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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Verwaltungsstandort Biberbrugg - Ausbau Polizei und Verwaltungsgebäude (CH)

Visualisierung

Visualisierung

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

ffbk Architekten

Architektur

Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ACS-Partner AG

Bauingenieurwesen

holzprojekt AG

sonstige Fachplanung

Boess + Partner AG

Energieplanung

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung, BIM-Management

BIQS Brandschutzingenieure AG

Brandschutzplanung

Siplan AG

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik, Akustikplanung

Giorgio Notari

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Situierung der Neubauten orientiert sich an der Geometrie der Bestandesbauten und führt dem Längsbau der Verwaltung weitere lineare Gebäudetrakte hinzu. Die Staffelung der neuen Baukörper entwickelt sich aus der Parzellengeometrie, reagiert auf den Fluss- und Strassenverlauf und vermittelt in den Landschaftsraum. Die Proportionen des bestehenden Gebäudes werden aufgenommen und mit dem Bestand zu einer neuen, grossen Gesamtfigur verwoben. Die schlanken, längsgerichteten Baukörper werden dabei durch 3 Querverbindungen miteinander verwoben, die Idee der Gebäudezeilen bleiben aber dabei erhalten. Die schlanke Proportionierung und die kammartige Strukturierung der Neubauten vermögen als Ansatz zu überzeugen, ebenso die daraus resultierende Höhenentwicklung gegenüber dem Strassenraum.

Das neue Parkhaus wird in einem eigenständigen Baukörper im Baufeld der Strassenabzweigung organisiert. Obwohl filigran, transparent und in Leichtbauweise konstruiert vermag dieser durch zu hohe Eigenständigkeit geprägte Baukörper in der Setzung und Kubatur nicht zu überzeugen.

Die Organisation des Neubaus sucht für die einzelnen Gebäudeteile sinnvolle Nutzungen, die Zuordnungen sind grundsätzlich nachvollziehbar, es ergeben sich aber in der inneren Organisation diverse Grundkonflikte. Die konzeptionell bedingten schlanken Baukörper eignen sich nur schwer für eine zeitgemässe Büronutzung, dies äussert sich insbesondere in der Organisation der Bürogeschosse der Kantonspolizei. Die Organisation des Migrationsamtes im 1. Obergeschoss ist betrieblich schwierig, auch der Zugang vermag nicht zu überzeugen. Obwohl das Erdgeschoss richtigerweise eine Vielzahl allgemeiner Räume aufnimmt, ist dieses insgesamt schlecht belichtetet, die gewählte Gebäudestruktur ist nicht mehr erkennbar und das Potential einer inneren Lichtführung wird nur begrenzt umgesetzt. Auch ist die Organisation im Erdgeschoss unübersichtlich und ohne zentralen Bereich, eine Eingangshalle mit einem attraktiven Gebäudezugang wird vermisst. Die Lage der Werkstatt ist in funktionaler Hinsicht sicher ideal, nur wird hier an prominenter Lage viel Potential für angebrachtere Nutzungen verbraucht.

Auch das erste Obergeschoss ist organisatorisch unübersichtlich, viele innenliegende Nutzungen sind schlecht belichtet. Die Einvernahme hingegen ist allseitig richtig erschlossen und für alle Nutzer gut zugänglich. Das Parking im Untergeschoss ist gut organisiert, die Ein- und Ausfahrten wie auch die vertikalen Gebäudeerschliessungen sind übersichtlich konzipiert.

Aus funktionaler Sicht der Kantonspolizei ist das Projekt ansprechend und verfügt über ein gut umgesetztes Gesamtkonzept, im Bereich der Spezialräume gibt es jedoch Handlungsbedarf. Die Gebäudestruktur erlaubt aber relativ wenig Flexibilität und die Dienste sind teilweise stark verzettelt. Die Höhe der Trainingshalle ist zu niedrig und so nicht umsetzbar.

Ideal ist die Anordnung des Migrationsamtes auf einem Stockwerk. Die Schalter und der Wartebereich für alle vier Abteilungen sind aber zu klein, auch sind die Sachbearbeitenden vom Schalter zu weit entfernt.

