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Offener Wettbewerb | 06/2020

Gesamtentwicklung bis 2027 des Psychiatriezentrums (PZM) in MĂŒnsingen (CH)

1. Rundgang / 2. Stufe

Seiler architects

Architektur

Rujbr Architekten

Architektur

Roger Keller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Winnewisser Baumanagement GmbH

Architektur

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

Einleitung
Das Psychiatriezentrum MĂŒnsingen wurde 1895 auf dem damaligen Schlossareal errichtet. Die historische Anlage, welche im Stil eines Renaissanceschlosses entworfen wurde, ist zum Schloss MĂŒnsingen hin ausgerichtet. Die Bauten des Psychiatriezentrums befinden sich inmitten eines baumreichen Parks und setzen sich zusammen mit diesem klar von der landwirtschaftlich genutzten Umgebung ab. Grundriss und GebĂ€ude der quadratisch angelegten Gesamtanlage sind axialsymmetrisch aufgebaut. Der U-förmige Zentralbau fasst den Innenhof der Gesamtanlage. Den Haupt- und NebengebĂ€uden sind GĂ€rten zugewiesen, welche durch die Vegetation und Alleen in Kammern gefasst sind.

StÀdtebauliche Leitidee
Das stĂ€dtebauliche Muster der Anlage wird mit den Anbauten Nr. 25 und Nr. 45 konsequent fortgesetzt. Der Bestand wird mit einem dreigeschossigem U-förmigen Anbau erweitert. Die neu geschaffene Ringerschliessung auf allen drei horizontal organisierten Stationen bringt grosse betriebliche Vorteile mit sich. Möblierte Auskragungen in den Korridoren tragen zur Wohnlichkeit bei und orientieren sich an der Bestandesfassade, die durch Vor- und RĂŒcksprĂŒnge reich gegliedert ist. Zwei hofseitige Loggien auf allen Stationen runden den Anbau ab und bieten geschĂŒtzte AussenrĂ€ume fĂŒr die Patientinnen und Patienten. Es entsteht ein grosszĂŒgiger Innenhof, eine grĂŒne Oase mit mĂ€andrierenden Wegen und BĂ€nken, die zum Spazieren und Verweilen einladen.

RĂŒckbau, ErgĂ€nzung & Anbau
Die ehemaligen PatientenhĂ€user (Haus 25/45) wurden 1983 mit einem Anbau von Hausamman Architekten einseitig erweitert. Um die Symmetrie wiederherzustellen werden diese Anbauten rĂŒckgebaut. Die vorgĂ€ngig getĂ€tigte, ebenfalls einseitige Erweiterung mit identischem Mauerwerk wird komplettiert beziehungsweise auch auf der anderen Seite ergĂ€nzt, um eine symmetrische Frontansicht herzustellen (Westfassade Haus 25).
Der auf diese Weise komplettierte Bestand wird im Bereich der beiden Seitenrisalite mit einem Anbau verbunden. Der U-förmige Anbau hebt sich von aussen wie auch vom GebÀudeinneren klar vom Bestand ab.
Die GebÀudestruktur und Mittelkorridor der bestehenden PatientenhÀuser (Haus 25/45) bleiben weitgehend erhalten.

Der zentrale Eingangsbereich verfĂŒgt ĂŒber ein einladendes Foyer mit Wartemöglichkeit und Blick auf den grĂŒnen Innenhof. Die Sichtbeziehung von Treppenaufgang und Lift zur Empfangstheke ist gewĂ€hrleistet. Angegliedert befinden sich einerseits das Stationszimmer, Esssaal und KĂŒche, anderseits das Wohnzimmer, Therapie und BĂŒrorĂ€ume. Ein vom Altbau durchgĂ€ngiger Korridor fĂŒhrt in den Anbau (A1/A2) mit Patientenzimmern, weiterem Wohnzimmer und BĂŒros. Beide Enden des Korridors mĂŒnden mit grossen Fenstern, die den Blick nach aussen in den umliegenden Park leiten.

Die Patientenzimmer werden ĂŒber einen Eingangsbereich mit Zugang zum Bad betreten. Freundlich anmutende Faltfenster belichten die Zimmer und die BrĂŒstung schafft die nötige IntimsphĂ€re und Sicherheit. Die breiten Fenstersimse dienen als SitzflĂ€che und bringen die Parklandschaft ins Innere.

