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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau der Feuerwehr, der Rettungswache des DRK und des Bauhofes in Elzach

2. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

ArGe Architekten Leins | Ohnemus | Freie Architekten Part mbB

Architektur

Erläuterungstext

Topographie:
Das Planungsgebiet liegt parallel zum Yachbach. In West-Ost-Richtung steigt es um ca. 3,50 bis 4,50 m an, wobei entlang der nördlichen Grenze ein größerer Geländesprung aufgrund von Auffüllungen vorhanden ist. Mit der geplanten Erschließungsstraße wird hier eine stetige Steigung von ca. 4,50 m von der westlichen bis zur östlichen Grundstücksgrenze hergestellt. In Nord-Süd-Richtung fällt das Gelände ebenfalls um ca. 2,50 bis 3,00 m. Der Yachbach liegt dann in einem 5,00 bis 8,00 m breiten Grünstreifen nochmals ca. 2,00 m tiefer. Entsprechend dieser Topographie wird das Planungsgebiet in 2 Höhenplateaus aufgeteilt. Zwischen den Neubauten Feuerwehr mit DRK im westlichen Grundstücksteil und Bauhof im östlichen Grundstücksteil ist ein volles Geschoss Höhenunterschied vorhanden. Die Zufahrten von der Erschließungsstraße werden an der westlichen Grenze eingeplant, um ebenerdig auf die Aufstell- und Hofflächen einfahren zu können. Das Gelände im Osten und in der Mitte des Planungsgebiets wird durch die Gebäude abgestellt. Die schräg verlaufenden Straßenkanten sowie die entsprechend dem Bachlauf abfallenden Gelände „fließen“ an den Gebäudeseiten vorbei.

Städtebauliche und architektonische Qualität:
Unser Lösungsvorschlag platziert die Neubauten der Feuerwehr, DRK und des Bauhofs harmonisch in den oberen, nordwestlichen Grundstücksflächen parallel zur Erschließungsstraße, direkt an den Baugrenzen. Die im östlichen Grundstücksteil geforderte Baulinie wird durch das Bauhofgebäude L-Winkel-förmig nördlich und östlich in den geforderten Längen und Höhen (8,50 m) angebaut. Zur Südseite zum Yachbach werden die Baugrenzen nicht angebaut. Das große Bauvolumen der Feuerwehr wird mittig auf dem westlichen Baufeld positioniert, um möglichst große Distanz zu den Nachbargebäuden und zum Grünstreifen zu wahren. Die Baufluchten des nördlich gelegenen Mischgebiets, hier der Wohnblöcke und Straßen, werden durch die Neubauten aufgenommen. Der Querbau der Feuerwache ist auf die Teilungslinie des Planungsgebiets gestellt und bildet einen Rücken zum Bauhof. Der so eingeschriebene Hof öffnet sich zur Südseite und ist die zentrale, interne Verteilerebene für Personen- und Materialverkehr.

Der ca. 16,0 m hohe Übungsturm markiert an vorderster Stelle den Eingang zur neuen Liegenschaften der Stadt Elzach und vermittelt zu den hangseitigen Gebäudehöhen. Die Gebäude innerhalb des Baugrundstücks zeigen sich nicht mehr als 2-Geschosse hoch. Es ist darauf geachtet, daß sich die Baukörper mit z. T. zweigeschossigen Hallenbereichen sowie die Außennutzungen der Topographie folgend sanft und ruhig in das Gelände einfügen. Durch die aus L-Grundformen kombinierte Gebäudefigur orientiert sich der zweite Hof zur Erschließungsstraße hin und ermöglicht den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr die direkte Ausfahrt. Die zurückhaltende Gestaltung der Gebäude sowie die ausgewogene Verteilung der Bauvolumen auf dem Planungsgebiet stützen die im Vordergrund stehenden Funktionen der Neubauten und bieten gegenüber dem späteren Misch-/Wohngebiet ein dennoch ansprechendes, harmonisches Ensemble.

