modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 08/2020

Neubau einer Kindertagesstätte in Erfde

1. Preis

LM Architektur

Architektur

Tim Corvin Kraus - Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebaulicher Kontext

Das Grundstück wird eingefasst von einer kleinmaßstäblichen, traditionellen Bebauung mit schlichten Satteldächern im Norden und Osten, sowie von dem vorhandenen Ensemble aus Schule, Sporthalle und dem Neubau des Jugendzentrums im Süden und Westen. Der Entwurf „Häuser für Kinder“ nimmt den städtebaulichen Kontext auf und fügt sich in Maßstab und Formensprache sowohl zur Umgebung als auch zur kindgerechten Nutzung passend ein.

Der Baukörper wird in zwei Bereiche aufgeteilt. Im westlichen Teil ist die Kita - das „Kinderhaus“ - mit der Krippe im EG sowie dem Elementarbereich im OG geplant. Im östlichen Baukörper – dem „Sporthaus“ - befindet sich mit dem großzügigen Bewegungsraum und dem Lehrschwimmbecken das erweiterte Raumangebot. Durch eine Verschiebung der beiden Baukörper zueinander entsteht ein großzügiger Vorplatz im Nordwesten sowie ein geschützter Spielbereich für die KITA im Südosten. Das Dach besteht aus vier Satteldachkonstruktionen, die neben der städtebaulichen Einbindung die unterschiedlichen Nutzungsbereiche in der Dachlandschaft ablesbar machen.

Raumprogramm

Über den großzügig gestalteten Vorplatz betritt man ein zweigeschossiges Foyer, das den Eingangsbereich des Kinderhauses bildet. Von hier aus besteht eine direkte Verbindung in den Speiseraum, der bei Bedarf durch eine mobile Trennwand abgetrennt werden kann. Ebenfalls im EG befindet sich der Krippenbereich mit den Schlaf-, Gruppen- und Sanitärräumen sowie der ruhig gelegene Personalbereich. Das Leitungsbüros mit Nebenräumen liegt für den Publikumsverkehr gut zugänglich direkt neben dem Foyer.
Über eine großzügige Freitreppe erreicht man den Elementarbereich im OG. Alle Bewegungsflächen inner- und außerhalb der Gruppenräume sind großzügig angelegt und bieten den Kindern freie Spielund Entfaltungsmöglichkeiten. Durch die Rundung der Flurwände im ganzen Gebäude wird die natürliche Bewegung der Kinder gelenkt. Der Zugang aus dem Obergeschoss zum Außenbereich erfolgt über eine großzügige Freitreppe oder für die Kinder wahlweise mit Rutsche. Der abgetrennte Außenbereich der Krippenkinder im EG wird direkt aus den Gruppenräumen erschlossen.
Die interne Verbindung zum angrenzenden Sporthaus mit Schwimm- und Bewegungsraum erfolgt ebenfalls über das zentrale Foyer. Alle Umkleiden und Duschräume sind so angeordnet, dass eine gleichzeitige Zugänglichkeit zu beiden Sportbereichen gegeben ist. Im OG befinden sich Multifunktions-, Musikund Kreativräume der KITA. das Sporthaus einen separaten Eingang vom Vorplatz. Als zusätzliches Angebot können durch einen eigenen Treppenzugang auch die Bewegungs- und Multifunktionsräume im Obergeschoss des Sporthauses unabhängig von der KITA für abendliche Veranstaltungen genutzt werden.
Durch die breiten und schwellenlosen Übergänge haben Kinder im Rollstuhl genügend Raum zum Wenden, zugleich kommen Kinder mit Geh- oder Sehbehinderung ohne Stolperfallen voran. Auch im Außenbereich sind die Wege breit und eben; die Bodenbeläge sind befahrbar und kontrastreich gestaltet.

Materialwahl und Raumqualitäten

Um den Kindern eine gesunde und angenehme Atmosphäre zu schaffen, werden die Gebäude in Holzbauweise errichtet. Zusätzlich wird hiermit der Aspekt der Nachhaltigkeit in Bezug auf einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien und eine schnellere Bauzeit berücksichtigt. Das Material Holz wird innen und außen erlebbar sein und trägt zu einem angenehmen Raumklima bei. Der Holzelementbau wird auf einer Bodenplatte aus Beton errichtet. Die einzelnen Elemente sind eine Kombination aus Massivholzwänden, mit innenseitiger Sichtqualität aus Fichte, und einer Dämmebene mit Zellulosefüllung. Die Geschossdecke besteht aus einer Holzrippendecke in der in den Hohlräumen eine Gewichtsschüttung für den Trittschallschutz integriert ist. Die Unterseite wird direkt mit einem Akustik-Leistenprofil in Fichte ausgeführt. Über die horizontale Schichtung der Holzfassade wird der ortsübliche Klinker aufgenommen und neu interpretiert. Die Holzfassade erhält als UV-Schutz eine Verwitterungslasur, um eine nahezu pflegelose Langlebigkeit der Fassade zu gewährleisten.

