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Offener Wettbewerb | 04/2016

Neubau Schulhaus Staffeln

9. Rang / 9. Preis

Preisgeld: 13.000 CHF

BÜRO KONSTRUKT

Architektur

MAURUS SCHIFFERLI, LANDSCHAFTSARCHITEKT

Landschaftsarchitektur

tib Technik im Bau AG

Bauphysik, TGA-Fachplanung

BlessHess AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Kosmos fasziniert mit einer klassisch modernen Architektur, welche auf die BedĂŒrfnisse einer heutigen Schule angepasst wurde. Der Ausdruck der Anlage ist stark und architektonisch kohĂ€rent, lediglich die Rippendecken mit den betonierten Kappen wirken konstruktiv verspielt und steuern im Inneren gegen die Strenge der Ă€usseren Form. Die Projektverfasser schlagen zwei kompakte, rechtwinklig zueinander stehende Baukörper auf dem GrundstĂŒck vor. Durch die klare rĂ€umliche Trennung der zwei GebĂ€udevolumen Schulhaus und Turnhalle und ihren separaten ZugĂ€ngen, werden die AussenrĂ€ume auf selbstverstĂ€ndliche Weise gegliedert. Ebenso wird die Autonomie der beiden Baukörper und der darin beheimateten Funktionen erreicht. Das Schulhaus ist von allen Seiten zugĂ€nglich und erhĂ€lt durch seine Setzung die entsprechenden AussenrĂ€ume als funktionale Fortsetzung der InnenrĂ€ume.

Aufgrund der Anordnung der ParkplĂ€tze in einer Tiefgarage und dem Verlegen des Kunstrasenspielfeldes auf das GrundstĂŒck 1511 stehen die AussenrĂ€ume zu einem grossen Teil als differenzierte Spiel- und PausenflĂ€chen zur VerfĂŒgung. Die Beziehung von Eingangsplatz zur ObermĂ€ttlistrasse ist eher zu offen gehalten. Zudem ist die Topografie zwischen Turnhalle und ObermĂ€ttlistrasse widersprĂŒchlich dargestellt. Vorhandene Quartierverbindungen und die Laufbahn bleiben erhalten. Der ĂŒppige Baumbestand im SĂŒden wird ins Projekt miteinbezogen. Detaillierte Informationen ĂŒber den Umgang mit dem Baumbestand fehlen jedoch. Die Erschliessung fĂŒr den motorisierten Individualverkehr erfolgt vom Staffelnweg her. Die temporĂ€ren ParkplĂ€tze sind sĂŒdlich der Turnhalle angeordnet und stören den Betrieb bei Veranstaltungen nicht. FahrradabstellplĂ€tze sind in der NĂ€he der EingĂ€nge sinnvoll angeordnet. Zu den FahrradabstellplĂ€tzen der zweiten Etappe fehlen die Angaben. Das Schulhaus ist ein dreigeschossiges, in die LĂ€nge gezogenes Volumen, mit einer nordseitig gedeckten Eingangspartie. Dieses wird durch eine halbgeschossige Terrainabsenkung im Kopfbereich akzentuiert. Die Turnhalle nutzt die topographische Ausgangslage der ObermĂ€ttlistrasse gut aus und nimmt sich seiner stĂ€dtebaulichen Setzung durch seinen halbgeschossigen Versatz ins Untergeschoss zurĂŒck. Das Bauvolumen des Schulhauses wird mit geschosshohen Einschnitten von Erschliessungs- und Garderobenschichten in mehrere kleine, ĂŒberschaubare Einheiten gegliedert. Die separaten ZugĂ€nge im Erdgeschoss sollen im Sinne einer Adressbildung dienen. Sie wirken fĂŒr ein Primarschulhaus jedoch auch grossmassstĂ€blich. Die Dreifachturnhalle verfĂŒgt ĂŒber zwei separate ZugĂ€nge: Einen im Erdgeschoss fĂŒr den Schulbetrieb und einen im Hochparterre fĂŒr die publikumsintensive Nutzung. Das SchulgebĂ€ude ist nach Geschossen und Nutzungen klar strukturiert und durchdacht. So befinden sich Nutzungen mit ausdrĂŒcklichem Aussenbezug wie der Kindergarten oder öffentlich wirksame RĂ€ume wie Bibliothek oder Aula im Erdgeschoss und weisen separate Zugangsmöglichkeiten auf. In den beiden Obergeschossen ordnen sich pro Geschoss jeweils drei Clustereinheiten mit je vier Klassenzimmern an. Im nordseitigen Kopfbau sind Lehrerbereich und technisches Werken untergebracht. Die zusĂ€tzliche Belichtung des kompakten Baukörpers wird mittels Lichthöfen gewĂ€hrleistet. Diese dienen gleichzeitig zur rĂ€umlichen Unterteilung der gemeinsam genutzten Mitte eines Clusters und erlauben ĂŒber die Geschosse hinweg Sichtkontakte. Die Verbindungen der Klassenzimmer untereinander, zu den Gruppenbereichen und der gemeinsamen Mitte ermöglichen eine optimale Zusammenarbeit. Die Anordnung des textilen Werkens und einem Aussenbereich auf dem Dachgeschoss ist jedoch schwierig nachvollziehbar und scheint den Mehrwert eines solchen lichtdurchfluteten Raumes auf dem Dach nicht wirklich auszuschöpfen. Generell sind alle RĂ€umlichkeiten zu knapp bemessen. Zudem sind gewisse RaumbezĂŒge nicht gegeben.