Der Korridor wird mit grosszĂŒgigen Fenstern zum Innenhof belichtet und verfĂŒgt ĂŒber möblierte Auskragungen und Nischen, die ein wohnliches Ambiente erzeugen. Breite Fenstersimse dienen als BĂ€nke und tragen wesentlich zur angenehmen AtmosphĂ€re im Korridor bei. Die U-Form des Anbaus ermöglicht auf jeder Station einen Rundlauf.

Erweiterungs- und Anbauten werden an den modernen BedĂŒrfnissen ausgerichtet. Dabei steht die BerĂŒcksichtigung komplexer Strukturen und vereinfachter Arbeitsprozesse stets im Vordergrund. Den Patienten und Patientinnen soll ein zeitgemĂ€sser und hochwertiger Aufenthalt geboten werden.

Adressierung und Erschliessung
Der Hauptzugang zum Haus 25 und 45 soll durch kleine Massnahmen hindernisfrei angepasst und als Hauptzugang erhalten bleiben. Dazu wird die Treppe ins Untergeschoss und die Halbgeschosstreppe ins Hochparterre leicht verschoben und die Stufe beim Zugang entfernt. Auf diese Weise wird ĂŒber den Haupteingang ein Zugang zum Liftvorbereich möglich (Abb.01).
Der Nebeneingang des Anbaus verfĂŒgt ĂŒber eine eigene Treppe und einen schwellenlos zugĂ€nglichen Lift.
SÀmtliche HaupteingÀnge werden anhand eines zeitgenössischen Portikus klar ausdefiniert und sichtbar gemacht. Dieses architektonische Element wirkt reprÀsentativ, einladend, hilft der Orientierung und ermöglicht eine einheitliche Signaletik.

Gestaltung
Der Bestand (Haus 25/45) ist durch ein zweifarbiges Sichtmauerwerk geprĂ€gt. Die ErgĂ€nzung beziehungsweise Komplettierung des Bestandes und der Symmetrie erfolgt in derselben Weise, sodass eine Einheit entsteht. Die vorgefundene MaterialitĂ€t der HĂ€user 25 und 45 – gelblicher Sichtbackstein, roter Zierbackstein, grauer Haustein – soll in den Anbauten mit einer Sichtbetonfassade eine mineralische Fortsetzung finden. Auch die Betonung der Horizontalen, welche das bestehende Sichtmauerwerk (Haus 25/45) mit ihren Farbgliederungen prĂ€gt, wird im Anbau weitergefĂŒhrt. Die Fassade der Anbauten wird von horizontalen Bandfenstern geprĂ€gt. Dazwischen bildet sich der helle Beton heraus. Die Ă€ussere Erscheinung der Anbauten besticht durch den hohen Glasanteil, welcher durch die feingliedrige Einteilung mit Faltfenstern sehr subtil wirkt. Die holzigen Fensterrahmen drĂŒcken WĂ€rme und Behaglichkeit aus.

Entwicklung der PotentialflÀchen
Der Masterplan 2040 weist weitere PotentialflÀchen (C1/C2) aus. Hier sind zweigeschossige Neubauten von leichter und feingliederiger Gestalt geplant.
Die PotentialflÀchen B1/B2 sollen als Parkplatz erhalten bleiben. In einem weiteren Planungsschritt könnte die versiegelte FlÀche dem Park weichen, die Platanen sollen stehen gelassen werden.

