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Offener Wettbewerb | 09/2019

Neubau einer Forensikstation auf dem Areal der Psychiatrischen Klinik Wil (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

FELIX PARTNER

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt KREUZGANG legt den Fokus auf den Aspekt des Aussenraumes als gestalterisches Leitmotiv. Für eine Integration in die Parklandschaft der Psychiatrischen Klinik Wil wird der Entwurfsvorschlag aus dem
bestehenden Landschaftskonzept heraus entwickelt. Zugleich wird dem
Anliegen, dass die Anlage im Aussenraum trotz der hohen Sicherheitsanforderungen so wenig wie möglich als ein Gefängnis in Erscheinung
treten solle, auf überraschend simple Weise Rechnung getragen: Das
Element des Ordnungszaunes zum Anlass nehmend, wird die technische
Abstandssicherung mit einer 2.5 m hohen und 1 m breiten Buchenhecke
begleitet und als landschaftliches Element formuliert. Den Ordnungszaun
aufgrund seiner Transparenz in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen,
sondern im Gegenteil gemäss dem Prinzip der Einfriedung als räumlich wirksames landschaftliches Element zu formulieren und daraus ein
gestalterisches Leitmotiv für die innere und äussere Erscheinung abzuleiten, ist eine überzeugende Idee.
Das Thema der Landschaftsgestaltung wird bis in das Innere des Gebäudes geführt und der Aussenraum über vielschichte Blickbezüge zu einem
Teil der Innenwelt. Das Motiv der Hecke wird im Innenhof als räumlicher
Abschluss der grosszügig verglasten Erschliessungskorridore aufgenommen und erzeugt über das Prinzip der Tiefenstaffelung vielfältige und
attraktive Blickbeziehungen. Das Erzeugen von Tiefe kommt auch bei den
Patientenzimmern zur Anwendung, denen innerhalb der Einfriedung ein
weiterer bepflanzter Aussenraum vorgelagert ist. Allerdings erscheint in
dieser Situation die vorgeschlagene Massnahme eines ganzflächig vorgesetzten Glases als Ausbruchsschutz unverständlich, da das Glas zwar
transparent, aber architektonisch sehr präsent ist und so den Aussenbezug unvorteilhaft einschränkt.
Im Grundrisslayout sind die Räume grösstenteils auf einer Ebene
angeordnet. Nur die Technik ist als Aufbau auf dem Dach vorgesehen, müsste jedoch noch mit einem Lift erschlossen werden.
Betrieblich wird die vorgeschlagene Disposition auf einem einzigen
Geschoss positiv gewertet. Allerdings ist das Nutzungslayout zu
wenig übersichtlich und sicherheitstechnisch unbefriedigend –
Überwachung und Pflege hätten einen hohen Betriebsaufwand zur
Folge. Die an beiden Seiten des eingezogenen Winkels angeordneten Zimmer sind aufgrund von Kollusionsgefahr nicht möglich.
Betrieblich weist das Projekt markante Schwächen auf.
Das statische Konzept erscheint mit dem stützenlosen Überspannen grosser Spannweiten mittels Kalkbetonelementen fragwürdig.
Bezüglich der zu erwarteten Baukosten der Fläche und Kubatur
liegt das Projekt im Durchschnitt der Projekte.
Die besondere Stärke des Entwurfsvorschlages liegt darin, dass
aus den Sicherheitsanforderungen kein introvertiertes Bauwerk
resultiert. Die Priorisierung eines landschaftsgestalterischen
Elementes und das Prinzip der Einfriedung als primäre Setzung
befreien die Nutzung, welche hinter der Hecke nur sekundär in
Erscheinung tritt. Die landschaftliche Situation prägt auch die
Konzeption der Innenräume und ermöglicht eine hohe Identifikation mit dem Ort und der Gesamtanlage. Es entsteht eine stimmige
Atmosphäre, welche gleichermassen offen und geschützt ist.