Funktionale Anforderungen und des Raumprogramms:
Die im Raumprogramm im EG geforderten Nutzungen werden allesamt ebenerdig eingeplant. Bei der Erschließung der Nutzungen ist darauf geachtet, daß sich die Alarmwege der Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr und des DRK’s nicht mit den Personen- und Materialzufahrten auf dem Grundstück kreuzen oder überlagern.

Den Fahrzeughallen der Feuerwehr sind zur Südseite sämtliche Nutzungen wie z. B. Atemschutzgeräte, Umkleiden, Schwarz- / Weißbereiche, Gerätelager etc. vorgelagert, um im Einsatzfall von den PKW-Parkplätzen der Rettungsmannschaften bis zu den Einsatzfahrzeugen Ausrüstungen und Kleidungen in einem Bewegungsablauf aufnehmen zu können. Führungs- und Lageraum sowie die Bereitschaftsräume haben direkte Sichtverbindung zu den Fahrzeughallen und Übersicht über den kompletten Feuerwehrhof mit Ausfahrt auf die Erschließungsstraße.
Die büroartigen Nutzungen, der Schulungsraum und der Jugendraum sind im Obergeschoss zur Südseite vorgesehen, haben ebenso eine Sichtverbindung in die Fahrzeughallen, sind jedoch aus dem Alarmwegebereich der Feuerwehr separiert.

Die Rettungswache des DRK ist komplett im Obergeschoss der Querspange des westlichen Gebäudes angesiedelt. Die Fahrzeughallen für die Rettungsfahrzeuge des DRK haben Ihre Ausfahrten nach Osten und damit eine direkte Anbindung an die Erschließungsstraße. Die büroartigen Nutzungen, die Umkleiden sowie die Bereitschaftsräume sind über einen separaten Zugang von der Ostseite erschlossen und orientieren sich zur Südseite des Gebäudes. Zwischen den Nutzungen Feuerwehr und DRK besteht im Obergeschoss eine interne Verbindung.

Die Fahrzeughallen des Bauhofs schließen orthogonal an den einspännigen Verwaltungs- und Lagerriegel an. Die dem Bauhofbetrieb andienenden Werkstätten und Lager sind ebenerdig eingeplant. Das Lager für die Vereine ist von der Erschließstraße im Norden ebenerdig anfahrbar und hat einen separaten Zugang. Es kann eigenständig genutzt werden, ohne daß Externe Zugang auf das Bauhofgelände oder die restlichen Gebäudeteile haben müssen. Die Nutzungen Muldenstellplätze, Schüttgutboxen, Gefahrstoffcontainer, Salzsilo sind in den Außenflächen gut anfahrbar und z. T. hinter Sichtschutzwänden aufgestellt.

Erschließung und Parkplätze:
Jedes Gebäude ist separat, eigenständig erschlossen, sowohl im Außenbereich als auch innerhalb der Gebäude. Die Parkplätze für die Bediensteten und Mitarbeiter/-innen von Feuerwehr, DRK und Bauhof sind allesamt in den rückwärtigen Grundstücksflächen zum Yachbach angesiedelt. Das Planungsgebiet West und Ost kann mit Fahrzeugen an den Außenseiten West und Süd umfahren werden. Ebenso kann die Einfriedung der Liegenschaften entlang der Bau- bzw. Grundstücksgrenzen gewährleistet werden.

Materialkonzeption und Technik:
Die geschlossenen Fassaden der Neubauten werden mit einer graubraunen Klinkerfassade einheitlich verblendet. Dieses robuste und langlebige Material gewährleistet bei geringem Wartungsaufwand und entsprechender Beständigkeit gegen mechanische Beanspruchungen und Feuchtigkeit eine nachhaltige Bauweise. Sämtliche Nutzräume werden mit kleinformatigen Bandfassaden belichtet und belüftet. Wo gestalterisch funktional sinnvoll werden großformatige Verglasungen wie z. B. Tore Fahrzeughallen, Eingang Verwaltung Bauhof eingesetzt. Das Verhältnis geschlossener zu geöffneter, transparenter Fassaden ist deutlich über 50 %. Im Innenbereich werden wertige und langlebige, aber zurückhaltende Materialien, wie Holz, Beton und Glas zum Einsatz kommen. Die Böden werden entsprechend der funktionalen Anforderungen (Feuchtigkeit, mechanische Beständigkeit, Rutschfestigkeit) aus einem einheitlichen Material vorgesehen. Auf den extensiv begrünten Dachflächen ist die Aufstellung von Photovoltaikanlagen und Warmwasser-Solarkollektoren geplant. Die Gebäude entsprechen den neuesten energetischen und ökologischen Standards. Heizenergie und Brauchwassererwärmung erfolgen über Fernwärme.