Aus Sicht der Gefängnisnutzung passt sich die Erweiterung sehr gut an das bestehende Gebäude an und beinhaltet eine sinnvolle Anordnung der Abteilungen. Die Zuführung ins Einvernahmezentrum ist gut gelöst, weniger aber die Anlieferung ins Gefängnis, diese wird durch eine Biegung innerhalb des Gebäudes erschwert. Die Nutzung der Schleuse durch mehrere Parteien birgt ein Sicherheitsrisiko und blockiert unnötig das Gefängnis. Auch sind die verschiedenen Zufahrten für die Polizei, das Gefängnis und die Ausfahrt der Polizei auf relativ engem Raum geplant, dies kann zu unerwünschten gegenseitigen Blockaden bei Zuführungen und Anlieferungen führen. In den Hafträumen und im Arbeitsraum fehlen die Fenster.

Das Tragsystem des Gebäudes ist in den Obergeschossen in Holzbauweise konzipiert. Ein enges Stützenraster wird unter der Verwendung von Vollholzstützen und -trägern eingeplant. Dieser Ansatz wird in überzeugender Tiefe ausgearbeitet, auch sind die Gebäudeaussteifung und der Brandschutz gut angedacht.

Während die Holzkonstruktion im Innern recht überzeugend spür- und erlebbar ist, wird der äussere Ausdruck durch Faserzementelemente und Metallbauteile bestimmt. Nachvollziehbar und schlüssig wird hier mit dem konzeptgebenden Bestandesbau gespielt, es entsteht ein neues Ganzes.

Der Freiraum orientiert sich gemäss Verfassenden am Programm und versucht nicht hübsch zu sein. Die Umsetzung dieses Vorsatzes führt im vorliegenden Freiraumprojekt aber offensichtlich zu einer Absenz von Qualität. Die Aufenthaltsmöglichkeiten im Freiraum beschränken sich auf eine, in ihrer Ausdehnung limitierten, Gartenterrasse. Rückzugsmöglichkeiten für Mitarbeitende und Gäste oder ein Begrünungskonzept fehlen. Im Weiteren wird der Freiraum nicht bearbeitet und bildet dem Gebäude weder ein respektables Gegenüber noch ist das Potential einer allfälligen Weiterbearbeitung erkennbar.

Ein mässiger Glasanteil der Fassade führt in Kombination mit der Beschattung durch eine tiefe Brüstung zu einem mässigen Kältebedarf. Wärme- und Kälteversorgung erfolgen effizient und nachhaltig mit einer Erdsonden-Wärmepumpe als Ergänzung zur Wärmeversorgung des Bestands. Die Wärme- und Kälteabgabe erfolgt in den Obergeschossen durch dezentrale, wenig nachhaltige Klimakonvektoren, im Erdgeschoss durch Deckensegel. Eine innovative ‚Lungenlüftung‘, welche die Hauptnutzflächen indirekt durch die Erschliessungszonen belüftet, birgt Risiken bezüglich Raumluftqualität und Schall.

In Bezug auf die berechneten Investitionskosten liegt das Projekt an der oberen Bandbreite. Dies auch begründet in den hohen Flächen- und Volumenkennwerten.

Obwohl die gewählte Konzeption der linearen Fortsetzung der bestehenden Gebäudestrukturen konzeptionell Potential für den Ort und dessen Identität hat, vermag das Projekt in der inneren Organisation nicht zu überzeugen. Das Bürogeschoss zeigt in seiner Aufteilung wenig Flexibilität, die gebäudeinterne Lichtführung ist insbesondere im Erdgeschoss ungenügend, auch ist die innere Wegführung unübersichtlich.

Die Umgebungsgestaltung ist insbesondere im Zugangsbereich unsensibel, die konstruktive Umsetzung und der Gebäudecharakter hingegen geben eine angemessene Antwort auf den Ort und auf die Aufgabe.
Grundriss-EG

Grundriss-EG

Ansicht-Straße

Ansicht-Straße

Querschnitt

Querschnitt

Modell

Modell

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