modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 04/2015

Neubau Pflegeeinrichtung für behinderte Menschen

01

01

4. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

herbertarchitekten

Architektur

Erläuterungstext

PLANUNGSKONZEPT

Im ersten Planungsschritt wurde das Raumprogramm analysiert, die komplexen internen Abhängigkeiten sichtbar gemacht und einander zugeordnet. Anschließend wurden die Räume auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse in einen klaren und leicht verständlichen Baukörper transferiert.

Dieser setzt sich aus einem Erd- und zwei Obergeschoßen zusammen. Teile des Erdgeschoßes sind unterkellert.

In der Gebäudemitte des Erdgeschoßes befindet sich neben dem Haupteingang das zentrale und lichtdurchflutete Foyer mit einem kleinen Cafe.

Linker Hand ist der dem Foyer zuschaltbare Andachtsraum angeordnet, hinter diesem ein Flur auf kurzem Weg in den Verwaltungs- und Personalbereich führt. Im Anschluß an den Andachtsraum finden sich die Räumlichkeiten für die Soziale Betreuung und die taubblindengerechte Bibliothek. Andachtsraum, Soziale Betreuung und Bibliothek orientieren sich zum ruhigen und grünen Außenbereich. Aktivitäten können durch eine vorgelagerte Terrasse nach draußen erweitert werden.

Rechter Hand des Foyers befindet sich der Gemeinschaftsraum mit Teeküche, dahinter mit einem eigenen kleinen Foyer versehen, liegen die Räumlichkeiten der Behindertenhilfe. Die Anordnung des Cafes lässt sowohl eine Andienung des Foyers als auch des Gemeinschaftsraums zu. Sanitäre Anlagen wurden so integriert, dass auch eine autarke Nutzung in Verbindung mit der Behindertenhilfe möglich ist, ohne die Nutzung der anderen öffentlichen Bereiche einzuschränken.

In die Obergeschoße gelangt man über die im Erdgeschoß gut sichtbare zentrale Treppe oder den Aufzug.

Zentrales Element der Obergeschoße ist die Wohnbereichsküche, platziert zwischen den jeweiligen Aufenthaltsbereich der Hausgemeinschaften. Die Küche wirkt einladend, raumhohe und niedrige Module wechseln sich mit verglasten Teilen ab, so daß Ein- und Durchblicke möglich sind. Die Bewohner sollen zur Mitwirkung motiviert werden.

Küche und Aufenthaltsbereich wurden nach Süden mit Blick in den Garten orientiert, während sich der zentrale Pflegestützpunkt mit Nebenräumen auf die Nordseite des Gebäudes zurückzieht.

Jeder Aufenthaltsbereich ist in Verbindung mit einer Loggia großzügig bemessen, und flexibel einrichtbar. Auf gebaute Nischen wurde bewußt verzichtet. Vielmehr ist über Raumteiler oder Mobiliar eine flexible und bedarfsgerechte Einteilung erwünscht.

Beidseitig der Aufenthaltsbereiche gelangt man über kurze aber geräumige Flure in die Bewohnerbereiche. Rückzugsmöglichkeiten und Kommunikationsflächen können wie in den Aufenthaltsbereichen über Mobiliar generiert, bei Bedarf aber auch leicht wieder verändert werden.

Am Ende der Flure gehen orthogonal zwei weitere kurze Flure ab. Einerseits unterstützen sie die natürliche Belichtung, andererseits schaffen sie weitere Rückzugsbereiche für die Bewohner. So sind an den Enden weitere Loggien oder Sitzgruppen denkbar.

Alle Bewohnerzimmer sind großzügig verglast, und bieten ausreichend Platz für private Einrichtungsgegenstände.

Äußerlich stellt sich der Neubau als in Ost-West-Richtung orientierter monolithischer Riegel dar. Raumhohe verglaste Öffentliche und Gemeinschaftsbereiche stehen im Dialog mit den Lochfassaden der Privatbereiche.

Durch die schlanke Form des Baukörpers verbleiben allseitig großzügige Freiflächen, der örtliche Baumbestand wird nahezu vollständig erhalten und integriert. Auch die in der Auslobung die Freiflächen betreffenden Einschränkungen während der Bauphase können umgesetzt werden.

Auf der Südseite – im Erdgeschoß den öffentlichen Räumen und in den Obergeschoßen den Gemeinschaftsbereichen vorgelagert – befindet sich der Garten für die Heimbewohner, und der Freibereich der Behindertenhilfe. Die Erreichbarkeit ist über einen eigenen Zugang aus dem Foyer vorgesehen. Die Abgrenzung zu den öffentlichen Verkehrsflächen kann leicht über Hecken andere Einfriedungen erfolgen.

Erschloßen wird die Pflegeeinrichtung über eine Zufahrt im südöstlichen Grundstücksteil. Beidseitig der Zufahrt schließen Stellplätze an, die in Gruppen gefasst und durch Grünstreifen aufgelockert sind. Die Zufahrt dient sowohl den Besuchern als auch der Versorgung. Sie endet auf Höhe des Gemeinschaftsraums. Grüne Hochbeete schaffen eine bewußte bauliche Trennung zwischen den Verkehrsflächen und dem Zugang zum Gebäude.

Erweiterungsflächen stehen im westlichen Grundstücksteil auf einer Grundfläche von ca. 1.000 m2 zur Verfügung. Gemeinsam mit dem riegelförmigen Neubau ergibt sich eine l-förmige Struktur, die dem Gartenbereich natürlich fasst. Auf übergeordneter Ebene ergibt sich in Verbindung mit den Baukörpern der Antonius-von-Padua-Schule und des Kindergartens ein allseitig geschützer Innenraum.

