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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau Klinik Wald für die Zürcher RehaZentren (CH)

4. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Schmid Schärer Architekten

Architektur

antón landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

SEFORB Ingenieurbüro für Hochbauten

Bauingenieurwesen

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen

Klaus Architekten Innenarchitekten AG

Innenarchitektur

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektonisches Konzept
Überraschend schöpfen die Projektverfassenden den knapp bemessenen Spielraum des Gestaltungsplanes gänzlich aus und besetzen den gegebenen Perimeter mit einem meist dreigeschossig in Erscheinung tretenden Neubau. In seiner Höhenentwicklung ordnet sich das Volumen der Weite des Landschaftsraums unter, passt sich mit seinem massiven Sockel der Topografie an und steigert den Bezug zur natürlichen gewachsenen Umgebung. Räumlich gliedern vier polygonale Höfe den flachen Baukörper und treten thematisch in einen Dialog zur umgebenden Natur. In selbstverständlicher Weise erzeugt diese Vierung des Grundrisses im Innern spannungsvolle Aus- und Durchblicke, sowie Raum- und Sichtbeziehungen und schafft eine klare Ordnung im Haus. Im Kreuzpunkt der beiden Hauptachsen entsteht eine wohlproportionierte Raumausweitung an der die vertikale Haupterschliessung liegt. Drei weitere, peripher liegende Treppenhäuser garantieren kurze Wege und stärken die räumliche und funktionale Vernetzung im Haus.

Raumkonzept, Nutzungsverteilung und Funktionalität
Die vertikale Gliederung des Neubaus ist einfach und klar. Im Erdgeschoss gelangt man vom Empfangsbereich im Osten direkt in eine offene Raumabfolge mit Restaurationsräumen, die sich von Süden bis nach Westen erstrecket und dem atemberaubenden Panorama folgend in der westlichen Terrasse ihren Abschluss findet. Sämtliche Verwaltungsräume legen sich um den nördlichen Kranz. Die Küche liegt organisatorisch zentral und gut belichtet am Glarnerhof. Die beiden Obergeschosse beherbergen die Patientenzimmer. Sehr tiefe, schmale Zimmer können mittels raumhoher Schiebefenster mit der davorliegenden Balkonschicht erweitert werden. Der pentagonalen Form geschuldet, weisen im Projekt “vier Höfe“ ein Grossteil der Zimmer eine ungenügende Besonnung auf. Ein horizontal gebändertes Geländer filtert in stimmungsvoller Weise den Übergang nach Aussen und gewährt den Blick in die Landschaft. Im Kontrast zum offen ausgestalteten Erdgeschoss findet hier die Kommunikation und Begegnung im Innern statt. Die vier Höfe animieren zu kurzen therapeutischen Spaziergängen auf den Wohngeschossen und fördern Bewegung und Austausch. Viele Sitzgelegenheiten laden zum Innehalten und Verweilen ein. Auf jeder Seite führt das innere Wegsystem einmal bis an die Fassade und schafft eine Verortung im Landschaftsraum. Leider sind diese Raumnischen jeweils knapp bemessen und schmälern das räumliche Erlebnis. Die langen Korridore sind atmosphärisch reich, doch sind die Wege sehr lang. Im Sockelgeschoss sind sämtliche Therapieräume und die Diagnostik untergebracht. Nur noch zwei von vier Höfen führen das Tageslicht ins Innere dieses Geschosses und helfen der Orientierung. Runde Oberlichter im “Seehof “ versorgen das darunterliegende Therapiebad mit Tageslicht und schaffen eine stimmige Atomsphäre. Ein zylindrischer Ausschnitt als kontemplativer Tageslichtraum für den Wellnessbereich ist dem “Hörnlihof“ eingeschrieben. Gekonnt nutzen die nach Süden ausgerichteten grossen Gymnastikräume die Möglichkeit einer Überhöhe und werden über die zentrale Liftanlage behindertengerecht angebunden. Bedauerlicherweise werden im Therapiebereich nicht alle Massage- und Therapieräume natürlich belichtet. Die Lage im Sockel wird generell hinterfragt, da gerade die Räume für Therapien möglichst einladend gestaltet sein sollen, damit die Patientinnen und Patienten motiviert und animiert werden können.