Tragwerkskonzepte
Materialisierung
Der Neubau ist in Massivbauweise konzipiert. Beton akzentuiert ĂŒber den differenzierten Einsatz die architektonisch-rĂ€umliche und die strukturell-konstruktive Bedeutung der einzelnen GebĂ€udeteile. Durch das BeifĂŒgen von Farbpigmenten kann zudem der Charakter des Betons subtil dem Kontext angeglichen werden. Die Ortbetonbauteile werden dabei in Recycling-Beton konzipiert, dieser ist ökologisch und nachhaltig, da es Bauschutt wiederverwertet und die immer knapper werdenden Kiesreserven schont.
Struktur
Bestandesbau
Der Bestandesbau besteht aus tragenden WĂ€nden in Mauerwerk sowie Holzbalkendecken. Der Umbau sieht vor, das bestehende GebĂ€ude H25 in der Westecke zu ergĂ€nzen, so dass die Symmetrie des GebĂ€udes wiederhergestellt wird. Dazu wird die Aussenwand in diesem Bereich abgebrochen und durch eine neue zur SĂŒdecke spiegelsymmetrische doppelschalige Mauerwerkswand ersetzt. Die neuen Decken werden als Holz-Beton-Verbunddecken ausgebildet. Zudem sollen die bestehenden Holzdecken ebenfalls mit 8cm Überbeton im Verbund verstĂ€rkt werden, wodurch eine Scheibenwirkung in den Deckenebenen entsteht. Zusammen mit den vier neuen SchĂ€chten bzw. L-förmigen Wandscheiben im GebĂ€udeinnern kann dadurch die Erdbebensicherheit des BestandesgebĂ€udes hergestellt werden.
Neben der Scheibenwirkung in den Deckenebenen fĂŒhrt der statische Überbeton auch zu einem erhöhten Biegewiderstand, besserem Schwingungsverhalten, erhöhtem Schallschutz und Brandwiderstand der Decken im BestandesgebĂ€ude.
Anbau
Die Tragstruktur des dreigeschossigen Anbaus mit U-förmigem Grundriss und Abmessungen von 35 x 45 Meter wurde auf den Nutzungsanforderungen basierend entwickelt.
Die helle Sichtbetonfassade aus eingefĂ€rbtem Beton, stellt die architektonische Verbindung zwischen dem Neubau und dem Bestand her. In Analogie zu den tragenden KlinkerwĂ€nden beim Bestand wird die Sichtbetonfassade ebenfalls tragend ausgebildet, wobei die schlanken Flachdecken jeweils auf den tragenden BetonbĂ€ndern gelagert werden und thermisch von diesen getrennt sind. Im GebĂ€udeinnern gleicht die Tragstruktur einer klassischen Skelettbauweise mit vorfabrizierten BetonstĂŒtzen, 25cm starken Ortbetonflachdecken und stabilisierenden Wandscheiben und Liftkernen. Die ĂŒbrigen TrennwĂ€nde werden nichttragend ausgebildet. Dies fĂŒhrt zu einer Systemtrennung und ermöglicht eine nachhaltig flexible Anordnung der Nutzungseinheiten.
Entlang des Innenhofs werden die DeckenrĂ€nder durch einen Unterzug bzw. kombinierten Unter- und Überzug ausgesteift und auf regelmĂ€ssig angeordneten StĂŒtzen gelagert. Hofseitig ist die gesamte Tragkonstruktion auf der Warmseite und trĂ€gt die vorgehĂ€ngte Fassade.

Die Stabilisierung gegenĂŒber horizontalen Einwirkungen aus Wind und Erdbeben erfolgt ĂŒber die symmetrisch angeordneten T- bzw. L-förmigen Wandscheiben sowie die beiden Liftkerne in Ortbeton. Durch die umlaufende und achssymmetrische Anordnung der stabilisierenden WĂ€nde liegen der Massenmittelpunkt und der Schubmittelpunkt sehr nahe beisammen, dies fĂŒhrt zu geringen Einwirkungen aus Torsion und damit zu einer effizienten GebĂ€udeaussteifung.

Fazit
Die gemeinsam im Team entwickelte Tragstruktur soll den architektonischen Ausdruck stÀrken. Das Potential der grossen Nutzungsfreiheiten in Kombination mit der FunktionalitÀt einer industriellen und nachhaltigen Bauweise soll aufgezeigt werden.

Betrieb und Programmierung

EingÀnge und Waren- Personenströme
Der Hauptzugang fĂŒr Besucherinnen und Besucher, Patientinnen und Patienten und das Personal ist mit Treppe und Lift erschlossen. Alle drei Stationen sowie die AtelierrĂ€ume im Dachgeschoss und die Personalgarderoben im Untergeschoss können mittels Hauptzugang erreicht werden.

Der Nebeneingang des Anbaus Nr. 25 und Nr. 45 verfĂŒgt ĂŒber eine eigene Treppe und einen schwellenlos zugĂ€nglichen Lift. Waren- und Notfalltransporte sind hier einwandfrei möglich und beeintrĂ€chtigen den regulĂ€ren Patienten- und Besucherbetrieb nicht. Der Behandlungs- und Untersuchungsraum ist auf den Stationen direkt angliedert und die Spezialzimmer fĂŒr Patienten oder Patientinnen sind in unmittelbarer NĂ€he ĂŒber den Korridor erreichbar.