Die Fenster des Kinderhauses werden durch farbig abgesetzte Laibungen betont und erhalten hierdurch einen spielerischen und identitätsstiftenden Charakter.
Um die Langlebigkeit der Gebäude zu erhöhen und den Wartungsaufwand zu reduzieren, werden die Dachflächen begrünt. Der Schwimmbadbereich mit dem Technikkeller wird in einer feuchteunempfindlichen Bauweise errichtet.
Das statische Konzept im KITA-Bereich sieht zugunsten einer flexiblen Grundrissgestaltung nichttragende Querwände vor. Dadurch kann die Raumaufteilung in Zukunft bei Bedarf an geänderte Erziehungskonzepte angepasst werden. Größere Raumhöhen im Obergeschoss bis unter die Dachkonstruktion ermöglichen in den Elementargruppen den Einbau von Spielgeräten mit einer zusätzlichen Ebene.
Somit werden den Kindern zusätzliche motorische Entfaltungsmöglichkeiten aber auch weitere Rückzugsorte geboten.

Energiekonzept

Zur Energieversorgung mit Strom und Wärme des gesamten Gebäudes wird im Technikgeschoss unterdem Schwimmbad ein kleines Blockheizkraftwerk errichtet. Die anfallende Abwärme des BHKW wird für die Beheizung des Schwimmbades, sowie aller anderen Räume genutzt. Der bei einer Nutzung kurzfristig anfallende Heizbedarf der Sporthalle wird über Luftheizgeräte unterstützt, die sich im Dachraum über den Multifunktionsräumen im 1.OG befinden.
Über Nachströmöffnungen in der Fassade sowie über die Öffnungsflügel der Fenster werden alle Räume natürlich be- und entlüftet. Lediglich die technisch notwendige Belüftung von Sanitär- und Nassräumen sowie des Schwimmbadbereiches wird durch eine entsprechende Lüftungsanlage unterstützt.

Außenraum

Der Vorplatz ist großzügig und einladend gestaltet und bietet ausreichend Platz sowohl für das tägliche Bringen und Abholen der Kinder als auch für kleinere Veranstaltungen wie einem Sommerfest oder einem Kinderflohmarkt. Zudem erfolgt die Anlieferung über den Vorplatz. Schirmförmige Laubbäume spenden kühlenden Schatten machen durch das Blatt- und Blütenspiel die Jahreszeiten erlebbar. Die Außenspielbereiche der Kita sind für alle Elementar- und Krippenkinder zum Spielen, Toben, Experimentieren und Entdecken angelegt. Hier können die Kinder altersübergreifend ihre Umwelt, ihre Sinne und ihren Körper durch ein vielfältiges Bewegungsangebot erforschen. Alle Pflanzen werden essbare Früchte tragen und den Wechsel der Jahreszeiten unterstreichen. Krippe und Elementarbereich werden durch begrünte Robinienstämme getrennt, die eine spielerische Zäsur darstellen. Durch die ansteigende Topografie zum Sportplatz wird der Spielbereich auf natürliche Weise ergänzt durch Sitzstufen und eine Rutsche gefasst.

Eine große Pergola ist Schattenspender und multifunktionales Spielgerät, in das man verschiedene Kletterelemente von der Slackline bis zur Hängematte einhängen kann, zugleich. Der neu strukturierte Parkplatz im Nordwesten dient als Zufahrtsbereich zur Drop on/off-Zone der Kita. Die Ausfahrt erfolgt als Einrichtungsverkehr über die neue östliche Erschließung und führt somit zu einer verkehrlichen Entzerrung. Die östliche Erschließung bildet zudem die Zufahrt zu den neben der Sporthalle gelegenen 12 Stellplätzen sowie zum Spielbereich der KITA für Wartung und Pflege.
Die Fahrradstellplätze befinden sich nördlich vom Sporthaus. Alle Flächen für den ruhenden Verkehr werden in versickerungsfähigem Pflaster ausgebildet.
Die Auswahl der Bäume, Sträucher und Hecken wird auf den Standort Erfde abgestimmt und berücksichtigt alle Rahmenbedingungen an den Klimawandel sowie den Umgang mit spielenden Kindern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die in Nord-Süd-Richtung orientierten Langhäuser, die in zwei gegeneinander verschobene
Volumen gegliedert sind, werden als schlüssig und überzeugend gewertet. Im Nordosten entsteht ein gut proportionierter Vorplatz, der eine hervorragende Adressbildung ermöglicht. An der Nordseite ist der Abstand zur vorhandenen Baumgruppe angemessen gewählt. Auch in der grundsätzlichen Dimension ist die Fassadengliederung hier stimmig als Gegenüber zur bestehenden Einfamilienhausbebauung gewählt.

Positiv werden ebenfalls die Stellplätze im Nordosten mit ihrer getrennten Zu- und Abfahrt gewertet. Kritisch geprüft werden sollte die geplante Durchfahrtsmöglichkeit von West nach Ost.

Der Außenspielbereich ist durch das Gebäudevolumen vernünftig gefasst. Die südlich anschließende Böschungskante wird sinnvoll als Außenspielfläche integriert.
Bei der inneren Raumaufteilung überzeugt die kompakte Erschließung, die durch Aufweitungen zusätzlich gegliedert und belebt wird. Das zentrale Foyer empfängt Besucher mit einer gewissen Großzügigkeit und bildet gleichzeitig eine räumlich überzeugende, multifunktionale Schnittstelle im Übergangsbereich zum Sporthaus.