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2. Rang 3 / 3

Offener Wettbewerb | 10/2017

Erneuerung Spitäler Schaffhausen

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

Metron AG

Architektur

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

MWV Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen sechsgeschossigen Neubau vor, welcher aus zwei verschränkten und zueinander verdrehten Baukörpern mit Innenhöfen besteht und nordöstlich des Altbaus angeordnet ist. Durch die Setzung entstehen drei unterschiedliche Freiräume, welche sinnvolle Nutzungen und Bedeutungen aufweisen. Der Ankunftsplatz dient dem Haupteingang mit Vorfahrt und dem Notfallzugang, der Zentrumsplatz als Aussenbereich für das Restaurant und als Übergang zu Altbau und Spitalpark und die Sonnenterrasse als Aufenthalt mit Sicht auf den Spitalpark. Die Sonnenterrasse umgreift den Neubau und ermöglicht auch den Bewohnern des Altbaus einen Zugang. Hingegen ist der direkte Anschluss des Neubaus an die östliche Geissberg-Strasse problematisch und schafft unerwünschte Beziehungen zur Strasse.

Vom Publikumsverkehr abgewandt ist die Anlieferung für die Logistik des Betriebs an der Nordseite des Neubaus im zweiten Untergeschoss angeordnet und kann ungestört stattfinden. Das neue Parkhaus seinerseits ist als gut organisierter und kompakter Bau nördlich des Ankunftsplatzes gut angeordnet und mit dem Rettungsdient und Betriebsverkehr angemessen verbunden.

Die drei Gebäude Altbau, Neubau und Parkhaus werden über eine gemeinsame Freiraumgestaltung verbunden. Anlieferung, Parkierung und Notaufnahme sind früh abgeleitet, was den Hauptplätzen die nötige Ruhe verschafft. Der Haupteingang liegt stimmig im Versatz der beiden Flügel des Neubaus. Der Hartbelag wird von waldartigen Elementen (Lärchen in Gräser- und Alpenrosenflächen) durchbrochen und gegliedert. Vor allem die Alpenrosen evozieren das Bild eines alpinen Bergwaldes, das in Frage gestellt wird. Mit Möblierung für den Aufenthalt, einem Wasserbecken und dem Aussenbereich des Restaurants ist der Vorplatz differenziert ausgestaltet.
Kritisch zu hinterfragen ist das Verhältnis zwischen Hartbelag und Grünfläche. Die organische Formensprache, die den Vorplatz in die umgebende Landschaft einbettet, sollte aber konsequenter umgesetzt werden. Nach Westen hin geht der Vorplatz fliessend in einen von Wiesenstücken durchbrochenen, lichten Wald über. In spannungsvollem Gegensatz zu dieser Dichte öffnet der Spitalpark nach Süden den Blick in die Weite. Ein gerade für wenig mobile Patienten attraktives weiteres Aussenraumelement wird mit der südlichen Sonnenterrasse mit ihrem wunderbaren Ausblick eingeführt. Die gliedernden Gräserinseln auf der Terrasse lesen sich als Adaption der Formensprache vom Vorplatz. Diese ist im Hinblick auf die Funktion zu überprüfen.

Die innenräumliche Organisation des Neubaus gründet auf der zentralen Lage der Hauptlifte und Haupttreppe. Diese befinden sich in der Schnittstelle der beiden verschränkten Baukörper und schaffen grundsätzlich kurze Wege zwischen Eingangshalle und Abteilungen und zwischen den einzelnen Abteilungen. Für genügend Tageslicht im tiefen Gebäudekörper sorgen zwei Innenhöfe, welche bis ins zweite Untergeschoss greifen.
Ankunftsort ist eine durchgehende Halle, welche teils zweigeschossig über einen Innenhof attraktiv belichtet ist und an welcher öffentliche Nutzungen angeordnet sind. Der eingeschossige Empfangsbereich erscheint aber zu gross und die Auffindbarkeit der Hauptlifte und mit Treppe ist nicht optimal. Im Bereich der öffentlichen Hauptkerne befinden sich pro Geschoss kleine Empfangsbereiche als Übergang zu den Abteilungen. Diese weisen aber keine Beziehung zu den Innenhöfen auf und sind nur zenital belichtet. Neben den Hauptkernen sind vier weitere Erschliessungskerne vorgeschlagen, welche die internen Verbindungen für Mitarbeiter und Waren und eine Trennung von Ambulanz und Besucher zu Personal und Logistik ermöglichen.

