modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 11/2020

Neubau und Instandsetzung des Zentrums für Zahnmedizin in Zürich-Hottingen (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 60.000 CHF

Burkard Meyer Architekten

Architektur

Bollhalder Eberle Architektur

Architektur

antón landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Borgogno Eggenberger + Partner AG Bauingenieure

Bauingenieurwesen

SCHERLER AG

TGA-Fachplanung

Vadea AG

TGA-Fachplanung

Medplan Engineering AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen für die neue Klinik einen Neubau vor, welcher gemeinsam mit dem Bestand als kompaktes Ensemble in Erscheinung tritt und westseitig einen beachtlichen Bereich des Areals als offenen Landschaftsraum und Parkanlage freihält. Das Gebäudeensemble gliedert sich dabei in den fünfgeschossigen Klinikneubau im Südwesten und in die bestehende Poliklinik an der Hofstrasse, welche parkseitig mit einem gleich hohen Neubaukörper ergänzt und zu einer Hoffigur erweitert wird. Die gewählte Setzung schafft zunächst eine kompakte Gesamtfigur, welche mit dem Bestand den Massstab des Quartiers an der Hofstrasse angemessen bewahrt und den höheren Neubaukörper im Innern des Areals mit dem nötigen Abstand zu den Arealrändern anordnet. Durch den Versatz bilden Neubau und Bestand einen gut dimensionierten Vorplatz zur Hofstrasse mit einer klaren Adressbildung für beide Gebäudeteile.

Durch das kompakte Gebäudeensemble entsteht nord- und ostseitig ein Parkraum, der sich entlang der Parzellengrenze von der Spiegelhofstrasse bis zur Pestalozzistrasse hin erstreckt. Der gegenüberliegende Eingangsplatz erscheint allerdings gross und mit nur einem einzigen Solitärbaum ist das gestalterische Potenzial noch nicht ausgelotet. Der gezeichnete Solitärbaum ist mit 20 Metern Durchmesser angegeben. Bis dieser die gewünschte Wirkung erreicht, muss einige Zeit verstreichen. Die Geste ist für einen städtischen Eingangsplatz mit gewünscht hoher Aufenthaltsqualität nicht adäquat. Der lang gestreckte Park ist eine gute und präzise Antwort zum Schutz vor städtischen Kaltluftschneisen und zur Förderung von ökologischen Verbindungen innerhalb des durchgrünten Stadtkörpers. Die gestalterische Ausformulierung des Parks wird allerdings nicht verstanden. Die vorgeschlagene, identitätsstiftende Miniaturisierung einer Auenlandschaft wirkt in ihrer Herleitung und ihrer Umsetzung beliebig und überladen. Der gesamte Park weist einen zu hohen Anteil an Belagsflächen auf und die quartiertypischen Grünflächen werden vermisst. Die unterschiedlichen horizontalen Flächen sind für Spiel und Aufenthalt zwar nutzbar, im Kontext wirken sie aber beliebig.

Für die architektonische Erscheinung suchen die Verfasser im Sinne der Ensemblewirkung folgerichtig einen Dialog zwischen dem geschützten Denkmalbau und den Neubautrakten. Der Architektur der bestehenden Poliklinik wird eine mineralische und filigrane Architektur gegenübergestellt, welche formale Verwandtschaften erkennen lässt, sich in der plastischen Wirkung trotzdem aber sehr eigenständig verhält. Die Neubautrakte erscheinen durch horizontale Lisenen und vertikale Gliederungselemente transparenter und leichter, während im Übergang zum Bestand die Neubautrakte mit stehenden Fenstern und grossen Wandteilen eine Nähe zum Bestand suchen. Die architektonische Haltung ist grundsätzlich nachvollziehbar. Aufgrund der geschosshohen Fenster entsteht aber ein hoher Glasanteil, welcher aus architektonischer Sicht nicht zwingend und aus energetischer Sicht sehr problematisch ist. Im Sinne der Denkmalpflege ungelöst ist zudem die Fassadengestaltung des Bestands im neuen Hof, da vom Abbruch der bestehenden Fassade ausgegangen wird.

