalen Ablauf im Einsatzfall.

Freiraum
Die Freiflächen gliedern sich in einzelne Funktionsbereiche wobei die Übergänge stufenlos ausgebildet sind, um eine optimale Flächennutzung und Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Die Stellplätze positionieren sich entlang der westlichen und nördlichen Grundstücksgrenze, der Freiraum vor der Fahrzeughalle dient als Stauraum für den Fahrzeugpark. Die Vorzone zu Werkstätten und Haupteingangsbereich dient als Übungsfläche. Das Gebäude mit seinem Vordach, den Fensteröffnungen sowie der Dachterrasse kann hierbei als Übungsobjekt herangezogen werden. Der rückwärtige Bereich dient als „Feuerwehrhof“ mit Lagermöglichkeiten in den bestehenden Garagen, inklusive Grillplatz und „Löschteich“. Die Höhen- und Geländeentwicklung wird in Teilbereichen (Umfahrt / Stellplätze) den baulichen Strukturen angepasst.

Baustruktur
Die vorhandene Baustruktur wird in Teilen rückgebaut und im Obergeschoss entsprechend der Umbauplanung entkernt. Hierbei soll jedoch der Rückbau auf das Nötigste reduziert werden, um möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz beizubehalten und mitzunutzen. Die bestehenden Raumstrukturen werden, wie schon erwähnt, entsprechend ihrer Flächen- und Höhenentwicklung optimal genutzt bzw. umgenutzt. Die Unterteilung erfolgt durch leichte Trennwandsysteme, der Systemaufbau der vorhandenen Böden wird entsprechend ihrer Nutzung überarbeitet.
Die Konstruktionsweise der neuen Baukörper unterscheidet sich aufgrund ihrer Nutzung:
Die Fahrzeughalle unterliegt einer hohen Beanspruchung durch die Fahrzeuge selbst und durch das Einsatzmaterial etc. Hier dient eine robuste und dauerhafte Kombination aus Beton und Stahl als Ausgangspunkt. Im Inneren der Fahrzeughalle bleiben die Betonoberflächen ebenso sichtbar wie das Trapezblechdach. Der neue Umkleidetrakt benötigt hingegen einen höheren Dämmwert sowie eine „behaglichere“ Ausbildung der Räumlichkeiten. Der Anbau an den rückwärtigen Bestandstrakt wird in massiver Bauweise erstellt, um kostengünstig die geforderten Raumstrukturen bereitstellen zu können. Die Innenwände werden in Leichtbauweise ausgebildet, um auf eventuell zukünftige Veränderungen reagieren zu können.

Material
Zwei Faktoren dienen als Ausgangspunkt für die Materialfindung: Zum einen die Historie des Ortes selbst mit der Ockergewinnung und der damit verbundenen Geschichte der Gemeinde Hilter (Stichwort „Hiltergelb“). Zum anderen die funktionale Nutzung des Gebäudes, eben als Feuerwehrhaus und somit als einer der zentralen baulichen Bestandteile der Ortschaft.
Sowohl die bestehenden als auch die neu zu erstellenden Baukörper werden entsprechend den Anforderungen außenseitig gedämmt und mit einem groben Strukturputz versehen. Die Art der Putzausführung lehnt sich an die vorzufindenden Putzoberflächen der umliegenden „öffentlichen“ Gebäude wie Rathaus, Schule etc. an, wird aber bewusst neu interpretiert. Der gewählte Farbton entsteht durch den Brand des gelben Ockers zum Ockerrot. Die gewählte Struktur und Farbgebung des Gebäudes schafft einen eindeutigen Bezug zum öffentlichen, historischen und funktionalen Kontext.
Im Inneren des Gebäudes schaffen farblich aufeinander abgestimmte und den Anforderungen entsprechend robuste Materialien ein modernes Arbeitsumfeld. Die Wahl der Baumaterialien (Holz, Beton, Mineralputz, Stahl etc.) inklusive der notwendigen Dämmstoffe (z.B. Holzfaserdämmung) erfolgt hinsichtlich der Nutzung von nachwachsenden, ressourcenschonenden Baustoffen.

Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept und die Gebäudetechnik basiert vorrangig auf der Reduzierung des Energiebedarfs für Wärme und Strom. Die kompakte Bauweise mit einer hochwertigen Gebäudehülle bildet die Basis und wird durch eine effiziente, den Anforderungen angepasste, Gebäudetechnik unterstützt. Als Beispiele sind eine hohe Tageslichtnutzung, eine präsenzabhängige Steuerung der langlebigen und wartungsarmen LED-Beleuchtung sowie die Nutzung der Abluftwärme aus den Umkleide- und Verwaltungstrakten zur Heizungsunterstützung der Hallen- und Werkstattbereiche zu nennen. Die Erzeugung der erforderlichen Heizenergie erfolgt mittels eines bedarfsgerechten Gas-Brennwertkessels. Die Warmwasserbereitung wird als Speicherladesystem mit solarthermischer Unterstützung ausgeführt.

Entsprechend der gestellten Aufgabe entsteht ein nachhaltiges und zeitgemäßes Gebäude, welches durch eine kompakte Kubatur und ressourcenschonende Materialien und nicht zuletzt durch seine Funktionalität den heutigen Anforderungen an ein Feuerwehrhaus optimal entspricht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine geschickte Ergänzung des aus Sicht der Verfasser erhaltenswerten Gebäudebestandes aus. Die städtebauliche Einbindung und der Auftritt des Feuerwehrgebäudes als neue Einheit werden als gelungen eingeschätzt.
Das Raumprogramm wurde vollständig unter Verzicht auf die Wohnung im 1. OG umgesetzt und kommt dabei im Verhältnis zu den übrigen in der engeren Wahl befindlichen Arbeiten mit der geringsten Nutzflächenerweiterung aus.
Das Preisgericht bewertet die durch den Höhenversatz der Fahrzeughalle notwendigen Rampen als problematisch für die internen Funktionsabläufe, u.a. im Alarmfall.
Der vor die Fahrzeughalle vorgelagerte verglaste Erschließungsgang wird aus Gefährdungsgründen als nicht umsetzbar angesehen.
Insgesamt bietet der Entwurf durch den Ergänzungsbau des Bestandsgebäudes im Norden einen wertvollen Ansatz zur Unterbringung des geforderten Raumprogramms auf dem vorhandenen Grundstück unter Schaffung von gut nutzbaren Außenanlagen.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss / Schnitte

Obergeschoss / Schnitte

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Fassade

Fassade

Perspektive

Perspektive

Modellfoto

Modellfoto