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Offener Wettbewerb | 03/2016

Neubau Werkhof Bülach für das Tiefbauamt

STAR GUITAR

3. Rang

Preisgeld: 26.000 CHF

Leibundgut Architekten

Architektur

Thomas Rutishauser

Architektur

Bühler Hartmann GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen ein langgestrecktes Volumen entlang des Neukirchhofweges vor und schaffen damit einen grosszügigen Zwischenraum zu den Bauten der Kantonspolizei, der für verschiedene Fahrbeziehungen und Funktionsbereiche ideal genutzt werden kann. Das Gebäude und der zugehörige umliegende Aussenbereich befinden sich auf erhöhtem Niveau. Der Geländeversatz zu der mit der Kantonspolizei gemeinsam genutzten Zone wird durch eine Mauer im Aussenraum bewältigt, die den Vorfahrtsbereich der Einstellhalle von der Waschanlage und der Tankstelle trennt.

Das imposante Volumen wird plastisch in drei Teile gegliedert. Ein riesiges, raumhaltiges Dach entlang der Bahnlinie bildet den Rücken der Anlage und schafft deren räumlichen Abschluss nach Südwesten. Scheinbar schwebend überdeckt es grosse aussenliegende Bereiche und schützt damit Aussenlager und Umschlagplätze sowie die südwestliche Vorfahrt. Die eingeschossige Abstellhalle ist deutlich kürzer und wird etwa zur Hälfte seiner Breite unter dieses Dach geschoben. Die Silos sind hoch aufragend in der sich zwischen Dach und Abstellhalle bildenden Ecke situiert und setzen ein bis in weite Fernen wahrnehmbares Zeichen für den infrastrukturellen Charakter des Werkhofneubaus. Im Zusammenspiel der Volumen gelingt hier ein spannungsvolles und gut proportioniertes Verhältnis von liegenden und stehenden Kuben, von gestreckten und gedrungenen Körpern sowie den unterschiedlichen Gebäudehöhen. Für eine allfällige spätere Erweiterung kann der Bau nach Südwesten verlängert werden. Die Freihaltefläche ist zwar nicht explizit ausgewiesen, könnte aber im verbleibenden Perimeter eingehalten werden. Die Verkehrsflüsse sind so angelegt, dass sämtliche Einfahrten nordöstlich um das weit ausladende Dach herumgeleitet und von der östlichen Passage dann an unterschiedlichen Punkten ins Gebäude hinein oder um dieses herumgeführt werden. Diese Bewegungsführung missachtet die inhärente Logik der städtebaulichen Setzung, welche die Silos als Hauptzufahrt und die Weiterführung unter dem Dach hin- durch nahegelegt hätte. Die Einstellhalle weist eine mittlere Erschliessungsachse auf, womit das Ein- und Ausparken der Betriebsfahrzeuge gewährleistet werden kann. Insgesamt wirken die im Layout angezeigten Verkehrsbeziehungen trotz hoher Flexibilität etwas umständlich.

Die Verwaltungs- und Laborräumlichkeiten sind in dem grossen Volumen des Daches untergebracht. Sie sind mittels zweier Kerne vom Werkhofareal her zugänglich, ein eindeutig adressbildender Zugangsraum auf dieser Ebene fehlt jedoch. Die hinter der Fassadenhülle liegenden Fenster sind problematisch: Die Tageslichtnutzung in den Verwaltungsräumen ist ungenügend, ein Wärmeeintrag fehlt, ein natürliches Lüften ist kaum lösbar und die Fenster bieten auch keinen Sichtbezug ins Freie. Die Konstruktion ist als Stahlbau ausgebildet und wird durch weit spannende Träger, Rahmenverbindungen und Diagonalaussteifungen geprägt. Zur vordergründig rationellen Bauweise fehlt allerdings ein statisch schlüssiges Konzept, bei dem die Wirkungsweise nachvollziehbar wird und die Trägerhöhen im Verhältnis zum konstruktiven Verbund glaubwürdig wirken. Zudem kann die Versprechung des ephemer schimmernden, schwebenden Dachvolumens, welche die Verfassenden in den Plänen so verführerisch abbilden, nicht eingehalten werden: Zahlreiche Stützen stören die Manövrierbarkeit in dieser Zone. Der Ressourcenaufwand für die Erstellung des Neubaus ist hoch. Die Kompaktheit des Baukörpers wird vor allem wegen der gewählten Ausbildung der mächtigen Dachkonstruktion neutralisiert, auch die Bau- weise in Stahl und Glas ist aufwändig. Der Dämmstandard wird bewusst minimal gehalten, die Anforderung Minergie-P im Verwaltungsteil lässt sich damit nicht erreichen. Das vorgeschlagene Energiekonzept mit tiefen Erdsonden wirkt interessant, dem Standort und der Bauaufgabe ist es aber nicht angemessen.

Das Projekt überzeugt in seiner volumetrischen Komposition und beflügelt die Phantasie seiner Betrachtenden. Beim näheren Hinschauen weist es jedoch Lücken in seiner Kohärenz auf und lässt an der Realisierbarkeit der poetischen Qualitäten des Entwurfs zweifeln.