MATERIALKONZEPT

Eine in hellem und warmem Ton gehaltene Klinkerfassade bildet die äußere Haut des Gebäudes. Um die langgestreckte Baukörperform zu unterstreichen, kommen 60 cm breite und 5 cm hohe Riegelformate zum Einsatz. Im Tageslichtverlauf und je nach Standpunkt des Betrachters wird sich die Textur des Materials verändern, und immer wieder für neue Eindrücke sorgen.

Gleichwohl stellt das gewählte Material „Klinker“ auch eine Verbindung zur Ziegelfassade des Antoniusheims her.

In den Lochfassaden sollen Holz-Aluminium-Fenster eingesetzt werden, die die Vorteile einer langlebigen und pflegeleichten Aluminium-Wetterschale mit der warmen und natürlichen Anmutung des Holzes im Inneren vereinen. Farbige Brüstungselemente bestehen aus gedämmten Sandwich-Elementen mit Glasdeckschicht.

Raumhohe Teile sind als Pfosten-Riegel-Fassade aus pulverbeschichtetem Aluminium vorgesehen. Als Verschattungselemente sind außenliegende Raffstore-Anlagen oder textile Screens angedacht.

Dach flach geneigte Dach des Gebäudes soll extensiv begrünt werden.
Im Inneren finden leicht zu reinigende und vor allem hygienische Materialien Verwendung. Für die Bewohnerbereiche werden oberflächenvergütete Vinyl-Bodenbeläge und farbig beschichtete Glasvliese an den Wänden vorgeschlagen.

In Naß-, Feucht-, Küchen- und WC-Räumen sollen keramische Boden- und Wandbeläge aus Feinsteinzeug eingesetzt werden.

Stark frequentierte Bereiche des Erdgeschoßes sowie des Treppenhauses sollen ebenfalls keramische Bodenbeläge erhalten. Gleiches gilt für Gemeinschafts- und Andachtsraum, wobei dort aus gestalterischen Gründen auch Holzpflaster denkbar ist.

In den Verwaltungsbereichen finden sich textile Bodenbeläge wieder. Die Abtrennung zu den Fluren erfolgt aus Gründen der Belichtung und Gestaltung über raumhohe Glaswände.

Türblätter und –zargen erhalten hygienische Deckschichten aus HPL. Die den Aufenthaltsbereichen zugewandten Elemente der Wohnbereichsküchen sollen ebenfalls HPL-Oberflächen erhalten.

Hinsichtlich der Farbgestaltung gilt es einen Kompromiss zwischen den Ansprüchen eingeschränkt sehender und dementer Menschen zu finden.

Grundsätzlich sollen jedoch die Wohnbereichsküchen optisch hervorgehoben werden. Eine Strukturierung der Flure über vereinzelte farbig abgesetzte Wandflächen ist denkbar.

Darüber hinaus böte sich die Zuweisung eines definierten Farbtons je Hausgemeinschaft bzw. Bereich an. Dies jedoch nicht flächendeckend, sondern subtiler in Form einzelner farbiger Akzente an Boden, Wand, Decke oder Einbauteilen.

HAUSTECHNISCHES KONZEPT / ENERGIEVERSORGUNG

Die vom Auslober angedachte Anbindung an das örtliche Fernwärmenetz ist sinnvoll und nachhaltig. Es besteht darüber hinaus für Fernwärme eine günstige Primärenergie-Bewertung.

Voraussetzung für reduzierten Energieverbrauch ist vor allem anderen die optimal gedämmte Gebäudehülle. Diese soll mit besonderem Fokus auf die Minimierung von Wärmebrücken ausgeführt werden.

Eine Unterschreitung der Anforderungen der aktuellen EnEV 2014 um 20 bis 30% ist im Hinblick auf künftige Novellierungen wünschenswert.

Die Wärmeübertragung erfolgt für die jeweiligen Bereiche sinnvoll. In den Bewohnerzimmern sind Radiatoren vorgesehen, da dort Flächenheizsysteme als zu träge empfunden werden. In Aufenthalts-, Gemeinschafts- und Verwaltungsbereichen finden diese aber in Form von Fußbodenheizungen Verwendung. Der Energieverbrauch kann so durch niedrige Vorlauftemperaturen reduziert werden.

Sommerlicher Überhitzung wirken inbesondere auf den Ost-, Süd-, und Westseite außenliegende Verschattungssysteme entgegen (Raffstoren oder textile Screens), ergänzt durch Sonnenschutzverglasungen mit niedrigen Gesamtenergiedurchlassgraden.

Auf den Einsatz von Klimaanlagen soll verzichtet werden, um den Anteil an Gebäudetechnik nicht zu übersteigern.

Die Frischluftversorgung und die Abfuhr verbrauchter Luft werden dezentral und bereichsweise geregelt. Wärmerückgewinnung ist dabei ein wesentlicher Bestandteil.

Aufgrund der Vielzahl elektrischer Verbraucher mit unterschiedlichen Betriebszeiten im Gebäude, wird die Implementierung eines intelligenten Stromlastmanagements vorgeschlagen. Leistungsspitzen reduzieren sich, und die Auslastung des Systems wird optimiert.

Als Leuchtmittel ist der flächendeckende Einsatz von LEDs vorgesehen, mit Ausnahme von Akzentbeleuchtungen in den Bewohnerbereichen. In den Verwaltungsbereichen, dem Kellergeschoß und Nebenräumen allgemein, helfen Präsenzmelder den Stromverbrauch für Beleuchtung einzuschränken.

Der Einsatz von Photovoltaik-Technologie auf dem Flachdach des Gebäudes für den Eigenverbrauch sollte überprüft werden.
02

02

03

03

04

04

Modell

Modell