Der Innenhof kann im Erdgeschoss ĂŒber das Foyer oder von der gegenĂŒberliegenden HaushĂ€lfte ĂŒber ein zusĂ€tzliches Treppenhaus und einen schwellenlos zugĂ€nglichen Lift erreicht werden. Beide ZugĂ€nge befinden sich in unmittelbarer NĂ€he eines Wohnzimmers.

Landschaftsarchitektur
Der Innenhof
Der Innenhof bringt Licht in die InnenrĂ€ume und wird mit seiner ĂŒppigen Vegetation als Oase erlebbar. Das Hochparterre wird zugunsten des Gartenbezuges aufgelöst. In angemessenem Abstand gedeihen vor den FensterbĂ€ndern im Erdgeschoss grossblĂ€ttrige Farne, GrĂ€ser und BlĂŒtenstauden, im Hintergrund wachsen aparte KleinbĂ€ume empor.
Der Hof wird mit zwei ZugĂ€ngen erschlossen; zentral vom Foyer im Erdgeschoss aus und ĂŒber ein Treppenhaus schrĂ€g gegenĂŒber. Vor dem Altbau entsteht ein Sitzplatz, welcher mit farbigen Gartentischen und StĂŒhlen frei möbliert ist. Eine lange Sitzbank entlang des Weges lĂ€dt ein, um im Schatten der BĂ€ume zu verweilen. Der Brunnen schafft eine stimmungsvolle ParkatmosphĂ€re und kann im Sommer als erfrischender Trinkwasserspender genutzt werden.

Nach aussen hin prÀsentiert sich der Anbau offen und freundlich. Dies wird unterstrichen durch einen nutzbaren Freiraum entlang der Allee, welcher mit ParkbÀnken ausgestattet wird. Vor der Fassade werden StrÀucher einzeln und in kleinen Gruppen gepflanzt. Durch diese Bepflanzung werden die Patientenzimmer im Hochparterre ausreichend abgeschirmt und gleichzeitig wird die Landschaft im Inneren sichtbar gemacht.

Bepflanzung
Im Innenhof ist eine naturnahe Bepflanzung mit einheimischen Pflanzen vorgesehen. Entlang der Fassade werden GrĂŒnflĂ€chen mit StrĂ€uchern wie Hartriegel (Cornus mas), Felsenbirne (Amelanchier laevis), Zwergulme (Ulmus minor 'Jaquelin Hiller ' und Liguster (Ligustrum vulgare) angeordnet. Diese werden gruppiert gepflanzt, sodass dazwischen offene Bereiche mit ĂŒppigerer Unterbepflanzung aus Stauden, Farnen und Seggen gedeihen können. Diese zeichnen sich durch ihre filigrane Blattformen oder der feinen BlĂŒten aus.
Prominent im Raum steht eine Vogelkirsche, die als SolitÀr eine starke PrÀsenz markiert und auch von den oberen Stockwerken wahrgenommen wird.

Von aussen integriert sich der Teilbereich harmonisch in die gesamte Anlage. Der Anbau wird durch eine umgebende RasenflĂ€che gesĂ€umt, welche vom Weg bis zur Fassade hin verlĂ€uft. Entlang der LĂ€ngsseiten sind lockere StrĂ€uchergruppen angeordnet. Flieder (Syringa vulgaris), Weigelia (Weigelia cultivars), Hartriegel (Cornus sanguinea), Felsenbirne (Amelanchier laevis), Pfeiffenstrauch (Philadelphus 'Virginal '), Wolliger Schneeball (Viburnum lantana). In angemessenem Abstand von der Fassade geben bestehende und neu ergĂ€nzte BĂ€ume den nötigen Sichtschutz fĂŒr die oberen Stockwerke.

Materialisierung
Die ĂŒppige Vegetation des Hofes steht im Fokus und wirkt vor dem Hintergrund der Holzfassade des Anbaus naturnah und bodenstĂ€ndig. Die mĂ€andrierenden Wege sind aus einem hellen Bodenbelag aus Festkies geschaffen. Dieses zementgebundene Rundkies ist mit dem Rollstuhl befahrbar und ökologisch, da es das Regenwasser durchsickern lĂ€sst. BĂ€nke mit Holzabdeckung schaffen eine Vielzahl an Sitzgelegenheiten und farbige Gartentische und StĂŒhle sorgen fĂŒr gelegene Farbakzente.

