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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

Mut zur Lücke 2012.2013 - Mut zu Neuem

Ansicht Saalstraße

Ansicht Saalstraße

1. Preis

Dipl.-Ing. Architekt (FH) René Leopold

Architektur

Erläuterungstext

Zentrales Motiv des Enwurfes ist der Gedanke der Ensemblebildung - das städtebauliche Umfeld wird auf subtile Art ergänzt duch einen monolithischen
Baukörper, der die Ecke des Blockrandes der Jüdenstraße schließt und in geschlossener Form den historischen Baufluchten entlang der
Saalstraße 21, 23 und 25 folgt. Die architektonische Gestalt ist Ausdruck der Situation des Haues in der Stadt. Durch Interpretation stilprägender
Gestaltungsmerkmale der örtlichen Architektur wird der Entwurf durch die Ausbildung von Trauflinien und den, aus der mehrfach gefalteten
Dachlandschaft, entstehenden Giebelerkern mit der Umgebung verwoben. Durch die Ausformulierung der Dächer und die Materialisierung der
Fassade in hellem Glattputz entsteht ein in diesem Kontext vertrautes und doch neues Bild im Stadtquartier.
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt zweiseitig durch das historische Eingangsportal in der Saalstraße sowie von der Jüdenstraße aus in einen
zentralen, offenen Innenhof. Das Gründungsniveau ist um ca. 30 cm über bestehendes Gelände angehoben worden. Dies dient dem
Hochwasserschutz. Der Niveausprung wird erdgeschossig über Rampen zum Innenhof ausgeglichen. Somit können auch die Ladeneinheiten über
den teilöffentlichen Bereich des Innenhofes barrierefrei erreicht werden. Auf der Hofseite ist in die Gebäudekubatur eine Laubengangerschließung
der Einzelwohnungen integriert. Die Form der gewählten Laubengangerschließung erfolgte aus der Fokussierung auf die
generationenübergreifende Wohnform und der damit möglichen gemeinschaftlichen Interaktion. Die vertikale Erschließung erfolgt im privaten
Hofbereich über eine zentrale Treppe. Die barriefreie Zugänglichkeit der einzelnen Wohnebenen erfolgt über einen Fahrstuhl.
Erdgeschossig sind gewerbliche Nutzungseinheiten sowie allgemeine Funktionsbereiche unterlagert. In den Obergeschossen befinden sich
barrierefreie 2-Raum-Wohnungen. Das Konzept sieht eine mögliche Schaltbarkeit der Wohnungen vor. So lassen sich 2-Raum, 3-Raum und 1-
Raumwohnungen kombinieren. Der Entwurf ist daher geeignet als Begegnungsstätte für Menschen unterschiedlichen Alters.
Die Parkierung erfolgt auf dem Grundstück große Kalandstraße 38. Hier werden acht Stellplätze möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der angebotenen architektonischen Haltung schafft es der Entwurfsverfasser an der Ecke Saalstraße / Jüdenstraße ein markantes Gebäudeensemble zu entwickeln. Höhenmäßig orientiert sich der Entwurf an der vorhandenen Bebauung, wobei dann eine wohl proportionierte, gegliederte Fassaden- und vor allem Dachlandschaft den neuen Baukörper gestaltet und die Ecke betont. Es entsteht somit an dieser Stelle eine
maßstäblich vertraute und gleichzeitig dem Zeitgeist entsprechende bauliche Antwort.
Die flach abgeschlossenen Dachausbildungen sind proportional stimmig und geben dem Gebäude die besondere Ausprägung. Das Gebäude wird zweiseitig in eine halböffentliche Fuge erschlossen, wobei das historische Portal sinnvoll integriert wird. Auf die Hochwasserproblematik wird mit einer leichten Anrampung und einer Erdgeschossanhebung reagiert, wobei die Stufen im Fußgängerbereich nach Innen verlegt werden sollten.
Alle 11 Wohnungen erschließen sich barrierefrei über einen Aufzug mit Laubengang. Die im Entwurf vorgeschlagene offene Treppenlösung am Laubengang erfordert hinsichtlich des Brandschutzes bauliche Konsequenzen. Die Herstellung eines abgeschlossenen
Treppenbereichs durch einen Tausch mit dem Fahrstuhl sollte bei einer weiteren Bearbeitung daher geprüft werden, wodurch auch der Laubengang noch
mehr Aufenthaltsqualität erhalten kann. Ebenso wird eine Überdeckung des Treppenbereichs empfohlen. Alle Wohnungen werden durchgängig barrierefrei angeboten.
Die zwischen Außenfassade und Laubengang durchgesteckten Grundrisslösungen sind sehr gut gelungen und ermöglichen eine hohe Wohnqualität in allen Etagen. In der Zuordnung von Wohnungsgrößen lässt der Entwurf eine große Flexibilität zu. Für die Wohnungen im1. und 2. Obergeschoss werden keine Balkons oder Loggien vorgesehen. Bei einer weiteren Entwurfsbearbeitung wird empfohlen, diese fehlende
Aufenthaltsqualität der Wohnungen zu verbessern. Dies kann zum einen durch eine Vergrößerung der Laubengänge, oder durch die Anordnung von Loggien hinter den großzügigen Fassadenöffnungen der Wohnbereiche leicht ermöglicht werden.
Die Fassung der Stellplätze in der angedachten Form wird ebenfalls begrüßt. Insgesamt kann erwartet werden, dass sich der in massiver Bauweise konzipierte Entwurf durch seine Kompaktheit und das klare statische Konzept auch wirtschaftlich in hoher
Qualität umsetzen lässt. Ohne in einen Historismus zu verfallen wird mit diesem Entwurf das beschädigte Stadtbild repariert und aufgewertet. Die Rhythmisierung durch abstrahierte Dachformen und Giebelmotive, das Einhalten tektonischer Entwurfsprinzipien tragen dazu bei. Auch der Sockel der Schaufensteröffnungen ist positiv
hervorzuheben. Die sehr unterschiedlich großen Fensteröffnungen entsprechen zwar nicht Entwurfsprinzipien früherer Zeitschichten, doch binden sie sich gesamtstädtisch
gesehen wiederum ein. Die dadurch entstehende Spannung verhindert Banalität. Dieses Risiko sollte zusätzlich durch exzellente Materialität und Detailgestaltung verhindert werden. Bei der Weiterbearbeitung des Entwurfes sollte der Anschluss an die Nachbarn im Dachbereich noch einmal kritisch betrachtet werden.
Grundriss EG

Grundriss EG

1.-2. OG

1.-2. OG

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Ansicht Jüdengasse

Ansicht Jüdengasse