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Einstufiger, beschränkter Realisierungswettbewerb in zwei Bearbeitungsphasen nach GRW 1995 | 11/2007

Projekt Brühl

2. Preis

raumzeit - Läufer, Tausch, Tuczek

Architektur

Erläuterungstext

Höfe und Gassen

Das Projekt knüpft an die für die historischen Blöcke der Leipziger Innenstadt charakteristische Textur aus Höfen, Gassen und Passagen an. Diese schaffen Zäsuren im Bauvolumen und stellen Verbindungen mit der Umgebung her.
Das Einkaufszentrum verbindet typologisch eine lineare Passage mit einem System aus Höfen und Gassen und vereint so die Vorteile zweier Modelle: Die lineare Passage vermittelt einen Eindruck von Großzügigkeit und schafft eine einfache Orientierung. Die Höfe und die quer zur Passage verlaufenden Gassen betten das Einkaufszentrum in eine urbane Textur ein, die eine vielfältige Vernetzung mit den angrenzenden Quartieren zuläßt. Passage und Gassen im Inneren des Blocks sind nur geringfügig überbaut. Das sich im Dach abzeichnende Konzept der \"Lichtfugen\" erlaubt es, von innen immer wieder den Bezug nach außen zu erleben.


Lebendige Straßenräume

Der Straßenraum entlang des Brühls wird, von Westen kommend, zunächst dem historischen Profil angepaßt, um sich im weiteren Verlauf aufzuweiten. Entlang des Brühls ermöglichen ein breiter Bürgersteig und der Rücksprung im Erdgeschoß eine gut nutzbare Bewegungs-und Aufenthaltszone. Hier können auch Außensitzflächen der Gastronomie Platz finden.
Der Richard Wagner-Platz wird als steinerner Platz mit einer Grüninsel an seinem Rand ausgebildet. Der Platz, die anschließenden Straßenräume und die Passagen des Zentrums werden mit einem durchgängigen Natursteinbelag vereinheitlicht und aufgewertet. Ein seitlich angeordeter Brunnen und Bänke steigern die Aufenthaltsqualität. Bei der Gestaltung des Brunnens könnnten die „Pusteblumen“ vom ehemaligen Sachsenplatz integriert werden. Am Ring werden die jüngst gepflanzten Bäume beibehalten. Quergassen ermöglichen auch hier eine Erschließung des Einkaufszentrums.
Die Plauensche Straße wird in ihrer historischen Lage und Breite wiederhergestellt. Ihre Einmündung auf den Brühl ist räumlich besonders differenziert ausgebildet.


Urbane Mischung

Die Handelsflächen des Einkaufszentrums sind auf den drei Ebenen Basement, Erdgeschoß und 1. Obergeschoß angeordnet. Vertikale Durchblicke über alle drei Ebenen sind an vielen Punkten der Passage möglich. Aufweitungen des Passagenraums wirken, zusammen mit der Belichtung von oben und von der Seite, einer räumlichen Introversion entgegen. Entlang der Passage und der Höfe entstehen gut orientierte und gleichberechtigte Ladenfronten. Die großflächigen Zuschnitte der Handelsflächen ermöglichen eine maximale Flexibilität in der Vermietung. Im Erdgeschoß, entlang des Brühls, ist eine Erschließung der Läden von innen wie von der Straße her möglich.
Die Fassade der \"Blechbüchse\" wird in ihren beiden Schichten erhalten. Die übrige Primärstruktur des ehemaligen Kaufhauses wird hingegen abgebrochen. In diesem Bereich werden in Basement, EG und 1. OG ebenfalls Handelsflächen angeordnet. In den darüberliegenden Geschossen werden ein Fitness-und Gesundheitszentrum sowie kulturelle Einrichtungen vorgeschlagen: Sporteinrichtungen, Sauna, Pools und die Ansiedlung von Gesundheitsdienstleistern ergänzen das Spektrum urbaner Nutzungen für diesen Punkt der Leipziger Innenstadt. Ein großer Innenhof ermöglicht die Nutzung dieser Flächen trotz der geschlossenen Außenfassade. Das Gedenken an Richard Wagner soll einen Ort in einem Wagnermuseum in der Blechbüchse erhalten. Durch eine Medieninstallation wird der historische Ort des ehemaligen Wagnerhauses im Straßenraum markiert.

Die Kindertagesstätte wird im 4. Obergeschoß im Bereich der Blechbüchse angesiedelt, wo sich geschützte Außenspielflächen auf der Dachebene realisieren lassen.
Die Wohnungen liegen im 3. und 4. Obergeschoß der neuen Quartiere. Im 4. Obergeschoß sind ihnen -dank der gewählten Baustruktur- räumlich differenzierte Außenbereiche und Terrassenflächen zugeordnet, die verschiedene Grade von Privatheit und Kommunikation zulassen.
Büroflächen liegen entlang des Brühls und der Straße Am Hallischen Tor. Dadurch, daß die Quartiere auch in den Parkebenen von Nutzungen wie Büros und Wohnungen gesäumt sind, entstehen lebendige Fassadenabwicklungen.


Erschließung, Parken, Anlieferung

Auf das Parken im 2. Untergeschoß wird verzichtet. Stattdessen werden die Stellplätze auf zwei offenen, weitgehend natürlich belüfteten Parkebenen oberirdisch, oberhalb der Handelsflächen realisiert. Diese werden mit einer Zufahrt am Hallischen Tor und einer Doppelspindel an der Nord-Ostecke des Grundstücks erschlossen. Die Anlieferung des Einkaufszentrums erfolgt über Rampen, die parallel zum Tröndlinring verlaufen und einen überdeckten Tiefhof erschließen, in dem entladen wird. Durch diese Lösung, die Querungen der Richard-Wagner-Straße vermeidet, wird hier die räumliche Qualität der Straße als Fahrrad-und Fußweg erhalten.


Fassade

In den Fassaden wird das Thema der reliefierten Elemente von der \"Blechbüchse\" aufgegriffen und weiterentwickelt. Eine Lochfassade mit plastisch modellierten Werksteinelementen schafft eine lebendig texturierte Oberfläche, die auch an historische Rustizierungen der Altstadt erinnert. Innerhalb der Fassade gibt es fließende Übergänge von glatten Zonen zu stark reliefierten Zonen. Dadurch entsteht ein Spiel von Licht und Schatten und ein Wechsel zwischen Tiefe und Bündigkeit in den Fassadenabwicklungen. Der Werkstein soll in verschiedenen Farbtönen und Oberflächentexturen Verwendung finden, so dass ein abwechslungsreiches, gegliedertes Fassadenbild entstehen kann.
Durch den Wechsel von bündigen Fenstern und Fenstern mit Laibung ensteht auch im Bereich der Verglasungen Plastizität und Tiefe in der Fassade. Das Einkaufszentrum präsentiert sich mit großzügigen, bündigen Verglasungen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Rings um das neue Gebäudensemble laden Schaufenster zum Betrachten ein.