SuizidprÀvention
Die wohnliche Stimmung lĂ€sst nichts Klinisches vermuten. Der Hof als grĂŒne Oase sowie diverse Zimmerpflanzen sorgen fĂŒr ein angenehmes Klima mit Erholungscharakter. Auf den Stationen wie auch im Hof werden diverse Ruhe-, Erlebnis- und Begegnungsorte geschaffen, die eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t erkennen lassen. Die möblierten Auskragungen und Nischen im Korridor sowie die breiten Fenstersimse aus Holz in Korridor und RĂ€umen, welche als SitzflĂ€chen genutzt werden können, laden zur Naturbetrachtung und dem Parkgeschehen ein. Im Altbau wird eine Öffnungsbegrenzung von 12cm gewĂ€hrleistet. Im Anbau werden den öffenbaren FensterflĂŒgeln feingliedrige Vertikallamellen aus Eichenholz vorangesetzt. Somit können die RĂ€ume optimal durchlĂŒftet werden. Auch die Loggien werden mit feingliedrigen Vertikallamellen aus Eichenholz (Brise Soleil) geschĂŒtzt. Die soziale Kontrolle wird durch Fenster oder glĂ€serne TĂŒren in allen Bereichen sichergestellt.

Brandschutzgrobkonzept
Die Patientenzimmer sind in Nutzungseinheiten aufgeteilt, deren horizontale Fluchtwege nach 20m in einem sicheren Bereich (horizontalen oder vertikalen Fluchtweg) enden. (Gem. BSR 16-15 Ziffer 3.6)
Der Fluchtweg des in der Nordwestecke liegenden Treppenhauses wird ĂŒber den Innenhof und das sĂŒdwestliche Treppenhaus gewĂ€hrleistet.
Um das Foyer ohne NutzungseinschrĂ€nkungen zu betreiben, wird, im Brandfall, der horizontale Fluchtweg ĂŒber einen zusĂ€tzlichen Korridor gefĂŒhrt.

Haustechnikkonzept
Generell richtet sich die Haustechnik an die grundlegenden Konzepte gemĂ€ss der ‘Strategie technische Infrastruktur 2040’ vom 13. Dezember 2018. Die GebĂ€udevolumen sind kompakt und haben ein gutes VerhĂ€ltnis von OberflĂ€che zu Volumen, eine tiefe Kompaktheits- und eine tiefe GebĂ€udehĂŒllzahl. Das GebĂ€ude in Minergie-P-eco Standard (WĂ€nde, Decken und Fenster), als Voraussetzung fĂŒr die erforderliche Zertifizierung, weisen tiefe U- und g-Werte auf.
Die gute Isolation der GebĂ€udehĂŒlle, ein angemessener Fensteranteil, die aussenliegenden Beschattungsmöglichkeiten und der Innenhof bewirken optimale Voraussetzungen fĂŒr:
1. einen tiefen Energie- resp. tiefen HeizwĂ€rme- und KĂŒhlbedarf
2. einen guten winterlichen und funktionstĂŒchtigen sommerlichen WĂ€rmeschutz
3. ein behagliches Klima in den InnenrÀumen
4. eine gute Tageslichtnutzung
Das Flachdach ist extensiv mit einheimischem, regionaltypischem Saatgut begrĂŒnt und bietet viel Platz fĂŒr Regenwasser-Retention und PV-Anlagen (ca. 380mÂČ).

