modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2015

Neubau Alterswohnungen und Pflegewohngruppen

Franz & René

Engere Wahl

Huber Waser Mühlebach

Architektur

Generalplan 4

Projektsteuerung

koepflipartner

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei in ihrer Grundfigur verwandte Baukörper werden entlang der Erspachstrasse angeordnet. Die etwas massigen Häuser werden durch eine differenzierte Abwicklung gegliedert und vermitteln zwischen dem Massstab der angrenzenden Bebauungsstrukturen. Die Pflegewohngruppe im Erdgeschoss ist im dreiflügligen Baukörper angeordnet, das Haus im Westen ist ein reiner Wohnungsbau mit gut platziertem Gemeinschaftsraum entlang der Strasse. Im Zwischenraum der Baukörper entsteht ein zur Strasse gefasster Aussenraum, der angemessen proportioniert die Ankunftssituation formuliert. Von diesem Vorplatz aus umfasst ringförmig ein Wegnetz die beiden Häuser. Dieses führt entlang der südlichen Parzellengrenze und lässt Bewohner und Besucher die Wiesenflächen und den prägnanten Baumbestand der Nachbarsparzellen erleben. Im Aussenraum sind Rundläufe von verschiedener Länge möglich. Die formale Wegführung wirkt in der Betrachtung des Umfeldes schematisch. Der Anschluss an die Anlieferung in der südwestlichen Ecke des Grundstücks irritiert. Der Blumenrasen mit situativer Staudenpflanzung schafft auf eine einfache Art die Verbindung zu den Nachbargrundstücken. Eine weitergehende Struktur wird nicht hergestellt. Zusätzliche Nutzungsangebote werden im Aussenraum nicht zur Verfügung gestellt. Die markanten Säulenpappeln werden nicht erhalten. Fraglich ist, ob die Baumpflanzungen auf dem Vorplatz über der Tiefgarage möglich sind.

Der architektonische Ausdruck der dreigeschossigen Baukörper mit Attikageschoss ist bestimmt durch die Holzkonstruktion. Diese äusserst systematisch und sorgfältig eingearbeitete Struktur führt zu einer durch die Logik des Tragwerkes bestimmten Architektur. In der Folge sind Dimensionen und Tragwerk auch bestimmend für die Raumbildung der Wohngeschosse. Die sichtbaren Deckenkonstruktionen mit Balkenlage und Unterzügen prägen die schöne Atmosphäre der Wohnräume zusätzlich. Die primäre Struktur des Skelettbaus führt zu einem gut proportionierten Raumsystem, bestehend aus annährend quadratischen und nutzungsneutralen Raumeinheiten. Dieses Raumsystem wird bei beiden Baukörpern ringförmig entlang der Fassadenabwicklung angeordnet. Dabei entsteht - mit Ausnahme der ausschliesslich nach Norden orientierten Einheiten - eine Vielzahl ausgewogener und gut organisierter Wohnungen mit räumlich wirksam angeordneten Loggien. Im Gegensatz zu dieser Qualität ergibt sich im Innern der Baukörper eine nicht nachvollziehbare Häufung der Treppenhäuser und der Gemeinschaft dienenden Nebenräume. Die Zuordnung der Nasszellen als Teil des massiven Kerns mit Treppenhaus führt innerhalb der Wohnungen zu einer etwas ungünstigen Lage dieser Nebenräume im Eingangsbereich und zu einer grossen Distanz zu den Schlafzimmern. Die als Möbel interpretierten Reduits werfen bezüglich Ausdruck und räumlicher Umsetzung innerhalb der Wohnungen Fragen auf und scheinen der konstruktiven Konzeption geschuldet.

Die Rigidität der Struktur schafft eine klare Konzeption für die Wohnungen, für die Pflegeabteilung jedoch scheint diese bezüglich der räumlichen Umsetzung der funktionalen Anforderungen einschränkend. Obwohl als Massivbau ausgeführt, bleibt die Kammerung bestimmend und es gelingt den Verfassern nicht, eine klare Organisation umzusetzen. Die Einbindung der drei Treppenhäuser der darüber liegenden Wohngeschosse in diese Raumstruktur wirkt sich zusätzlich erschwerend aus. Der Ansatz der zu kleinen Gemeinschaften gruppierten Pflegezimmer ist interessant, die räumliche Verbindung dieser Cluster über Gänge und Aufenthaltsräume wirkt jedoch umständlich und unübersichtlich. Es führt zu einer Art «Sackgassensystem » und erschwert betrieblich optimierte Abläufe. Die räumliche Einbindung des Gartens ist gut. Das ungünstige Verhältnis von Erschliessungs- zu Hauptnutzfläche wird durch die hohe Anzahl der Treppenhäuser verursacht. Die Erschliessungsräume beider Häuser sind verwinkelt und den Verfassern gelingt es nicht, sich vom letztendlich starr wirkenden Raumsystem zu lösen. Die umständliche Erschliessungsstruktur und die organisatorischen Mängel im Bereich der Pflegeabteilung sind bedauernswert, da es sich sonst in weiten Teilen um einen sehr sorgfältig bearbeiteten Projektvorschlag handelt, der sich insbesondere in seiner stringenten Durcharbeitung der architektonischen Themen von Städtebau, Trag- und Raumstruktur bis hin zu den atmosphärischen Qualitäten im Innenraum auszeichnet.