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Einladungswettbewerb | 09/2018

Gesamtsanierung und Erweiterungsbau für Kindergärten und Spezialräume der Schulanlage Vorstadt in Solothurn

4. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

spaceshop architekten

Architektur

Weber + Brönnimann AG - Ingenieure

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Mowgli stellt den Bestandsbauten einen viergeschossigen Solitärbau am südöstlichen Parzellenrand gegenüber. Sein quadratischer Grundriss und die Gebäudehöhe verleihen dem Neubau Turmcharakter. Sowohl Typologie als auch architektonischer Ausdruck des Neubaus manifestieren eine maximale Eigenständigkeit gegenüber dem Bestand. Das Gebäude will bewusst nicht Teil der Originalanlage sein, sondern als Pavillon in der grossräumigen Gartenanlage stehen. Im Widerspruch zu dieser eigenständigen Haltung steht einerseits die Parallelität zur Turnhalle, andererseits die Nähe zur bestehenden Anlage insgesamt (was letztendlich auf betriebliche Gründe zurückgeführt werden kann). Im historischen Kontext wird die Typologie als fremd beurteilt. Der geringe Flächenbedarf des Neubaus schont den bestehenden Aussenraum quantitativ maximal. Das Spielangebot im Freien ist vielseitig und attraktiv, bezieht sich in der Gestalt aber ebenfalls wenig auf den Bestand. Die ökologische Aufwertung wird begrüsst. Vermisst werden gut gelegene Rückzugsorte und ein räumlich gefasster Bereich für den Kindergarten. Die Container sind gut unter den Fahrraddächern integriert. Die periphere Lage des Sportplatzes ist für Vereinsnutzungen nicht ideal. Basierend auf einem konsequent durchgezogenen Raster ist die Architektur klar und präzise formuliert. Die Verschmelzung der lichtdurchfluteten Innen- und Aussenräumen versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität. Auch innenklimatisch fliessen die verschiedenen Nutzungsbereiche räumlich ineinander über. Die Grundrisse sind einfach und übersichtlich geschnitten. Die raumhohen Verglasungen gewähren spannende Blicke von und nach draussen. Die Materialien sind auf ein Minimum beschränkt und fein aufeinander abgestimmt. Die wohltuend schnörkellose Ausdrucksweise verleiht dem Bau hohe Authentizität. Betrieblich weist die gewählte Typologie leider erhebliche Nachteile auf. Die Kinder müssen bis zu drei Geschosse überwinden, um in ihren Kindergarten zu gelangen. Die Nutzung der grosszügigen Grünanlage ist nur unter hohem Zeitaufwand und Anstrengung möglich; der Bezug zum Freiraum reduziert sich dadurch auf das Visuelle. Innerhalb ihres Geschosses wird den Kindern zwar viel geboten, vermittelt jedoch das Gefühl durch die raumhohen Stahlseilnetze, isoliert oder gar eingesperrt zu sein. Der Kontakt unter den Klassen ist von Geschoss zu Geschoss einzig über den Lichthof möglich. Der Eingriff in die historische Bausubstanz ist mit Ausnahme des ehemaligen Hauswarttrakts gering. Brandschutz und Hindernisfreiheit sind einfach und substanzschonend gelöst. Problematisch ist einzig die Eingriffstiefe im ehemaligen Hauswartstrakt, wo für die Erweiterung der Tagesschule grosse strukturelle Veränderungen vorgesehen sind. Die Kosten dieses Projekts liegen über dem Durchschnitt der beurteilten Projekte, was insbesondere auf die grosse Aussengeschossfläche sowie die konstruktiv aufwendige Betonstruktur und die raumhohen Verglasungen zurückzuführen ist. Insgesamt würdigt die Jury den spannenden Ansatz, die typologische und formale Loslösung vom Bestand zum eigentlichen Thema zu machen. Der Eingriff in die historische Anlage ist dadurch minimal. Seine manifestierte Eigenständigkeit vermag das Projekt jedoch weder städtebaulich noch betrieblich schlüssig zu belegen. Die eigentliche Stärke dieses Projekts liegt letztendlich in der sorgfältig ausgearbeiteten Architektur des Gebäudes. Dessen Typologie wird sowohl dem Ort als auch dem Charakter der historischen Anlage nicht gerecht. Das architektonische Konzept setzt eine sehr viel urbanere Umgebung voraus. Mit der sehr eigenständigen Sprache und seinen Proportionen schafft es der Neubau nicht, sich als eigenständige Erweiterung dennoch glaubwürdig in die bestehende Anlage zu integrieren.