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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Um- und Neubau des Kantonsspitals Uri

SHIFT

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

Schneider & Schneider Architekten

Architektur

Stokar + Partner AG

Projektsteuerung

IBG Institut für Beratungen im Gesundheitswesen

sonstige Fachplanung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

b+p baurealisation ag

Projektsteuerung

Appert Zwahlen Partner AG

Landschaftsarchitektur

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Die Erweiterung des Spitals nimmt die Geometrie des Strassennetzes auf. Orthogonal zur Spitalstrasse orientiert, setzt sich der Neubau ins Zentrum des Perimeters und erlaubt somit eine klare Adressbildung und eine Neuordnung des Areals auch im Hinblick auf zukünftige Erweiterungen. Die additive Fügung des Neubaus gliedert das Volumen und bricht die Massivität gegenüber der kleinmassstäblicheren Bebauung der Umgebung. Durch das Verschieben der Teilkörper wird die Komposition des Spitals aus verschiedenen Abteilungen ablesbar und es entstehen vielfältige Aussenraumbezüge zum umgebenden Spitalgarten. Zudem erlaubt sie die Integration der bestehenden Bauten in die Gesamtstruktur. Die neue Gestaltung der Freiräume nimmt die stimmungsvolle Atmosphäre des alten Spitalgartens wieder auf. Malerisch kombinierte Gehölzgruppen aus Laub- und Nadelgehölzen lassen einen spannungsvollen Gehölzsaum mit abwechslungsreichem Charakter und vielfältigen Farbbildern entstehen.
Der Neubau präsentiert sich als flexibles Gebäude. Die Struktur des Neubaus ist langlebig, eignet sich optimal für verschiedene Nutzungen und lässt zukünftigen Anforderungen des Spitalbaus genügend Spielraum. Die dazu erstellte Gebäudehülle gliedert die Fassaden in den für die Spitalnutzung passenden Fassadenraster von 1.36m. Dadurch ist im Innenraum eine flexible Raumaufteilung möglich. Die Fassade baut sich als Komposition einer Rasterstruktur mit einer Primärstruktur aus vorfabrizierten und vorgehängten, sich nach aussen verjüngenden Kunststeinelementen auf. Durch die Materialisierung mit weissen Zuschlagssteinen wird der Fassade ein heller und freundlicher Ausdruck verliehen und ein charakteristisches Fassadenbild erzeugt, ohne die notwendige Zurückhaltung zu verlieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau / Freiräume
Das neue Spitalgebäude wird im Zentrum des Areals so angeordnet, dass es orthogonal zur Spitalstrasse steht und das Areal grundsätzlich neu ordnet. Die starke Gliederung und Staffelung in einzelne Baukörper - sogenannte Shifts - verleiht dem Gebäude eine bessere Massstäblichkeit und erlaubt eine Verschränkung mit den Freiräumen. Dank einer baulichen Konzentration bleibt ein relativ grosser, zusammenhängender Parkraum erhalten, der das Potential hat, auch weiterhin die belebende Doppelfunktion als Aussenraum des Spitals und öffentlicher Park zu erfüllen. Das Vor- und Rückspringen der Teilbaukörper ermöglicht Raumbildungen im Spitalgarten, welche durch entsprechende Funktionen besetzt werden können. So entsteht in Bezug zur Spitalstrasse ein grosszügiger Vorplatz vor dem Eingang, im Westen ein attraktiver Gartenplatz vor der Cafeteria und im Südosten ein guter Vorbereich für die Not - fallstation. Die räumliche Neuordnung und Gliederungsidee des Neubaus wird auch für das im Westen vorgeschlagene Parkhaus vorgeschlagen. Diese direkte Bezugnahme wird in Frage gestellt, da der Parkraum durch Geometrie und Dimension des Parkhauses unerwünscht eingeschränkt wird. Im Parkraum entstehen dank guter Zonierung und Gestaltung offene Flächen, geschützte Sitznischen und schattige Pausenplätze. Die von der Spitalstrasse her äusserst intensive Fusswegerschliessung des Parkes sollte zwar redimensioniert werden, die Umsetzung der Wege ist aber sensibel gelöst. Die Wiederverwendung der polygonalen Bodenplatten aus dem heutigen Park schafft einen weichen Übergang zu den Pflanzflächen und zum Grün des Parks, aber auch einen Identität stiftenden Bezug zur Geschichte des Ortes. Die Aufhebung des südöstlichen Durchgangsweges zwischen dem Sportplatz und dem Elektrizitätswerk wäre zu überdenken.
Architektur
