modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2010

Kurhaus Bad Bevensen

kuhaus bad bevensen

kuhaus bad bevensen

1. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

lüderwaldt architekten

Architektur

Erläuterungstext

Stadtraum und Gebäude
Wie ein quadratischer Block aus Edelmetall und Glas liegt das neue Kurhaus im Park: leicht schimmernd, die Farben mit Licht und Bewegung zwischen grün, braun
und gold changierend, den umgebenden Park reflektierend.
Von weitem ein großer, glänzender Block, erweist sich das Gebäude aus der Nähe als betretbare Skulptur: große Gebäudeeinschnitte ermöglichen Ein- und
Ausblicke; Tageslicht gelangt über eine Öffnung im Dach tief ins Gebäudeinnere; ein über Eck auskragendes Dach signalisiert ein offenes Haus. Im Innern setzt sich
die Materialstimmung des Äußeren fort: Reflektierende Metallflächen, großzügige, verschiebbare Glasflächen, dunkles Holz.
Am Abend scheint festliche Beleuchtung bis weit in den Park hinein, Gläser klingen, Tanzmusik dringt nach draußen, leise plätschern die Brunnen auf dem Platz...
So stellen wir uns die Atmosphäre im und um das neue Kurhaus vor.
Es konstituiert zusammen mit den bestehenden Gebäuden einen Platz inmitten des Kurparks am Schnittpunkt der im Stadtentwicklungskonzept vorgesehenen
Sichtachsen vom Neptunbrunnen an der Brückenstraße und von der Brücke über die Ilmenau in Verlängerung der Pastorenstraße.
Leicht erhöht gegenüber der Auenlandschaft eröffnet sich vom Platz aus ein schöner Blick über den Kurpark hinüber zum Fluß vor der Silhouette der Stadt.
Alle Wege aus dem Park führen auf oder über den Platz, es entsteht ein neues Wegenetz, das alle Parkbereiche mit seinen vielfältigen Einrichtungen verknüpft. Der
Park wird für Passanten wieder durchlässig.
Das Kurhaus mit seinen vielfältigen, über zwei Geschosse angeordneten Funktionen öffnet sich über ein hallenartiges Foyer zum Park und zur Stadt.
Das Thermalbad erhält im Abbruchbereich einen neuen, großzügig verglasten Eingang gegenüber dem Kurhaus. Ein horizontal gelagerter Querriegel schließt den
neuen Platz nach Norden ab, das Thermalbad erhält so ein neues "Gesicht".
Ergänzende Einrichtungen beleben den durch Brunnenanlagen und Sitzgelegenheiten gegliederten Platz:
- der Wandelgang hinüber zur Kurklinik mit seinen Shops und Getränkeangeboten;
- kleine Shops mit Getränke- und Speiseangeboten im Nahbereich des Thermeneingangs;
- ein Kiosk als Außenstation des neuen Restaurants mit einem Biergarten unter einer
schattenspendenden Baumreihe an der Kante zum Park;
- die Außenbühne für Kurkonzerte im Park.
In unmittelbarer Nähe, hart an der Höchstwasserkante, leicht erreichbar vom südlichen Parkplatz und den südlich gelegenen Wegen, entsteht der "Campus
Kunsthandwerk", ein pavillonartiges Gebäude mit um einen zentralen Hof angeordneten Werkstätten.
Das langfristig projektierte neue "Themen- und Tagungshotel" könnte auf einem nödlich des Wandelgangs gelegenen Grundstück an der Dahlenburger Straße ohne
nachteilige Auswirkungen auf den zentralen Kurpark und mit kurzen Wegen zu den Kureinrichtungen angeordnet werden.
Material und Konstruktion
Das Kurhaus ist als Stahl- und Stahlbetonskelettbau konzipiert. Die Gründung erfolgt vorraussichtlich über Bohrpfähle, inwieweit sich einzelne Gründungskörper aus
dem Bestand nutzen lassen kann erst nach Detailabstimmungen mit den Bodengutachtern festgelegt werden. Die Gebäudehülle besteht aus horizontal gefügten
Kupferblechen vor Wärmedämmung und Luftschicht, Verglasungen aus Dreifach-Isolierverglasungen in Pfosten- Riegelkonstruktionen aus Aluminium, Oberflächen
eloxiert. Die Fußbodenoberflächen bestehen im Erdgeschoss und Obergeschoss aus einem dunklen Industrieparkett (Räuchereiche). Bekleidungen von Decken und
Wändern erfolgen durch warmtonige Bleche und Holztafeln, perforiert zur Austarierung der akustischen Verhältnisse in den jeweiligen Räumen. Das Flachdach wird
als hochwärmegedämmtes Gründach ausgebildet. Ggf. lassen sich Kellerräume aus dem Bestand in das Gebäude integrieren
Gebäudetechnik und Energiekonzept
Die Medienaufbereitung erfolgt über die Technikzentralen unter der Küche und dem Bühnenbereich des Saales, in der die Anlagentechnik für Wärme-, Kälte-,
Elektro-, Trinkwasser-, Frischluft- und Stromversorgung untergebracht ist. Die gewünschte hohe Wirtschaftlichkeit in Verbindung mit einer Kostenreduktion wird durch
folgende Systemkomponenten erreicht.
- Nutzung von Geothermie zur Grundlastabdeckung der Heiz- und Kühlenergie;
