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Gutachterverfahren | 01/2018

Neubau Kath. Pfarrheim und Kath. Kindergarten St. Christophorus

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

2. Preis

Selugga & Selugga Architektur

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Nördlich des Grundstücks der Gemeinde St. Christophorus soll sich zukünftig das Alexanderfeld-Quartier anschließen. Ziel des Entwurfs ist es, das neue Quartier und seine zukünftigen Bewohner an die bestehende Stadt anzuschließen. Das Grundstück der Gemeinde St. Christophorus soll hierbei als Bindeglied zwischen neuem und altem Quartier fungieren.

Die in der Böhm`schen Kirche angelegte Idee der Staffelung von Höfen bzw. Räumen [z.B. ummauerter Vorhof bzw. Staffelung Kreuzweg/Kreuzgang um den Altarbereich] soll im städtebaulichen System der Neubauten fortgeschrieben werden. Das Gemeindehaus und die beiden Kindertagesstätten wurden so angeordnet, dass sie gemeinsam mit der Kirche eine großzügige Freifläche bzw. einen „Innenhof“ umgrenzen. Dieser wiederum weist in seinem Zentrum eine multifunktionale Platzfläche auf.

Die von der Stadt östlich des geplanten Neubaus der Kindertagesstätte vorgesehene Fußwegverbindung (Verbindungsachse Alexanderfeld) mündet im Nordosten in die Platzfläche. Zur visuellen Stärkung dieser Achse soll eine Allee einseitig bzw. beidseitig den Fußweg fassen und so auf den Platz vorbereiten.

Vergleichbar der Eingangsachse der Böhm`schen Kirche, welche durch die Taufkapelle gebrochen bzw. umgelenkt wird und somit einen Perspektivwechsel evoziert, wird auch die neue Fuß- und Radwegachse durch den Platz unterbrochen und in ihrer Richtung umgelenkt. Dieser Richtungswechsel wirkt entschleunigend und eröffnet neue Perspektiven auf die Umgebung, lenkt somit den Blick auf das Gemeindehaus, das entlang der westlichen Platzkante angeordnet ist.

Neben dem Ziel der städtebaulichen Verbindung von neuem und altem Quartier soll es auch Ziel des Entwurfs sein, die Gemeinde St. Christophorus aktiv in das städtische Gefüge einzubinden. Der dreiseitig von Bäumen gerahmte Platz soll als offener Ort der Begegnung und der Kommunikation ausgebildet werden. Entlang der östlichen Platzkante ist die vom Alexanderfeld-Quartier eingeführte Baumreihe partiell geöffnet, so dass der Eingangsbereich vor dem bestehenden Kindergarten bei Bedarf als Erweiterungsfläche des Platzes genutzt werden kann.

Am Brookweg, am südlichen Zugang zum Platz der Begegnung, findet sich eine größere Stellplatzanlage mit 19 PKW Einstellplätzen. Die Stellplätze sind so angeordnet, dass es zu keiner Überschneidung der Verkehrswege der Fußgänger und Radfahrer mit dem PKW-Verkehr kommt. Durch rechtwinklig zum Verlauf der neuen Wegeverbindung angeordnete Heckenblöcke werden die abgestellten PKWs gleichsam unsichtbar ohne hierdurch jedoch die Erreichbarkeit der Stellplätze zu erschweren.

Unaufdringlich öffnet sich das Gemeindehaus zum Platz. Nicht der Haupteingang, sondern die Glasfassade des Gemeindesaals flankiert die Platzkante und gewährt somit Einblicke in das Gemeindeleben. Bei Veranstaltungen können die Fassaden des Gemeindesaals und des Flurs geöffnet und somit die Fläche durchgängig mit dem Platz bespielt werden.

Die Kinderaußenspielbereiche vom neuen und vom bestehenden Kindergarten sollen zum Platz hin leicht, um ca. 50 cm, angehoben werden. Der Platz hingegen soll im Zentrum um ca. 10-20 cm abgesenkt werden. Zum einen sollen durch diese Anpassungen der Topographie Kinder und Passanten auf „Augenhöhe“ gebracht werden. Zum anderen soll die „Einblicktiefe“ auf die Spielflächen reduziert werden. Versetzt gegeneinander angeordnete Heckenblöcke sollen ferner die Einblicktiefe am Boden reduzieren – ohne hierdurch das Gesamtensemble des „Hofes“ zu unterbrechen.

„Höfe“: Neben dem öffentlich zugängigen „Innenhof“ weisen beide Neubauten eigene Höfe auf, die dem öffentlichen Blick weitestgehend entzogen sind. So zieht sich der L-förmige Neubau des Kindergartens in der Ecke zusammen und formuliert einen von außen nicht einsehbaren, geschützten Innenhof/Spielhof. Das Eingangsfoyer der Kindertagesstätte und der mit diesem koppelbare Mehrzweckraum können über eine öffenbare Glasfassade mit dem Innenhof verbunden werden.

Durch die Öffnung des Gemeindegrundstücks für die Allgemeinheit ist der exklusiv für die Mitglieder der Gemeinde nutzbare Außenraum beschränkt. Um der Gemeinde auch von außen uneinsehbare Frei- bzw. Außenflächen zur Verfügung stellen zu können, wurde auf der Westseite des Gemeindehauses, in Verlängerung des Eingangsfoyers, ein kleiner Gemeindehof (Funktion z.B. Grillplatz o.ä.) eingeschnitten.

