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Mehrfachbeauftragung | 02/2012

Hainspitze Leipzig - Architektonisches Gutachterverfahren zur Gestaltung der Aussenfassaden

3. Rang

Eike Becker_Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation
Das Grundstück zwischen der Hainstraße und der Großen Fleischergasse, angrenzend an den Richard-Wagner-Platz und den Brühl, gegenüber den Höfen am Brühl ermöglicht mit der Neubebauung eine erneute Komplettierung der historischen Situation.

Die Wiederherstellung des historischen Städtebaus lässt die Baufluchten als Grenze zwischen dem öffentlichen Straßenraum und dem Quartier erneut entstehen.

Geschlossenheit und Maßstäblichkeit
Ziel unseres Entwurfes ist die Wiederherstellung der Geschlossenheit und der Maßstäblichkeit durch die Bezugnahme auf die verlorene historische Bebauung in Proportion und Dimension. Dieses geschieht durch die weitestgehende Übernahme der historischen Parzellenstruktur und die Gliederung der Fassaden an der Hainstraße. Sechs unterschiedliche Fassaden erinnern an die verlorene geschichtliche Bebauung.

Sechs Fassaden
Dieses geschieht nicht durch eine historisierende Architektursprache, sondern durch eine jeweils individuelle Gliederung der Fassaden, einen Wechsel der Materialien und eine Modellierung der Traufkante.

Jedes der Häuser erhält eine unterschiedliche Fassade mit unterschiedlichen Materialien, unterschiedlich dimensionierten Fenstern und divergierenden plastischen Ausformungen.

Plastizität
Entlang der Hainstraße sorgt eine leicht vor- und zurückspringende Fassadenfläche für eine lebendige Gestaltung des Straßenraumes.

Die Erdgeschosszone wird mit Schaufensterflächen versehen. Diese werden jedoch so dimensioniert, dass die Fassaden immer noch mit dem Boden verbunden sind und auch geschlossene Flächen im Erdgeschoss vorhanden bleiben.

Die Hauptansicht mit Blick vom Brühl auf die Spitze des Gebäudes erhält mit bis zu 1m-tiefen Vor- bzw. Rücksprüngen Plastizität.

Festlichkeit
An dieser Stelle des Gebäudes kommunizieren Schaufensterflächen auch in den oberen Ebenen deutlich die Nutzung des Gebäudes. Der großzügige Eingangsbereich im Erdgeschoss lädt ein und verbindet das Innere des Gebäudes mit dem Außenraum.

Die Schaufenster verleihen dem Platz vor dem Haus bei Tag und Nacht eine für die Leipziger Innenstadt so typische Festlichkeit.

Die Fassade an der Großen Fleischergasse ist großformatiger gegliedert und erhält ihre Ausstrahlung durch ein lebendiges Wechselspiel von vorwiegend geschlossenen und verglasten Fassadenflächen.

Die Wandflächen der Einzelgebäude sind in unterschiedlichen Natursteinen geplant. Die Fensterflächen werden zum Teil mit Hilfe von Aluminiumpaneelen gegliedert.

Ein Handelshaus
Die Leitidee des Entwurfes greift die Idee des Handelshauses auf. Wie Waren in Kisten nach ihrem Antransport eher nachlässig übereinander gestapelt wurden, erscheinen die diversen Fassadenflächen nach einem ähnlichen Ordnungsmuster gegliedert. Geschlossene Flächen wechseln mit geschosshohen Fenstern. Die Vorstellung von gestapelten Kisten, auf Lücke gesetzt, mal offen, mal geschlossen, verleiht dem Haus seine nach außen gerichtete Lebendigkeit.

Von der Vertikalen zur Horizontalen
Stehende Proportionen im oberen Bereich der Hainstraße greifen die kleinteilige Bebauungsstruktur auf und verleihen den Einzelhäusern eine deutlich vertikale Gliederung. Das ändert sich entlang des Weges um das Gebäude. So erhält das im Verhältnis zu seiner Nachbarschaft deutlich niedrigere Gebäude an seiner Spitze eine den eigenen Proportionen angepasste Gliederung.