Die räumliche Organisation wird sehr klar aus der Dualität von Klinikum und Lehre hergeleitet und als innenräumlich zusammenhängender Organismus entwickelt. Vom gemeinsamen Vorplatz aus betritt man zunächst einen grosszügigen Eingangsraum mit direktem Bezug zum gut gelegenen Empfang und zur Cafeteria. Auf den Empfang folgend sind die Kliniken und die Laborplattformen in den höheren Gebäudeflügeln sinnvoll um einen inneren Lichthof organisiert. Ausgehend von der gewünschten Trennung der Verkehrsflüsse von Personal sowie Patientinnen und Patienten werden die Behandlungsräume in gewünschter Form als dreibündig nutzbare Anlage mit Innengängen für die Mitarbeitenden und Aussengänge für die Patientinnen und Patienten angeordnet. Demgegenüber beinhaltet der Neubauflügel des niederen Gebäudetraktes die Räume der Lehre und der Bestand die Büros der Verwaltung und einen Teil des Büropools.

Um den baumbestandenen Innenhof organisiert, kann der Lehrbereich mit einem Foyer attraktiv an den bestehenden Hörsaal anschliessen und nicht zuletzt dank dem getrennten Zugang eine eigene Identität entwickeln. Unterschiedlich und kontrovers beurteilt wird der Zwischentrakt am baulichen Übergang der beiden Haupttrakte. Die doppelte und zweiläufige Vertikalerschliessung erscheint zunächst aufwendig. Sie liegt gut verortet im Schwerpunkt, nimmt aber weit über die Funktionalität hinaus Personenströme auf. Diese Inszenierung kann sowohl als Qualität als auch als Mangel interpretiert werden.

Die zunächst vielversprechende, städtebauliche und räumliche Konzeption wird durch die Tatsache kompromittiert, dass die bestehende Poliklinik von O. R. Salvisberg typologisch unzulässig verändert wird. Die Absicht, die Gebäudeteile miteinander zu verschmelzen und das historische Gebäude zu einem Hofgebäude umzudeuten, ist ein interessanter Ansatz und steht grundsätzlich in der Logik der Genese des Baus, welcher verschiedene Arealteile und Gebäude verband. Die strukturellen Merkmale des schutzwürdigen Gebäudes werden aber an einigen Stellen verunklärt und die Eingriffstiefe ist teilweise bautechnisch riskant bis fragwürdig. Positiv zu bewerten ist jedoch, dass der zweite Eingang an der Hofstrasse gegenüber dem heutigen Zustand eine klare Aufwertung und eine neue, sinnvolle Bedeutung erhält, indem dieser mit der Transformation zum Zugang für den Lehrbereich wird.

Das Projekt ist aufgrund der kompakten Gebäudeform und der klaren Raumanordnung bezüglich Wirtschaftlichkeit im Mittelfeld aller Projekte einzustufen. Das Projekt überzeugt punkto Nachhaltigkeit mit einem vergleichsweise kleinen Fussabdruck und setzt das Raumprogramm flächeneffizient mit einer insgesamt eher kleinen Geschossfläche um. Die grosse Fassadenabwicklung, der sehr hohe Fensteranteil sowie die wenig ressourcenschonende Materialisierung führen zu einem hohen Ressourcenaufwand in der Erstellung. Mit der vorgeschlagenen Gebäudehülle kann der geforderte Standard Minergie-P nicht erreicht werden. Der Dämmstandard ist ungenügend, die Wärmebrücken bei allen Anschlüssen sind auch bauphysikalisch heikel und der Glasanteil ist deutlich zu hoch. Die Konstruktionen und Fügungen im Bereich der Fassade sind bauphysikalisch wenig robust und tragen ein immanentes Schadensrisiko.

Das Projekt Paso Doble überzeugt auf einigen Ebenen und wird für die städtebauliche Setzung und die Übereinstimmung mit der innenräumlichen Organisation gewürdigt. Die wesentlichen Qualitäten und Elemente des geschützten Ortsbildes wurden nicht beeinträchtigt. Leider können die Ausformulierung der Parklandschaft, einzelne Aspekte der Fassadengestaltung sowie der invasive Eingriff in den schützenswerten Bestand nicht überzeugen.