Technische Zentralen, vertikale und horizontale Erschliessung
Die technischen RĂ€ume sind so dimensioniert und angeordnet, dass die Anlagen und Systeme fĂŒr den Einbau, die Wartung und den Ersatz gut positioniert sind. Die Technikzentrale ist strategisch platziert und ist direkt mit der Haupterschliessung des Neubautraktes (Medienkanal) verbunden. Die Erschliessung der Steigzonen im Altbautrakt sind aus der Zentrale ĂŒber das Untergeschoss erschlossen. In den einzelnen Geschossen erfolgt die Verteilung der Medien in heruntergehĂ€ngten Decken. Die Zonen mit heruntergehĂ€ngten Decken beschrĂ€nken sich dabei auf ein Minimum und konzentrieren sich möglichst in Bereiche von Nasszellen oder NebenrĂ€umen. Die Aussen- und FortluftschĂ€chte fĂŒhren direkt ĂŒber Dach.
(Bemerkung: Position und Verortung der Aussenluft und Fortluftfassung erfordert eine zusÀtzliche Bearbeitung im Verlauf der Projektentwicklung)
Die saubere Systemtrennung (PrimĂ€r-, SekundĂ€r- und TertiĂ€rkonstruktion), welche die unterschiedlichen Lebensdauern von Bauteilen beachtet, ermöglicht einen ungehinderten Zutritt zur Wartung und Unterhalt und spĂ€ter einen sauberen RĂŒckbau.
Die technischen Aufbauten auf dem Dach wie Abluftrohre, LĂŒftungsaufbauten und weitere technisch bedingte Aufbauten sind auf ein Minimum beschrĂ€nkt. Sie werden sorgfĂ€ltig als visuelle Einheit gestaltet.
Heizung und KĂ€lte
Die Versorgung mit Heiz- und KĂŒhlwasser erfolgt ĂŒber das bestehende Arealnetz. Die Fussbodenheizungen werden im Sommer fĂŒr eine Teilklimatisierung mit KĂŒhlwasser betrieben. Die Versorgung erfolgt ĂŒber ein Change-Over-System. Dabei werden die Leitungen pro definierte Zone je nach Anforderung mit Warm- oder Kaltwasser betrieben. Die ZusammenfĂŒhrung des Vierleiter- auf ein Zweileitersystem erfolgt im Medienkanal.
LĂŒftung
SĂ€mtliche RĂ€ume werden mit einer HygienelĂŒftung ausgestattet. Das LĂŒftungsgerĂ€t besitzt eine hocheffiziente WĂ€rmerĂŒckgewinnung und der Lufterhitzer ist am Niedertemperaturnetz (35/25°C) angeschlossen. FĂŒr einen spĂ€teren Ausbau einer Luftbefeuchtung ist im LĂŒftungsgerĂ€t Reserveplatz vorhanden. Die Luftmenge wird in Bereichen mit wechselnden Belegungen bedarfsgerecht reguliert.
Tages- und Kunstlicht
Das Tageslichtkonzept soll die Arbeitsbereiche durch die verschiedenen Tageslichtöffnungen mit möglichst viel diffusem Tageslicht versorgen. Gleichzeitig ist eine direkte Blendung durch die Sonne zu vermeiden. Wichtig dabei ist, dass der Aussenbezug zur Wahrnehmung der natĂŒrlichen WetterverhĂ€ltnisse und Jahreszeiten fĂŒr die Nutzer im Innenbereich erhalten bleibt.
Der Übergang zu den dunklen Tageszeiten ohne nutzbares Tageslicht wird dynamisch mittels der tageslichtgesteuerten kĂŒnstlichen Beleuchtung realisiert. Somit wird eine sanfte Balance zwischen der Tageslichtnutzung und dem Kunstlicht erzeugt und eine gute Ausleuchtung zu jeder Tages- und Jahreszeit erzielt.
Die kĂŒnstliche Beleuchtung dient im Innenbereich einerseits zur ErgĂ€nzung der Ausleuchtung mittels Tageslichtes und andererseits zur ausgewogenen und dezenten Inszenierung der Architektur. FĂŒr die normkonforme Beleuchtung der Arbeitsbereiche werden sehr gut entblendete Leuchten mit der benötigten Lichtoptik und LED-Technologie zum Einsatz kommen. Der Aussenbereich wird dort, wo nötig mit prĂ€zise ausgerichteten und geschickt positionierten Strahlern ausgeleuchtet. Die Lichtverteilung und -abstrahlung wird mittels der Lichtoptik so eingesetzt, dass die Orientierung auf dem gesamten Areal sichergestellt wird, jedoch keine unnötige Lichtverschmutzung entsteht und nur die zu beleuchtenden Bereiche aufgehellt werden. Die Leuchten werden mittels DĂ€mmerungssensor so gesteuert, dass das Tageslicht möglichst lange genutzt werden kann.


Abweichung zum Bericht ‘Strategie technische Infrastruktur 2040’:
Die Haustechnikzentrale wird nicht wie im Bericht vorgeschlagen im Dachgeschoss des Altbaus verortet. Die Eingriffe in die Bausubstanz, welche notwendig wĂ€ren um den Neubauteil belĂŒften zu können, sind zu umfangreich. Um EinschrĂ€nkungen des Blickfeldes zu minimieren und das architektonische Erscheinungsbild des GebĂ€udes zu wahren wird auf eine Zentrale auf dem Flachdach verzichtet. Damit der vorgesehene Medienkanal optimal erschlossen werden kann, wird eine neue, im Bereich des Neubaus verortete, Haustechnikzentrale erstellt. Die Zentrale wird bewusst nicht im Altbaubereich angegliedert, damit koordinative Schnittstellen in den Korridoren und RĂ€umen im Untergeschoss (RH ca. 2.30m) weitestgehend minimiert werden können. Ebenso können mit der Verortung der Zentrale im Neubaubereich die brandschutztechnischen Anforderungen an die Haustechnik optimal umgesetzt werden.

