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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 11/2022

Testplanung Limmattaler Energiezentrum in Dietikon (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Salewski Nater Kretz AG

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

robin winogrond landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Office of Living Things

Landschaftsarchitektur

TEAMverkehr

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Machine in the Garden» verfolgt das Ziel, mit einer kompakten Anordnung auf dem Coop-Areal die ursprünglichen Auenbereiche grösstmöglich der Natur zurückzugeben und die Moorhydrologie und Grundwasserströme ungestört zu lassen. Auf dem Gelände der bestehenden KVA werden ab 2050 höchstens die Vorklärung und die Rechen vorgesehen, das Antoniloch wird zukünftig von Anlagenteilen befreit. Die Höhenentwicklung unterstreicht den Übergang vom Naturraum zum Siedlungsraum: mit der Volumenstaffelung von der Reppisch und Limmat gegen das Siedlungsgebiet wachsend fügt sich das Projekt gut in den städtebaulichen Kontext ein. Die parallele Anordnung der ARA zur KVA bietet das Potential einer Sockelterrasse, die als Abstufung gegenüber der Reppisch und dem Naturschutzgebiet zur natürlichen Barriere wird. Die Führung der Werkgasse im Innern der Anlage eröffnet betriebliche Synergien und schirmt die Umgebung von Emissionen ab. Der Stadtplatz zur Silbernstrasse wirkt zu klein dimensioniert, um den gewünschten öffentlichen Raum mit guter Aufenthaltsqualität, Adressierung und publikumsorientierten Nutzungen zu gewährleisten. Auch eine übergeordnete Verbindung zum Niderfeld und Silberngebiet kann mit der knappen Ausdehnung nicht hergestellt werden. Die vorgeschlagene Nutzungsanordnung bietet sowohl städtebaulich als auch betrieblich eine gute Basis für das beabsichtigte Ziel zum Ort des Austauschs zwischen den ökologischen Gemeinschaften der Limmat und den Menschen der Nachbarschaft.

Die Anordnung der Funktionen findet in der architektonischen Erscheinung ihren Ausdruck - ganz im Sinne von «form follows function». Die nackten Maschinen kommunizieren, dass die Limeco mit Technik die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten kann. Die offene Zugänglichkeit macht das Zusammenwirken von Natur und Technik erlebbar. Die Höhengliederung der Volumina reagiert subtil auf die Anforderungen des Natur- und Vogelschutzes. Die Höhen sind so tief wie möglich gehalten und mit der abgestuften Gliederung abgestimmt auf die Ebene der umgebenden Baumkronen. Die Gärten auf den ansteigenden Dachflächen schaffen mit den Bäumen einen kontinuierlichen Übergang zu den Baumkronen des Naturschutzgebietes. Diese Umhüllung der Limeco-Maschine mit dem ansprechenden Baumfilter untermalt die Beziehung zwischen Natur und Technik zusätzlich. Die Konzeption mit der Begrünung der Dachflächen, resp. Anlageteilen ist aus städtebaulicher und gestalterischer Sicht eine schöne Geste, sie ist jedoch auf die nötigen, teilweise beträchtlichen Revisionsöffnungen auf den Dächern abzustimmen. Teilweise wirken die Volumina aufgrund von durchlaufenden Traufkanten massiv und sperrig - eine feiner gestaffelte Dachsilhouette würde die Einordnung unterstützen.

Der mögliche Kreisverkehr auf dem Areal über die Werkgasse und Binzsstrasse ist optimal für die Betriebsabläufe, gewährleistet eine Entflechtung des Verkehrs auf der Silbernstrasse, im Innern des Areals und ist kreuzungsfrei mit den Geleisen. Diese Erschliessung ermöglicht Shortcuts, die auf die unterschiedlichen Öffentlichkeitsgrade und Zugänglichkeit reagieren kann und entlastet das Areal damit von unnötigen Fahrten und Kontrollen. Mit den Energie- und Wasserspaziergängen für die Öffentlichkeit wird die Vernetzung der Energiemaschine mit der Natur erlebbar gemacht, nach dem Prinzip: «Beobachten, ohne zu stören» werden auf den verschiedenen Ebenen die Kreisläufe veranschaulicht. Auch der Vorschlag eines Toilettenmuseums sollte die Thematik der Bevölkerung näherbringen. Zu Gunsten des Naturschutzgebietes kann die heutige Reservatstrasse beruhigt werden: niveaugetrennt zur Reppisch wird der Veloweg entlang den Gebäuden und eine Sitztribüne mit Fussweg zur Reppisch hin gelegt.

Die Anordnung der Bausteine ermöglicht die Betriebstauglichkeit aller Anlagen. Die Parallelanordnung der KVA und ARA und die damit einhergehenden Abstufung des Gebäudes ist auch für den Betrieb überzeugend. Die Ausrichtung der Verbrennungslinie von Nordost nach Südwest, die damit verbundene Anordnung des Bunkers im Nordosten und das gewählte Logistikkonzept sind schlüssig und für den Betrieb vorteilhaft. Es ermöglicht eine ausreichende Staustrecke für Kehrichtfahrzeuge vor der Eingangswaage und schafft Raum für eine langfristige Entwicklung des Anlagenparks. Die periphere Anordnung der mechanischen Vorreinigung (Rechen, Sandfang, Vorklärung) und allenfalls der Regenwasserbehandlung am Standort der heutigen KVA und der heutigen Schlammbehandlung eröffnet das Potential, dass bis 2050 ein optionaler Standort für diese Nutzung ausserhalb des Naturschutzgebietes gefunden und damit das ursprüngliche Auengebiet ganz von technischen Nutzungen freigespielt werden kann.

Die Anordnung der ersten ARA-Etappe beginnend vom südwestlichen Ende des Areals führt zu einer hohen Flexibilität bei den späteren ARA-Ausbauten auf der heutigen KVA-Parzelle. Diese Anordnung ist aus betrieblicher Sicht vorteilhaft und gewährt die nötige Zugänglichkeit. Obwohl in den Entwürfen keine Anlagen in die Tiefe vorgesehen sind, könnten allfällige ins Erdreich tiefergesetzte Anlagen die Hydraulik optimieren und den Bezug zur Reppisch stärken – die Lage ist auf die Moorhydrologie und Grundwasserströme abzustimmen. Die Anordnung der gemeinsamen Verwaltung im Südwesten des Areals zur Silbernstrasse führt zu einer logischen Empfangssituation für Kund:innen, Besuchende und Mitarbeitende.

Das Projekt «Machine in the Garden» setzt das komplexe Nutzungsprogramm mit einer überzeugend einfachen Anordnung um und schafft damit optimale Bedingungen für den betrieblich Ablauf. Es geht äusserst umsichtig mit den Naturräumen um und veranschaulicht die Zusammenhänge von Maschine und Natur auf eine poetische Art und Weise. Die zeitliche Abwicklung eröffnet Potentiale und Freiräume für die Zukunft, ohne dass Vorinvestitionen getätigt müssen.