Die Umlenkungsfunktion von der Hainstrasse zur Grossen Fleischergasse wird von dem Entwurf dieser Ansicht deutlich thematisiert.

Entlang der Großen Fleischergasse überwiegt die liegende Proportion des Gebäudes. Auch hier ist die Fassadengestaltung mit dem Ziel eines harmonischen Ganzen an den Baukörper angepasst.

Lichtkonzept
Das Wechselspiel von geschlossenen Flächen und Fenstern gibt auch nachts dem Gebäude seinen Charakter. Diese Schaufenster verbinden den Baukörper mit seiner Nachbarschaft, gliedern ihn und lassen ihn nachts von innen erstrahlen.

Die Werbung wird in einem Band über dem Erdgeschoss zusammengefasst und dadurch harmonisiert.

Energiesparmodus
Die Fassaden mit ihren großen, hochwärmegedämmten, geschlossenen Flächen versetzen das Gebäude in einen Energiesparmodus. Die wenigen Schaufenster sind im Wesentlichen nach Norden gerichtet und thermisch hocheffizient ausgeführt.

Es ist Dreifachverglasung als Sonnenschutzverglasung vorgesehen. Die Oberlichtverglasung erhält integrierte Solarmodule zur Verschattung bei gleichzeitiger Transluzens. Die Verwendung des regionalen Natursteines Juramarmor als Fassadenbekleidung bringt transporttechnische Energieeinsparung. Die verwendete Mineralwolle hat eine günstigere produktionstechnische Energiebilanz als PU Dämmungen/Bauschäume. Ergänzend zur Energieeinsparung der Gebäudehülle ist eine hocheffiziente Haustechnik zu entwickeln. Bausteine hierzu könnten sein:

Regenerative Energien wie Photovoltaik auf dem Dach speisen die energiesparende LED Beleuchtung der Schaufenster und der Ausstellungsräume. Die Fußbodenheizungen könnten über Geothermie betrieben werden, falls der Standort dafür geeignet ist. Im Sommer kann über dieses Medium dann auch gekühlt werden. Eine über Co2- und Temperaturfühler gesteuerte Lüftungsanlage steuert den Luftwechsel nach dem Bedarfsprinzip. (Befreiung vom 12-fachen Luftwechsel/stunde erforderlich). Beim Luftwechsel wird der warmen abgesaugten Raumluft über Wärmetauscher die Energie entzogen und diese Energie zum Vorwärmen der Frischluft genutzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Arbeit 1066
Das Konzept überzeugt durch seinen unerwarteten frischen Auftritt. Die Philosophie der aufeinander gestapelten Kartons wird an dieser wichtigen Stelle in Leipzig in der Empfehlungskommission kontrovers diskutiert: während die Fassaden an der Hainstraße in ihrem Duktus überzeugen, können die Fassaden an der Großen Fleischergasse mit ihrer horizontalen Gliederung und die angeschlossenen Bereiche im Erdgeschoss dies nicht. Die gestapelten „Kartons“ zur Hainspitze sind mutig aufeinander getürmt, wirken aber insgesamt maßstäblich zu niedrig. Insgesamt ein durchaus interessanter Beitrag!

Die Empfehlungskommission beschließt einstimmig, eine Rangfolge aus einem 1. Rang und drei gleichrangigen 3. Rängen zu vergeben. Es wird zudem einstimmig beschlossen, dass zu Wahrung des deutlichen Abstands der Entwürfe die in der Projektinformation festgelegte Vergabe des Sonderhonorars nicht verändert wird. Einstimmig wird durch die Empfehlungskommission die folgende Rangfolge der Arbeiten der engeren Wahl und damit verbundene Honorierung entsprechend der Beurteilungsdiskussion und deren schriftliche Protokollierung, festgesetzt:

1. Rang
• Arbeit 1064

3. Rang
• Arbeit 1062
• Arbeit 1063
• Arbeit 1066
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