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit
Die architektonische Erscheinung ist geprägt von einem massiven Sockel aus Ortbeton und einem dreigeschossigen Gebäude mit raumhohen Verglasungen die von einem filigranen, aus horizontalen Metalllamellen gebänderten Brise-Soleil geschützt werden und den horizontalen Ausdruck des Gebäudes steigern. Etwas befremdlich und unterkühl wirkt jedoch das Material, dass sich nicht mit der gewachsenen Vegetation verbinden will. Das Gebäude ist als einfacher Skelettbau in recycliertem Stahlbeton konzipiert. Geschickt werden dabei zwei Tragsysteme kombiniert. In den Zimmergeschossen wird jede 2. Zimmerwand als zweigeschossige Scheibe ausgeführt und diese Lasten werden über die Stahlbetonstützen im Erdgeschoss gebündelt in die Untergeschosse geleitet. Diese Bauweise garantiert die räumliche Offenheit im Erdgeschoss und ermöglicht eine gewisse Nutzungsflexibilität, jedoch wird diese durch die schmalen Zimmer auch teils wieder eingeschränkt. Durch diese effiziente und geradlinige Organisation und Tragstruktur verspricht das Projekt eine sehr gute Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.

Landschaftliche Einbindung / Aussenraum
Das Gebäude ist auf Niveau 907.00 gesetzt und tritt durch die Dreigeschossigkeit in der Landschaft sehr zurückhaltend in Erscheinung und wirkt somit optimal eingebunden. Durch die maximale Ausnützung des Bauperimeters sind zur Belichtung der Räume im UG teils erhebliche Abgrabungen notwendig. Das Gebäude wird von einem Gehölzsaum umspielt, was einerseits die landschaftliche Einbindung verstärkt, andrerseits aber die einmalige Aussichtslage einschränkt. Ein Rundweg folgt dem Waldsaum und an gut gewählten Punkten wird die Aussicht in die Landschaft freigeben. Das Wegesystem und die geschickt angeordnete Vorfahrt, die sich um einen prägnanten Baumhain legt, sind schlüssig und zweckmässig angelegt. Die Restaurantterrasse erscheint etwas knapp dimensioniert, hingegen nimmt der aufwändig gestaltete Blumengarten zuviel Platz ein. Eine zweite Terrasse mit Aussenbewirtschaftung befindet sich neben dem Haupteingang und zeichnet sich südostorientiert ebenfalls durch eine attraktive Lage aus. Das Terrain wird durch eine Stützmauer abgefangen und unterhalb wird ein Spielplatz in den Hang eingefügt. Die introvertierten Innenhöfe sind jeweils einem spezifischen Thema gewidmet und sehr aufwändig gestaltet, was Fragen im Hinblick auf den notwendigen Unterhalt aufwirft. Insgesamt besticht das Projekt durch eine sorgfältige und vielfältige Aussenraumgestaltung, die den PatientInnen auch im nahen Umfeld einen attraktiven Aufenthalt ermöglichen. Die starke Geste des umfassenden Waldsaumes wirkt in der offenen Hügellandschaft etwas überzeichnet und schränkt die Ausblicke vom niedrigen Gebäude aus unnötig ein.

Gesamtwürdigung
Das Projekt positioniert sich mit seiner klaren Haltung zum Landschaftraum. Nach genauer Prüfung steht der innere Reichtum des Projektes im Widerspruch zum Potential des Standortes mit einer einmaligen Aussicht in die Hügellandschaft des Züricher Oberlandes. Natur und Umgebung werden nur vermeintlich zu einem wesentlichen Teil der Rehabilitation. Der Therapiealltag findet im schweren Sockelgeschoss statt, wo der schwellenlose Übergang von Innen nach Aussen vermisst wird und der introvertierte Charakter der Wohngeschosse gewährt den Blick in eine künstlich angelegte Landschaft.