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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2015

Neubau Tramdepot und Wohnsiedlung DEPOT HARD

Beau Rivage

4. Rang / 4. Preis

Baumann Roserens Architekten

Architektur

Ernst & Humbel

Architektur

MMT AG

Architektur

Antón & Ghiggi landschaft architektur

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Beau Rivage» zeichnet sich durch seinen Umgang mit der hohen Dichte und der Ausformung eines grossen Volumens im Kontext aus. Die vorgeschlagene Kammstruktur öffnet sich zum Limmatraum und ermöglicht es, die Quartiersgrenze zwischen Wipkingen und Zürich-West gut zu rhythmisieren. Mit einem verhältnismässig niederen Sockel und den fünf in Erscheinung tretenden Baukörpern integriert sich das Projekt gut in den Kontext des Limmatufers. Entlang der Hardturmstrasse wirkt das Projekt mächtig und gedrungen. Die unterschiedlichen Höhen der «Zeilen» sind unbestimmt und verklären das ansonsten klare städtebauliche Dispositiv. Mit einer gleichbleibenden Repetition der Querbauten liesse sich leicht der parallel zur Hardturmstrasse verlaufende Gebäuderiegel reduzieren, was der Proportion des vorgeschlagenen Gebäudes zuträglich wäre und zudem die Belichtung der Höfe deutlich verbessern würde.

Der Übergang von Neubau zum denkmalgeschützten Bestand wird durch die Zeilenstruktur und die gewählten Distanzen gut gelöst. Das Tragwerkkonzept mit quer zur Depothalle verlaufenden und auf Höhe des Hofs geschosshoch ausgeformten Trägerlagen stellt eine interessante Interpretation der Aufgabe dar, ist plausibel, ökonomisch und erlaubt viele daran angebundene technische Synergien. Der daraus resultierende vergleichsweise niedere Sockel hat wie erwähnt einen städtebaulichen Wert, die Proportionen des Gebäudevolumes auf der Limmatseite zu gestalten.

Durch die Schnitt-Disposition entledigt sich das Projekt der Diskussion über einen hofgeschossigen Anstoss der Wohnungen. Dies bringt natürlich Vorteile im ungestörten Gebrauch der Höfe; im Gegenzug entstehen Zweifel, ob die Höfe wirklich belebt sein werden. Eine offensive Anbindung der Wohnungen an die Höfe wäre zwingend. Die strengen Baumpakete vermögen in sich noch keine Atmosphäre aufzubauen. Hinsichtlich Nutzung und Erreichbarkeit wird eine potenzielle Vernetzung zum Stadtboden nicht angestrebt. Die angebotenen Hofräume wirken durch die schmalen Verbindungswege voneinander entkoppelt. Die im Riegel vorgesehenen Nutzungen liegen hofseitig tief
verschattet und können Aktivitäten im Hof kaum unterstützen. Die Gemeinschaftsfunktionen werden im Westen auf der Ebene der Höfe angeordnet. Einzig der Gemeinschaftsraum selbst erhält eine aktive Aussenraumbeziehung. Die vorgesehene Gestaltung der Höfe mit teilweise eingesetzten Pergolen und unterschiedlich grossen Nutzflächen wirkt eher zufällig. Die grossformatigen Verglasungen entlang der Fachwerkträger bedeuten nicht nur eine von den Projektverfassenden gesuchte Präsenz des Depots auf Hofebene, sondern implizieren auch eine nicht zu vernachlässigende, störende Kunstlichtstrahlung während den nächtlichen Betriebszeiten des Depots auf die Wohnanlage.

Die Erschliessungen entlang des Fischerwegs waren als Sicherheitstreppenhäuser mit Schleusen zu planen. Die Kerne auf der Nordseite müssen demnach konstant durchlaufen und die Erschliessungen ab der Höhenkote der Höfe dürfen keinen Richtungswechsel erfahren. So können die attraktiven Kopfwohnungen jedoch kaum umgesetzt werden.

Das Projekt weist 207 Standardwohnungen auf. Sämtliche Wohnungen sind sorgfältig konzipiert. Die leicht voneinander weggedrehten Fassadengeometrien ermöglichen einen besseren Sichtwinkel zum Wasser. Im Bereich der Anschlüsse von Riegel- und Querbau optimieren sie die ansonsten engen und teilweise problematischen nachbarlichen Distanzen.

Die architektonische Ausbildung mit einem vertikal geprägten massiven Sockelbau, der im Bereich der Wohnbauten mit einer metallischen, vertikal gerillten Fassade weitergeführt wird, ist sorgfältig ausgearbeitet und übersetzt das statische Konzept überspannender Zeilen mit dem Sockel als Verkehrsbaute plausibel. Trotz komplexer Anforderungen gelingt es den Autoren, ein ökonomisches und effizient erschlossenes Projekt mit vielen Wohnungen zu entwickeln. Allerdings schliesst es im Bereich der Betriebsenergie schlecht ab und erreicht die Vorgaben von Minergie-P nicht.