- Verwendung der vorhandenen Gasanschlüsse, vorausgesetzt der Primärenergiefaktor der Anschlüsse erfüllt die Anforderungen des EeWG);
- Bereitstellung der benötigten Kälteenergie über Adsorptionskältemaschine;
- Erzeugung der benötigten Kühlenergie im Spitzenbetrieb durch Kompressionskältemaschine;
- Raumluftversorgung der Säle unter Verwendung vom Adsorptions- bzw. Absorptionsgestützter Kühlung und Vorwärmung/-Kühlung der Außenluft über das Erdreich
- Nutzung von Solarthermie zur Trinkwarmwasserbereitung;
Grundsätzlich soll das Gebäude natürliche belüftet werden. Das Atrium dient dazu als Luftbrunnen, der jahreszeitlich abhängig durch geregelte Klappensteuerung die
Frischluftversorgung von Nutzungsbereichen übernimmt.
Die Seminarräume werden soweit wie möglich natürlich über die Fassade be- und entlüftet. Sonnenschutz erfolgt hier überwiegend durch Dachüberstände
(Terrassen).
Der Saal bzw. die Säle erhalten eine ergänzende raumlufttechnische Anlage zur Konditionierung. Die Außenluft wird ggf. über einen Erdkanal vorgekühlt bzw.
vorgeheizt. Kühlenergie im Sommer wird über den Absorptionsprozess bereitgestellt. Die Zuluft wird als Quellluft im Bodenbereich eingebracht. Stützen und Träger
werden zur Luftführung genutzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer überraschend freien Komposition mehrerer Baukörper gelingt den Verfassern eine intensive Verflechtung von Park und Kureinrichtungen. Voraussetzung ist hierfür eine
konsequente Ablösung von der Therme und der im Programm eigentlich gewünschten
Verbindung über das Restaurant. Diese Abweichung wurde intensiv diskutiert und als äußerst wertvoller Beitrag zur Lösungsfindung gewertet.
Mit mehreren einfachen geometrischen Baukörpern für Kurhaus, Hotel, Campus Kunsthandwerk und neuer Südfassade für das Thermalbad wird eine offene Gesamtkomposition zwischen Park,neuen Freiräumen und neuen Nutzungen geschaffen. Im Mittelpunkt der Anlage steht ein Platz zwischen Kurhaus und Thermalbad, der im Osten gelungen durch die eigenwillige Form des Wandelgangs geschlossen wird und der sich nach Westen zum Teich und in den Park öffnet.
Die Forderung des Auslobers, einen Bezug über den Park zur Innenstadt Bad Bevensens
herzustellen, gelingt durch dieses Konzept besonders überzeugend.
Der vorhandene Parkplatz des Kurhauses wird in das Konzept integriert und die Anbindung an den Parkplatz im Süden über den neuen Campus Kunsthandwerk aufgewertet.
Der Standort für das Tagungshotel ist gut zu überprüfen auch in Verbindung mit der Vorfahrt zum Thermalbad.
Das Kurhaus ist mit einem großen Saal mit Technikgalerie großzügig ausgebildet und orientiert sich nach Süden. Die Erweiterung in das Foyer ergibt auch zusammen mit dem Restaurant ein sehr funktionstüchtiges Ensemble. Dies gilt durchaus auch für die Seminarräume im Obergeschoss, die allerdings lediglich mit Balkons ausgestattet wurden. Nicht möglich ist die Touristeninformation im Obergeschoss. Ebenso ungelöst sind die Lage und Zuordnungen der Shops im Bereich der Therme.
Die Aussagen zur architektonischen Gestaltung vermitteln ein formal zurückhaltendes, aber für die Aufgaben, den Ort und das architektonisch angemessene Gesamtbild, das in Material und Anmutung noch weiterer Qualifizierung bedarf, z. B. Alternativen zur Außenhaut in Kupfer.
Bezieht man die baulichen Ergänzungen im Bereich des Thermalbades mit Eingangshalle,
Überdeckung der Filteranlage etc. ebenso ein wie einige überflüssige Technikräume im
Untergeschoss des Kurhauses, so wird das Programm um fast 40 % überschritten. Reduziert man diese „freiwilligen“ und nicht notwendigen oder entscheidenden Zusatzflächen ergibt sich jedoch eine wirtschaftlich vertretbare Gesamtfläche von ca. 2.300 qm BGF oder etwa 115 % des
Programms.
Als besondere Qualität auch im wirtschaftlichen Sinne wird die Organisation der Gastronomie im Verbund mit Foyer und großem Saal gesehen, die den fehlenden Zusammenhang mit dem Thermenbistro wirtschaftlich absolut ausgleicht. Vorteilhaft für die Organisation des Bauablaufs erweist sich die Trennung der Baukörper: Die Geschäfte im jetzigen Kurhaus können bis zur Fertigstellung des Neubaus in Betrieb bleiben.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ein hervorragendes städtebauliches Gesamtkonzept, dass das Potential dieser Lage im Park sichtbar macht und entwurflich ausschöpft.
lageplan

lageplan

grundriss erdgeschoss

grundriss erdgeschoss

grundriss obergeschoss

grundriss obergeschoss

eingangsansicht und schnitt

eingangsansicht und schnitt

innenraumperspektive saal

innenraumperspektive saal