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Mehrfachbeauftragung | 01/2016

Neubau Kindergarten Löwenzahn

2. Preis

Vogt Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Gebäudekonzept
Der Entwurf folgt der Geometrie eines Kreises und setzt sich aus verschiedenen ineinander liegenden ringförmigen Raumschichten zusammen.
Mit dieser geschwungenen Form wird städtebaulich auf das Zusammentreffen von Talbachweg, Schlossgasse und Hebelstraße reagiert.
Außerhalb des Kreuzungsbereiches finden sich PKW- und Fahrradstellplätze. Wir empfehlen die weiteren öffentlichen Stellplätze im Verlauf der Schlossgasse auch an die Straße zu verlegen, so dass der Gehweg geschützt abseits der Straße angeordnet ist. Man könnte zusätzlich den unteren Parkplatz über einen geschwungenen Fußweg an den Eingangsbereich anbinden, so dass auch hier ein barrierefreier Zugang geschaffen würde.
Die konvexe geschlossenere Seite ist der Straße zugewandt und schirmt den Gartenbereich optisch und akustisch vom Autoverkehr ab. Diese massive Wand ist verputzt bzw. mit Paneelen verkleidet. Die fröhliche Farbigkeit der überwiegend gelben Paneele nimmt das Bild des Löwenzahns auf und erinnert gleichzeitig an Beschäftigungen der Kindergartenkinder wie Basteln, Malen oder auch das Spielen mit Klötzchen.
Die konkave Seite öffnet sich mit einer durchgehenden Glasfassade vollständig zum zentralen Gartenbereich. So können sich die Kinder im Garten geborgen fühlen und sich auch mit dieser speziellen Form identifizieren. Die zugrunde liegende Kreisform des Grundrisses erinnert an die Geometrie der Löwenzahn-Pflanze.
Die Gartengestaltung nimmt diese Form auf. Das Gebäude ist dreigeschossig und fängt den Niveauunterschied des Grundstückes von einem Geschoss auf. Zur Schlossgasse hin sind im mittig gelegenen Erdgeschoss zunächst Leitungszimmer und Personalraum angeordnet. Vom Leitungszimmer wird der Blick auf den Vorplatz und den Eingang gelenkt. Großflächige Verglasungen ermöglichen auch vom Personalraum aus einen Überblick über den Eingangsbereich und den Spielflur. Gegenüber dem Leitungszimmer ist der Elternraum angeordnet. Die Raumgestaltung ist flexibel, so dass Elternraum und Leitungszimmer auch getauscht werden können, je nach Anforderung nach mehr Ruhe für Verwaltungsarbeiten oder einer intensiveren Beziehung zum Kindergartenbetrieb.
Man betritt den zentralen Bereich des Kiga mit einer großzügigen Raumfolge aus Spielflur und offenem Bistro, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick in den Garten hat. Über diese breite Flurzone kann das Elternzimmer erreicht werden. Außerdem sind von dort aus die speziellen Werkräume, sowie das zentrale Materiallager zugänglich. Dieser Bereich des Kiga ist lichtdurchflutet und ermöglicht Orientierung, sowie vielerlei Blickbeziehungen:
Nach Südwesten in den Garten und hinunter ins Untergeschoss zum Gartenausgang, nach Nordwesten hinaus in Richtung Vorplatz sowie ebenfalls ins Untergeschoss, dann zur anderen Seite nach Süden und Osten in Richtung Treppenhaus und zu den Gruppenräumen.
Das Treppenhaus liegt ebenfalls zentral und ist durch eine Verglasung abgetrennt, um eine denkbare separate Nutzung des Obergeschosses an den Wochenenden oder am Abend zu ermöglichen.
Die Gruppenräume 1 und 2 werden über die Fortsetzung des Spielflures erreicht. Dieser ist mit zwei ellipsenförmigen Sanitärbereichen möbliert, die im obersten Bereich verglast und an die Lüftung angeschlossen sind. Sie sind direkt von den Gruppenräumen aus sichtbar und zugänglich. Durch ihre spezielle Form werden sie etwas ganz Besonderes und dadurch hoffentlich recht früh und auch häufig aufgesucht. Außerdem sind in diesem Flurbereich Versteckspielen und ein Umfahren mit Bobbycars gut vorstellbar.
Entlang der geschwungenen Außenwand verläuft die Garderobe mit einem durchgehenden Bänkchen sowie Ablagemöglichkeiten für die Kleidung zwischen den einzelnen vertikalen Fensterschlitzen. Diese Fensterschlitze erlauben den Kindern den Blick nach draußen zur Straße hin und sorgen gleichzeitig für eine gute Belichtung des Flures. Zwischen den Gruppenräumen und dem Flur ermöglichen großzügige Glasflächen Blickbeziehungen in beide Richtungen. Außerdem kann dadurch die Morgensonne auch in den eigentlich nach Südwesten orientierten Gruppenräumen wahrgenommen werden. Selbstverständlich können die einzelnen Räume sich auch durch Vorhänge vom Flurgeschehen separieren.
Im darunter liegenden Garten- oder Untergeschoss liegen die Gruppenräume 3 und 4 mit ihren Neben-, Schlaf- und Sanitärräumen. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die beiden Kinderkrippen-Gruppen untergebracht mit Gruppen-, Schlaf- und Sanitärräumen. Der Krippentrakt wird über einen Flur erschlossen, der am Ende durch eine großzügige Deckenöffnung viel Tageslicht von oben aus Nordwesten durch die dortige Glasfassade erhält. Außerdem ergeben sich hier Blickbeziehungen nach oben und, wiederum durch Verglasungen, in die Gruppenräume hinein.
An diesem Flur ist auch der Hauswirtschaftsraum untergebracht. Zentral zwischen den beiden Abteilungen ist die Schmutzschleuse angeordnet, von der aus die Kinder den Garten betreten. Selbstverständlich ist in diesem Geschoss der unmittelbare Zugang zum Garten auch direkt von den Gruppenräumen aus möglich, ebenso wie im Erdgeschoss darüber: Von dort gelangen die Kinder über einen Balkon und je eine Treppe an dessen beiden Enden in den Garten. Eine dieser Treppen verläuft zu Beginn sogar unterhalb des Geästes der wundervollen Linde und stellt so ein besonderes Abenteuer für die Kinder dar.
Auf der Gartenebene befindet sich der Kellerbereich direkt unterhalb des Eingangs. Hier sind Technikraum, Hausmeister und ein zusätzlicher großer Abstellraum untergebracht, welcher über ein Tor von außen erreichbar ist. Hier könnten Gartenwerkzeuge und auch Spielgeräte abgestellt werden, aber natürlich auch der Kindergartenfuhrpark mit mehrsitzigem Bollerwagen, Dreirädern und Rollern. Der Kellerbereich wird vom Treppenhaus und vom Aufzug gleichermaßen gut erschlossen. Ebenso ist hier das Behinderten-WC angeordnet. Es ist durch seine zentrale Lage am Treppenhaus über den Lift auch dann erreichbar, wenn das Dachgeschoss vom Kindergarten abgekoppelt genutzt wird.
Im Obergeschoss sind die Küche, der Essraum und der Mehrzweckraum zum Garten orientiert, mit weitem Blick nach Südwesten. Essraum und Mehrzweckraum sind über eine mobile Trennwand miteinander verbunden und können auf Wunsch zu einem großen Saal zusammengelegt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, bei schönem Wetter im Freien zu Essen, denn der Saal öffnet sich zu einer großen überdachten Terrasse. Dorthin können die Kinder über das Treppenhaus ebenfalls zum Spielen gelangen, sei es bei Regenwetter oder aber im Hochsommer, wenn es zusätzlichen Schatten braucht. Durch die vertikalen Fensterschlitze in der Wand zur Straße können die Kinder wie bei einer Ritterburg hinausspähen. Dieser hintere Teil der Terrasse ist windgeschützt und dort wäre eine Erweiterung des Gerätelagers denkbar, zum Beispiel für zusätzliches Spielgerät für die Terrasse. Von der Dachfläche aus führt eine Galerie an Saal und Küche vorbei und über eine offene Treppe ein Geschoss hinunter zum Vorplatz der Eingangsebene.

