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Offener Wettbewerb | 09/2021

Ersatzneubau Gesundheitszentrum Bachwiesen in Zürich (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 27.000 CHF

GNWA - Gonzalo Neri & Weck Architekten GmbH

Architektur, Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden des Projekts GARTENPALAST schlagen für den Ersatzneubau Haus A des Gesundheitszentrums Bachwiesen einen kompakten, nahezu quadratischen Baukörper im nördlichen Bereich der Parzelle vor. Als freistehendes, achtgeschossiges Volumen ergänzt der Bau die bestehende Anlage des Hauses A und C in ihrer orthogonalen Ordnung und lässt das zukünftige GZA Bachwiesen als lockeres Ensemble inmitten der Parklandschaft erscheinen. Das Freistellen des Volumens auf Höhe des Parks erlaubt eine kleinmassstäblichere Lesung der Gesamtanlage und schafft in seiner städtebaulichen Körnung einen verträglichen Massstab zur Nachbarschaft. Der Neubau ist auf dem Parkniveau von den Bestandsbauten abgesetzt und schafft so eine Durchgangsachse mit grosser Treppe zur Schulanlange Freilager. Der Kern der Parkanlage mit den Dementengärten und Tiergehegen bleibt erhalten, während auf der Westseite ein grosszügiger Gewässerraum geschaffen wird. Das Absetzen des Neubaus als städtebaulicher Entscheid wird vom Preisgericht gelobt; kritisch beurteilt werden jedoch die strukturellen Konsequenzen, die aus diesem Entscheid resultieren. Der Neubau wird analog der heutigen Situation über den bestehenden Haupteingang im Haus C im östlichen Bereich der Parzelle erschlossen. Mittels einer neuen, grosszügigeren Erschliessungshalle erreicht man auf direktem Wege die Haupterschliessungszone im Zentrum des kompakten Neubaus. Hier findet auch die Anlieferung samt Küche und Wäscherei ihren sinnvollen Platz. Die Erschliessung der Cafeteria entlang des Parks im Haus C erfolgt jedoch weiterhin über das bestehende Treppenhaus. Die strukturell bedingte schlechte Orientierung sowie der Mangel an räumlicher Qualität und Belichtung dieser wichtigen Ankunfts- und Erschliessungszone auf dem unteren Niveau wird vom Preisgericht äusserst kritisch beurteilt. Im ersten Obergeschoss entlang des Parks finden die Tagespflege sowie die administrativen Bereiche ihren angemessenen Platz. Das städtebauliche Freispielen des Volumens entblösst auf diesem Geschoss seine räumlichen und betrieblichen Nachteile: Auf direktem Wege und trockenen Fusses gelangen die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner, Besuchende und das Personal nicht in den wichtigen Verbindungstrakt des Hauses C mit seiner Cafeteria und Mehrzwecksaal. Auch tragen die unterschiedlichen Eingänge zu Neubau und Tageszentrum auf diesem Niveau nicht zu einer einfachen Orientierung bei. Die geforderten Pflegeabteilungen sind in den darüber liegenden sechs Regelgeschossen untergebracht. Die Abteilungen generieren trotz der streng rationalen Anordnung einen abwechslungsreichen Geschossplan. Windmühlenartig sind die Abteilungen um einen funktionalen Kern organisiert, dessen zentraler Lichthof den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern, Besuchenden und dem Personal einen grosszügigen und offenen Empfang bietet. Der Lichthof mag architektonisch qualitätsvoll sein, seine Offenheit wird vom Betrieb aber kritisch hinterfragt. Die Zimmer sind mit mobilen Schränken vielseitig möblierbar. Die Jury lobt die zwei volumetrischen Rücksprünge, die im alternierenden Rhythmus von jeweils zwei Geschossen die grosszügigen Aussenbereiche der Demenzabteilungen generieren. Die jeweils dazwischenliegenden Abteilungen erhalten keinen Aussenraum; dies wird vom Preisgericht kritisch beurteilt. Die Erscheinung des Gebäudes ist behutsam und gekonnt gestaltet. Bezugnehmend auf die Anmutung des Crystal Palace in London schlagen die Verfassenden ein feinstrukturiertes Fassadenkleid aus dunkelgrünen horizontalen und vertikalen Metallelementen vor, das durch die dahinterliegende Ebene aus hellgrauen Faserzementpanelen eine sehr filigrane Erscheinung generiert. Geschickt werden so die grossen Aussenbereiche der Demenzabteilungen im Volumen integriert und geben dem sonst üppigen Volumen einen angenehmen Massstab. Das geringe Aushubvolumen und die moderaten Eingriffe beim Mitteltrakt C wirken sich positiv auf die «grauen Emissionen» aus. Mit der vorgeschlagenen PhotovoltaikAnlage kann relativ viel Energie ins Netz eingespiesen werden. Allenfalls könnten die Flächeneffizienz optimiert und eine Fassadenbegrünung oder bauliche Elemente zur Beschattung der Fassade geprüft werden. Das Projekt ist aus wirtschaftlicher Sicht positiv, obschon der Innenhof und die Fassade eher aufwändig sind. Insgesamt weist GARTENPALAST eine klare städtebauliche Haltung auf. Trotz der sorgfältigen und detaillierten Durcharbeitung kann das Projekt in wesentlichen und wichtigen betrieblichen und funktionalen Punkten nicht überzeugen. Das Abrücken des Neubaus vom Bestand generiert auf vielen Ebenen strukturelle Nachteile im alltäglichen Betrieb. Darüber hinaus wäre es wünschenswert gewesen, dass die innere Organisation dasselbe Mass an räumlicher Raffinesse aufwiese, das die Verfassenden bei der gekonnten Fassadengestaltung an den Tag gelegt haben.