modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Neubau Alterszentrum Allmendhof Männedorf (CH)

3. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

kathrinsimmen Architekten ETH SIA

Architektur

manoa Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

marti + dietschweiler AG

Tragwerksplanung

baumanagement-wild gmbh

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Insieme» entwickelt ganz selbstverständlich den gewachsenen Ort mit dörflichem Charakter weiter. Ein roter Faden aus der Vergangenheit wird gespannt und das Konzept schlüssig und stark entwickelt. Der Bestand wird als Zeuge einer Geschichte genau analysiert, ortstypische Merkmale werden erkannt und es wird daraus ein unverwechselbares Neues ganz spezifisch für diesen Ort geschaffen. Die Körnigkeit und Anordnung der Gebäudegruppe schafft einen angemessenen Übergang vom Wohnquartier zur Landwirtschaftszone. Eingliederung ins Quartier und Identifikation mit dem Ort scheinen greifbar und selbstverständlich. Die Gebäude erhalten je eine eigene Typologie, Ausdruck und Namen: das Stöckli, das Gutshaus, die Schüür.
Das bestehende Allmendhöfli wird integriert. Alles gruppiert sich bewusst nicht orthogonal um den Dorfplatz herum. Engstellen, Verweilorte und Ausblickmöglichkeiten wechseln sich ab und alle Gebäude werden zum Dorfplatz adressiert. Leider kann dieser keine angemessene Breite entwickeln, sodass er schlussendlich zu eng erscheint. Die jeweiligen Gebäude sind in die bestehende Topographie eingepasst und entwickeln sich angemessen in ihrer Höhe.

Das «Stöckli» beherbergt die Studios auf vier Geschossen, die als effiziente Vierspänner und als kleine Nachbarschaften funktionieren. Die kleinen Wohnungen sind kammerartig aufgebaut und verfügen über klare Nutzungszuweisungen. Insgesamt entstehen wohlproportionierte und gut organisierte Wohnungen. Eine Dachterrasse mit Gemeinschaftsraum bildet ein kleines Krönchen auf dem Dach, das zu Festen und Anlässen einlädt, allerdings für die gesamte Anlage zu schwer auffindbar positioniert ist und so das Gemeinschaftsleben nicht fördern kann.

Das dreigeschossige Pflegezentrum «Schüür» wird in einem aufgefächerten Gebäude organisiert. Mit Blick auf die Vergangenheit werden die Scheunen als Zwillingsbauten mit einem verbindenden Flachbau entwickelt, in denen auf allen Geschossen die öffentlichen und gemeinschaftlichen Nutzungen zu finden sind.

Hangseitig werden die Geschosse über den als «Herzstück» bezeichneten, vertikalen Erschliessungsraum zusammengebunden. Eine Rampe windet sich über alle Geschosse hinauf und bietet zusätzliche Qualitäten mit seinen Sichtbezügen, der Anknüpfung zum Aussenraum und der Möglichkeit zu Kontakten. Diese grosse Geste wird geschätzt, allerdings auch kritisch diskutiert.

Die Zimmer reihen sich an eine spannende, taillierte Gangstruktur, ähnlich einer Dorfgasse. Sehr einfühlsam wird eine Welt dargestellt, in der alle Bewohnenden in seinem «Fenster zum Gang» durch einige Gegenstände seine persönliche Geschichte erzählen kann. Auch der Rundlauf mit unterschiedlichen Ausblickmöglichkeiten wird ermöglicht. Die Wohnräume sind zwar intim und ruhig, eventuell aber etwas schwer auffindbar.

Die Anlieferung und die Erschliessung der Infrastruktur sind leider komplex und ineffizient, mit langen Wegen für das Personal und dunklen Gängen.

Das Haus B wird umgenutzt und mutiert zum charismatischen, alten Gutshaus. Eine neue, innenliegende Erschliessungsfigur führt zu attraktiven Wohnungen mit neuer vorgelagerter Balkonschicht mit imposanter Aussicht.

Natürliche Nachbarschaften und starke Identitäten kreieren ein neues, einzigartiges Gesamtbild. Jedes Gebäude wird individuell in seinem Charakter behandelt, allen gemein ist, dass sie mit ihren Proportionen, Materialien, Dachformen und Fensterformaten einer ländlichen Sprache folgen. Gemeinsam bilden sie ein stimmiges und ausgewogenes Ensemble mit starkem Wiedererkennungswert.

Das Projekt nimmt sich der Nachhaltigkeit an und nutzt dafür grundlegende Prinzipien. Auch der Ansatz, den Bestand zu integrieren ist für die Nachhaltigkeit spannend. Leider weist das Projekt eine sehr hohe Geschossfläche auf, was sich nachteilig auf die Effizienz und Wirtschaftlichkeit auswirkt. Die Etappierung wird zwar plausibel hergeleitet, scheint aber sehr komplex und aufwendig. Vor allem scheint ein Teilabbruch von Haus A schwierig, es ist fraglich ob der halbe Gebäudeteil überhaupt funktionstüchtig wäre. Der Brandschutz mit Fluchtweglängen wurde eingehalten. Ein vertikaler Fluchtweg wird nicht abschliessend bis ins Freie geführt, was aber lösbar erscheint.

Die Geschichte des Ortes und die landwirtschaftliche Prägung werden in veränderter Form weitergeschrieben und zu einem stimmigen Ensemble entwickelt. Die Gebäude gruppieren sich in lockerer Form um eine zentrale Platzfolge, die mit ihren gebrochenen Fluchten eine angenehme Massstäblichkeit erzeugt. Sie dient als Dorfplatz und Erschliessungsraum gleichermassen, wobei die Erdgeschossnutzungen konsequent darauf ausgerichtet sind. Von hier führen verschiedene Wege in die Gartenanlage hinein. Die geschwungene Wegeführung fügt sich gut in die Topografie ein und bildet ein erstaunlich ausgedehntes Netz. Die Wege knüpfen verschiedentlich an das übergeordnete Wegnetz an, wodurch sich der Garten stark mit seinem Umfeld verwebt.
So werden Spazierende eingeladen, beim Flanieren im Quartier auch mal einen Abstecher durch den Garten zu machen. Wie im Landschaftsgarten führen die Wege an verschiedenen Stationen vorbei, die gestalterisch fein herausgearbeitet sind und teilweise mit Baumpflanzungen akzentuiert werden.

Die Freiräume des zukünftigen Allmendhofs fügen sich zu einem stimmigen, lebhaften und fein austarierten Gesamtbild und stellen eine überzeugende Antwort an die gestellte Aufgabe dar.

Der Beitrag ist beeindruckend präzise und umfangreich erarbeitet und feinfühlig im Umgang mit dem Ort und Bewohnenden. Es wird ein stimmiges Bild erschaffen, welches die Geschichte des Ortes fortzuführen vermag und eine starke Identität entwickeln kann. Leider hilft dies nicht darüber hinweg, dass der Dorfplatz in seiner städtebaulichen Grunddisposition zu eng wirkt und dass es im Inneren des Pflegezentrums zu erhebliche Einbussen in den Abläufen kommt.