modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Neubau KITA Schützenplatz

Anerkennung

Preisgeld: 2.100 EUR

hoyer · mai & Partner

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee – Städtebauliches Konzept
Entwurfsansatz für den Neubau der Kindertagesstätte und dem Hort am Schützenplatz in Bautzen ist die Orientierung an den benachbarten Gebäuden und dem Grundstück bei gleichzeitiger Schaffung eines großzügigen zusammenhängenden Freiraums für die Kindertagesstätte sowie einer klaren Eingangssituation. Durch die Verschränkung zweier Baukörper werden differenzierte Situationen, Räumlichkeiten und Freiflächen geschaffen, um auf die verschiedenen Bedürfnisse der Nutzungsgruppen individuell eingehen zu können und gleichzeitig die gewünschte Trennung der einzelnen Nutzergruppen zu ermöglichen.

Konzept der inneren und äußeren Erschließung
Der Hauptzugang zum Grundstück erfolgt von der Straße „Am Schützenplatz“. Über die gerichtete Wegeführung durch die weitestgehend naturbelassenen Freiflächen gelangt man zum Eingangsfoyer des Gebäudes. Das Gebäude reagiert mit seiner Orientierung und mit seinem Volumen auf die beiden „großen“ Nachbargebäude: die Schule und das Seniorenheim. Die Parkplätze befinden sich in der südlichen Nische direkt neben der Hauptzuwegung. Die Fahrradstellplätze finden unter dem auskragenden Gebäudeteil des Hortflügels Platz.
Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiges Foyer, welches Zugänge zu allen Bereichen der Einrichtung bietet und den Aufzug aufnimmt.

Architekturqualität – räumliche und gestalterische Qualitäten
Durch die architektonische und freiraumplanerische Neuordnung des gesamten Grundstückes soll ein identitätsstiftender, funktional und architektonisch anspruchsvoller Ort für alle Kinder der verschiedenen Altersstufen entstehen.
Das Erscheinungsbild des Neubaus fügt sich sinnvoll in die Umgebung ein. Der Baukörper nimmt die vorhandenen Gebäude und Geländestrukturen sowie die natürlichen Elemente der Umgebung auf. Eine Symbiose zwischen Gebautem und natürlich Gewachsenem, ein Erleben und Spiel von Innen und Außen wurde angestrebt.

Es wird ein massives Gebäude mit einer Dämmung und einer hinterlüfteten Holzfassade mit Boden- Deckelschalung aus gehobelten Lärchenholz vorgeschlagen. Alle Decken werden als schwere tragende Bauteile ausgebildet, deren Speichermasse sich sowohl im Sommer als auch im Winter positiv auswirkt und den Aufwand der technischen Gebäudeausrüstung minimiert.
Die klimatisch wirksamen Fenster mit Isolier- und Sonnenschutzverglasung als Holz-Rahmen-Fenster mit einem festverglasten Teil und einem Öffnungsflügel, sitzen tief in den Laibungen. Ein außenliegender textiler Sonnenschutz ist außer im Projektraumbereich des Hortes im wesentlichen nicht erforderlich und wird im Kindergartenbereich durch die vorgelagerte, überdachte Terrasse sowie im Kindergrippen- und Gemeinschaftsbereich durch den Rücksprung des Baukörpers erreicht.
Nichtragende Wände sind als Leichtbaukonstruktion geplant.
Der Innenraum ist geprägt durch eine helle, offene und transparente Atmosphäre.

Funktionalität und Nutzungsqualität
In dem nördlichen Gebäudeflügel befindet sich im Erdgeschoss die Krippe. Die Gruppenräume und Schlafräume sind alle zum Garten nach Süd-Osten orientiert und bieten größtmögliche Ruhe und Ungestörtheit sowie viel Licht am Vormittag. Somit ist dieser Teil abgewandt von Straße und Schulhof der Förderschule.
Entlang des sich, nach den Erfordernissen der Personenverteilung bei Ankommen und Abholen, verjüngenden Flures, sind die Garderoben in Nischen zwischen den eingestellten Krippenbädern angeordnet. Nach Nordwesten orientieren sich die Räume der Leiterin, der Erzieher, die Ausgabeküche sowie Nebenräume und das Treppenhaus, welches die Krippe mit dem Kindergarten verbindet. Dieses Treppenhaus ist jedoch auch vom Eingangsfoyer direkt zugänglich, so dass der Kindergarten im Obergeschoss erreicht werden kann ohne den Krippenbereich zu betreten.