Gemeindehaus wie auch Kindertagesstätte sind eingeschossig geplant und somit für alle Nutzer barrierefrei erreichbar.

Gemeindehaus: das Gemeindehaus flankiert die Westseite des Platzes. Analog zum Kirchengebäude zeichnet sich die Platzseite des Gemeindehauses durch klare, kubische Formen aus. Zur westlichen Seite, zur Grundstücksgrenze hin, ist das Gebäude abgeflacht, sodass es sich unter die bestehenden Baumkronen schiebt.

Aufgrund der Lage und Ausrichtung des Gebäudes soll das Gemeindehaus zwei Eingänge erhalten: Der Haupteingang soll an der südwestlichen Ecke des Platzes gelegen sein. Der Nebeneingang hingegen soll in möglichst kurzem Abstand zur Kirche eine enge Anbindung beider Funktionen gewährleisten.

Zentrum des Gemeindehauses ist das Foyer mit offenem Küchenbereich. Das Foyer ist als gläserner Kubus durch das Gebäude gesteckt und verbindet den öffentlichen Hof mit dem Gemeindehof. Nördlich an das Foyer grenzen die großen Gemeinderäume, die zu einem Gemeindesaal zusammengefasst werden können.

Kindertagesstätte: Der Eingang zur Kindertagesstätte befindet sich im Norden, unmittelbar am Wendehammer inkl. Parkmöglichkeiten. Der eingeschossige Flachbau erhält nur in den Bereichen der Mehrzweckhalle und des Gruppenraums des Kindergartens eine erhöhte Deckenhöhe (Pultdach). Zum einen rahmen diese Pultdächer den Innenhof, zum anderen ermöglichen sie eine erhöhte Bewegungsfreiheit z.B. für Ballspiele etc. im Mehrweckraum sowie den Einbau einer erhöhten Spielempore im Gruppenraum der Kindergartengruppe. Aufgrund der Raumhöhe kann neben einer klassischen Spielempore z.B. ein Tobebereich auf Seilnetzen angeboten werden.

Des Weiteren dient das Pultdach dazu, oberhalb der Krippengruppe O2 zusätzliche Technikflächen zur Verfügung zu stellen. Die Dachneigung des Pultdachs wie auch seine Ausrichtung nach Süd-West ist so gewählt, dass sich hier Solaranlagen installieren lassen. Die Technikflächen im Dach können für die Installation von Pufferspeichern bzw. Wechselrichter etc. genutzt werden.

Städtebaulich soll es sich um ein horizontal liegendes Gebäude handeln, welches in seiner Gestaltung nicht in Konkurrenz zur Kirche tritt. Auf der Nordfassade verbindet ein langes Fensterband den Haupteingang der Kindertagesstätte mit dem Eingang zum Fuß- und Radweg, der das Quartier kreuzt.

Der Außenspielbereich der Kindertagesstätte misst 660,23 m².

Material: Die Baukörper sollen in Massivbauweise errichtet werden. Als Fassadenmaterial ist Rot-Klinker wie am Kirchengebäude vorgesehen. Zum einen wird hiermit eine Einheit aller den Platz umgebenden Bauten gewährleistet, zum anderen zeichnet sich Klinker durch seine Langlebigkeit und geringen Unterhaltungskosten aus.

Durch den Einsatz eines gemeinsamen Baustoffs kann auch bei unterschiedlichen (zeitgeschmacklich bestimmten) Architektursprachen eine städtebauliche Einheit formuliert werden. [Siehe z.B. die Altstadt von Lübeck]. Das neue Gemeindehaus soll im Zusammenklang mit dem Kirchgebäude und der neuen wie auch der bestehender Kindertagesstätte eine klar ablesbare Einheit formulieren. [Formulierung eines städtebaulichen Zusammenhangs, eines offenen Hofes].

Rotklinker zeichnet sich durch Dauerhaftigkeit aus. Diese geht jedoch nicht zulasten einer möglichen modernen und poetischen Formensprache.

Kontrast INNEN / AUSSEN: Die Böhm`sche Kirche spielt mit einem Überraschungselement: Wirkt der Klinkerbau von außen solide und mächtig, so eröffnet sich durch die zum Hof gerichtete Fensterfassade im Inneren der Kirche ein unerwartet lichtdurchfluteter Raum. An den beiden Neubauten soll an diese Idee angeknüpft werden.

Wie der Kirchturm inkl. Altarraum mit seinen Betonstützen (Materialwechsel) in die Kirche „eingestellt“ wurde, soll das Pultdach am Gemeindehaus und Kindergarten als Holzkonstruktion in die „Klinker-Umfassungsmauern“ eingestellt werden. Der große Gemeinderaum wie auch der Mehrzweckraum der Kindertagesstätte erhalten zudem durch Glasflächen im Dach Zenitlicht. Das Rauminnere wird im Gegensatz zum Äußeren (Dauerhaftigkeit/Solidität) durch Holz (vergänglicher aber nachwachsender Rohstoff) geprägt (Parkettboden, Holzdecken). Der Innenraum soll eine lichte, warme Atmosphäre ausstrahlen.
Grundriss

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Lageplan

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Ansichten

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