Der Zugang ins neue Spitalgebäude ist über höhenversetzte Vordächer prägnant gestaltet. An den Eingang schliesst eine Halle als Herzstück des Gebäudes an, welche durch Tageslicht eines nach oben führenden Lichthofes belichtet ist und von der aus alle Abteilungen des Spitals erschlossen werden. Diese Halle führt auch direkt zur südwestlich gelegenen Cafeteria als Ort mit attraktivem Bezug zum Gartenplatz. Räumlich weniger nachvollziehbar sind die Ausrichtung des breiten Erschliessungskerns quer zum Baukörper und das nicht hierarchisierte Gangnetz, welches dahinter angeordnet ist. Hier entstehen unübersichtliche Beziehungen, enge Raumstellen (im Bereich der Lifte) und eine für Patienten komplizierte Wegführung. Für die Erscheinung des Neubaus wird eine differenzierte Gebäudehülle vorgeschlagen. Eine ordnende Primärstruktur aus vorgefertigten Kunststeinelementen bildet das Tragwerk mit Pfeiler und Deckenstirnen ab. Füllungen aus Brüstungen, Fenster und Sturzelementen bilden eine Sekundärstruktur. Mit dieser Unterscheidung und der Wahl eines geeigneten Fassadenrasters lassen sich innere Raumaufteilungen und besondere Anforderungen an die Gestaltung der Innenräume flexibel wählen. Die differenzierte Fassadenstruktur ist beständig und kann der Bedeutung des Spitals als öffentliches Gebäude Rechnung tragen. Kanton Uri | Um- und Neubau des Kantonsspitals Uri | Bericht des Preisgerichtes Seite 28
Funktionalität
Auch für den Betrieb ist diese Erschliessung unklar mit einigen in Bereichen vorhandenen Lösungsansätzen. Die Verbindungen zu den Gebäuden D und A (EG) sind gelöst und die Systemvorgaben teilweise erfüllt. Die Funktionalität weist in einigen Bereichen Mängel auf. Die Grundrisstypologie in den Behandlungsbereichen wird als eher ungünstig beurteilt, auf dem Bettengeschoss ist sie aber gut. Die Anordnung des Restaurants ist überzeugend. Das Raumprogramm ist erfüllt. Die verlangte Clusterbildung ist mehrheitlich umgesetzt und die an - gestrebten Synergien werden genutzt. Eine Ausnahme bilden Ambulatorium und Notfallstation welche nicht direkt benachbart situiert und nur über umständliche Wege verbunden sind. Einige der dargestellten Betriebsprozesse weisen Mängel auf, wie beispielsweise die Durchquerung der öffentlichen Zone im Bereich Tagesklinik. Bei den Funktionen existieren teilweise etwas schwierige Zuordnungen mit einigen Zugängen durch Drittfunktionen. Die inneren Strukturen der Funktionen lassen Arbeitsabläufe mit eher kurzen Wegen zu. Die Prozessebenen sind vertikal im Grundsatz getrennt, auf den Geschossen finden gewisse Durchmischungen statt. Die vertikale Erschliessung mit nur drei Aufzügen wird eindeutig als unterversorgt beurteilt. Der Helikopterlandeplatz wurde leider nicht aufgezeigt, die einzig mögliche Lage auf dem Dach des Hauptkörpers würde aber eine Überdeckung des Lichthofs bedeuten und über die Fassaden hinausragen. Die minimalen Betriebsanforderungen während der Bauzeit sind erfüllt. Die Forderung „keine Provisorien“ ist umgesetzt. Die sich aus der Realisierung des Neubaus ergebenden Belastungen für den Betrieb werden - mit Ausnahme des vorgeschlagenen Teilabbruchs im UG Haus D (Logistiktunnel zu Physiotherapie unter Betrieb, Physiotherapie temporär ausgelagert) - als tragbar beurteilt. Die vorgeschlagenen Erweiterungsideen erscheinen zu wenig überzeugend. Verlängerungen oder seitliche Ergänzungen der Teilbaukörper würden in erster Linie eine Erweiterung bestehender Funktionen erlauben.
Wirtschaftlichkeit / Gebäudetechnik
Der Projektvorschlag weist im Bereich des Neubaus die tiefsten Kennwerte (Geschoss-, Fassaden-, Dachflächen) aller Projekte aus, was sich sehr positiv auf die Gesamtkosten auswirkt. Der Spitalneubau weist eine sehr niedrige Energiekennzahl Wärme auf. Zudem begünstigt das kleine unterirdische Volumen auch das Ergebnis bei der Betrachtung der Nachhaltigkeit. Der Fensteranteil an der Fassade ist angemessen. Die Fassade, welche mit vorfabrizierten Betonelementen verkleidet wird, ist einfach, langlebig und nachhaltig im Unterhalt. Die Erschliessung der Gebäudetechnik mit grossen vertikalen Steigzonen ermöglicht eine effiziente Versorgung der Geschosse mit allen erforderlichen Systemen.
Gesamteindruck
Der Vorschlag fällt durch eine sorgfältige Bearbeitung auf vielen Ebenen auf. Er überzeugt durch eine klare, ortsbauliche Anordnung, eine gute Gestaltung der Freiräume, der öffentlichen Innenräume und der Baukörper und eine sinnvolle Konzeption der Gebäudetechnik. Vor allem die Zuordnungen einzelner Funktionen und deren schwierig zu lesende Erschliessungen ergeben aber im Betrieb verschiedene strukturelle Mängel.