Für den architektonischen Ausdruck des Neubaus orientieren sich die Verfasser am Altbau der 50-er Jahre und entwickeln dazu bewusst einen Dialog. Der Neubau weist deshalb eine Gliederung mit vertikalen Kunststeinpfeilern auf, welche mit leicht zurückgesetzten Brüstungen und ondulierenden Klinkerriemen ergänzt wird. Eine differenzierte Verarbeitung und Farbgebung der Pfeiler und Klinkerfelder erzeugt in den Fassaden eine gute Rhythmik und ein feines Relief, sodass ein lebendiger, wie auch robuster architektonischer Ausdruck des Neubaus entsteht. Der Neubau kann insgesamt einen guten Dialog zum Bestand herstellen und zugleich eine eigenständige architektonische Erscheinung ausweisen.

Betrieb
Die Organisation der Intensivstation sowie der Pflegestationen in den Obergeschossen ist angemessen und das Angebot einer Terrasse mit Pergola vor den Bettenzimmern der Privatabteilung attraktiv. Die Anordnung einzelner Bettenzimmer zu den Innenhöfen ist aber so nicht umsetzbar. Die mindere Qualität dieser Patientenzimmer führt zu betrieblichen Problemen (Disposition) und einer Benachteiligung einzelner Patienten. Durch die grossen Innenhöfe ergeben sich lange Wege für die Mitarbeitenden. Zudem ist die Orientierung für Besucher der Bettenstationen nicht ganz einfach.
Diese schwierige Wegfindung für Gehende zeigt sich exemplarisch auf dem Geschoss der Ambulatorien. Durch die punktuelle, zentrale Lage der Vertikalerschliessung wird mit hohem Aufwand und mehrfach parallele geführten Erschliessungsgängen versucht, alle Nutzungen direkt und unabhängig zu erschliessen. Für die Besucher ist die Wegführung wenig attraktiv und allfällige Änderungen der Nutzungsgrössen sind nur schwer umsetzbar.

Alle Nutzungen sind Innerhalb des Gebäudes sinnvoll angeordnet. Vorbehalte sind bei der Lage von Logistik- und Technikräumen im 2. Untergeschoss angebracht. Ungünstig ist zudem, dass zur südlichen Sonnenterrasse im Erdgeschoss keine öffentliche Nutzung vorhanden ist, die diese beleben könnten.
Bei genauer Betrachtung der Grundrisse und der Verteilung der Nutzungen zeigt sich aber auf allen Geschossen, dass die Lage der Vertikalerschliessungen und der Lichthöfe im gesamten Gebäude nicht überzeugend ist. Dies zeigt sich exemplarisch auf dem OP-Geschoss. Eine Verbindung zu den westlichen Bettengeschossen kann nur über die
zentralen Bettenlifte erfolgen, was zu langen Wegen führt. Die zusätzliche Vertikalerschliessung direkt vor den OP- Sälen reduziert die Gebäudetiefe für die OP-Nutzung in unzulässiger Weise und ist so nicht haltbar. Auf dem Geschoss des zentralen Notfalls ist die Zuordnung der Nutzungen ideal gelöst, die Lage des Innenhofs reduziert aber die Tiefe der Raumschichten zur optimale Organisation von Notfall und Radiologie stark ein.

Fazit
Das Projekt weist auf vielen Ebenen sinnvolle Lösungen auf. Durch die städtebaulichen Setzungen entstehen Freiräume, die einen guten Dialog zum Altbau erzeugen und die architektonische Gestaltung der Fassaden ist vielversprechend. Hingegen können innenräumliche Anordnungen in mehreren Bereichen die Anforderungen des Betriebs nur bedingt erfüllen.
Durch die grosse Fassadenabwicklung und die teilweise übergrossen Erschliessungsflächen, entsteht ein ungünstiges Verhältnis von Nutzfläche zu Geschossfläche. Das Projekt erscheint deshalb im Vergleich zu anderen Projekten wenig effizient und wirtschaftlich.
2. Rang 3 / 3