Die zweite Bauetappe ist als VerlĂ€ngerung des SchulgebĂ€udes im SĂŒden vorgesehen. Die Erweiterung geht auf Kosten des bestehenden Aussenraumes, welcher vom Kindergarten genutzt wird. Zudem reduziert er die QualitĂ€t der AussenraumbezĂŒge betrĂ€chtlich. Die neue strukturelle Aufteilung der InnenrĂ€ume ist zudem nicht zu Ende gedacht.

Beide GebĂ€ude sind in massiver Bauweise ausgefĂŒhrt, in Form einer sichtbaren Betontragstruktur und Ausfachungen aus Fertigbetonelementen, mit vorgehĂ€ngter Klinkerfassade. Die statischen Konzepte der beiden GebĂ€ude werden beschrieben, wobei mit der Rippendecke im SchulgebĂ€ude eine aufwendige und kostenintensive Konstruktion vorgeschlagen wird. Im Bereich der Erschliessungen und der Lichthöfe ist die Statik nicht durchdacht.

Das Projekt Kosmos weist die grösste GeschossflĂ€che und gleichzeitig die geringste HauptnutzflĂ€che auf. Das GebĂ€udevolumen ist deutlich ĂŒber dem Durchschnitt. Daraus resultiert, zusammen mit dem eher unwirtschaftlichen Tragwerkkonzept und der aufwĂ€ndigen Fassadenkonstruktion, gesamthaft ein teurer Lösungsvorschlag. Obschon die PrimĂ€ranforderungen der GebĂ€udehĂŒlle voraussichtlich dem MINERGIEP-Standard genĂŒgen, zeigt eine erste AbschĂ€tzung einen hohen Bedarf an grauer Energie.

Das Projekt weist eine klare, stĂ€dtebauliche und architektonische Setzung, die das Schulhaus im Quartier verankert und mit einem differenziert nutzbaren Aussenraumkonzept aufwertet. Mit der zweiten Bauetappe werden viele Fragen aufgeworfen und die QualitĂ€t vermag nicht gehalten zu werden. Der starke architektonische Ausdruck ist ĂŒberzeugend materialisiert. Es fand eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem pĂ€dagogischen Konzept und den Nutzungsanforderungen statt, welche rĂ€umlich gut umgesetzt werden. Im Bereich der Raumbeziehungen gibt es jedoch Optimierungsbedarf. Aus wirtschaftlicher und nachhaltiger Sicht vermag das Projekt nicht zu ĂŒberzeugen.