modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
1. Rang 3 / 3

Mehrfachbeauftragung | 09/2015

Betreuungszentrum Ortsmitte

Schulstraße

Schulstraße

3. Rang

Dausacker-Wohlfarth Bürogemeinschaft Freier Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation

Das gesamte Grundstück ist geprägt durch das starke Gefälle zwischen Schlossgarten- und Schulstraße und den dreieckigen Grundstückszuschnitt. Die angrenzende Bebauung ist dorfkerntypisch verdichtet, unterbrochen von öffentlichen und privaten Hof- und Zufahrtssituationen.
Die Bestandsgebäude unterschiedlichster Masse sind bestimmt durch zweigeschossige, satteldachgedeckte und in der Regel einfache Baukörper, die entlang der Schlossgartenstraße in unterschiedlicher Ausrichtung, im Bereich der oberen Schulstraße hauptsächlich in südnördlicher Firstrichtung ausgerichtet sind. Signifikant ist, wie entlang einer gedachten kreisförmigen Linie entlang Bondorfer Strasse, Schlossgartenstraße und Schulstraße öffentlich wichtige Gebäude wie Kirche, Rathaus/Bank, Schloss, Grundschule und Gemeindehalle aneinandergereiht sind, die sich in der Regel durch ihre bauliche Gestalt von der dörflichen Bebauung abheben.
Ebenso auffällig ist der ausgeprägte Grünzug, der sich gleich einem "Anger" von Norden über den Schulhof über die Schulstraße nach Süden in einen sehr qualitätvollen Bauerngarten erstreckt.

Städtebauliche Anordnung

Im Schnittpunkt von Schulstraße und "Anger" wird das Pflegezentrum platziert, das entsprechend seinen öffentlichen Funktionen in die vorbeschriebene Aufreihung öffentlicher Gebäude eingereiht wird. Auf Grund der Höhenentwicklung der Gesamtanlage steht das Gebäude auf einem Sockel, der das Motiv der Natursteinmauern und-sockel des gegenüberliegenden Schulbereiches aufnimmt. Die Gestaltung des einfachen Baukörpers mit Sattel- und Flachdach soll den solitären Charakter als öffentliche Einrichtung betonen, ohne als Fremdkörper zu wirken. Die klare Bauform soll in der Lage sein, als erster Bauabschnitt eigenständig zu bestehen.
Richtung Schlossgartenstraße schließt sich der Wohn- und Pflegewohngruppenbereich an. Er ist in zwei Gebäude unterteilt, die sich entsprechend dem Geländegefälle staffeln. Ihre Firstrichtung verläuft parallel zu Schlossgartenstraße, die als Straßenraum wieder hergestellt wird. Die Gebäude sollen sich selbstverständlich einfügen, das Dorf soll "weitergebaut" werden.
Über ortstypische Hofsituationen führt die Schulstraße nach oben zu Pflegezentrum und Schule, hier wird der ursprüngliche Zustand wieder aufgenommen.
Die Gebäude sind als zweigeschossige Baukörper ausgebildet, die sich in ihrer Höhenentwicklung und Silhouette auf die Nachbargebäude beziehen. Alle Gebäude sind miteinander verbunden.

Verkehr

Die Schulstraße ist von Osten nur in Richtung Schule PKW-befahrbar und steht damit primär Fussgängern und Fahrradfahrern zur Verfügung. Zur Unterstützung wird ein einheitlicher Straßenbelag ohne Fahrbahnbegrenzung vorgeschlagen, der die Wirkung der erwähnten Hofsituationen unterstützt.
Der ruhende Verkehr wird in der Tiefgarage mit 16 Stellplätzen, die von der Schlossgartenstraße erreicht wird, und in der Schulstraße in einer im Endzustand umorganisierten Parkplatzanlage nachgewiesen.

Tagespflege, Netzwerkbüro, Gesundheitsdienste

Das Gebäude öffnet sich nach Norden zum Schulbereich und nach Süden zum angrenzenden Garten. Während im EG der öffentlich wirksame Cafebereich zur Schulstraße orientiert ist, profitiert der von Öffentlichkeit geschützte Mehrzweckraum von dem südlichen privaten Innenhof als "geborgtem Garten", unterstützt durch die erhöhte Terrasse mit Blick über die Dächer Mötzingens zur Schwäbischen Alb. Bei geöffneter Trennwand "fließt" der dörfliche Anger durch das Gebäude. Cafe, Büro für Bürgernetzwerk und Tagespflege werden über ein gemeinsames Foyer erreicht. Zusätzlich kann das Cafe über einen externen Nebeneingang z.B. von Schülern unabhängig vom Tagespflegebetrieb betreten werden.
Das OG wird über ein separiertes Treppenhaus mit externem Zugang erreicht. Hier sind die Räume für Praxen und Dienstleistung angelegt, wobei zwei Einheiten auch über eingeschnittene Dachterrassen belichtet und belüftet werden, die sich nach Westen und Süden öffnen. Ein Zusammenschluß zu größeren Praxiseinheiten sowie der alternative Einbau von Wohnungen ist möglich.
Im UG sind Nebenräume der OG-Einheiten sowie Hausmeisterstützpunkt, Lager und Toiletten untergebracht. Diese Räume sind natürlich belichtet und belüftet.
Das Treppenhaus mit der laubengangähnlichen Erschließung im EG und OG ist Auftakt der alle Gebäude verbindenden Erschließungsachse.