Im Obergeschoss befindet sich im nördlichen Gebäudeflügel der Kindergarten. Hier sind ebenfalls alle Gruppenräume zum Garten orientiert. Den Gruppenräumen ist eine Terrasse vorgelagert. Die räumliche Organisation erfolgt im Wesentlichen wie in der Krippe. Die Nebenräume sind nach Nordwesten orientiert, die Garderoben zwischen den eingestellten Bädern entlang des Flures angeordnet. Am Ende des Flures führt eine Gartentreppe direkt ins Freie. Diese ist auch mit der Terrasse verbunden, welche als überdachte Freispielbereiche dienen.

Der südliche Gebäudeflügel des Hortes ist entlang der Grundstücksgrenze im Westen, zur Schule positioniert.
Der Hort wird durch einen separaten Zugang vom Schulgelände aus erschlossen.
Er kann aber auch, zum Beispiel für die Früh- und Späthortnutzung durch den gemeinschaftlichen Haupteingang erreicht werden.
Der Hort nimmt das Obergeschoss des gesamten Südflügels ein. Alle Gruppenräume sind zur Schule orientiert und alle Projekträume nach Osten. Auch hier finden sich die Garderoben in einem großzügigen Flur. Dieser wird im hinteren Bereich von dem Zugang zur Fluchttreppe unterbrochen und bildet so einen separierten Bereich für die Kinder der 1. Klasse mit Schlafmöglichkeiten.

Im Überschneidungsbereich der beiden Gebäudeflügel befindet sich das Eingangsfoyer. Von dort erreicht man den gemeinschaftlich genutzten Teil mit dem Mehrzweckraum und der Kinderküche, welcher z. B. für Feste in den Freiraum (Vorplatz) erweitert werden kann.
Desweiteren sind in diesem Bereich Nebenräume situiert, welche ausschließlich vom Personal genutzt werden. Dieser Bereich ist für die Kinder unzugänglich.

Über den Aufzug im Foyer erreicht man auch das Kellergeschoss, welches als eine Teilunterkellerung unter dem Südflügel geplant ist. Dieser Bereich liegt im vormals bebauten Bereich des Grundstücks. Er nimmt Nebenräume auf, welche von allen Einrichtungen genutzt werden, ist aber für Kinder unzugänglich.

Erfüllung des Raumprogramms
Alle im Raumprogramm aufgeführten Flächen wurden im Entwurf mit den geforderten Größen und Nutzungszusammenhängen berücksichtigt.

Konzept zu Energie und Nachhaltigkeit
Das energetische Konzept der Kita basiert auf einer Kombination bewährter, einfacher und technisch anspruchsloser Komponenten, mit dem Ziel einer Unterschreitung des Heizenergiebedarfs gegenüber dem derzeitig gültigen Standard.

Maßnahmen zur Senkung der Energieverbräuche
Transmissionswärmebedarf
Das Gebäude wird in einer kompakten Bauweise mit einem günstigen Oberflächen-Volumen-Verhältnis entwickelt. Eine über die Anforderungen der Energieeinsparverordnung hinausgehende Wanddämmung verringert die Transmissionswärmeverluste. Dennoch werden große Glasflächen vorgesehen, um eine ausreichende und für das Wohlbefinden der Kinder wichtige Tageslichtnutzung zu gewährleisten.