Energiekonzept
Die Gebäudehülle wird hochwertig gedämmt. Der nördliche Eingangsbereich wird mit technisch hoch entwickelten und ökologischen Ziegeln ausgeführt.
Die vorgehängte und hinterlüftete Fassade auf der konvexen Nord-Ostseite wird durch unterschiedlich farbige Fassadentafeln gegliedert. Somit wird eine sehr robuste und wartungsarme Konstruktion hergestellt. Hinter den Tafeln wird eine effiziente Dämmung verlegt, die nach energetischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bedarfsgerecht ausgelegt wird.
Die konkave Südseite erhält raumhohe Verglasungen aus modernsten Wärmedämmgläsern. Sie lassen viel Licht hinein und halten die Wärme im Raum. Bei tiefstehender Wintersonne ermöglichen sie mit einem hohen Gesamtenergiedurchlass die passive Energiegewinnung. Im Sommer verhindern ein auskragender Balkon und freitragende Sonnenschutzlamellen in Verbindung mit den bestehenden großkronigen Laubbäumen eine Überhitzung der Räume.
Die Gründung des Gebäudes erfolgt auf einem wärmedämmenden Bett aus Schaumglasschotter, bestehend aus 100% Recyclingmaterial, das zum Ende der Nutzungsdauer bedenkenlos wieder eingesetzt werden kann.
Die gesamten Dachflächen erhalten eine hocheffiziente Gefälledämmung mit einer ökologischen Begrünung.
Die gerundete Gebäudeform in Verbindung mit den flachen Dächern ermöglicht eine zur Sonne optimierte Aufstellung von Photovoltaik- und Brauchwasserkollektoren.
Die Aufteilung zwischen Strom und Wärme erzeugenden Paneelen wird passend auf die hocheffiziente Wärmepumpe ausgelegt. Es wird diejenige Wärmequelle mit dem höchsten Temperaturniveau verwendet, was zu einer höchstmöglichen Leistungszahl und damit niedrigsten Heizkosten führt. Denkbar wäre die Wärmequelle Grundwasser, Erdreich oder Luft. Eine Festlegung kann erst nach einer geologischen Untersuchung erfolgen.