Pflegewohngruppe und Wohnen

Beide Gebäude sind an den ersten Bauabschnitt angeschlossen. Das Gebäude der Pflegewohngruppe wird primär von der Schlossgartenstraße über einen zusammengefassten Eingangsbereich für Zugang und TG-Zufahrt erschlossen. In Ebene ist die Pflegewohngruppe angesiedelt, deren Zimmer sowie der Zusatzraum nach Süden, Osten und Westen orientiert sind. Im Zentrum der Wohnbereiche als Verbindungstrakt zwischen Pflegewohngruppe und Wohnen befinden sich Gemeinschaftsraum, Gemeinschaftsküche und Nebenräume. Der Gemeinschaftsraum bietet die Möglichkeit, zwischen einem privaten, nach Süden orientierten und einem öffentlicheren, nach Westen orientierten Freibereich zu wählen. Über diesen kann der Gemeinschaftsraum auch direkt von außen erschlossen werden.
Über den Gemeinschaftsbereich kann der Wohnbereich des Mittelgebäudes erreicht werden.
In Ebene 2 sind 4 barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Größe geplant, die konstruktiv dem Grundriss des EG folgen, um den Umbau zu einer weiteren Pflegewohngruppe zu ermöglichen. Die Dachterrasse über dem Gemeinschaftsbereich EG dient als gemeinschaftliche Aufenthaltsfläche im Freien und nach Umbau zu einer Pflegewohngruppe als deren Freifläche.
Das Mittelgebäude nimmt weitere 4 barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Größe auf, die nach Süden und Westen orientiert sind. Alle Wohnungen haben individuelle Freibereiche in Form von Loggien, die einen geschützten Aufenthalt ermöglichen.
Die Wohngebäude reagieren mit asymmetrischen Satteldächern und beschnittenen Giebeln auf das Geländegefälle, die Nachbarbebauung und den Grundstückszuschnitt. Dadurch entstehen Baukörper, die sich in ihre unmittelbare Umgebung einfügen sollen und dennoch Eigenständigkeit beweisen. Beide Wohnhäuser sind mit der Tiefgarage und dazugehörenden Nebenräumen direkt verbunden.

Innere Erschließung

Die alle Gebäude verbindende Erschließungsachse ermöglicht den geschützten vertikalen und horizontalen Zugang aller Bereiche und Ebenen in jedem einzelnen Gebäudetrakt. Sie läßt sich auch bei Trennung in einzelne Bauabschnitte realisieren und trägt zu größtmöglicher Flexibilität in der Nutzung der Einzelflächen bei.

Freiflächen

Allen Aufenthaltsbereichen sind Freiflächen zugeordnet, die je nach Anforderung den zurückgezogenen, privaten Aufenthalt oder den Aufenthalt im öffentlichen Raum (z.B. Cafe) ermöglichen. Die Freiflächen von Pflegewohngruppe und Tagespflege sind auch von außen zu erreichen. Im Wesentlichen profitieren diese Freibereiche von der Qualität der angrenzenden, vorgefundenen Freiflächen.
Die Eingriffe in die öffentlichen Freiflächen beschränken sich auf die Herstellung eines einheitlichen Pflasterbelages in der Schulstraße, die Pflanzung von Solitärbäumen an exponierten Positionen und die Herstellung der Parkierungsanlage Schulstraße. Eine Übermöblierung soll vermieden und damit der Charakter des dichten, belebten Dorfkern gestärkt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vom Verfasser vorgesehene Zusammenhang des Projektes mit den öffentlichen Gebäuden in der Ortsmitte (Kirche, Rathaus, Schloss, Schule) führt zu einem Konzept, das dem angestrebten Ausdruck eines Wohngebäudes nicht gerecht wird.
An der exponierten Stelle der Einmündung zur Schulstraße wird durch das Aufklappen einer Dachgaube bis zur Gebäudeecke unnötigerweise eine Dreigeschossigkeit und der Eindruck eines Flachdaches erzeugt. Die Freiflächen in diesem Bereich sind ungestaltet.
Die Idee des Angers ist interessant, wird aber durch das Anheben der Gebäude konterkariert. Dies erschwert auch die barrierefreie Erschließungsowohl der Tagespflege als auch der anschließenden Wohnungen. Der vorgeschlagene Einbahnverkehr in der Schulstraße wird begrüßt. Der Vorschlag der durchgehenden Beläge wird positiv bewertet. Für den Nachweis der Stellplätze hat der Verfasser nicht nur das Grundstück 167 sondern auch 168 überplant. Zusammen mit der kleinen Tiefgarage ist deshalb der Stellplatznachweis nicht erbracht.
Tagespflege und Vereinsräume sind gut gelöst. Im Obergeschoss ist der Dienstleistungsraum unbelichtet. Die Dachterrassen der Praxisräume führen zur Beunruhigung des Baukörpers.
Die Realisierung in Bauabschnitten ist machbar. Die Pflegewohngruppe ist unbefriedigend erschlossen, die Ausrichtung der Zimmer unglücklich. Obwohl zwei große Baukörper vorgeschlagen werden, sind drei Erschließungskerne notwendig. Die Treppenanlage direkt an der südlichen Grundstücksgrenze wird kritisch gesehen.
Trotz guter Ansätze und der hergestellten örtlichen Bezüge wird der Entwurf der gestellten Aufgabe nicht gerecht.
Schlossgartenstraße

Schlossgartenstraße

Innenraum

Innenraum

Ebene 0

Ebene 0

Ebene 1

Ebene 1

Ebene 2

Ebene 2

Ebene 3

Ebene 3

Längsschnitt

Längsschnitt

Ostansicht

Ostansicht

Südansicht

Südansicht

Nordansicht

Nordansicht

1. Rang 3 / 3