Lüftungswärmeverluste
Der hygienische Luftwechsel entsprechend Lüftungskonzept wird über eine Abluftanlage in den Sanitärbereichen gewährleistet. Die Zuluft strömt über Fensterlüftungselemente nach. Es ist nur ein sehr geringer Installations- und Investitionsaufwand erforderlich. Gegenüber einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sind auch die Betriebskosten (Wartung, Stromverbrauch) deutlich geringer.

Wärmeerzeugung
Die Wärmeerzeugung über die Fernwärmeversorgung der Energie- und Wasserwerke Bautzen GmbH ist gesetzt. Voraussichtlich wird das im Jahr 2017/2018 neu in Betrieb genommene Heizkraftwerk einen sehr günstigen Primärenergiefaktor ausweisen können. Damit ist ein Nachweis nach der Energieeinsparverordnung (ENEV) auch ohne eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung möglich. Ohnehin ist bei der Kita-Nutzung bedingt durch die luftdichte Gebäudehülle und die hohen inneren Wärmelasten der Wärmebedarf sehr gering. Die wegen der schweren offenen Bauweise zu erwartende Phasenverschiebung verhindert in Zeiten der Regelnutzung eine deutliche Temperaturdifferenz zwischen Schulnutzung und Nachtzustand. Die Nachtauskühlung im Sommerfall wird durch die Fenster gewährleistet.
Auf eine solarthermische Anlage wird aufgrund der Konkurrenzsituation zur Fernwärme verzichtet. Die Solaranlage würde im Sommer den größten Energieertrag aufweisen. In diesem Zeitraum ist die Wärmeabnahme insgesamt gering, was sich negativ auf die Laufzeiten der Blockheizkraftwerke für die Stromerzeugung auswirken würde.

Beleuchtung
Die Raumbeleuchtung erfolgt mit tageslichtabhängig gedimmten Leuchten. Somit ergänzen die Leuchten das verfügbare Tageslicht bis zur erforderlichen Beleuchtungsstärke.
In den Verkehrsbereichen und den Sanitärräumen werden vorzugsweise Leuchten mit LED-Bestückung eingesetzt, die über Bewegungsmelder geschalten werden.

Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung
Wir schlagen vor, den in der Kita verbrauchten Strom bilanziell mit einer Photovoltaik-Anlage vor Ort zu erzeugen. Wir empfehlen eine Anlage ca. 9 kWp Leistung. Der Jahresertrag wird etwa 8.000 kWh betragen.

Nachhaltigkeit
Der Entwurf soll entsprechend der Kriterien des Bewertungssystems für Nachhaltiges Bauen "BNB" bewertet werden und diese in ökonomischer, ökologischer und soziokultureller Hinsicht erfüllen.

Baurechtliche Anforderungen
Alle baurechtlichen, brandschutzrechtlichen und schallschutzrechtlichen Anforderungen werden im Entwurf berücksichtigt.

Beide Nutzungen, der Hort und die Kindertagesstätte werden jeweils über ein Haupttreppenhaus erschlossen und verfügen über ein zweites Fluchttreppenhaus, welches direkt ins Freie führt. Das Untergeschoss nimmt keine Aufenthaltsräume auf und benötigt daher keinen zweiten Fluchtweg.

Wirtschaftlichkeit des Gesamtkonzeptes
Der primäre Energiebedarf bleibt auf Grund der gewählten Materialien gering und bedingt aufgrund des Einsatzes aus einer Kombination bewährter, einfacher und technisch anspruchsloser Komponenten eine kostengünstige Errichtung sowie einen nachhaltigen Betrieb der neuen Kita.