Freiraumkonzept
Das Freiraumkonzept des Kindergartens nimmt die Form des Gebäudes als Halbkreis auf und ordnet die verschiedenen Spielfunktionen und Ruhezonen halbkreis- oder kreisförmig dem Gebäude zu. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist die Verwendung aller bereits vorhandener Spielgeräte. Es werden nur wenige Elemente hinzugefügt. Hierzu gehören auch die gewünschte Wasser- und Feuerstelle. Der südwestliche Teil des Geländes mit Spielhügel und Multifunktionsgerät bleibt erhalten.
Der alte Baumbestand bleibt weitestgehend erhalten, ein zu fällender Baum wird durch die Neupflanzung einer Kastanie und dreier Obstbäume ausgeglichen. Der vor kurzem gepflanzte Ahorn wird versetzt. Die Spielgeräte werden in den weitläufigen Schattenbereichen der schönen alten Bäume installiert.
Die gewünschte Feuerstelle befindet sich innerhalb des zentralen, kreisrunden Platzes, der gleichzeitig als ein Versammlungsort und Sandspielplatz genutzt werden kann. Daran schließt sich ein Garten zum „Säen und Ernten“ und drei neue Obstbäume (alte Sorten) an. Geerntetes Obst oder auch Gemüse können in der eigenen Küche verwendet werden. Auch die Aussaat von Sonnenblumen etc. kann den Ablauf der Jahreszeiten sichtbar machen. Im nördlich anschließenden Bereich wird die gewünschte Wasserstelle durch eine Schwengelpumpe gespeist, so dass die Erzieherinnen die Nutzung durch die Kinder kontrollieren können.
Alle Gartenbereiche können durch die mittig angeordnete Schmutzschleuse erreicht werden. Die an den überdachten Sitzplatz anschließende Fläche ist für alle Fahrgeräte (Bobby-Cars etc.) gut nutzbar. Der Geräteraum ist über einen Weg entlang der östlichen Gebäudekante mit dem Gartenareal verbunden, kann aber auch über die Schmutzschleuse direkt erreicht werden.
Die Anlage einer teilweise überdachten Terrasse im obersten Geschoss mit insgesamt 213 qm Fläche schafft eine neue Spielebene, die auch bei schlechtem Wetter genutzt werden kann. Unmittelbar an den Mehrzweckraum schließt sich ein geschützter Bereich an, der multifunktional zum Essen, Basteln und andere Tätigkeiten nutzbar ist. Neben Spielgeräten sind auf der Dachterrasse ein Geräteraum, eine Schwingwippe und Hängestühle bzw. Hängehöhlen platziert. Die jeweiligen Spielbereiche sind durch unterschiedlich farbige Fallschutzmatten und Häcksel für die Kinder sichtbar und fühlbar abgegrenzt. Das Hochbeet ermöglicht auch auf dieser Spielebene „Säen und Ernten“.