modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 10/2021

Neubau Haus 14 am Kantonsspital St.Gallen (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 22.000 CHF

Stefan Roggo und Christoph Widmer Architekten

Architektur

peter vogt landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Aicher, De Martin, Zweng AG

TGA-Fachplanung

Gudenrath AG

Bauingenieurwesen

Meierhans + Partner AG

TGA-Fachplanung

Raumanzug GmbH

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Typologie und Gebäudevolumetrie
Die Bebauung des Quartiers Tempelacker, das mit unterschiedlichen Einzelbauten und unvollständigen Randbebauungen gekennzeichnet ist, wird durch einen markanten viergeschossigen Einzelbau und einen Hofbau für die GHG ansprechend gelöst. Die volumetrische Setzung und Gliederung von Fiore erzeugt eine portalartige Wirkung zu den öffentlichen Klinikbauten und bindet das neue Ensemble der GHG geschickt mit ein. Die Erschliessung über die neu geschaffene Gasse, als Bindeglied zwischen den beiden Institutionen, ermöglicht eine gute kindergerechte Ankunft. Der Vorschlag für die Erweiterung der Tempelacker Institution mindert den heutigen Hofraum in deren Grundfläche und Höhe deutlich, bildet aber im Ansatz einen vertretbaren Ansatz für die Zukunftsentwicklung dar.
Organisation und Funktionalität
Der Klinik Neubau wird dreiseitig mit Risalit-Versätzen zum Aussenraum akzentuiert, wobei der Haupteingang plastisch ausgezeichnet wird. Der Eintritt wird über den gemeinsamen angehobenen Vorplatz eröffnet und in die bemerkenswerte Atriumshalle übergeleitet. In diesem Geschoss und im weiteren Obergeschoss darüber werden die Behandlungsräume kranzartig um einen ansprechenden Innenraum mit publikumswirksamer Spiraltreppe angeordnet. Die obersten zwei Ebenen sind als Open Space um den Lichtkern gruppiert. Diese Offenheit über alle Geschosse, die zwar mit der zusätzlichen abgetrennten Erschliessungsachse auch eine diskretere Verbindung ermöglicht, wird der Erwartung auf eine vertrauliche und intime Behandlung nicht erfüllt. Hingegen verspricht die Belichtung der Innenmitte und die gewundene Treppe eine räumliche Atmosphäre.
Tragwerk, Konstruktion und Erscheinung
Der Neubau wird als Massivbau vorgeschlagen. Die Innenwände sind mit Ausnahme des Erschliessungsteils nichttragend konzipiert. Die Fassaden sind selbsttragend gegliedert in Gesimse, Brüstungsbänder, Holzsäulen, Stoffstoren und repetierenden Fenstereinheiten. Diese gekonnte Gliederung wirkt sich auf den äusseren Ausdruck bereichernd aus und verleiht dem Gebäude eine feinfühlige Ausstrahlung. Auch in bemerkenswerter Weise zeichnen sich die beiden Behandlungsgeschosse mit weniger Glasanteilen in der Fassadengliederung bereichernd aus, was der gewünschten Diskretions-Wahrnehmung nach aussen entspricht. Die Entscheidung für einen Massivbau begünstigt die Erfüllung der gesetzlichen Vorlagen und bietet innenräumliche gute Flexibilität an. Die energetischen Anforderungen und die Dauerhaftigkeit können gesamthaft günstig erbracht werden. Positiv ist auch, dass die Photovoltaikelemente hinter dem erhöhten Dachkranz keine Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes bewirken. Freiraum Für den Freiraum wird im Bereich zwischen der Klinik und der GHG – bei einem Neubau der GHG –eine mittlere Achse aufgebaut. Über einen offenen Auftakt erschliessen sich rampenartig alle Eingänge gestaffelt, hindernisfrei und selbstverständlich. Der Neubau GHG schafft eine Aussenraumgliederung mit allseitig erreichbaren Freiräumen. Die Klinik selbst wird von einem durchgrünten Garten umgeben. Für den Personalaufenthalt dient im nördlichen Garten ein grosszügiger Sitzplatz mit Ruhenischen. Ein Verzicht des Verbindungswegs vom Sitzplatz zur GHG hätte die Intimität des Gartensitzplatzes noch gestärkt. An der prominentesten städtebaulichen Stelle der Gabelung Tempelackerstrasse/ Brückengasse würde man sich wünschen, dass der Garten das Gebäude bis zur Tiefgarageneinfahrt umgarnt und damit mehr in das parkartige Spitalareal eingebunden wird. Mit den funktionalen, attraktiven Gartenbereichen und einem gebotenen ökologischen Beitrag mit Ruderal- und Retentionsbereichen zeigt das Projekt eine sorgfältig ausgearbeitete, zeitgemässe Gartengestaltung.
Energie, Technik und Nachhaltigkeit
Die Steigzonen sind in Bezug auf Zugänglichkeit sowie evtl. späteren Grundrissänderungen gut bzw. zentral platziert. Die Wäremaufbereitung mit Wärmepumpe und Erdsondenfeld wird als gut erachtet, generell liegt ein guter Gebäudetechnik-Beschrieb vor. Die Nachhaltigkeit ist in Form einer PV-Anlage auf dem Dach vorhanden, die Anforderungen für eine Zertifizierung nach Minergie-P Echo sind erfüllt.
Kenngrössen und Wirtschaftlichkeit
Das Projekt bietet im Vergleich verhältnismässig eher wenig Nutzfläche. Folglich weist der Neubau in Bezug auf die Erstellungskosten einen relativ hohen CHF / NF-Wert aus.
Gesamteindruck
Der Neubau Fiore überzeugt in der Setzung zum Umfeld, in der Plastizität des Baukörpers und im knappen Fussabdruck. Der gut durchdachte und sensibel ausgearbeitete Projektvorschlag verspricht eine adäquate Akzeptanz im äussern Ausdruck und im Inneren einen Klinikbetrieb mit besonderer Raumstimmung. Wobei die betrieblichen Anliegen an gute Abläufe und die Erwartung an eine diskrete Behandlung im Erschliessungsbereich leider nicht genügend erfüllt werden.