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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

Neubau einer Kindertagesstätte "Im Baumgartenfeld III"

1. Preis

Preisgeld: 5.200 EUR

Rohrbach + Schmees

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Das städtebauliche Umfeld des geplanten neuen Kindergartens entspricht dem vieler Wohngebiete. Zusammengehalten durch ein Straßenverkehrssystem und annähernd gleich große Grundstücke, auseinanderfallend durch die Vielfalt an individuellen Eigenheimgestaltungswünschen. Das Grundstück liegt an einer untergeordneten Straßenkreuzung, hat ein Gefälle von 3.0 m von NW nach SO und ist der Übergang zwischen dem Wohnquartier aus den 80- er Jahren und dem geplanten neuen Wohngebiet. 2 parallele Gebäuderiegel nehmen die baulichen Strukturen und den Maßstab des Umfeldes auf. Die klare Architektursprache und die verwendeten Materialien heben sich aber von diesem Umfeld ab und weisen auf die Besonderheit des Kindergartens hin. Das Gebäude integriert sich in den Kontext, ohne auf Architektur zu verzichten.

ERSCHLIESSUNG
Die Erschließung erfolgt über die östliche Grundstücksseite. Hier liegen entlang der von-Bebra- Straße die notwendigen Stellplätze, der Zugang für Fußgänger und Radfahrer. Auch der Nebeneingang für die abendlichen Vereinsnutzungen auf der Nordseite ist von hier auf kurzem Weg erreichbar. Der Hauptzugang ist als Glasfuge zwischen den beiden Baukörpern klar definiert und ausreichend groß, um auch einige Kinderwagen der U3-Eltern dort abzustellen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der Gartenzugang. Zwischen diesen beiden wichtigen Zugängen liegt die zentrale Halle, das Zentrum des Hauses, von der alle wichtigen Nutzungsbereiche direkt erschlossen werden. Ein Aufzug verbindet alle Ebenen barrierefrei. Alles ist übersichtlich und die Orientierung für alle Nutzergruppen ist einfach und klar.

KONSTRUKTION UND MATERIAL
Die äußere Gestaltung der beiden kubischen Baukörper erinnert in ihrer Ruppigkeit und reduzierten Materialwahl mit unterschiedlich breiten und unterschiedlich dicken Holzbrettern an landwirtschaftliche Bauten im ländlichen Raum. Diese Assoziation ist gewünscht und wird sicher auch den Vorstellungen der Kinder nach einem unverwechselbaren, nachhaltigen und Schutz und Sicherheit bietenden Haus gerecht. Das Gebäude nimmt als Split-Level Konstruktion den Höhenverlauf des Grundstückes auf, die mittlere und untere Ebene liegt jeweils auf angrenzendem Freiflächenniveau mit vielfältigen Innen-Außenbeziehungen. Die beiden Häuser - das eingeschossige für die zentralen gemeinsamen Nutzung und die Verwaltung, das zweigeschossige für die Gruppenräume mit den dazu gehörigen Nebenräumen - sind über eine in der Fassade zurück gesetzte Glasfuge miteinander verbunden. Dieser Verbindungsraum mit vielfältigen Treppen- und Sichtverbindungen ist das zentrale Element des Hauses. Hier begrüßt und verabschiedet man sich, hier kann über alle Ebene hinweg gespielt werden, man wird gesehen, kann sich aber auch verstecken, krabbeln oder rutschen. Eltern und Kindergärtner(innen) können sich an der Cafebar austauschen und Speiseraum und Mehrzweckraum können zu diesem Bereich geöffnet werden. In Verbindung mit den Sitzstufen eröffnet das vielfältige Nutzungsmöglichkeiten weit über das traditionelle Weihnachtsfest mit Zauberer hinaus. Die Gebäudekonstruktion oberhalb der betonierten Bodenplatte ist eine reine Holzkonstruktion mit mineralischen Dämmstoffen. Die Außenwände werden mit einer sägerauen, unterschiedlich breit und unterschiedlich dicken Schalung aus sibirischer Lärche, grau lasiert, bekleidet. Die Innenwände werden mit 3-Schichtplatten, weiß gekälkt, beplankt. Die Decken werden als Brettsperrholzdecken, in sensiblen Bereichen mit Akustiklamellen, ausgebildet. Die Dächer werden extensiv begrünt, die Fußböden erhalten einen farbigen Linoleumbelag.

ÖKOLOGIE, ÖKONOMIE UND HAUSTECHNIK
Durch ihre Recyclingfähigkeit und dem geringen Verbrauch von Energieressourcen bei der Herstellung, zeichnet sich die verwendete Holzbauweise mit einer hohen Nachhaltigkeit aus. Die kompakte Bauform hat ein günstiges A/V Verhältnis. Das Gebäude wird an das Wohngebiet versorgende BHKW angeschlossen. Die Deckung der Heizlast erfolgt über eine Fußbodenheizung mit Einzelraumregelung. Der Mindestaußenluftanteil der Gruppen- und Mehrzweckräume wird über oberhalb der Sanitär-und Nebenräume installierte Klein-Lüftungsgeräte mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad sichergestellt. Die Anlage arbeitet CO 2 gesteuert. In den Sommermonaten wird sie zur Nachtauskühlung mit herangezogen. Durch die hohe Wärmerückgewinnungszahl des Gerätes ist eine zusätzliche Nachheizung der Zuluft in den Wintermonaten nicht erforderlich. In den Wintermonaten sorgen die Glasfassaden für solare Wärmegewinne. Für die Sommermonate ist sie mit einem außenliegenden Sonnenschutz ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch das ausgewogene Verhältnis von Gebäudekubatur und Freiflächen. Insbesondere der vorgeschlagene Splitlevel spricht für einen guten, sinnvollen Umgang mit der Topographie. Im Innenbereich der Kita zeichnet sich der Entwurf durch eine klare Erschließung aus, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulässt, und im besten Sinne den Mittelpunkt der Einrichtung bildet.
Die Vorteile der zweigeschossigen Ausbildung mit einem zentralen Spiel- und Erschließungsraum, wiegen bei dieser Arbeit den Nachteil der nicht direkt zugänglichen Außenfläche für zwei Gruppen auf. Die separate Erschließung des Mehrzweckraums erfolgt selbstverständlich und barrierefrei von Norden. Als besonders gelungen hebt die Jury das Zusammenspiel und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Mehrzweckraum und zentralen Erschließungsflächen hervor. Die Fassade ist, einer Kita entsprechend, angemessen und gut proportioniert. In Kombination mit dem bewusst auf das wesentliche reduzierten Fensteranteil ergibt sich ein ausgewogenes Gesamtbild. Wie selbstverständlich wirkt in diesem Kontext auch die Ausführung in Holzbauweise, eine Materialwahl die von der Jury ausdrücklich begrüßt wird