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Geladener, einstufiger Realisierungswettbewerb im Unterschwellenbereich | 04/2018

Umbau und Erweiterung Kindergarten Am Schlatt in Lustenau

Nachrücker

Dieter Vetter

Architektur

Erläuterungstext

Qualitätsvolle Erweiterung Kindergarten Am Schlatt

Mehr Raum für gute Pädagogik

Der bestehende Verwaltungstrakt rückt durch den ostseitigen Zubau ins Zentrum und wird zum zentralen Eingangsbereich. Dieser eingeschossige Zubau erschließt alle Bereiche über kurze Wege und erübrigt ein separates Stiegenhaus und Lift. Der Baukörper wird mit Stahlbetondecken und Außenwänden aus Holzelementen ausgeführt. Sowohl die stehende Holzfassade wie die Innenraumgestaltung mit Holz sorgen für ansprechende Optik und gute Atmosphäre.

Die großzügige Aula bietet Raum zum Spielen und eignet sich für unterschiedliche Veranstaltungen. Ein „Sitzfenster“ stellt den direkten Kontakt zum zentralen Innenhof her. Dieser ist über einen überdachten Außenbereich zugänglich, wo sich auch das Außen-WC und das gut erreichbare Außenlager befinden. Aus den sechs bisherigen Parkplätze beim Eingangsbereich werden vier: diese können dank ihrer Überbreite als „Kiss and go“-Zone (Kinder können gebracht und geholt werden) genutzt werden. (Die Fahrgasse von 5m ist für das Einfahren, lt. RVS-Richtlinien, ausreichend.) Der Gehweg wird bewusst zum Gebäude hin situiert um verkehrstechnischen Konfliktsituationen zu vermeiden. Die Gehwege werden mittels einer niedrigen Hecke von der Straße getrennt. Die restlichen sechs Parkplätze für Kindergartenpersonal und Bewohner sind im östlichen Bereich des Areals situiert.

Direkter Gartenbezug
Der Neubau wird durch eine großzügige, zentrale Achse erschlossen. Die Aufenthaltsräume werden nord- und südseitig von dieser angeordnet. Der Erschließungsbereich mündet in den ostseitigen Gartenbereich, wo sich auch die Terrasse für den gemeinschaftlichen Essraum befindet. Die Gruppen- und Ausweichräume sind wie beim Bestand allesamt nach Süden orientiert. Die Terrassen der einzelnen Gruppeneinheiten sowie die Terrasse des Essraumes sind direkt zum Garten hin angeordnet. Hier kann in der warmen Jahreszeit gegrillt werden.

Durch die Situierung des Neubaus im Osten entsteht der zentrale Innenhof, der von allen Gruppen gut erreichbar ist und mit der Aula das Herz der Anlage bildet. Verbindendes Element ist ein Rundweg zum Bemalen, zum Befahren, zum Laufen, Hüpfen etc. In einem kleinen Garten können Blumen oder Feldfrüchte angepflanzt werden. Weitere Erntemöglichkeiten bietet eine Naschhecke an der Gartensüdseite. Ein Baumhain mit bunten Rundbänken bietet Jausenplätze im Schatten, kleine Weidenhäuschen laden zum Rückzug ein. Eine große zentrale Wiese gibt Platz für Bewegung und Spiel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Projekt 6 schafft eine starke „demokratische“ Verknüpfung von Neubau und Bestand. Dadurch wird die Idee des Gesamtkindergartens bzw. die funktionale Einheit betont. Die Kubatur der Erweiterung ist eingeschossig und relativ frei - ohne die Fluchten des Bestandes aufzunehmen - gesetzt. Dennoch integriert sich der Neubau, auch aufgrund der flachen Volumetrie sehr gut ins Gesamtensemble. Die freie Setzung bzw. die Gebäudebreite erzeugt großzügige Innenräume bzw. Erschließungszonen.

Der bestehende, zentrale Mitteltrakt bildet das neue Zentrum und wird durch den Abtrag sämtlicher Wände freigespielt. Es entsteht eine neue zentrale, polyvalent nutzbare Aula. Die Fassade des Bestandes wird hier mutig zum zentralen südlichen Außenbereich geöffnet um die Qualität der neuen Aula zu erhöhen. Diese bildet mit den beidseits anschließenden Korridoren eine neue großzügige zentrale Achse die einerseits eine vielfältige Nutzung ermöglicht und anderseits für eine gute intuitive Orientierung sorgt. Das östliche Ende dieser Achse wird durch den Essraum gebildet. Dieser bildet den Anschluss an den attraktiven ostseitigen Garten und hat grundsätzlich eine hohe Qualität. Die Nähe der Terrasse zur Straße, den Parkplätzen und die dezentrale Lage sind jedoch nachteilig für diesen Bereich. Die zwei zusätzlichen Gartenausgänge im Neubau sorgen für eine gute Verknüpfung zwischen Innen und Außen.
Der guten funktionalen und räumlichen Organisation stehen kleinere Mängel gegenüber. So wird die Lage der Fahrradabstellplätze und des zu eng gestalteten Fahrradraumes kritisiert. Auch die Anlagerung der dienenden Räume beim westlichen Gartenausgang bzw. gedeckten Außenraum lässt Potentiale ungenutzt.
Der Bestand verfügt über eine subtile tektonische Definition der Gebäudeecken, Fügung der Trakte und Auflösung der Kubatur durch die differenzierte Farbgebung. Die Fassaden haben eine feinteilige variierende Gliederung der Fenster. Der vorgeschlagene Erweiterungsbau wählt eine sehr reduzierte Fassadengestaltung, die sich gut in den Bestand integriert. Die Definition der Gebäudeecken und die sehr hohen Glasflächen werden kritisiert.

Das Projekt wird aufgrund der klaren Konzeption und den städtebaulichen Qualitäten als erster Nachrücker honoriert.