Freiraumgestaltung:
Die Freiräume werden trotz vorgegebener Außennutzungen durchgrünt. Der Grünzug entlang des Yachbach bittet den nach Süden orientierten Nutzungen einen qualitativ hochwertigen Außenbezug und schafft eine grüne Trennfuge zu den benachbarten Bebauungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorgeschlagene Bebauung mit zwei L-förmigen Baukörpern reagiert in seiner orthogonalen Abfolge in angemessener Weise auf das Sauter-Areal und fügt sich gleichwohl in der Höhenabstufung und Körnung der bestehenden Randbebauung unter. Durch die Drehung der L-Körper zueinander und der daraus resultierenden gegensätzlichen Ausrichtung der Freiflächen wird einer geschlossenen Gebäudefront entgegengewirkt. In der Setzung folgt die Feuerwehr und der Bauhof der natürlichen Topografie. Die Gefälle in der Hofgestaltung nehmen geschickt die einzelnen Zugänge von DRK und Alarmzugang der Feuerwehr in den jeweiligen Geschossebenen auf. Allerdings ist die Abfolge der Alarmabfahrt DRK in Bezug zur Einsatzanfahrt der Feuerwehr mit der angebotenen Zufahrtsbreite nicht optimal entzerrt. Der Übungshof mit Ausfahrt nach Norden ist an dieser Stelle als Bereicherung – in dem er als Zeichen öffentlichen Auftrages der Rettungsorganisation und für das Allgemeinwohl – zu sehen. Aus Sicht des Schallschutzes wird diese Lage jedoch hinterfragt. Die geforderte durchgängige bauliche Höhe im Bereich Bauhof wird als Schallschutz eingehalten.

Die ebenerdige Wegebeziehung im Alarmbereich der Feuerwehr, wie auch im Bereich der DRK sind in ihrer Folge mit kurzen Wegen und auf einer Ebene sehr gut gelöst. Die Sichtbeziehung vom Funkraum zur Halle, zum Übungshof und zum Ein- und Ausfahrtsbereich ist sinnig angeordnet. Nicht nachvollziehbar ist allerdings die Organisation der Waschhalle und der dargestellten Durchfahrbarkeit. Zwar hält die Feuerwache die Knödellinie ein, doch wird die Funktion der Außenanlagen Bauhof durch die DRK-Stellfläche und Stellplatzzufahrt eingeschränkt. Schuttgüter- und Containerflächen sind in ihrer Anfahrtstiefe nicht ausreichend dimensioniert und müssen wie auch die Lage des Salzsilos überdacht werden. Die Tiefe und interne Anordnung der Fahrzeughalle überzeugt. Die vorgeschlagene wirtschaftliche Konstruktion in Massivbauweise entspricht der geforderten Qualität. Auch die Fassade entspricht in ihrer robusten Klinkerfassade dem klaren einfachen Konzept.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten im günstigsten Bereich und der disziplinierte Grundaufbau lässt keinen zusätzlichen Mehraufwand erwarten.

Zusammenfassend ein Entwurf, der mit seinen maßstäblichen Gebäudeformen, der guten topografischen Einbindung und den guten funktionalen Raumverbindungen einen wertvollen Beitrag leistet. Die innenräumliche Aufenthalts- und Belichtungsqualität lässt eine schöne Umsetzung des Entwurfes erwarten. Anregungen und Bedenken aus der Jurybeurteilung werden als problemlos lösbar erachtet.