Denkmalpflege
Setzung
Die Bestandesbauten Nr. 25 und Nr. 45 werden komplettiert und durch die eingeschobene Setzung des U-förmigen Anbaus in Ihrer formalen Gestalt gestĂ€rkt. Über die frontalen Eckperspektiven bleiben je zwei Fassaden nach aussen sichtbar. Die Fassade des Anbaus ist deutlich vom Bestand abgesetzt. Anhand zeitgenössischer Architektur und differenzierter Referenzen entsteht ein vielversprechender Dialog von Alt und Neu. Der rĂŒckseitige Mittelrisalit bleibt das zentrale Element des Gesamtkomplexes und wird von diversen Wohn- und Aussenbereichen des Anbaus aus dominant wahrgenommen.

Aussenfassade
Die Ă€ussere Fassade des Anbaus schliesst dezent und trotzdem eigenstĂ€ndig an die bestehende Fassade an. Die horizontalen GurtbĂ€nder welche im Bestand aus rotem Ziegel verlegt wurden, werden prĂ€zise unterhalb des Sturzes als Betonband weitergefĂŒhrt und wickeln sich ĂŒber drei Geschosse um das gesamte GebĂ€ude. Die massiven BetonbĂ€nder werden von filigranen StĂŒtzen getragen, welche formal zu den FensterbĂ€ndern zĂ€hlen. WĂ€hrend die Altbauten, angelehnt an die damals moderne Industriearchitektur, aus Backstein sind, so bildet der Anbau aus hellem Beton eine BrĂŒcke zum zeitgenössischen Industriecharakter in der Architektursprache. Der mit Pigmenten versetzte Sichtbeton soll die TonalitĂ€t der Gesamtanlage mittragen. Die Grösse des Anbaus erfordert eine enorm austarierte Balance zwischen festen und verglasten Fassadenanteilen. Das Fensterachsmass und die Proportion des Fensters werden von den vorgefundenen Abmessungen ĂŒbernommen. Die Holzfenster des Bestandes dienen als Vorbild fĂŒr die im Anbau verwendeten FlĂŒgelfenster. Die Faltbewegung des Fensterbandes hebt das einzelne Fenster hervor und erzeugt einen facettenreichen und zeitgemĂ€ssen Ausdruck. Durch textile Markisen und die Holzlamellen vor den ÖffnungsflĂŒgeln werden zusĂ€tzliche Ebenen geschaffen, welche es hinsichtlich Schlichtheit und Eleganz gut mit der reichen Gliederung des Bestandes aufnehmen können.

Innenfassade
Die innere Fassadenschicht, welche den Innenhof rahmt, wird in Eichenholz umgesetzt. Es soll im Inneren eine weiche, warme HĂŒlle geschaffen werden, die sich in der MaterialitĂ€t stark von der reprĂ€sentativen RĂŒckseite des Bestandes absetzt, gar als Teil des Innenhofs - der naturnahen Oase - wahrgenommen wird.
Die Holzfassade, welche auch schallschluckend wirkt, kann viele Eigenschaften abdecken. Die auf den Loggien zur Suizidverhinderung eingesetzten Brise Soleil sind aus Eichenstaketen vorgesehen. Die horizontale Gliederung wird von der Aussenfassade ĂŒbernommen und bindet den Anbau formal an den Bestand.
Das Hochparterre wir im Innenhof zugunsten des Gartenbezuges aufgelöst.

