modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 05/2016

Das neue Spitalzentrum Oberwallis - Sanierung, Umbau und Erweiterung Spital Brig

2. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 40.000 CHF

fsp Architekten AG

Architektur

Ingenta AG ingenieure + planer

Bauingenieurwesen

daniel pauli architektur.consulting

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer fein austarierten Gesamtkomposition von Bestand und dreiseitigen Anbauten wird die Sonderform des heutigen Spitals in den städtebaulichen Kontext eingebunden, gleichzeitig aber auch, trotz Aufstockung um ein Geschoss, in ihrer für Brig prägenden Nah-und Fernwirkung beeinträchtigt. Der Auftritt des neuen Spitals ist zurückhaltend und von guter Massstäblichkeit. Die Pläne vermitteln eine ruhige, relativ kühle Erscheinung, welche in freier Interpretation auf den Merkmalen des Bestehenden aufbaut. Eine erhöhte Prägnanz öffentlicher Gebäude im Stadtraum wird nicht eingefordert. Der heutige Haupteingang wird beibehalten, aber leider durch den neuen Ostflügel verdeckt. Zudem wünscht man sich bei dem an sich korrekt gestalteten Zugangsplatz etwas mehr Grosszügigkeit, ein Zusammenhang der Eingangsbereiche mit den schönen Gärten beim alten Spital auf der anderen Seite der Saltina wird nicht gesucht.

Mit der in Ansätzen skizzierten Umgebungsgestaltung tritt das neue Spital als selbständige, ausgewogen gegliederte Grossstruktur im Park auf. Eine gute Idee ist der westlich vorgegliederte neue Spitalpark mit Rundwegen und einem Teich. Diese beachtlichen Qualitäten werden erkauft durch die Positionierung des Parkhauses ausserhalb des Wettbewerbsperimeters. Die grabenartigen Vorbereiche zur Überlandstrasse und ihre vorgesehene Nutzung als abgesenkte Gärten für Psychologie und Physiologie werden dagegen kritisch beurteilt.

Im Innern gelangt man ab einer grosszügig gestalteten Eingangshalle entlang der zweispurigen Erschliessungsmagistrale auf überzeugende Weise in die verschiedenen Bereiche. Diese ca. 130 Meter lange Hauptachse ist zwar etwas eng, ermöglicht aber eine sehr übersichtliche Verteilung im gesamten Sockelgeschoss und geht auch schlüssig über in das gut platzierte Café und in die angrenzenden Schulungsbereiche. Mit einem schön ausgearbeiteten Innenhofthema, angegliederten Wartezonen und einer differenzierten Lichtführung wird ein einfaches, gut verständliches Orientierungssystem angeboten, an welches auch das Untergeschoss räumlich attraktiv angeschlossen ist. Nebst schönen Partien gibt es aber auch lange Korridore ohne Tageslicht. Die Einblickthematik bei den Höfen ist nicht immer ohne Probleme, ihr kann aber mit geeigneten Elementen auf einfache Weise begegnet werden. Vereinzelt steht die Hoftypologie etwas in Widerspruch zu Kreissolitärform. Im Nordflügel wird die Operationsabteilung geschickt im obersten Geschoss mit freier Raumhöhe angeordnet, die darunter liegende Gynäkologie leidet aber an knapper Raumhöhe. Insgesamt verspricht das Layout gute betriebliche Voraussetzungen bei allerdings relativ langen Wegen und eine hohe Flexibilität bezüglich zukünftiger Entwicklungen.

Das Tragstrukturkonzept der Neubauten ist klar, gut nachvollziehbar und kann wirtschaftlich umgesetzt werden. Die im Text erwähnten Massnahmen zur Erdbebenertüchtigung des Bettenhauses sind auf den Plänen nicht klar ersichtlich.

Gesamthaft zeigt das sehr sorgfältig und diszipliniert ausgearbeitete Projekt eine ausgewogene Gesamtkomposition, gute betriebliche Voraussetzungen und sehr schöne innenräumliche Qualitäten, welche für das neue Spital eine sympathische, menschliche Atmosphäre erwarten lassen. Die an sich stimmige Gesamtform kann aber auch als Konkurrenz zur skulpturalen Wirkung des Bestandes gelesen werden und bleibt in diesem Sinne letztlich widersprüchlich.