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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2012

Neues Polizeigebäude Obermühlestrasse

Aussenperspektive

Aussenperspektive

4. Rang / 4. Preis

Schmid Schärer Architekten

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Duersteler Bauplaner GmbH

Projektsteuerung

Erläuterungstext

Die Situation am Teuchelweiher ist geprägt durch seine starke Heterogenität. Obwohl in unmittelbarer Zentrumslage gelegen, ist der Ort durch die an die Gründerzeitvillen angrenzenden Gewerbebauten und Werkhöfe eher vorstädtisch geprägt.

Der Entwurf für das neue Polizeigebäude der Stadt Winterthur schlägt eine Neuinterpretation des Ortes vor. Das viergeschossige Gebäude wird von der Obermühlestrasse zurückversetzt und bildet über den konkav geknickten Baukörper einen grosszügigen Vorplatz aus, welcher dem Bau eine hohe Präsenz als Gegenüber zum Teuchelweiherplatz verleiht und einen hohen Grad an städtischer Öffentlichkeit und Repräsentanz erzeugt. Überdies wird so die Villa Flora und ihr vorgelagertes Kutscherhaus an den Platz angebunden.

Die Fassade aus eingefärbten Betonelementen setzt den Repräsentationsanspruch der Polizei auf zurückhaltende Weise um. Die horizontal betonte Gliederung verleiht dem Gebäude eine ruhige Eleganz und bettet es in die umliegende niedrige Bebauung ein, während die Farbigkeit mit Grün- und Brauntönen einen Bezug zum Grünraum der Villa Flora herstellt.

Das Herz des Gebäudes wird durch eine hohe Eingangshalle gebildet, welche einen direkten Bezug herstellt zu den halböffentlichen Nutzungen zuoberst im Gebäude. Die verschiedenen Publikumsschalter und Befragungszimmer sind auf Erdgeschossniveau um sie herum angeordnet. So erhält das Gebäude trotz der sehr beschränkten Zugänglichkeit im Innern den Eindruck von Grosszügigkeit und Offenheit. In den Obergeschossen trennt ein Ringkorridor den Büromantel von der dienenden inneren Raumschicht, welche durch Korridore kreuzförmig entlang den zwei Lichthöfen unterteilt wird. So entsteht ein optimales Erschliessungsystem, welches dem Polizeipersonal im Betrieb einerseits die notwendige Entflechtung der Wege ermöglicht, zusätzlich aber auch eine attraktive Begegnungszone darstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer radikalen Überarbeitung der volumetrischen Geometrie reagieren die Verfasser auf die Kritik hinsichtlich ungenügender Ökonomie und Kompaktheit. Während sich diese Massnahme in organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht als durchaus positiv erweist, ist dafür im Aussenraum Bedrängnis festzustellen: Das Areal ist nunmehr überstellt mit ausgelagerten Nebennutzungen (Rampen, Unterständen, Hundezwingern usw.), sodass für eine dem Ort angemessene Freiraumgestaltung und Erschliessungsflächen wenig «Spielraum» verbleibt. Entgegen den Rahmenbedingungen werden die Besucherparkplätze unzulässig über den Stadtfallenweg (Veloweg) erschlossen.

Die äussere Erscheinung des neuen Polizeigebäudes wird kontrovers diskutiert: Einerseits überzeugt nach wie vor die raumgreifende Empfangsgeste, die durch das stirnseitige Abknicken des Volumens entsteht. Die leichte Erhöhung des Empfangsgeschosses verleiht der öffentlichen Institution eine angemessene Würde und als betrieblicher Nebeneffekt eine erhöhte Sicherheit. Andererseits steht der weit überdachte Vorbereich in einem gewissen Missverhältnis zur schmalen Eingangssituation. In gestalterischer Hinsicht überzeugt die feinfühlige Staffelung des Volumens im Bereich der Dachkrone, wo die überhöhten Raumeinheiten untergebracht werden, sowie die klare und angemessen repräsentative Ausformulierung der Fassaden.

Im Empfangsbereich entstehen unter dem ersten Lichthof gut taugliche, angenehme und wohl proportionierte räumliche Verhältnisse, auch wenn dessen formale Durchgestaltung (arabeske Ornamentik) etwas weniger auf die Bauaufgabe zugeschnitten scheint. Die innere Erschliessungssituation offeriert um die beiden differenzierten Lichthöfe herum zwar eine sehr angenehme räumliche Gliederung und Belichtung der übertiefen Grundrisse, wirft aber – auch durch die teilweise beengten Dimensionen der Verkehrsflächen – die Frage nach einer angemessenen Übersicht- und Gebrauchstauglichkeit für den Polizeibetrieb auf.

In betrieblicher und sicherheitsmässiger Hinsicht konnte der Vorschlag im Innern ansonsten deutlich verbessert werden. Bei der unterirdischen Haftanlieferung fehlt die Durchfahrtsschleuse; auch wird eine Haftstrasse über zwei Geschosse als unzweckmässig eingestuft. Die grössten betrieblichen Defizite liegen in der beengten Aussenraumsituation, welche kaum Potenziale für eine Optimierung der Freiraumgestaltung erahnen lässt.

Wenig überzeugen kann das Projekt auch hinsichtlich der Erfüllung der Brandschutzanforderungen: So führen die Treppenhäuser im Erdgeschoss nicht direkt ins Freie. Atrium und Grossraumbüro lassen sich nicht ohne erhebliche Massnahmen kombinieren; ganz generell wären die Atriumvorschriften zu beachten.

Im Hinblick auf seine Wirtschaftlichkeit weist der Vorschlag nach einer engagierten Weiterbearbeitung zwar ein sehr kompaktes, kleines Volumen aus; der Formfaktor wird aber durch Einzüge und Staffelungen beeinträchtigt. Positiv hingegen wird das Verhältnis von Erschliessungs- und Nutzflächen eingestuft. Hinsichtlich Nachhaltigkeit weist der Vorschlag gute Werte aus.

Das Gebäude überzeugt durch seine kraftvolle Positionierung an der Arealecke zum Teuchelweiherplatz, seine ausdrucksstarke Haltung und die äusserst sorgfältige Durcharbeitung auf den unterschiedlichsten Ebenen. Betrieblich, ökonomisch und ökologisch – aber nicht brandschutz technisch – konnten in der Weiterbearbeitung grosse Optimierungen erzielt werden, welche zulasten eines stark in Bedrängnis geratenen Freiraums gehen.
Innenperspektive

Innenperspektive

Situation

Situation

Erdgeschoss mit Umgebung

Erdgeschoss mit Umgebung

1.+2. Obergeschoss

1.+2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

Platzfassade NW

Platzfassade NW

Rückfassade

Rückfassade