Freilagen
In mitten einer Rasenfläche aus einer Spielrasenmischung werden punktuell intensiv gestaltete "Spielbausteine", wie zum Beispiel ein Spielhügel aus rötlichem Kunststoff, eine Feuerstelle, eine Sandkasten mit einer äußeren Rundbank und einer witterungsbeständigen, roten HPL-Sitzauflage, ein Trampolin eingefügt. Wie tanzende Seifenblasen umspielen diese kleinen Spielinseln die Kita. Ein Kräutergarten und Obst- und Beerensträucher rahmen die Freiflächen an den Grundstücksrändern und bieten zudem Sichtschutz zu den angerenzenden Nutzungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Anordnung des Gebäudes mit einer z-förmigen Kubatur schafft eine großzügige Freifläche und eine klare äußere Erschließung. Die Trennung Hort und Kindergarten/ Krippe ist direkt erkennbar. Durch die nördliche Lage des Gebäudes steht ein großer Freibereich im Süden zur Verfügung. Dies geht auf Kosten den Gruppenräumen direkt vorgelagerten Freiflächen. Dazu stellt dieser große Freibereich eine Lärmbelästigung der angrenzenden Förderschule dar. Die Zugänglichkeit für das Wirtschaftspersonal gestaltet sich problematisch.
Die Problematik der ineinander verschränkten Kubatur und mit dem „Scharnier“ im Inneren konnte nicht einheitlich und verständlich gelöst werden. Es entstehen im Erdgeschoss unübersichtliche Wegeführungen mit engen Fluren und Nebenräumen. Die Auskragung des Obergeschosses im Eingangsbereich bildet eine gute Vorzone, wirft aber statische Probleme auf. Dadurch reduziert der Verfasser die bebaute Fläche auf dem Grundstück und schafft zugleich eine witterungsfreie Zuwegung mit unterschiedlichen Innen- und Außenraumaufenthaltsqualitäten. Die Fassade wirkt eher geschlossen und eine kindgerechte Leichtigkeit wird vermisst. Die farbliche Gestaltung wurde kontrovers diskutiert.
Die Anordnung des Mehrzweckraums direkt in der Nähe des Eingangsbereiches mit direkter Anbindung an den Außenbereich lässt einen großen Nutzungsspielraum zu. Die Lage der Nebenräume im Westen ist sinnvoll. Die genaue Anordnung sollte klarer strukturiert werden. Eine klare Struktur fehlt ebenso im Eingangsbereich und Windfang, wo beide Gebäudekörper ineinander verschränkt sind. Es ist ein minimaler Kellerraum geplant. Die Notwendigkeit ist fragwürdig, die Anordnung schwierig.
Die Ausrichtung der Gruppenräume, mit den Krippen- und Kindergartenkinder nach Osten und die Hortkinder nach Westen überzeugt. Die direkte Anbindung an den Außenbereiche und die Terrasse im 1. OG kann gut funktionieren und lässt viel Spielraum für spielende Kinder. Die einzelnen Krippen-Gruppenräume haben eine große Tiefe und die separate Anordnung der Gruppen 1 und 4 ist sehr abgelegen. Die Lage der Küche mit erschwerter Anlieferung und direkter Lage am Krippenbereich ist ungünstig.
Das Raumprogramm wurde erfüllt.
Die kompakte Gebäudeform ist notwendig um den großen Hüllflächenanteil zu kompensieren. Das Lochfassadenmotiv mit ausreichenden Verglasungen belichtet die Innenräume, Holzfenster dienen der freien Raumdurchlüftung und unterstreichen den reduzierten Gebäudetechnikbedarf. Konstruktiv schlägt der Verfasser einen Stahlbetonbau vor, dessen Speichermasse aktiviert werden könnte. Ein Gründache, Holzfassade und Sonnenschutzanlagen ergänzen das nach nachhaltige Gebäudekonzept.
Aus brandschutztechnischen Gründen muss das westliche Obergeschoss als notwendiger Flur ausgebildet werden. Im Osten ist die Brüstung der Fluchtterrasse feuerhemmend zu gestalten. Die Nutzbarkeit der Nottreppenhäuser ist zu prüfen.
Die große Auskragung im Obergeschoss lässt vermuten, dass die Kosten zu gering angesetzt wurden. Eine statische Konzeption ist nicht ablesbar. Das Verhältnis BGF / NF mit 1,87 ist sehr hoch. Für wirtschaftliche Betriebskosten wird eine PV-Anlage vorgeschlagen, welche jedoch mit hohen Anschaffungskosten verbunden ist.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Konzept

Konzept