Dach
Das flache Dach ordnet sich in eine Reihe von Erweiterungsbauten auf dem Areal ein und fĂŒhrt diesen Ansatz weiter. Die historischen WalmdĂ€cher der Bestandesbauten werden so gestĂ€rkt und in Ihrer Wirkung nicht konkurriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entgegen dem in der Ideen- und Projektskizze der Stufe 1 vorgeschlagenen typologischen Ansatz einer U-förmigen Gesamtanlage mit Verbindungs-Passerelle auf den beiden Obergeschossebenen wird in der Stufe 2 neu eine gĂ€nzlich geschlossene Blockrandbebauung vorgeschlagen. Einerseits werden die Anbauten des Bestandesbaus aus den 80er Jahren entfernt und die in den 1930er Jahren vorgenommene einseitige Erweiterung an die ursprüngliche Bausubstanz zur Herstellung einer symmetrischen GebĂ€udeordnung auf der Gegenseite komplettiert. Dieser modifizierte Bestandesbau wird wiederum mit einem leicht abgesetzten Neubau erweitert, der einen geschlossenen Hofbereich umschliesst.
Der Ă€usseren Strenge des GebĂ€udes mit flĂ€chig wirkenden BrüstungsbĂ€ndern aus Beton tritt eine mĂ€andrierende, teils konkav geformte Hoffigur gegenüber, die dem hofseitigen Erschliessungsring eine verspielte und auch wohnliche QualitĂ€t verleihen soll. Die auf allen Ebenen vorgeschlagene Ringerschliessung soll in den jeweiligen Stationen betriebliche Vorteile bringen. Entlang dem symmetrisch angelegten Ring werden die Nutzungen teilweise frei angeordnet. Der Hof selbst weist geschwungen verlaufende Weg- / Platzbereiche auf. Er ist mittels BlütenstrĂ€uchern stark durchgrünt.
Trotz einer positiven Beurteilung des Projektansatzes aus der Stufe 1 – U-förmige Gesamtanlage mit Passerelle – wird in der Stufe 2 ein grundsĂ€tzlich neuer Entwurf vorgeschlagen. Dass die besprochenen Projektthemen und die Anmerkungen nicht weiterbearbeitet und dadurch der Entwicklungsprozess nicht vertieft wurde, irritiert, zumal der vorgeschlagene Hoftypus vom Beurteilungsgremium in keiner Weise als mögliche Alternative erwĂ€hnt wurde. Dabei ist weiter festzuhalten, dass eine Blockrandtypologie nicht dem Bebauungsmuster der Gesamtanlage entspricht und nur bei entsprechend aufgelöster Ausgestaltung und besonders guter Organisation der Stationen als ortsbaulich vertretbare Lösung erachtet wird.
GrundsĂ€tzlich widerspricht die Hermetik des Vorschlags den GrundsĂ€tzen und dem Leitbild einer offenen Psychiatrie, die auch in Zukunft die Transparenz im Betrieb weiter fördern möchte. Der konkrete Vorschlag mag besonders bezüglich der erzeugten Enge im Hof, die auch zu einer kritischen Belichtungs- bzw. Schattensituation führen kann, wenig zu überzeugen. Das gewĂ€hlte Bebauungsmuster verhindert zudem die Weiterführung der bestehenden lateralen Gartenschicht der Parkanlage.
Auch die erhoffte betriebliche Optimierung durch die ringförmige Erschliessung erweist sich bezüglich Übersichtlichkeit und erschwerter Aufteilung der Gruppen in kleinere Grössen gegenüber dem früheren Vorschlag nachteilig.
Hinsichtlich SuizidprÀvention und Dauerhaftigkeit der Lösungen bestehen seitens des Beurteilungsgremiums einige Fragezeichen. So entfaltet beispielsweise die Sicherung der Loggia durch eine vertikale Lattung eher eine stigmatisierende Wirkung und schmÀlert die Aufenthalts- und NutzungsqualitÀt der Loggien wesentlich. Die Fensterlösungen in den Patientenzimmern bieten zwar einen atmosphÀrischen Mehrwert durch Sitzmöglichkeit am Fenster, die Sicherung durch stehende Holzlatten bieten jedoch die Gefahr der Zerstörung durch Patienten.
Die Zielkosten können gemĂ€ss GrobkostenschĂ€tzung erreicht werden. Grosse VerkehrsflĂ€chen führen zu einer überdurchschnittlichen GeschossflĂ€che. Der vergleichsweise hohe Anteil an FlĂ€chen im Bestandesbau am Total sowie ein kleines Untergeschoss führen insgesamt im Vergleich zu durchschnittlichen Kosten.
Die freie Nutzungszuordnung in der symmetrischen Form lĂ€sst eine übergeordnete Logik vermissen. Die spielerisch gefalteten FensterbĂ€nder vermögen die schematische Strenge der Ă€usseren Erscheinung ungenügend aufzubrechen. Das Beurteilungsgremium bedauert in grossen Mass, dass der erfolgsversprechende Ansatz aus der Stufe 1 vom Team nicht konsequent weiterverfolgt wurde.